Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 12

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Es kam selten vor, dass Fawn von ihrem Vater in sein Arbeitszimmer gerufen wurde, daher blickte sie James überrascht an, als er ihr die Nachricht überbrachte. Sie schloss das Buch, in dem sie gerade gelesen hatte, und erhob sich.

Den ganzen Vormittag über hatte ihr Vater eine Besprechung mit einem Mann geführt, dessen Namen sie nicht in Erfahrung hatte bringen können, da sich James, der Hausdiener, in Schweigen gehüllt hatte. Nun wollte ihr Vater sie sehen und Fawn betrat voller Ungeduld den Raum.

»Du hast mich rufen lassen, Vater.« Mit einem Lächeln auf den Lippen näherte sie sich dem Schreibtisch, hinter dem ihr Vater saß und sie unheilvoll anblickte.

»Bitte setz dich, mein Kind.« Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Fingerspitzen aneinander.

Fawn kam der Aufforderung nach und setzte sich auf die vordere Kante des Stuhls. Ein ungutes Gefühl beschlich sie und sie war viel zu aufgeregt, um es sich bequem zu machen. Es war eindeutig, dass es hier nicht um belangloses Geplauder ging.

»Fawn, ich hatte heute Morgen Besuch vom Duke of Addington«, begann ihr Vater, kam aber nicht weiter.

»Was? Francis war hier? Was wollte er?« Sie wippte ungeduldig mit den Füßen. Warum war er nach all den Jahren in das Haus ihres Vaters gekommen? Früher war er wöchentlich zu Besuch gekommen, doch seit seiner Heirat hatte er sich nicht mehr sehen lassen. Auch nicht, nachdem er Witwer geworden war. Er schien mit ihrer Familie abgeschlossen zu haben.

»Fawn, bevor ich zu dem Grund komme, muss ich dir von einer sehr unerfreulichen Begebenheit berichten.«

»Noch unerfreulicher als der Besuch des Dukes?«, fragte Fawn und hob eine ihrer elegant anmutenden Augenbrauen.

»Bitte, Fawn, unterbrich mich nicht. Es ist ohnehin schon schwer genug, dir davon zu berichten.«

»Du meinst, mir von deinen Spielschulden zu erzählen?« Die Frage rutschte Fawn einfach so über die Lippen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.

Die Reaktion ihres Vaters sprach Bände. Sein Gesicht überzog eine Röte, die man sonst nur bei prüden Jungfrauen beobachten konnte.

»Hast du wirklich geglaubt, ich wüsste nicht davon? Es gibt wohl kein Mitglied der Londoner Gesellschaft, das nicht von deinen Geldschwierigkeiten und der Spielsucht weiß. Es ist ein offenes Geheimnis, auch wenn du anscheinend noch nichts davon gehört hast. Wie auch? Du scheinst ja mit Taubheit gegenüber jeglichem Tratsch gesegnet zu sein.«

»Fawn, bitte. Sei nicht so hart.« Es war ein kläglicher Versuch, seine Tochter milde zu stimmen.

»Nein, Vater. Ich habe viel zu lang geschwiegen, wie mir scheint. Was wollte Seine Gnaden von dir?«, kam sie auf den eigentlichen Punkt dieses Gesprächs zurück.

Bowen lockerte seinen Kragen, der zu eng schien. »Er hat um deine Hand angehalten.« Die Worte kamen nur leise über seine Lippen, und er wagte es nicht, dabei Fawn in die Augen zu blicken.

»Er hat was?«

»Er will dich zur Frau und ich sehe keine Möglichkeit, ihm diese Bitte zu verwehren.« Lord Midwaters Stimme hatte zu seiner normalen Kraft zurückgefunden und er blickte seine Tochter nun offen an. »Und bevor du seinen Antrag ablehnst, muss ich dir sagen, dass wir keine andere Wahl haben, wenn wir nicht alles verlieren wollen.« Er reckte das Kinn in die Höhe, als wäre dies bereits eine beschlossene Sache.

»Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief Fawn aufgebracht.

»Doch, mein Kind. Du wirst die nächste Duchess of Addington.« Er betonte jede Silbe, als könnte der Titel Fawn dazu bewegen, ihre Meinung zu ändern. Über den Antrag und über den Duke. »Ich werde dazu verdammt sein, meine eigene Tochter mit ›Ihre Gnaden‹ anreden zu müssen.«

»Was für ein Unsinn!«, brach es aus Fawn heraus. »Du glaubst doch nicht, dass ich dem zustimmen werde. Der Duke hat eine andere mir vorgezogen und mich damit zum Gespött der Gesellschaft gemacht. Und jetzt soll ich die Frau dieses … dieses Teufels werden? Nur über meine Leiche. Eher stürze ich mich von der nächsten Klippe.«

»Das scheint mir doch ein wenig übertrieben. Die nächste Klippe ist viel zu weit weg. Diese Theatralik steht dir nicht, mein Kind. Wir haben keine andere Wahl und müssen einen klaren Kopf bewahren.«

Fawn neigte keineswegs zu derartigen Ausbrüchen, doch wessen sie hier gewahr wurde, überstieg alles, was ihre Nerven verkraften konnten.

»Ich kann Francis nicht heiraten, weil ich ihn nicht liebe«, rief sie.

»Mein Gott, Kind. Wer redet denn von Liebe? Welche Ehe wird geschlossen, weil es um Liebe geht?«, erwiderte ihr Vater nun aufgebracht.

»Hast du Mutter etwa nicht aus Liebe geheiratet?«, fragte Fawn leise.

»Natürlich. Aber da stand auch nicht mein ganzes Leben auf dem Spiel. Unser Leben. Wir werden alles verlieren, wenn du ihn nicht heiratest. Die Güter, dieses Haus. Unser gesamtes Vermögen. Du wirst zu deiner Tante ziehen müssen, ein Leben als Gouvernante führen, wenn du nicht einlenkst.«

Fawn begriff die Zusammenhänge nicht. »Warum steht das alles auf dem Spiel?«

»Bankbain ist im Besitz aller Schuldscheine, die auf meinen Namen ausgestellt sind, und wird deren Einlösung verlangen, wenn du ihn nicht binnen drei Tagen heiratest.«

»Du meinst, er erpresst dich?«

Lord Midwater blickte seine Tochter ernst an. »Es tut mir leid, mein Kind, dass es so weit kommen konnte. Ich verspreche, in Zukunft die Finger von den Karten zu lassen. So wahr ich hier sitze, mein Kind. Doch nur du allein kannst uns jetzt noch retten. Heirate Francis und werde seine Frau. Das ist der einzige Ausweg, der uns bleibt.«

Midwater Saga - Gesamtausgabe

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