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24.03.2010: Die Wahrheit ist gefallen und hat die Freiheit mit sich gerissen. Lebt wohl!
Оглавление24.03.2010
Die Wahrheit ist gefallen und hat
die Freiheit mit sich gerissen. Lebt wohl!
In Zeiten der universellen Täuschung wird das Aussprechen der Wahrheit zur revolutionären Tat.
George Orwell
Es gab eine Zeit, in der die Schreibfeder mächtiger war als das Schwert. Das war eine Zeit, in der die Menschen an die Wahrheit glaubten und ihr eigenständige Macht zuerkannten, und sie nicht als Hilfsmittel für Regierung, Klasse, Rasse, ideologische, persönliche oder finanzielle Interessen betrachteten.
Heutzutage werden die Amerikaner von der Propaganda beherrscht. Die Amerikaner haben wenig Achtung vor der Wahrheit, wenig Zugang zu ihr und beschränkte Möglichkeiten, sie zu erkennen.
Die Wahrheit ist eine unwillkommene Sache. Sie stört. Sie hält sich an keine Grenzen. Diejenigen, die sie aussprechen, riskieren, als „antiamerikanisch“, „antisemitisch“ oder „Verschwörungstheoretiker“ gebrandmarkt zu werden.
Die Wahrheit belästigt die Regierung und die Interessengruppen, deren Wahlkampfbeiträge die Regierung kontrollieren. Die Wahrheit belästigt Staatsanwälte, die Verurteilungen wollen, nicht die Aufdeckung von Unschuld oder Schuld.
Die Wahrheit belästigt die Ideologen.
Viele, deren Ziel früher die Aufdeckung der Wahrheit war, bekommen heute stattliche Geldbeträge, damit sie sie verstecken. „Ökonomen des freien Marktes“ werden dafür bezahlt, dass sie den Amerikanern die Auslagerung der Wirtschaft verkaufen. Hoch produktive, Mehrwert bildende amerikanische Arbeitsplätze werden als schmutzige alte Industriejobs verunglimpft. Relikte aus alter Zeit, die wir am besten loswerden. An ihre Stelle ist die „Neue Wirtschaft“ getreten, eine mythische Wirtschaft, angeblich bestehend aus hochtechnisierten Arbeitsplätzen für Anzugträger, die finanzielle Aktivitäten entwickeln und finanzieren, die im Ausland stattfinden. Alles, was Amerikaner brauchen, um bei dieser „Neuen Wirtschaft“ mitmachen zu können, sind akademische Titel in Finanzwissenschaft von Ivy-League-Universitäten, mit denen sie dann Millionen-Dollar-Jobs in der Wall Street bekommen.
Einstmals respektable Wirtschaftswissenschaftler nahmen Geld, um zu diesem Mythos der “Neuen Wirtschaft” beizutragen. Und nicht nur Wirtschaftswissenschaftler verkaufen ihre Seelen für schäbiges Geld. Neulich gab es Berichte über Mediziner, die für Geld in Fachzeitschriften gefälschte „Studien“ veröffentlicht haben, die neue Medikamente in den Himmel loben, welche von Pharmakonzernen produziert werden, die für die „Studien“ bezahlt hatten.
Der Europarat untersucht die Rolle der Pharmaindustrie bei dem großen Medienrummel über die falsche Schweinepest-Pandemie, deren Ziel es war, Milliarden Dollar für Impfstoffe zu kassieren.
Die Medien halfen dem Militär der Vereinigten Staaten von Amerika bei dem Medienrummel über die vor Kurzem erfolgte Offensive in Marja in Afghanistan, indem sie Marja als Stadt mit 80.000 Einwohnern unter Kontrolle der Taliban beschrieben. Es hat sich herausgestellt, dass Marja keine Stadt ist, sondern ein Gebiet mit ein paar Bauerndörfern.
Und dann gibt es da den Skandal um die Erderwärmung, in dem Klimawissenschaftler, finanziert von Wall Street und Konzernen, die Angst haben, beim Emissionshandel zu kurz zu kommen, und von einer UNO, die Angst davor hat, Geld von reichen auf arme Länder zu verteilen, ein Horrorszenario zusammenfantasierten, um aus der Luftverschmutzung Kapital zu schlagen.
Wohin man schaut, die Wahrheit ist dem Geld zum Opfer gefallen. Wenn das Geld nicht ausreicht, um mit der Wahrheit fertigzuwerden, erledigen Ignoranz, Propaganda und kurzes Gedächtnis die Arbeit.
Ich erinnere mich, wie auf die Aussage von CIA-Direktor William Colby vor dem Church-Komitee Mitte der 70er Jahre hin die Präsidenten Gerald Ford und Ronald Reagan Verordnungen erließen, die die CIA und andere Todesschwadronen der Vereinigten Staaten von Amerika an der Ermordung ausländischer Staatsführer hinderten. 2010 wurde dem US-Kongress von Dennis Blair, Chef der nationalen Geheimdienste, mitgeteilt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika jetzt ihre eigenen Bürger zusätzlich zu ausländischen Staatsführern umbringen.
Als Blair dem Geheimdienstausschuss des Kongresses mitteilte, dass Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika nicht mehr verhaftet, angeklagt und wegen eines Kapitalverbrechens verurteilt werden müssen, sondern nur mehr auf den Verdacht hin, eine „Bedrohung“ zu sein, umgebracht werden, wurde er nicht seines Amtes enthoben und auch keine Untersuchung eingeleitet. Nichts geschah. Es gab kein Church-Komitee. Mitte der 70er bekam die CIA Probleme wegen Plänen, Castro umzubringen. Heute sind es amerikanische Bürger, die auf der „schwarzen Liste“ stehen. Sollte etwas dagegensprechen, so ist es ohne Belang. Niemand in der Regierung hat irgendwelche Probleme wegen der Ermordung von Bürgern der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika.
Als Wirtschaftswissenschaftler wundert es mich, dass die Zunft der amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler in keiner Weise mitgekriegt hat, dass die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Auslagerung des US-Bruttoinlandsproduktes in andere Länder zerstört worden ist. Um größtmögliche Vorteile aus billigen Arbeitskräften und maximalen „Bonuszahlungen“ für Manager herauszuschlagen, haben US-Konzerne die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nach China, Indien und in andere Länder verschoben. Wenn ich lese, wie Ökonomen diese Auslagerung als freien Handel auf der Grundlage von Wettbewerbsvorteilen beschreiben, wird mir klar, dass es in der amerikanischen Wirtschaftswissenschaft weder Intelligenz noch Integrität gibt.
Intelligenz und Integrität sind mit Geld gekauft worden. Die transnationalen oder globalen US-Konzerne zahlen Top-Managern viele Millionen, die diese „Wettbewerbsvorteile“ erreichen, indem sie US-Arbeit durch Arbeit im Ausland ersetzen. Während sich Washington Sorgen über die „islamische Bedrohung“ macht, zerstören Wall Street, US-Konzerne und Lockvögel des „freien Marktes“ die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und die Zukunftsaussichten von zig Millionen Amerikanern.
Die Amerikaner, oder die meisten von ihnen, haben sich als Wachs in den Händen des Polizeistaates erwiesen.
Die Amerikaner haben sich von den Behauptungen der Regierung einlullen lassen, dass Sicherheit die Aufgabe von bürgerlichen Freiheiten und berechenbarer Regierung verlangt. Erstaunlicherweise glauben die Amerikaner, oder die meisten von ihnen, dass bürgerliche Rechte wie Habeas Corpus und Anspruch auf ein ordentliches Verfahren „Terroristen“ schützen und nicht sie selbst. Viele glauben auch, dass die Verfassung ein abgenutztes altes Papier ist, das die Regierung davon abhält, die Art von polizeistaatlicher Gewalt auszuüben, die notwendig ist, um die Amerikaner sicher und frei zu erhalten. Und die meisten Amerikaner werden wahrscheinlich niemandem zuhören, der ihnen etwas anderes sagt.
Ich war Mitherausgeber und Leitartikler beim Wall Street Journal. Ich war der erste Außer-Haus-Leitartikler von Business Week, 15 Jahre lang. Zehn Jahre war ich Kolumnist bei Scripps Howard News Service, veröffentlicht in 300 Zeitungen. Ich war Kolumnist für die Washington Times und für Zeitungen in Frankreich und Italien und für ein Magazin in Deutschland. Ich verfasste Beiträge für die New York Times und ein regelmäßiges Feuilleton in der Los Angeles Times. Heute kann ich nichts in den amerikanischen „Mainstream-Medien“ veröffentlichen oder in diesen erscheinen.
In den vergangenen sechs Jahren war ich aus den „Mainstream-Medien” verbannt. Mein letzter Leitartikel in der New York Times erschien im Januar 2004, in Zusammenarbeit mit dem demokratischen US-Senator Charles Schumer, der New York vertrat. Wir behandelten die Auslagerung von US-Arbeitsplätzen. Unser Kommentar führte zu einer Konferenz in der Brookings Institution in Washington, D.C. und einer Live-Berichterstattung durch C-Span. Eine Diskussion wurde gestartet. So etwas könnte heute nicht passieren.
Jahrelang war ich eine Hauptstütze bei der Washington Times und produzierte als Kolumnist der Business Week, ehemaliger Herausgeber des Wall Street Journal und ehemaliger Staatssekretär im Finanzministerium der Vereinigten Staaten von Amerika Glaubwürdigkeit für das verträumte Blatt. Aber als ich begann, Bushs Angriffskriege zu kritisieren, kam von oben die Anweisung an Mary Lou Forbes, meine Kolumne einzustellen.
Die amerikanischen Medien dienen nicht der Wahrheit. Sie dienen der Regierung und den Interessengruppen, die dieser die Macht geben.
Amerikas Schicksal war besiegelt, als Öffentlichkeit und Antikriegsbewegung die Verschwörungstheorie der Regierung über 9/11 schluckten. Gegen die Darstellung von 9/11 durch die Regierung sprechen viele Beweise. Trotzdem ist dieses richtungweisende Ereignis unserer Zeit, das den Vereinigten Staaten von Amerika unbefristete Angriffskriege und einen Polizeistaat im eigenen Land beschert hat, ein Tabuthema für Recherchen in den Medien. Es ist sinnlos, sich über Krieg und Polizeistaat zu beschweren, wenn man die Grundlage akzeptiert, auf der diese errichtet sind.
Diese Billionen Dollar teuren Kriege haben zu Finanzierungsproblemen für Washingtons Defizite geführt und gefährden die Rolle des US-Dollars als Leitwährung der Welt. Die Kriege und der Druck, den die Budgetdefizite auf den Wert des Dollars ausüben, haben die soziale und medizinische Versorgung auf den Hackblock gebracht. Der vormalige Vorstand von Goldman Sachs und Finanzminister der Vereinigten Staaten von Amerika Hank Paulson hat es auf diese Schutzmaßnahmen für die Älteren abgesehen. Der Fed-Vorstand Bernanke ist auch hinter ihnen her, ebenso wie die Republikaner. Die Schutzmaßnahmen werden als „Ansprüche“ bezeichnet, als wären sie eine Art von Fürsorge, für die die Menschen nicht ihr Arbeitsleben lang Steuern bezahlt hätten.
Mit über 21 % Arbeitslosigkeit – gemessen nach den Methoden von 1980 –, mit nach Indien und China verschobenen amerikanischen Jobs, Bruttoinlandsprodukt und Technologie, mit Krieg als Washingtons größter Verpflichtung, mit dem mit Schulden überlasteten Dollar und mit den dem „Krieg gegen den Terror“ geopferten bürgerlichen Rechten wurden die Freiheit und die Zukunftsaussichten des amerikanischen Volkes in den Mülleimer der Geschichte geworfen.
Der Militarismus der Vereinigten Staaten von Amerika und Israels und die Gier von Wall Street und den Konzernen werden jetzt ihren Lauf nehmen. Nachdem die Schrift zensuriert und ihre Macht ausgelöscht ist, ziehe ich mich zurück.