Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 15

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Die Kutsche rumpelte über den Steinweg und erst als sie die Auffahrt zu Fairfield Heights erreichten, wurde der Weg ebener und das Schaukeln ließ erheblich nach. Als ob Fawn nicht schon übel genug wäre. Vor einigen Stunden war ihr Gesicht im Spiegel so weiß wie ihr Kleid gewesen, und daran hatte sich in der Zwischenzeit wohl nicht viel geändert. Glynnis drückte aufmunternd ihre Hand. Fawn war eine schöne Braut. Das weiße Kleid aus feinem Musselin und Spitze sah sehr edel und kleidsam aus. Das Oberteil saß eng und brachte ihre schmale Taille zur Geltung. Darunter trug sie einen feinen Unterrock. Der kleine Brautstrauß war dezent und dessen Blumen fanden sich in ihrem Haarband wieder, das so wundervoll zu ihrem brünetten Haar passte.

Glynnis lächelte Fawn aufmunternd zu. Sie saß ihr in der Kutsche gegenüber, während ihr Vater neben ihr Platz genommen hatte und ebenfalls ihre Hand drückte.

»Schau nicht so betrübt. Eine Braut sollte strahlen«, sagte Glynnis und blickte neugierig aus dem Kutschenfenster. »Mein Gott, was für ein Anwesen! Und das wird in wenigen Stunden alles dir gehören«, staunte sie.

Ich will es aber nicht, schrie alles in Fawn. Zwar hatte sie von der bevorstehenden Hochzeit berichtet, aber der wahre Grund für diese Eheschließung war ihr selbst gegenüber ihrer besten Freundin nicht über die Lippen gekommen. Fawn hatte beschlossen, dass niemand erfahren würde, warum sie den Duke heiratete und warum Francis sie ausgesucht hatte. Und wenn es nach ihr ginge, durfte die Wahrheit niemals ans Licht kommen. Diese Demütigung würde sie niemals überleben.

Die Kutsche hielt vor der kleinen Kapelle, die zu Fairfield Heights gehörte. Die Bediensteten öffneten die Tür. Als Fawn die Kapelle betrat, schlug es Punkt elf. Sie hatte die Vereinbarung eingehalten und noch nicht mal ein Zuspätkommen, wie es zurzeit so üblich war, für sich in Anspruch genommen. Es sah so aus, als könnte sie es gar nicht erwarten, endlich die Duchess of Addington zu werden.

Der Duke stand vor dem Altar, den Rücken zur Tür zugewandt. Sein Freund, der Earl of Croyden, stand zu seiner Rechten und informierte ihn darüber, dass die Braut eingetroffen war. Francis drehte sich um und blickte sie an. Für eine Sekunde blieb Fawn das Herz stehen. Ihre Beine wollten nicht mehr weiter, doch sie konnte jetzt unmöglich umkehren. Dabei war es genau das, was sie wollte. Der Skandal wäre noch größer, als wenn ihr Vater alles verlieren würde. In der Kirche gab es nur einige wenige Gäste, darunter Francis’ Mutter und ihre drei Schwestern, die alle kinderlos geblieben waren.

Fawn schritt erhobenen Hauptes den Gang entlang, geführt von ihrem Vater, der die Braut am Altar übergab. Sie lächelte Bankbain an und er nickte ihr zu. Seiner Miene war nicht zu entnehmen, in welcher Stimmung er war und was er dachte.

»Auf ein Wort, Euer Gnaden«, murmelte sie leise.

Er nahm ihre Hand in seine und wandte sich ihr zu. »Du wirst doch wohl jetzt nicht mehr deine Entscheidung ändern.«

»Nein, das ist es nicht. Ich stelle eine Bedingung.«

»Ich höre, meine Gnädigste.«

»Niemals darf jemand erfahren, aus welchem Grund ich dieser Heirat zugestimmt habe und warum wir diesen Schritt gehen. Niemand, das schließt auch unsere zukünftigen Kinder ein.«

Ein sanfter Zug erhellte Francis’ Gesicht. »Sie haben mein Wort als Ehrenmann, Mylady.« Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste sie.

Nachdem die Zeremonie vollzogen war und Francis seiner Frau vor Gott geschworen hatte, sie zu ehren, zu beschützen und zu lieben, wurde Fawn klar, dass er sein Wort bereits gebrochen hatte, denn lieben würde er sie nicht. Dabei hatte sie sich geschworen, niemals einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte. Doch wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte sie ihr Versprechen gehalten. Sie hatte den Mann geheiratet, den sie ein Leben lang geliebt hatte, nur liebte er sie nicht. Niemals würde er erfahren, wie es um ihre Gefühle stand. Dass ihr Herz schneller schlug, sobald er in ihre Nähe kam. Dass ihre Haut auf eine ganz gewisse Art und Weise kribbelte, wenn Francis sie berührte. Das würde immer ihr Geheimnis bleiben. Ein Kleinod, aus dem sie ihre ganze Kraft schöpfte.

»Mein Kind! Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin.« Francis’ Mutter, die Countess of Caterham, riss Fawn aus ihren Gedanken. Alle hatten sich auf der Terrasse des Herrenhauses von Fairfield Heights versammelt. Francis’ Mutter drückte Fawn an ihre üppige Brust und deutete Küsse auf beide Wangen an.

»Lady Jane. Ja, ich bin auch sehr glücklich.« Fawn lächelte Francis’ Mutter an.

»Du gehörst nun zur Familie und machst meinen Sohn sehr glücklich. Mehr kann eine Mutter vom Leben nicht verlangen zum Glücklichsein.« Sie breitete ihren Fächer aus und ging lächelnd davon.

»Duchess of Addington, was für ein Titel.« Glynnis trat auf Fawn zu und küsste ihre Wange innig. »Ich freue mich so für dich«, flüsterte sie ihr ins Ohr und drückte ihre Hand. »Ich habe immer gewusst, dass ihr einmal heiraten werdet. Ihr seid so ein schönes Paar.«

Fawn lächelte über die Euphorie ihrer besten Freundin.

»Wenn ich den Ladys ein Glas anbieten darf.« Der Earl of Croyden reichte beiden Kristallgläser mit einer perlenden Flüssigkeit. »Wir wollen doch auf die glückliche Braut und den Bräutigam anstoßen.«

»Aber sicher doch, mein lieber Shamus.« Glynnis warf ihm einen Blick zu, den man fast als lasterhaft bezeichnen konnte.

»Lady Glynnis, wie immer zu einem Flirt aufgelegt.« Shamus schenkte ihr ein Lächeln, das sie erröten ließ.

Zusammen tranken sie alle ein Glas Champagner auf der Terrasse. Lakaien reichten Tabletts mit Häppchen, doch Fawn war alles andere als hungrig. Sie hoffte, dass diese Farce bald vorbei sein würde.

»Wirst du nun hier leben?«, fragte Glynnis und blickte an der Fassade des riesigen Hauses empor.

»Nein, wir werden heute noch nach London zurückkehren und erst einmal in unserem Stadthaus wohnen.« Francis war hinter Fawn getreten und legte eine Hand auf ihre schmale Hüfte, während er sprach. »Geschäfte halten mich länger als erwartet in London auf. Aber der Frühling beginnt gerade erst. Sobald es wärmer ist, werden wir uns aufs Land zurückziehen.«

Glynnis warf ihr einen vielsagenden Blick zu, doch Fawn wollte ihn nicht erwidern und schlug die Augen nieder.

»Wir sollten langsam aufbrechen. Ich glaube, dein Vater will sich verabschieden.« Francis drängte zum Aufbruch.

»Oh, dann werde ich mich auch auf den Weg machen. Ich werde mit deinem Vater zurück in die Stadt fahren.« Glynnis raffte ihre Röcke und wandte sich zum Gehen.

»Sie können gern in meiner Kutsche zurück nach London fahren, Lady Glynnis. Lord Midwater will weiter zu seinem Landsitz reisen, um dort nach dem Rechten zu sehen.« Shamus bot ihr seinen Arm.

Glynnis warf Fawn einen unsicheren Blick zu. Es war sicher nicht schicklich, mit einem Junggesellen allein in einer Kutsche nach London zu reisen. Aber welche Wahl hatte sie? Lord Midwater würde einen großen Umweg in Kauf nehmen müssen, um sie erst zurück in die Stadt zu begleiten.

»Ich vertraue auf Ihre Rechtschaffenheit, lieber Shamus.« Sie verabschiedeten sich von dem Brautpaar, das ihnen in die Eingangshalle folgte.

»Wir sehen uns in London«, rief Fawn ihnen hinterher, bevor der Lakai die Tür der Kutsche schloss.

»Mein liebes Kind, ich muss mich auch verabschieden.«

»Vater.« Fawn küsste seine Wangen und blickte ihn Hilfe suchend an. Doch dafür war es viel zu spät. Ihr blieb nur der Trost, dass sich nichts ändern würde. Der Besitz war gerettet, das Vermögen und das Ansehen ihrer Familie ebenfalls. Alles war in bester Ordnung – wenn sie nur nicht so unglücklich wäre.

Midwater Saga - Gesamtausgabe

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