Читать книгу Midwater Saga - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 17
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ОглавлениеEine entspannte Trägheit lag über ihr, als Fawn am nächsten Morgen aufwachte. Nur langsam öffnete sie die Augen, horchte in ihren Körper hinein. Sie fühlte sich anders, sie war eine andere. Denn sie war nun eine Ehefrau, die Duchess of Addington. Lady Bankbain.
»Einen Penny für deine Gedanken.« Francis lag neben ihr und blickte sie wohlwollend an. »Wie geht es Ihnen, Mylady?« Er zeichnete mit dem Finger eine Linie auf ihrem Gesicht.
»Ich fühle mich sonderbar«, war ihre aufrichtige Antwort.
»Sonderbar gut?«
»Ja, der Schlaf war äußerst erquicklich.«
»Dann geht es dir also wieder gut.« Seine Finger fuhren weiter ihren Hals hinunter.
»Es gibt keinen Grund, warum das nicht so sein sollte.«
»Das freut mich zu hören, Mylady.« Er zog das Laken tiefer und berührte sie.
Ein Lächeln huschte über ihr feines Gesicht, als sie seine Lippen spürte.
»Dann wollen wir dafür sorgen, dass uns bald ein Erbe geschenkt wird.«
Als Fawn diese Worte vernahm, griffen ihre Hände in das Laken und sie versteifte sich. Sie musste sich an irgendetwas festhalten. Für eine Nacht hatte sie vergessen, welchem Zweck diese Heirat diente. Doch auf Bankbain war Verlass. Er würde nicht aufhören, sie daran zu erinnern, warum er sie geheiratet hatte und was ihre Pflichten waren. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht versagte.
Dabei hatte sie in dieser Nacht einen ganz anderen Francis kennengelernt. Einen zärtlich einfühlsamen. Einen Mann, den Fawn bisher nicht gekannt hatte. Einen Mann, der sich heimlich in ihr Herz schlich. Doch mit einem Satz hatte er das alles wieder zunichtegemacht. Fawn wollte auf keinen Fall, dass er herausfand, wie sehr sich ihr Herz für ihn geöffnet hatte. Sie würde weiterhin eine Maske tragen, die ihre wahren Gefühle für ihren Ehemann verbarg. Diese erste gemeinsame Nacht war für sie etwas ganz Besonderes gewesen. Francis hatte sie zu seiner Frau gemacht, und auch wenn er in ihr nur die Mutter seiner Kinder sah, sah sie mehr in ihm als nur den Mann, der sie wegen einer geschäftlichen Vereinbarung geehelicht hatte. Er war der Mann, den sie schon so lange liebte. Sie konnte es nicht länger leugnen. Doch dieses Geheimnis musste sie tief in ihrem Herzen vergraben.
Nachdem ihre Heirat bekannt wurde, schneiten die Einladungen nur so ins Haus. Lustbarkeiten jeglicher Art erwarteten sie. Jeder wollte den Duke und die neue Duchess of Addington als Erster in seinem Haus begrüßen dürfen.
»Wir werden heute Abend die Einladung des Marquess of Binfield annehmen und uns endlich der Gesellschaft als Ehepaar vorstellen. Ich hatte dich gebeten, dir einige neue Abendkleider zu kaufen, und hoffe, du bist meiner Anweisung gefolgt. Ich möchte, dass du heute Abend die schönste Frau auf dem Ball bist.«
»Sehr wohl, Euer Gnaden.« Fawn erhob sich und verließ den Tisch, an dem sie zusammen mit Francis das Frühstück eingenommen hatte.
Sie hätte lieber Bücher über schwierige mathematische Formeln gelesen, als sich für einen Ball herzurichten. Sie hasste es, sich wie ein Pfau aufzuplustern und mit Schmuck zu behängen, als wäre sie ein überladener Weihnachtsbaum.
Das Stubenmädchen hatte bereits einige Kleider herausgelegt, doch Fawn stand vor ihrem Bett und hatte keine Ahnung, welches sie wählen sollte.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie zusammenfahren.
»Herein«, sagte Fawn laut.
»Ich hörte, du brauchst ein wenig Gesellschaft!«
»Glynnis! Du rettender Engel. Was machst du hier?« Fawn nahm ihre Freundin bei den Händen, zog sie ins Zimmer und schloss die Tür.
»Ich habe erfahren, dass du heute Abend an dem Ball der Chantboroughs teilnehmen wirst, und dachte mir, du könntest vielleicht Hilfe gebrauchen.«
»Wahrlich ist es beängstigend, wie gut du meine Gedanken kennst, liebe Glynnis. Mir ist nicht wohl bei der Vorstellung dieses ersten offiziellen Auftritts nach der Heirat. Francis erwartet viel von mir, vor allem Perfektion, und ich habe keine Ahnung, ob ich dafür geschaffen bin. Ich habe mein beschauliches Leben mit meinem Vater geliebt.« Sie setzte sich niedergeschlagen auf das Bett und faltete die Hände in ihrem Schoß.
»Lieber Himmel, Fawn! Was sind das denn für traurige Gedanken? Du müsstest die glücklichste Frau auf der Welt sein. Immerhin hast du den Mann geheiratet, den du schon ein ganzes Leben lang liebst.«
Nachdenklich nickte Fawn. »Ja, ich liebe ihn. Aber das muss nicht heißen, dass es andersherum genauso ist.« Eigentlich wollte sie niemandem davon erzählen, aber Glynnis war ihre beste Freundin und Vertraute, sie würde es verstehen.
»Oh, meine Liebe, was redest du denn da? Francis liebt dich, seit er denken kann. Niemals darfst du etwas anderes vermuten. Er ist ein Ehrenmann und hätte dich nicht geheiratet, wenn er nicht genug für dich empfinden würde.«
Den Grund, warum Francis sie geehelicht hatte, konnte sie ihrer Freundin gegenüber niemals offen aussprechen. Fawn hatte das Gefühl, sie würde sich selbst das Herz brechen, wenn sie diese abscheulichen Worte über die Lippen brachte. Daher setzte sie ein Lächeln auf. »Ja, vielleicht hast du recht. Ich bin nur ein wenig nervös. Welches der Kleider soll ich heute Abend tragen? Ich kann mich für keine Farbe entscheiden.«
»Du wirst dieses hier tragen. Das sanfte Weiß schmeichelt deinem dunklen Haar und deiner zarten Haut. Dein Haar werden wir hochstecken und eine cremefarbene Blüte wird es zieren. Alle Frauen werden vor Neid erblassen und jeder anwesende Mann wird Francis beneiden, dich zur Frau genommen zu haben.«
»Wenn du nur recht behältst«, murmelte Fawn unsicher. »Was wirst du heute Abend tragen? Ich hoffe auf deine Unterstützung.«
»Aber natürlich. Der Ball des Marquess of Binfield ist normalerweise kein großes Ereignis, aber wenn der Duke und die Duchess of Addington ihm die Ehre geben, will ich natürlich dabei sein. Das würde ich für nichts auf der Welt verpassen wollen, so wie ganz London.«