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23.09.2010: Der Zusammenbruch der Moral des Westens

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23.09.2010

Der Zusammenbruch

der Moral des Westens

Ja, ich weiß, viele Leser werden sich beeilen, mir mitzuteilen, dass der Westen nie eine Moral hatte. Dennoch ist alles schlimmer geworden.

Ich hoffe, dass Sie mir gestatten, meine Sicht der Dinge zu schildern. Lassen Sie mich also darlegen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika zwei Atombomben auf japanische Städte abgeworfen und Tokio mit Brandbomben verbrannt haben; dass das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika Dresden und eine Reihe von weiteren deutschen Städten mit Brandbomben verbrannt haben, dass sie gemäß einigen Historikern mehr destruktive Gewalt gegen die deutsche Zivilbevölkerung eingesetzt haben als gegen die Armee; dass Präsident Grant und seine Bürgerkriegsverbrecher, die Generäle Sherman und Sheridan, Völkermord an den Indianern der Great Plains begangen haben; dass die Vereinigten Staaten von Amerika heute die mörderische Politik Israels gegen die Palästinenser ermöglichen, eine Politik, die ein Vertreter Israels mit dem völkermörderischen Vorgehen gegen die amerikanischen Indianer im 19. Jahrhundert verglichen hat; dass die Vereinigten Staaten von Amerika im 21. Jahrhundert auf der Basis von erfundenen Vorwänden den Irak und Afghanistan überfallen und zahllose Zivilisten ermordet haben und dass der britische Premierminister Tony Blair die britische Armee an seine amerikanischen Herren verliehen hat, wie es auch andere NATO-Länder getan haben, wobei alle diese Länder Kriegsverbrechen gemäß den Standards von Nürnberg begehen, und das in Ländern, in denen sie keine nationalen Interessen verfolgen, sondern dafür von den Amerikanern bezahlt werden.

Ich meine nicht, dass diese paar Beispiele alles umfassen. Ich weiß, dass die Liste länger und länger wird. Dennoch erreicht, ungeachtet der langen Liste der Schrecken, die moralische Verkommenheit neue Tiefen. Die Vereinigten Staaten von Amerika foltern jetzt routinemäßig Gefangene, obwohl das nach amerikanischem und Internationalem Recht strikt verboten ist, und eine neue Meinungsumfrage zeigt, dass der Anteil der Amerikaner, die die Folter befürworten, größer wird. Er ist in der Tat sehr hoch, auch wenn er nicht die Mehrheit bildet.

Und es scheint, dass es einen neuen Nervenkitzel gibt: Amerikanische Soldaten benützen den Deckmantel des Krieges, um Zivilisten zu ermorden. Kürzlich wurden amerikanische Soldaten verhaftet, weil sie afghanische Zivilisten zum Spaß ermordet und Trophäen wie Finger und Totenköpfe gesammelt haben.

Diese Enthüllung erfolgte kurz nach der Weitergabe eines Videos von der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika durch Bradley Manning, das amerikanische Soldaten in Helikoptern und ihre tausende Meilen entfernten Controller zeigte, wie sie sich eine spaßige Hatz daraus machten, Presseleute und afghanische Zivilisten per Joysticks zu ermorden. Manning trägt die schwere Last eines moralischen Gewissens, das von seiner Regierung und seinem Militär verworfen worden ist, und Manning wurde verhaftet, weil er dem Gesetz gehorcht und dem amerikanischen Volk über diese Kriegsverbrechen berichtet hatte.

Der Abgeordnete zum Repräsentantenhaus Mike Rogers aus Michigan, natürlich ein Republikaner, Mitglied des Unterausschusses für Terrorismus, hat Mannings Hinrichtung verlangt. Laut Rogers stellt der Bericht über ein amerikanisches Kriegsverbrechen einen Verrat dar. Mit anderen Worten: Dem Gesetz zu gehorchen ist „Verrat an Amerika“.

Der Abgeordnete Rogers sagte, dass Amerikas Kriege von einer „Kultur der Enthüllung“ untergraben werden und dass diesem „ernsten und wachsenden Problem“ nur durch die Exekution Mannings Einhalt geboten werden kann.

Wenn der Abgeordnete repräsentativ für Michigan steht, dann ist Michigan ein Staat, den wir nicht brauchen.

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, eine Quelle imperialer Überheblichkeit, glaubt nicht, dass irgendeine Tat, die sie begeht, ganz egal wie widerwärtig, möglicherweise ein Kriegsverbrechen sein könnte. Eine Million toter Iraker, ein verwüstetes Land und vier Millionen vertriebene Iraker sind allesamt gerechtfertigt, da die „bedrohte“ Supermacht USA sich vor nicht existierenden Waffen der Massenvernichtung schützen musste, von denen die Vereinigten Staaten von Amerika ganz genau wussten, dass es diese im Irak nicht gab und dass diese auch keine Bedrohung für sie hätten darstellen können, wenn es sie im Irak gegeben hätte.

Wenn andere Länder versuchen, die internationalen Gesetze anzuwenden, die die Amerikaner aufgestellt hatten, um die im Zweiten Weltkrieg besiegten Deutschen hinzurichten, macht sich die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ans Werk und blockiert den Versuch. Am 8. Oktober vor einem Jahr hob der spanische Senat, indem er seinem amerikanischen Herrn brav gehorchte, die spanischen Gesetze betreffend die universelle Rechtszuständigkeit auf, um ein ordnungsgemäßes Verfahren wegen Kriegsverbrechen gegen George W. Bush, Barack Obama, Tony Blair und Gordon Brown abzudrehen.

Der Westen schließt auch Israel ein, und dort reichen die Horrorgeschichten über 60 Jahre. Noch schlimmer – wenn man eine davon erwähnt, wird man zum Antisemiten erklärt. Ich erwähne sie nur, um zu beweisen, dass ich weder Antiamerikaner, Antibrite noch Anti-NATO bin, sondern schlicht und einfach gegen Kriegsverbrechen. Es war der anerkannte zionistische jüdische Richter Goldstone, der den UNO-Bericht verfasste, der darauf hinwies, dass Israel Kriegsverbrechen begangen hat, als es die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur von Gaza angegriffen hat. Dafür erklärte Israel den Zionisten Goldstone zum „sich selbst hassenden Juden“ und der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika stimmte auf Empfehlung der israelischen Lobby dafür, den Goldstone-Bericht an die UNO zu ignorieren.

Wie der Vertreter Israels sagte: “Wir machen mit den Palästinensern nur, was die Amerikaner mit den amerikanischen Indianern gemacht haben.”

Die israelische Armee benützt weibliche Soldaten, die vor Videomonitoren sitzen und per Fernbedienung Maschinengewehre abfeuern, um Palästinenser zu ermorden, die kommen, um auf ihren Feldern zu arbeiten, die innerhalb von 1.500 Metern von der geschlossenen Zone rund um das Getto Gaza gelegen sind. Es gibt keinen Hinweis, dass diese israelischen Frauen sich was draus machen, wenn sie junge Kinder und alte Leute abknallen, die auf ihre Felder gehen.

Wären die Verbrechen beschränkt auf Krieg und Landdiebstahl, könnten wir vielleicht sagen, dass es sich um einen Fall von Chauvinismus handelt, der von der traditionellen Moral abweicht, die ihrerseits noch immer aufrecht ist.

Der Zusammenbruch der Moral erstreckt sich allerdings auf zu viele Bereiche. Einige Sportteams haben neuerdings eine Um-jeden-Preis-gewinnen-Einstellung, die Pläne mit einschließt, die Spielerstars der gegnerischen Teams zu verletzen. Wenden wir uns den Formel I-Rennen zu, wo 200 Meilen pro Stunde normal sind.

Bis 1988, 22 Jahre ist es her, gab es Tote auf der Rennstrecke bedingt durch Fahrerirrtum, technisches Versagen und schlecht geführte Strecken mit Sicherheitsrisiken. Weltmeister Jackie Stewart tat viel, um die Sicherheit der Rennstrecken zu verbessern, sowohl für die Fahrer als auch für die Zuschauer. Aber 1988 änderte sich alles. Spitzenfahrer Ayrton Senna drängte einen weiteren Spitzenfahrer, Alain Prost, bei 300 km/h gegen eine Baugrubenwand. Laut Auto Week (vom 30. August 2010) war bis dato nichts dergleichen gesehen worden. „Die Funktionäre bestraften Sennas Vorgangsweise an diesem Tag in Portugal nicht, und eine signifikante Änderung bei Autorennen begann.“ Was der große Rennfahrer Stirling Moss als „schmutziges Fahren“ bezeichnete, wurde zur Norm.

Nigel Roebuck berichtet in der Auto Week, dass Weltmeister Damon Hill 1996 sagte, dass Sennas Um-jeden-Preis-gewinnen-Taktik „verantwortlich für einen grundlegenden Wechsel in der Ethik des Sports“ war. Die Fahrer griffen zu „terroristischen Taktiken auf der Strecke“. Damon Hill sagte, dass „ich die Ansichten, die ich von meinem Vater (dem zweifachen Weltmeister Graham Hill) und Leuten wie ihm mitbekommen habe, bald fahren lassen musste“, weil man feststellte, dass es keine Strafe für den Kerl gab, der versuchte, dich umzubringen, damit er gewinnen konnte.

Zur Ethik im modernen Formel I-Rennen sagte der amerikanische Weltmeister Phil Hill: „So etwas war zu meiner Zeit einfach unvorstellbar. Ich sag nur so viel: Wir glaubten, dass bestimmte Taktiken inakzeptabel waren.“

Im heutigen moralischen Klima des Westens gehört es zum Gewinnen, einen anderen begabten Fahrer bei 320 km/h gegen die Wand zu drängen. Michael Schumacher, geboren im Januar 1969, ist siebenfacher Weltmeister, ein einsamer Rekord. Auto Week berichtete, dass Schumacher am 1. August beim ungarischen Grand Prix versuchte, seinen ehemaligen Ferrari-Teamkameraden Rubens Barrichello bei 320 km/h an die Wand zu fahren. Konfrontiert mit seinem Versuch, jemanden umzubringen, sagte Schumacher: „Das ist die Formel I. Jeder weiß, dass ich keine Geschenke verteile.“

Das tun auch weder die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika noch die Regierungen der Bundesstaaten und Kommunen, noch die Regierung des Vereinigten Königreichs, noch die Europäische Union.

Die Entartung der Polizei, von der viele Amerikaner in ihrem ungebildeten Dasein als naive Gläubige an „Recht und Ordnung“ noch immer glauben, sie sei „auf ihrer Seite“, hat mit der Militarisierung mit dem Ziel, „Terroristen“ und „heimische Extremisten“ zu bekämpfen, neue Dimensionen angenommen.

Die Polizei ist außer Kontrolle geraten, nachdem die zivilen Polizeigremien von den Konservativen abgeschafft worden waren. Kinder im Alter von 6 Jahren wurden schon wegen Vorfällen in der Schule in Handschellen ins Gefängnis abgeführt. Nicht anders ist es auch Müttern mit einem Auto voller Kinder ergangen.

Jeder, der über Google Videos von unnötigen Gewaltanwendungen der Polizei in den Vereinigten Staaten von Amerika sucht, wird zehntausende Ergebnisse bekommen, und das, nachdem gemäß den neuen Gesetzen das Filmen von Polizeiübergriffen ein schweres Verbrechen darstellt. Vor einem oder zwei Jahren hätte man hunderttausende derartige Videos gefunden.

In einem der letzten der vielen täglichen Vorfälle von unnötiger Misshandlung von Bürgern durch die Polizei wurde einem 84 Jahre alten Mann das Genick gebrochen, weil er sich einer nächtlichen Abschleppung seines Wagens widersetzte. Der Polizist schlug den 84-Jährigen nieder, wobei sich dieser das Genick brach. Das Polizeidepartment in Orlando, Florida sagt, der alte Mann wäre eine „Bedrohung“ für den wohlbewaffneten viel jüngeren Polizeistrolch gewesen, weil er seine Faust geballt habe.

Die Amerikaner werden das erste Volk sein, das geradeaus in die Hölle geschickt wird, während sie glauben, dass sie das Salz der Erde sind. Die Amerikaner haben sich sogar selbst einen Titel zugeeignet, um mit der Selbstbeschreibung der Israelis als „Gottes auserwähltes Volk“ gleichzuziehen. Die Amerikaner bezeichnen sich selbst als „das unentbehrliche Volk“.

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