Читать книгу Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen - Pauline Weiß - Страница 29

II. Untersuchung der Belegstellen

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In diesem Kapitel werden die Belegstellen geordnet nach den Konstituenten untersucht, i.e. einfache DPn, DPn mit Pronomen, DPn mit Adjektiven etc. Der Fokus liegt dabei stets auf dem Artikel. Die DPn sind so organisiert, dass die Phrasen mit jedem Kapitel komplexer werden. Die einfachen DPn umfassen nur Beispiele mit Artikel und Bezugswort. Anschließend werden substantivierte Elemente besprochen. Diese verhalten sich im Allgemeinen zwar wie Substantive, doch in der syntaktischen Analyse in Kapitel III werden die Differenzen deutlich, da nominalisierte Elemente auf andere Weise generiert werden müssen als Substantive. Im nächsten Punkt werden Konstellationen mit Pronomen erläutert, danach Phrasen mit attributiven Adjektiven usw. Dieses Vorgehen erleichtert den Überblick über alle Belegstellen. Ferner kann durch diese Gliederung untersucht werden, ob spezifizierende Konstituenten die Verwendung des Artikels beeinflussen können.

Die einzelnen Untersuchungssprachen werden zunächst separat analysiert. Die so erzielten Ergebnisse werden in einem Zwischenfazit am Ende jedes Kapitels verglichen. Es wird allerdings nicht jedes Beispiel gesondert erwähnt, vielmehr werden die verschiedenen Phrasentypen vorgestellt und ihre grammatischen Eigenschaften erklärt. Auf Typisches wird hingewiesen und auf Besonderheiten detailliert eingegangen. Von speziellem Interesse sind die Wortstellungsmuster der einzelnen Phrasentypen. Durch den Vergleich der einzelsprachlichen Belegstellen werden allgemeine Serialisierungen herausgearbeitet, die mit abstrakten Bezeichnungen wie „Art“ für Artikel oder „BW“ für Bezugselement operieren.1 Die Wortstellungsmuster entsprechen etwa einem mathematischen Term. Dies dient dazu, dass jedes Serialisierungsphänomen mit Artikel gesondert erklärt werden kann. Durch die Wortstellungsmuster kann man die Positionen der einzelnen Konstituenten innerhalb der Phrase analysieren und feststellen, in welchen Positionen der Artikel auftreten kann. Dies wiederum wird in Kapitel III wichtig sein, um herauszufinden, wo der Artikel innerhalb der DP abgeleitet werden kann. Da der Artikel mit dem Feature Definitheit verknüpft ist, kann dadurch auch eine Position für Definitheit in der DP wahrscheinlich gemacht werden. Wenn eine komplexe Phrase vorliegt und analysiert werden soll, kann man aus den entsprechenden Kapiteln die Einzelkomponenten auswählen und zu einer komplexen Analysestruktur zusammensetzen. Ferner wird anhand der Wortstellungsmuster erklärt, in welcher Relation der Artikel zum Bezugswort steht und ob sich seine Stellung verändert, wenn eine weitere Konstituente wie ein Possessivpronomen, ein Adjektiv etc. hinzukommt. Die abstrahierten Muster sollen die Stellungsmöglichkeiten des Artikels herausstellen und veranschaulichen, welche Positionen eine DP je nach Untersuchungssprache besitzen muss. Zudem hilft es, die Serialisierung im Bezug auf die Artikelsetzung hin zu analysieren, um daraus Regeln zur Verwendung des Artikels ableiten zu können. Der Artikel steht in einer speziellen Relation zur Serialisierung. So sind Calboli (1978 [1979]) und Leiss (2000) der Ansicht, dass der Artikel aus einer Notwendigkeit der Wortstellung heraus entstanden ist. Die Beziehung zwischen Artikel und Satzbau ist mit der referentiellen Kennzeichnung der Nomina verknüpft und die Entwicklung des Artikels evoziert einen Wandel des Satzbaus. So besitzen die alten Sprachstufen des Lateinischen und Griechischen noch keinen Artikel, aber dafür Konstruktionen wie den A.c.I. Nach Calboli (1978 [1979]) begünstigt das Fehlen des Artikels die Akkusativ-mit-Infinitiv-Bildung. Durch den Ausbau der Quantifizierung durch den Artikel werden Konstruktionen wie der A.c.I zurückgedrängt. Des Weiteren gibt es Sprachen, wie das Italienische, in denen auf den definiten Artikel verzichtet werden kann, wenn ein Attribut2 eine Phrase ausreichend als [+definit] markiert.3

Leiss (2000) sieht im Altnordischen eine Verknüpfung zwischen Artikel und Satzbau. Zum einen stellt sie fest, dass der definite Artikel im Altnordischen gehäuft in Zusammenhang mit dem historischen Präsens auftritt. Leiss (2000) schreibt:

„… Das deutet darauf hin, daß die ursprüngliche Funktion des bestimmten Artikels im Altisländischen darin bestand, den Vergangenheitsbezug und damit gleichzeitig die perfektive Aspektbedeutung des „historischen Präsens“ zu sichern. …“4

Der definite Artikel des Altnordischen unterstützt also die Perfektivierung des Verbs. Zudem fehlt der altnordische Artikel in syntaktisch definiter Umgebung. Aber er wird verwendet, wenn die syntaktische Umgebung nicht definit ist, aber als solche markiert werden soll.

Calboli (1978 [1979]) und Leiss (2000) vermuten, dass es Relationen zwischen Syntax und Artikel gibt. Beide haben den Fokus allerdings auf komplexe Sätze gerichtet. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich demgegenüber auf die innere Struktur der DP und fragt, ob es dort Wechselbeziehungen zwischen Serialisierung und Artikel gibt. Damit sind zum einen wiederkehrende oder feste Serialisierungsmuster gemeint und zum anderen, ob der Artikel vielleicht die Elemente innerhalb der DP in irgendeiner Form beeinflusst oder ob die anderen Elemente eine Auswirkung auf den Artikel haben. Hierzu ist es essentiell den Terminus Grundwortstellung oder auch default mode zu definieren. Die Grundwortstellung ist die am häufigsten genutzte Serialisierung bzw. das in der jeweiligen Sprache bevorzugt genutzte Schema. Diese unmarkierte Wortstellung hilft die Grundstruktur der DP für die Untersuchungssprachen herauszuarbeiten. So schreibt auch Delsing (1993): „… This basic word order constitutes the basis of the noun phrase structure …“.5 Es wird angenommen, dass es in den Untersuchungssprachen bevorzugte Serialisierungen gibt, die als default mode definiert werden können. Im Folgenden wird untersucht, inwiefern Basiswortstellungen in den Untersuchungssprachen nachgewiesen werden können. In den Wortstellungsmustern werden die Belege abstrakt dargestellt und man kann gewisse Regelmäßigkeiten in der Verwendung des Artikels erkennen. Mitunter kann man auch Vermutungen aufstellen, an welche Bedingungen die Setzung des definiten Artikels geknüpft sein mag. Weiterhin ist es leichter die Sprachen miteinander zu vergleichen, wenn man mit Schemata arbeitet. Natürlich muss klar sein, dass man keine unumstößlichen Regeln oder gar feststehende Gesetze formulieren kann. Dennoch kann man sich dem annähern. In Kapitel III dient die Grundwortstellung schließlich dazu, die DP-Analyse abstrakter durchzuführen. Das Wissen, welche Phrasen typische Strukturen aufweisen und welche als Sonderfälle bzw. markierte Stellungen gelten müssen, ist unabdingbar für eine erfolgreiche syntaktische Analyse.6

Neben der Serialisierung werden auch die divergierenden Funktionen, die ein Artikel übernehmen kann, gesammelt, ausgewertet und verglichen. Dies betrifft u.a. Phänomene wie Referenz, Deixis, doppelte Definitheit oder Determiner Spreading. Das Kapitel endet mit einer Zusammenfassung und Auswertung der Serialisierungsmöglichkeiten, der Merkmale und Funktionen und einer Analyse des Konzepts Artikel, das sich aus obligatorischen und optionalen Merkmalen konstituiert. Die Untersuchung der Belegstellen bildet die Vorarbeit und Grundlage für die syntaktische Analyse in Kapitel III.

Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen

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