Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 11

3

Оглавление

Bowen Midwater saß an seinem Schreibtisch, den Kopf auf die Hände gestützt und die Augen geschlossen. Seine Migräne plagte ihn zusätzlich zu den üblichen Rheumabeschwerden. Obwohl das Wetter in diesem Moment schön war, wusste er, dass es bald umschlagen und Regen einsetzen würde. Er spürte es in seinen Knochen. Jeder Wetterumschwung kündigte sich durch starke Schmerzen in den Gelenken an. Doch viel mehr als seine körperlichen Leiden peinigten ihn die Sorgen um seinen Besitz. Der Berg an Rechnungen wuchs ins Unermessliche, während die Pachteinnahmen immer geringer wurden, weil die Pächter kaum noch Geld verdienten. Wohin sollte das alles noch führen?

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufhorchen. »Ja bitte.«

»Entschuldigen Sie die Störung, Mylord. Sie haben Besuch«, verkündete James, der Hausdiener.

Hinter James kam die Gestalt des Dukes of Addington zum Vorschein.

»Euer Gnaden! Ich bin überrascht, dich hier zu sehen.« Bowen traute seinen Augen nicht recht. Es war mehr als drei Jahre her, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Er war mit Bankbains Vater, dem verstorbenen Duke, gut befreundet gewesen und eigentlich hätte Francis einmal seine Fawn heiraten sollen. Doch es war ganz anders gekommen.

»Bowen, wie schön, dich gesund vorzufinden.« Francis reichte ihm die Hand.

»Bitte entschuldige, Francis, aber mein Rheuma macht es mir im Moment unmöglich, mich schnell zu erheben.«

»Bitte bleib sitzen. Es ist nicht nötig, dass du aufstehst. Darf ich mich setzen?«, fragte Bankbain und nahm bereits Platz.

»Francis, es ist wirklich lange her, dass wir uns gesehen haben. Dein Verlust tut mir und meiner Familie sehr leid …«

Francis winkte ab. »Es ist gut, alter Freund. Ich bin darüber hinweg. Man muss lernen, mit den Gegebenheiten zu leben. Das habe ich getan.«

Obwohl er seine Worte so leichtherzig sprach, sah Bowen den Schmerz in Francis’ Augen. Er wollte es nicht zugeben, aber der Verlust seiner Ehefrau und des ungeborenen Kindes setzte ihm immer noch zu.

»Was führt dich zu mir? Du warst früher häufig ein Gast in meinem Haus und ich muss zugeben, dass ich dich in all den Jahren sehr vermisst habe.«

»Ich war Gast in einem Haus, das dir bald nicht mehr gehören wird, verehrter Freund.«

Dieser Satz ließ das Lächeln auf Bowens Gesicht in Sekunden gefrieren. »Ich bin mir nicht sicher, was genau du damit sagen willst.«

»Bowen, wir beide wissen ganz genau, was ich da andeute. Ich habe von deinen Schuldscheinen erfahren, die du bei diversen dubiosen Veranstaltungen hinterlassen hast. Ein Mann wie du sollte nicht spielen, Bowen. Du bist zu redlich und leicht durchschaubar, ein gefundenes Fressen für skrupellose Betrüger. Dir bleiben ganze vier Tage, um diese Schuldscheine auszulösen, oder du verlierst dein Haus und deine Ländereien.«

Bowen senkte den Kopf. »Ich weiß, und ich habe keine Ahnung, wie ich das Geld dafür auftreiben soll. Das Spiel ist ein übles Laster, dem ich leider zu sehr verfallen bin.« Er vergrub die Hände in seinem bereits ergrauten Haar. »Wenn Fawn davon erfährt, wird sie mir die Hölle heißmachen.«

»Sie weiß also gar nichts davon, dass sie bald ihr Heim verlieren wird?« Francis schüttelte den Kopf. Bowen hatte es Fawn verheimlicht. Wie konnte er nur so weit gehen?

»Nein, mein Freund. Fawn weiß nichts davon. Sie wird todunglücklich sein. Sie liebt dieses Haus und wenn wir es verlassen müssen, wird sie in das Haus meiner Schwester ziehen müssen, um dort als Gouvernante zu leben. Das wird ihr Tod sein«, sann Bowen leise darüber nach, ohne Francis anzusehen.

»Vielleicht kann ich dir behilflich sein.« Francis griff in seine Jackentasche und holte drei Papiere heraus. »Wie der Zufall es will, bin ich in den Besitz deiner Schuldscheine gelangt.« Er hielt sie in die Höhe und legte sie dann auf den Tisch.

»Wie bist du an diese Papiere gekommen?«, fragte Bowen überrascht und ließ die Schuldscheine nicht aus den Augen, als handelte es sich dabei um ein gefährliches Tier.

»Das tut nichts zur Sache. Du solltest dich glücklich schätzen, dass ich sie habe.«

»Aber natürlich wirst du sie mir nicht einfach so überlassen«, warf Bowen ahnungsvoll in den Raum.

»Da vermutest du richtig, mein Freund. Zwei Bedingungen stelle ich: Ich werde dich weiterhin in diesem Haus leben und dir deine Güter lassen, wenn du mir versprichst, dich von den Spieltischen fernzuhalten. Sobald ich dessen gewahr werde, dass du an einem Glücksspiel teilgenommen hast, werde ich die Schuldscheine zur sofortigen Fälligkeit einlösen. Du weißt, was das zu bedeuten hat.«

»Natürlich, Euer Gnaden«, murmelte Bowen ehrwürdig.

»Mein Freund, es besteht kein Grund zur Förmlichkeit. Wir sind weiterhin freundschaftlich verbunden.«

Schweiß trat auf Bowens Stirn. »Und wie lautet deine zweite Bedingung?« Er schien zu ahnen, dass noch etwas Schwerwiegendes auf ihn zukam.

Ein kleines Lächeln trat auf Francis’ Gesicht, als er sich Fawns Reaktion auf seine Forderung vorstellte. Sie würde vermutlich zum ersten Mal ihre Contenance verlieren und aus der Haut fahren. Jetzt würde es schwierig werden. »Ich möchte, dass du mir Fawn zur Frau gibst. Sie soll die neue Duchess of Addington werden.«

»Nein, dem wird Fawn niemals zustimmen«, rief Bowen aufgebracht und stand umständlich auf und stieß dabei seinen Stuhl nach hinten, sodass er laut über den Boden rutschte. »Du weißt nicht, was Fawn durchgemacht hat. Ich werde sie nicht verraten. Nicht für dieses Haus und für keine Ländereien der Welt. Das ist völlig unmöglich.«

Genau diese Antwort hatte Francis erwartet. »Dann tut es mir leid, lieber Bowen. Wenn du nicht bereit bist, mir zu helfen, werde ich es auch nicht sein. Quid pro quo heißt es doch so schön. Ich gebe etwas, dafür bekomme ich etwas. Deine Besitztümer für die Hand deiner Tochter. Ein einfacher Handel.«

»Du hast sie schon einmal gewollt und sie dann sitzen gelassen. Woher soll ich wissen, dass es dir diesmal ernst ist? Ein weiteres Mal verschmäht zu werden, das würde Fawn umbringen.« Bowen setzte sich wieder, weil ihm das Stehen merklich Schmerzen bereitete, und stützte seinen Kopf in die Hände.

»Ich gebe dir mein Wort. Und damit Fawn nicht an der Ernsthaftigkeit meines Angebots zweifelt, will ich, dass die Trauung am Ende der Woche vollzogen wird.«

»Am Ende der Woche? Das ist in drei Tagen. Wie soll ich Fawn in der kurzen Zeit davon überzeugen, dich zu ehelichen?« Bowen blickte Francis ratlos an und schien in Minuten gealtert zu sein. Seine Augen trugen dunkle Ringe, die Haut wirkte grau und eingefallen.

»Mein lieber Bowen, ich bin hier, um von dir einen Gefallen einzufordern. Du weißt, was passiert wäre, hätte ich diese Schuldscheine nicht in meinen Besitz gebracht.«

Resigniert nickte Bowen. »Ja, natürlich. Ich würde in vier Tagen alles verlieren. Nun wird es meine Tochter sein, die ich verliere. Wie kannst du mir keine Wahl lassen?«

»Das ist nur eine Frage der Perspektive. Du verlierst vielleicht deine Tochter, doch Fairfield Heights wird eine neue Herrin gewinnen.«

Midwater Saga - Gesamtausgabe

Подняться наверх