Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 16
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ОглавлениеNachdem auch alle anderen Gäste verabschiedet worden waren, hatte Francis seine neue Gemahlin dem Personal von Fairfield Heights vorgestellt und sie danach durch die Räume geführt. Er versprach ihr, dass sie alle Zimmer nach ihren Vorstellungen gestalten dürfte, ganz wie ihr der Sinn stände.
Nun saß sie neben ihm in der Kutsche, die sie nach London in Francis’ Stadthaus zurückbrachte. Er hatte heute Morgen veranlasst, dass Fawns gesamte Ausstattung in das Haus gebracht wurde und bereits ausgepackt sein sollte, wenn sie eintrafen.
»Ich werde mich umziehen müssen, sobald wir in London ankommen«, meinte Fawn und schaute hinaus auf die Landschaft.
»Warum? Ich finde dich sehr ansehnlich in diesem Kleid. Du bist eine wunderschöne Braut.«
Sie blickte ihn an, als würde sie seinen Worten keinen Glauben schenken. Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Sie roch so wundervoll sauber nach frischer Seife, verströmte einen blumigen Duft nach Rosen oder vielleicht Veilchen. Ja, es war ein feiner Geruch nach Veilchen und damit stellte sie wundervolle Dinge mit seinem Körper an. Er drückte einen Kuss auf ihr Handgelenk und blickte ihr verlangend in die Augen.
»Ich habe deinem Vater alle Papiere ausgehändigt«, erklärte er und ließ von ihrer Hand ab.
»Ich kann nur hoffen, dass es ihm eine Lehre sein wird«, flüsterte Fawn. »Schließlich hat er nur eine Tochter, die er verkaufen kann.«
Francis lachte leise. »Immer noch so voller Groll? Du wirst dich an dein neues Leben gewöhnen, und vielleicht wird dir eines Tages aufgehen, dass es gar nicht so furchtbar ist, wie du es dir vorgestellt hast. Sobald wir in London ankommen, wirst du alles im Schlafzimmer vorfinden, was du benötigst. Ich habe deine Sachen bereits in das Stadthaus schaffen lassen. Auf mich wartet noch einige Arbeit. Wir werden uns erst zum Abendessen sehen.« Sein Ton war distanziert, aber nicht unfreundlich. Er würde sich an Fawns unterkühlte Art gewöhnen müssen. Zumindest war sie nicht länger abweisend, mehr konnte er im Augenblick wohl nicht verlangen.
Sie nahmen das Abendmahl im kleinen Salon ein. Fawn liebte diesen Raum, denn er hatte drei bodenlange Fenster, die zum Garten hinausführten. Es wurde früh dunkel, aber bald würde es immer länger hell bleiben und Fawn würde den schönen Anblick auch noch abends genießen können.
Tavish servierte das Essen zusammen mit einem anderen Diener, dessen Namen Fawn leider schon wieder vergessen hatte.
»Ich hoffe, das Essen mundet dir.« Francis blickte sie fragend an und Fawn nickte zustimmend.
»Sehr sogar. Ich sollte der Köchin später meinen Dank aussprechen.« Sie trank einen Schluck Wein.
»Mylady, wenn ich es erwähnen darf: Louise, unsere Köchin, wird morgen mit Ihnen die Menüfolge für die nächste Woche besprechen.« Tavish benahm sich ihr gegenüber seltsam freundlich, seit sie heute Nachmittag im Haus angekommen waren und Francis sie als neue Duchess of Addington vorgestellt hatte. Ja, das war nicht nur für Tavish eine Neuigkeit.
»Sehr gut. Dann werde ich ihr morgen für das ausgezeichnete Mahl danken. Vielen Dank, Tavish.«
Er verbeugte sich würdevoll und räumte die geleerten Teller ab.
Fawn nahm noch einen Schluck Wein. Die Aussicht auf die Hochzeitsnacht machte sie nervös und am liebsten hätte sie mehr als ein Glas geleert, doch das wäre mit Sicherheit nicht schicklich und doch etwas auffällig.
»Ich ziehe mich zurück«, beschloss sie daher und erhob sich.
Francis stand ebenfalls auf, nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich brauche nicht mehr lange.«
Bei diesem Satz schlug ihr Herz hart gegen die Brust. Mit einem Nicken verabschiedete sich Fawn und Tavish geleitete sie mit einem Kerzenhalter in der Hand in das obere Geschoss des Hauses.
»Soll ich Ihnen eines der Mädchen schicken, Mylady?«, fragte er.
»Nein danke. Das wird nicht nötig sein. Ich komme allein zurecht. Gute Nacht, Tavish.«
»Gute Nacht, Mylady.« Er verbeugte sich tief.
Die Tür schloss sich hinter Fawn und sie war allein. Der Raum war mit Kerzen erleuchtet und heimelig. Zu ihrer Überraschung stellte Fawn fest, dass dies Francis’ Schlafzimmer war. Sie konnte es nicht glauben. Er hatte tatsächlich entschieden, dass sie das Zimmer und das Bett teilten. Eigentlich war Fawn davon ausgegangen, einen eigenen Raum zu bekommen. Sie würde darauf bestehen. Das Haus hatte schließlich mehr als genug Zimmer.
Als sich die Tür öffnete, erschrak sie. Francis trat ein und warf einen großen Schatten an die Wand.
»Ich möchte ein eigenes Schlafzimmer«, forderte Fawn so leise, dass sie nicht wusste, ob Francis sie überhaupt verstanden hatte.
Als er begann, seinen Querbinder zu öffnen und die Weste aufzuknöpfen, drehte sie sich beschämt zur Seite.
»Das ist unser gemeinsames Schlafzimmer. Daran wird sich nichts ändern. Du kannst dir gern ein eigenes Zimmer in der unteren Etage einrichten, das du für deine Belange nutzen kannst, aber schlafen werden wir in diesem Raum. Gemeinsam. Ich möchte nicht, dass das Personal auf komische Gedanken kommt und es Gerede gibt.«
Erst als er ihre Schultern berührte, bemerkte sie, dass Francis sich ihr genähert hatte. »Schau mich an.« Er drehte sie zu sich, hob ihr Gesicht an, indem er den Zeigefinger unter ihr Kinn legte. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nicht wehtun.«
Sie nickte. »Ich habe keine Angst«, versuchte sie ihm weiszumachen, zitterte jedoch am ganzen Körper.
»Nein? Ist das so?«, fragte er und lächelte.
Wie sie sein Gesicht liebte, wenn er das tat. Dann sah er so sorglos aus, so jung. Nicht wie der Witwer, der über den Tod seiner Frau nicht hinwegkam.
Er trat wieder hinter sie. »Ich würde dir gern beim Entkleiden helfen, doch wir werden wohl eine Kammerzofe für dich einstellen.«
»Nein danke. Das wird nicht nötig sein. Ich komme zurecht.«
»Fawn, du bist jetzt die Duchess of Addington. Wie würde es aussehen, wenn wir keine Kammerzofe beschäftigten? Auch wenn ich dir liebend gern zur Verfügung stehe und dir beim Entkleiden behilflich bin.« Er sprach ganz nah an ihrem Ohr und die Empfindung seines warmen Atems brachte Gefühle in Fawn hervor, die sie sich schon so lange gewünscht hatte. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück, bis er an seiner Schulter Halt fand.
Mit geschickten Fingern knöpfte Francis ihr Hochzeitskleid auf. Sie hatte es doch den ganzen Tag über anbehalten, weil es ihm gefallen hatte. Nur die Blumen hatte sie vorsorglich aus ihrem langen brünetten Haar entfernt.
»Du duftest so wundervoll. Das vernebelt mir schon den ganzen Tag die Sinne, Mylady«, raunte er ihr zu und streifte das Kleid ab, sodass es gebauscht zu ihren Füßen zum Liegen kam. Er löste auch den Unterrock, ließ ihn zu Boden gleiten.
»Tritt heraus«, befahl er mit sanfter Stimme und warf die Kleider achtlos zur Seite.
Fawn trug nur noch ihr Korsett und versuchte, mit den Händen ihren Körper zu bedecken.
»Hab keine Angst. Du siehst wundervoll aus in diesem schummrigen Licht.«
»Das ist es nicht.« Endlich fand Fawn ihre Stimme wieder. »Es ist nur … Ich habe noch nie …« Es war zu peinlich.
»Was hast du noch nie?«, fragte Francis und zog seine Stiefel aus. Nachdem er sich der Weste entledigt hatte, zog er das Hemd aus der eng anliegenden Hose. Dessen Schnürung war geöffnet und Fawn starrte auf die dunklen Brusthaare, die darunter zu erkennen waren. Er trat wieder ganz nah an sie heran, berührte ihre Wange. »Sag es mir. Was hast du noch nie?«
»Ich habe noch nie einen Mann ohne Kleidung gesehen«, brachte sie leise hervor und errötete.
»Darüber bin ich sehr froh. Ich müsste mir Sorgen machen, wenn es anders wäre, Fawn.« Er sprach ihren Namen wie eine Liebkosung aus. »Ich bin stolz, dass ich der erste Mann sein werde, den du nackt siehst.«
Es war beschämend, darüber zu sprechen. Sie hätte das Thema nicht anschneiden sollen. Fawn schloss die Augen und wünschte sich an einen anderen Ort als diesen. Weit weg von all den Peinlichkeiten, die das Leben für sie vorgesehen hatte. Sie wünschte, dies wäre ihre richtige Hochzeitsnacht, mit einem Ehemann, der sie aus Liebe geheiratet hätte.
»Berühr mich«, forderte Francis sie auf und hielt inne.
Sie war sich nicht sicher, wie sie es anstellen sollte. Nur zögerlich hob sie ihre Hand und berührte seine Wange. Die dunklen Bartstoppeln, die sich den Tag über dort gebildet hatten, kratzten leicht, doch es gefiel Fawn. Mutig wanderte ihre Hand seinen Hals entlang, hinunter zu den Schultern, und blieb dann am Halsausschnitt liegen, um sein Brusthaar zu berühren. Es fühlte sich seidig an. Ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte.
Francis zog hart die Luft ein. »Gefällt es dir, wie ich mich anfühle?«
»Ja«, erwiderte sie, ohne lange zu überlegen. »Ja, sehr sogar.«
»Ich würde dich auch gern berühren. Darf ich?«, fragte er bittend.
Wie hätte sie sich ihm verweigern können? Nicht, nachdem er so behutsam vorging. Sie hatte Geschichten gehört, in denen es ganz anders abgelaufen war. Dass der Ehemann sich brutal genommen hatte, was ihm zustand. Doch Francis war anders. Oder tat er das nur, weil es ihre Hochzeitsnacht war? Nein, das konnte Fawn sich nicht vorstellen. Der Francis, welchen sie als junges Mädchen gekannt hatte, war sanft gewesen. Weder brutal noch skrupellos. So sehr konnte er sich in den letzten Jahren nicht verändert haben.
»Ja«, antwortete sie endlich auf seine Frage und drehte ihm den Rücken zu, damit er ihr Korsett lösen konnte. Als er sie von der Kleidung befreit hatte und sie entblößt vor ihm stand, verspürte sie eine nie gekannte Scham. Noch nie hatte ein Mann sie so gesehen. Doch sie widerstand dem Drang, sich zu bedecken.
»Ich bin so ein glücklicher Mann. Du bist wunderschön und du bist mein.«
Seine Worte, die er mit Stolz von sich gab, schenkten Fawn ein wenig Selbstvertrauen. Ohne darüber nachzudenken, zog sie an seinem Hemd und er hob die Hände, damit sie es ihm ausziehen konnte.
Sein entblößter Oberkörper war äußerst ansehnlich. Die Muskeln waren fein definiert, er wirkte stark und gesund. Sie konnte nicht anders und fuhr seine Arme mit ihren Handflächen nach, streichelte die breite Brust, wanderte um ihn herum, um auch ja alles in Augenschein zu nehmen. Seine Rückenpartie war makellos und die Haut ein wenig gebräunt. Ihre Hände strichen sein Rückgrat entlang und sie drückte ihre Lippen darauf. »Du bist ein wunderschöner Mann«, murmelte sie.
»Teufel noch mal, Weib, du machst mich verrückt.« Francis drehte sich um und schlang seine Arme um ihren nackten Körper, zog sie an sich, senkte den Kopf und küsste sie begehrlich.
Seine Lippen fühlten sich so weich an und als die Zunge um Einlass in ihren Mund bat, gab es keinen Grund, diesen zu verwehren. Eine Woge der Leidenschaft riss Fawn mit sich, als er sie hochhob, zum Bett trug und dort niederließ. Er entledigte sich seiner Hosen und ganz ohne Scheu betrachtete Fawn seinen männlichen Körper. Er war groß und schön, ein stattlicher Mann. Und er war ihr Ehemann. Er war mehr, als sie je zu träumen gewagt hätte. Alles wäre perfekt, wenn er sie nur lieben würde.
Als er sich zu ihr auf das Bett legte und ihren Körper mit Küssen bedeckte, kam ihr ein tiefer Seufzer über die Lippen. Es fühlte sich so richtig an, dass alle ängstlichen Gedanken sich aus ihrem Kopf verflüchtigten. Ihre Hände fuhren seinen Körper hinauf und wieder hinunter, als er sich langsam über sie schob.
Francis nahm ihren Kopf in seine Hände, bannte ihren Blick. »Es wird beim ersten Mal vielleicht ein bisschen wehtun. Aber so wird es nicht immer sein. Es wird besser, je öfter ich bei dir liegen werde.«
»Ich habe keine Angst«, flüsterte sie und lächelte. Alles war so ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. So sanft und ruhig, obwohl ihr Herz hämmerte, als würde sie rasend schnell laufen.
»Du bist so wundervoll. Ich habe dich tausendfach in meinen Träumen gesehen, aber niemals war es so wie jetzt«, raunte er ihr ins Ohr und drückte ihre Beine leicht auseinander, um sich dort niederzulassen. Mit geschickten Bewegungen nahm er von ihr Besitz, wartete einen Moment, bis sie sich an ihn gewöhnt hatte, und bewegte sich dann leicht.
»Bitte verzeih mir«, murmelte er und stieß vorsichtig zu.
Fawn spürte einen kurzen Schmerz. Sie schloss die Augen, ertrug ihn tonlos, wartete einen Augenblick ab und einen Moment später war dieser bereits vergessen.
»Hat es sehr wehgetan?«, fragte Francis und streichelte ihr Gesicht.
Fawn öffnete die Augen, blickte ihn verlangend an. »Nein … nein, es war gar nichts. Es ist alles in Ordnung. Du fühlst dich wundervoll an.«
Er schenkte ihr ein Lächeln, bewegte sich nun schneller, intensiver. Ihre kurzen Fingernägel bohrten sich in seinen Rücken, Fawn konnte nicht anders. Sie musste irgendwo Halt finden, denn eine Woge von Gefühlen, die sie bisher nicht gekannt hatte, schien sie fortzureißen. Ein undefinierbarer Laut verließ ihre Lippen, aber sie hatte keine Zeit, sich dessen zu schämen, denn so viele Empfindungen tobten in ihr, dass ihr ganz schwindelig wurde. Als sich Francis’ Atem beschleunigte, ließ sich Fawn einfach fallen, in der Hoffnung, dass er sie auffangen würde. Er stöhnte laut auf und in diesem Moment sah Fawn Sterne vor ihrem inneren Auge aufleuchten. Sie explodierten in bunten Farben und ein Laut drang aus ihrem Mund, der wie der Name ihres Ehemanns klang.
»Oh Fawn, du fühlst dich so eng und warm an. Gib mir alles von dir, lass dich fallen«, knurrte Francis und erhöhte sein Tempo.
»Ja, mein Liebster«, flüsterte Fawn und versank in dem Blau seiner Augen.