Читать книгу Dein Job ist es, frei zu sein - Paul J. Kohtes - Страница 9
Einführung und Warnhinweise
zum Gebrauch dieses Buches
ОглавлениеDieses Buch ist eine Zumutung für Führungskräfte, die ihren Job wirklich ernst nehmen. Ja, es ist sogar ein Risiko für die Karriere. Sollten Sie das Buch trotzdem lesen wollen, dann tun Sie das auf eigene Gefahr. Folgende Gebrauchs- und Warnhinweise sollten Sie dabei beachten:
Lesen Sie das Buch in möglichst kleinen Schritten. Die einzelnen Kapitel sind in sich abgeschlossen. Sie können sie der Reihenfolge entsprechend von vorne nach hinten durchlesen oder sich einzelne Kapitel herauspicken.
Dieses Werk ist nichts für Fastfood-Fans. Schlingen Sie es also nicht hastig herunter. Nehmen Sie sich vielmehr Zeit beim Konsumieren der Texte und genießen Sie die köstliche Doppeldeutigkeit der Zen-Geschichten, die sich den Sinnen meist nicht beim ersten Hinsehen erschließt.
Alle Empfehlungen und die vorgeschlagenen Übungen sind vom Autor mit großer Sorgfalt und aus eigenen Erfahrungen heraus entwickelt worden. Er kann jedoch nicht für persönliche Veränderungen im Leben haftbar gemacht werden, die sich durch die Benutzung dieses Werkes ergeben.
Dieses Buch ist aus den Erfahrungen meiner persönlichen und beruflichen Krisen entstanden. Jeder kennt diese Phasen, in denen es so aussieht, als ob nichts mehr geht. Das ist das Besondere an einer Krise: nämlich das Gefühl oder die scheinbare Gewissheit, dass es zu einer unerwünschten Entwicklung keine Alternative mehr gibt. Wenn Sie beispielsweise erkennen, dass Ihre Firma auf eine Katastrophe zusteuert, gibt es irgendwann den „point of no return“. Das ist der Höhepunkt der Krise. Weil ich beruflich ständig mit Fällen von „Kommunikation in der Krise“ konfrontiert war – von der Atomenergie bis zur Milchwirtschaft, vom Versicherungskonzern bis zum Einzelunternehmer – wurde es mir irgendwann möglich, diese Erfahrungen auf den persönlichen Lebensbereich zu übertragen. Die wichtigste Entdeckung dabei war: Es gibt immer eine Alternative! Wir sind häufig nur blockiert oder borniert, weil uns die Alternativen zunächst als unmöglich und vor allem meistens als unerwünscht erscheinen. Oft entdecken wir erst im Nachhinein, dass die Alternative, in die wir schließlich hineingezwungen wurden, letztlich das Beste für uns war. Bei meinem eigenen wirtschaftlichen Desaster anlässlich der Übernahme eines mittelständigen Lebenshilfe-Verlages konnte ich diese Erfahrung erst vor kurzem ziemlich heftig „ausprobieren“.
Es gibt noch ein wichtiges Motiv für dieses Buch: Vielleicht kennen Sie das Gefühl der Zerrissenheit zwischen verschiedenen Lebenswelten. So bin ich im Beruf ein völlig anderer Mensch als in der Familie oder unter Freunden, jeweils eingesperrt in Rollen, die wir manchmal gar nicht mehr als Rollen wahrnehmen, weil sie uns schon derart selbstverständlich geworden sind. Nur das Unbehagen darüber, dass mit unserer persönlichen Identität irgendetwas nicht stimmig ist, bleibt.
Vor etwa 25 Jahren habe ich beschlossen, mich nicht mehr damit abzufinden. Ein Zen-Lehrer, der aus dem Leben kam, Professor Michael von Brück, hat mich dabei entscheidend geprägt. Allerdings habe ich ihn nicht gesucht. Wir haben uns gefunden. Warum erzähle ich das? Unsere Befreiung als Person geschieht niemals im Äußeren, vielmehr ist die äußere Freiheit Folge eines inneren Prozesses. Befreiung entsteht durch ein radikales Öffnen der eigenen Perspektiven. Das ist meistens sehr schmerzhaft und langwierig – und endet ohnehin nie. Warum? Weil wir bei diesem Prozess mit unseren unendlich tief sitzenden Ängsten konfrontiert werden. Erst wenn wir lernen, sie nicht mehr zu unterdrücken, sondern mit ihnen als nützliche Kompagnons zu leben, dann schimmert das Licht der Freiheit in unser inneres Gefängnis.
Deshalb wünsche ich Ihnen vor allem Mut, aber auch Vergnügen und neue Perspektiven beim Lesen!
PAUL J. KOHTES
Düsseldorf, Januar 2005