Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 14
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ОглавлениеFawn blickte aus dem Fenster und sah dennoch nichts. Nur mit den Unterröcken bekleidet stand sie dort und sann über ihre Lage nach. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie je etwas getan hatte, das gegen jegliche Vernunft war. Francis zu heiraten, war weder vernünftig noch entsprach es ihrem freien Willen. Es hatte eine Zeit gegeben, da wäre sie die glücklichste Frau auf der Welt gewesen, dieses Hochzeitskleid anzuziehen und in der Kapelle zu erscheinen.
Doch jetzt – hatte sie ihre Kammerzofe aus dem Raum geschickt, um allein zu sein.
Ihr Haar hatte man bereits hochgesteckt, mit Bändern verziert. Sie trat an den Spiegel, schaute in ihr Gesicht und kam sich selbst fremd vor. Wer war diese Frau, die ihr entgegenblickte? Sie wusste es nicht.
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Überlegungen.
»Noch nicht. Ich bin noch nicht so weit«, rief sie und wünschte, dieser Tag wäre schon längst vorbei. Nein, sie wünschte, sie könnte ihn aus ihrem Leben streichen.
Die Tür öffnete sich trotz ihrer Anweisung und Glynnis’ Kopf kam zum Vorschein.
»Oh, Liebes! Du bist es«, rief Fawn, erleichtert, ihre Freundin zu sehen.
»Du bist ja noch gar nicht fertig angezogen. Es wird Zeit, du willst doch nicht zu deiner eigenen Hochzeit zu spät kommen?« Glynnis musterte sie aufmerksam.
»Nein, natürlich nicht. Es ist nur, weil ich nicht weiß … ich sollte nicht, weil er mich nicht … oh Glynnis, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.« Sie blickte ihre Freundin verzweifelt an. Die Frau, die sie fast besser kannte als sie sich selbst.
»Fawn, was redest du denn da? Es ist doch klar, dass Francis dich liebt. Das hat er schon immer getan und jetzt ist der Tag gekommen, an dem ihr endlich zusammenfindet«, beschwichtigte Glynnis sie.
»Tue ich das Richtige? Ja, natürlich tue ich das.« Entschlossen griff sie nach dem Kleid. »Hilfst du mir?«, bat Fawn und hielt Glynnis das Kleid entgegen. Sie hatte keine andere Wahl.
»Mein Gott! Das ist wunderschön. Du wirst umwerfend aussehen, und der Duke wird dich nicht mehr aus den Augen lassen. Ich wünschte, ich wäre auch einmal so eine schöne Braut«, schwärmte Glynnis, legte das kostbare Kleid auf das Bett, nahm dafür Fawns Hände in ihre. »Alles wird gut werden. Da bin ich mir sicher. Auch, wenn es dir nicht so scheint, jede Braut hat Zweifel, da bist du nicht die einzige. Aber er liebt dich, sonst hätte er nicht um deine Hand angehalten.«
Fawn seufzte leise, wenn es nur so wäre. »Eines Tages wirst du auch so eine schöne Braut sein und wirklich glücklich, weil du aus freien Stücken heiraten wirst – einen Mann, den du wirklich liebst und der dich liebt. Ich freue mich schon auf diesen Tag und werde dir zur Seite stehen, so wie du heute mir.« Fawn blickte Glynnis nachdenklich an. »Ja, ich habe Zweifel, aber es ist, wie es ist. Ich hätte auch einen Mann wie Cousine Edith abbekommen können und das wäre durchaus schlimmer.«
»Shipsell? Oh Gott bewahre. Ich denke, da machst du mit Francis die wesentlich bessere Partie, immerhin ist er ein Duke. Er ist gut aussehend, reich, wohlerzogen und hat alles, was eine Frau sich nur wünscht.«
»Ich heirate nicht des Titels oder des Ansehens wegen, ich heirate, weil …«
»Du heiratest, weil du verliebt bist«, erklärte Glynnis und lächelte schelmisch, dann nahm sie das Kleid wieder auf und hielt es Fawn entgegen. »Keine weiteren trüben Gedanken. Zieh nun endlich dein Kleid an, damit wir in die Kapelle kommen, sonst findet die Hochzeit noch ohne dich statt.«
Fawn streckte den Rücken durch und nickte zustimmend. »Du hast wie immer recht. Hadern hilft nicht. Ich werde das durchstehen.«
Glynnis küsste ihre Wange und lächelte sie aufmunternd an. »Natürlich wirst du das. Und Francis wird dich auf Händen tragen.«