Читать книгу Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett - Страница 12

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Von dem Augenblick an, als das Schnappen eines Gewehrschlosses aus den verstaubten Kreosotsträuchern kam, war die hitzegesättigte Stille in der Schlucht vom Hauch des Todes durchdrungen. Einem der Männer am matt glosenden Feuer fiel der leere Kaffeebecher aus der Hand. Die Köpfe seiner beiden stoppelbärtigen Gefährten flogen herum. Dann war die Szene wie versteinert.

Die Sonne loderte hoch über den Felsrändern. Ihre Strahlen vergoldeten den Lauf der schweren Sharps, der zwischen den Zweigen hervorragte. Die Mündung bewegte sich drohend.

»Lasst ja die Pfoten von euren Kugelspritzen, sonst frisst euch die Hölle!«, drohte eine krächzende Stimme. »Bis jetzt will ich nur Healy, diesen Hund! Aber jeder, der sich muckt, kassiert gleichfalls 'ne Portion blaue Bohnen! Kostenlos! Da bin ich verflucht freigebig. Hoffentlich kapiert ihr das mit euren fauligen Gehirnen!«

Die drei Überrumpelten rührten sich nicht. Nur die Hand des Hageren, die eben noch den Becher gehalten hatte, sank zögernd herab. Ein Flackern war in den tiefliegenden Augen des Mannes. Die in der Nähe angepflockten Pferde schnaubten nervös. Erst als sich Tate Slocums knochige Gestalt aus den Sträuchern zwängte, verkniff ein hinterhältiges Lächeln Bob Healys Mundwinkel.

»Teufel noch mal, Tate, hast du mich aber erschreckt! Das ist nun wirklich nicht gerade die feinste Art, ’nen alten Kumpel vom Mittagsschlaf abzuhalten.«

Er warf den beiden Kerlen aus Morristers Revolvercrew einen warnenden Blick zu. Der Oldtimer bewegte sich zwar so steif und knöchern wie eine lebendig gewordene Vogelscheuche, aber Healy wusste recht gut, wie flink er sein konnte. Der Sand, der die Sohle der Schlucht bedeckte, malmte unter Old Tates klobigen Fuhrmannsstiefeln.

Healy konnte sich nicht vorstellen, wie er es in diesen ausgelatschten Dingern geschafft hatte, so nahe an sie ranzukommen. Die klobige Büffelflinte lag wie ein leichtes Spielzeug in Slocums Händen.

»Du Mistkerl hast auch allen Grund, dir in die Hosen zu machen«, stieß er mit rostiger Stimme hervor. »Hast du schlafen gesagt, du Stinker? Das kannst du haben! Dafür hab ich dir extra 'ne feine Pille mitgebracht.«

Staub und Schweiß klebten in den unzähligen Falten seines Ledergesichts. Unter dem verbeulten Stetson lugten zottige weiße Strähnen hervor. Eine viel zu weite Jacke umschlotterte obendrein seine hoch aufgerichtete dürre Gestalt. Doch von den Kerlen am verlöschenden Lagerfeuer kam keiner auf die Idee, ihn komisch zu finden. Seine Augen glitzerten gefährlich, als die Männer sich vorsichtig erhoben. Healy blickte lauernd an ihm vorbei. Damit konnte er den Oldtimer jedoch nicht ablenken. Auch nicht, als er den leeren Becher wütend mit dem Fuß wegkickte. Mühsam zwang der Verräter wieder ein Grinsen in sein übernächtigtes und unrasiertes Gesicht.

»Nun brich dir bloß nichts ab, du alter Peitschenschwinger! Komm her und trink erst mal ’nen Schluck! Der Kaffee ist schwarz wie die Hölle und süß wie die Sünde, genauso wie du ihn magst, du verrückter Kerl! Aber dann verrate mir in drei Teufels Namen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist!«

Old Tate war nahe genug herangekommen, um in die Glut zu spucken, dass es zischte. Unverwandt deutete die Mündung seiner Donnerbüchse auf Healys hagere Brust.

»Heute früh, noch ehe die Sonne aufging, habe ich Johnny Preston und Mike Griffin unter die Erde gebracht. Oder vielmehr das, was die Kojoten von ihnen übrig gelassen haben. Möchtest du noch mehr wissen, du Bastard?«

Die beiden Morrister Schießer traten vom Feuer weg. Healys Schultern verkrampften sich. Beschwörend hob er eine Hand.

»Sag nicht, ich habe sie auf dem Gewissen, Tate! Hölle und Verdammnis, begreifst du denn nicht, dass Big Joe euch alle für eine längst verlorene Sache, an die er nicht mal mehr selber glaubt, verheizen will? Willst du mir vorwerfen, dass ich noch rechtzeitig abgesprungen bin?«

Wieder reagierte Old Tate nicht auf den flackernden Blick, den Healy an ihm vorbeiwarf. Angewidert verzog er den Mund.

»Du bist die feigste Ratte, die mir je über den Weg gelaufen ist, Bob. Denn wenn du nur einen Funken Mumm in dir hättest, würdest du jetzt nicht quatschen, sondern dein verdammtes Eisen ziehen.«

Healy duckte sich noch mehr, hielt jedoch die Hände vom Körper weg. Er grinste hasserfüllt.

»Habe ich nicht nötig, Tate! Wer kämpft schon gegen einen Kerl, der sowieso schon erledigt ist?« Er lachte schrill. Nun begannen auch die Halunken neben ihm zu grinsen. Ihre Hände näherten sich den tiefgehalfterten Colts. Healy zischte: »Du verdammter Narr bildest dir ein, es weiß der Teufel wie schlau angefangen zu haben. Doch Morristers Späher, die Langtrys Wagen suchten, haben dich längst entdeckt. Seit dem Vormittag wissen wir, dass du hinter uns her bist. Nun rate mal, warum wir hier auf dich gewartet haben!«

Slocums Rücken wurde steif. Ein Klirren von Steinen und Zweiggerassel lief die Schluchtwände hinter ihm entlang. Zuerst waren es nur zwei, dann drei, dann immer mehr Männer, die mit schussbereiten Revolvern und Gewehren aus dem Schatten auftauchten. Doch die drei Schurken am Feuer warteten vergeblich darauf, dass der Oldtimer in wilder Panik herumschnellen würde.

»Wie kann ein Bursche in deinem Alter auch noch auf die Idee verfallen, den Rächer zu spielen«, höhnte Healy.

Old Tates knochige Hände umschlossen die Sharps fester.

»Wieso spielen?«, fragte er leise. »Ich brauche nur den Finger zu krümmen, damit ich erreiche, was ich wollte.«

»Du bist verrückt! Zum Teufel, was glaubst du, was dann geschieht? Morrister und seine Jungs werden dich in Fetzen schießen! Hier draußen gibt's kein Versteckspiel wie in Canyon City! Hier herrscht Krieg, Tate, und du stehst auf der Verliererseite.«

Slocum stand da, als wäre er durch eine unsichtbare kugelsichere Wand von den drohenden Schritten, dem Sporengerassel und dem Schnappen der Gewehrschlösser getrennt. Ein furchtloses Lächeln zerriss die Staubmaske auf seinem Ledergesicht.

»Bob, was erwartest du eigentlich von einem Mann, der genau weiß, dass er nichts mehr zu verlieren hat?«

Einen Moment starrte Healy ihn erschrocken an. Dann sprang er fluchend zurück. Die anderen bewegten sich nicht, als seine Hand zum Revolver zuckte. Old Tate wartete genau bis zu dem Moment, in dem die Waffe bereits auf ihn zeigte und Healy nur mehr den Finger zu krümmen brauchte. Da krachte die Sharps. Es klang, als würde eine Haubitze abgefeuert. Für Sekunden war Slocums dürre Gestalt in eine Pulverrauchwolke gehüllt.

Das schwere Geschoss durchschlug Healys Körper und schleuderte ihn mehrere Yards zurück. Er war schon tot, als die dornigen Zweige eines Comastrauchs ihn auffingen. Als der Qualm sich verzog, stand Tate Slocum noch genauso da, wie er geschossen hatte, breitbeinig, mit fest eingestemmten Füßen, die Sharps im Hüftanschlag. Einen Moment schien die Zeit stehenzubleiben.

»Ich will ihn lebend!«, gellte dann ein wilder Ruf, der sich an den in der Sonne glühenden Felsmauern brach. »Dafür soll dieser Dreckskerl baumeln!«

Morristers Stimme ... Sie riss den Oldtimer herum. Er schleuderte das leer gefeuerte einschüssige Gewehr weg, während er mit einem Satz einen Felsblock als Rückendeckung hinter sich brachte. Gleichzeitig schob er blitzschnell die Jacke hinter den Colt an seiner Hüfte zurück. Alles eine Bewegung. Keiner der Männer, die mit angeschlagenen Waffen im Halbkreis in der Schlucht standen, hätte dem Weißhaarigen diese Schnelligkeit zugetraut.

»Okay, ihr Hundesöhne, dann strengt euch mal an!« Slocums glitzernde Augen fanden die sehnige, schwarz gekleidete Gestalt des Anführers. »Hallo, Morrister! Ein herrlicher Tag zum Sterben heute, findest du nicht auch?«

Er lachte krächzend. So hatte noch keiner den alten Frachtfahrer erlebt. Auch der Reiter nicht, der unbemerkt von allen an einer nahen Schluchtbiegung auftauchte, sein braunes Pferd im Schatten verhielt und eine Hand auf den Revolverknauf stützte. Die breite Hutkrempe verdeckte den meisten Teil des schmalen, hartlinigen Gesichts. Eine dicke Staubschicht bedeckte die einfache Reiterkleidung. Auch seine Augen suchten Morrister. Augen, die kein Gefühl und keinen Gedanken verrieten ...

Der Boss der Revolverschwinger nahm mit der behandschuhten Rechten die Zigarette aus dem Mund. Er ließ sie fallen, stellte den Stiefelabsatz darauf. »Du rechnest dir doch wohl nicht aus, Slocum, dass du mich noch erwischst?«

»Gewiss.«

»Du Narr!«, sagte Dean Morrister so schneidend und siegesgewiss, dass es auch den Reiter an der Felsecke für einen Augenblick kalt überlief. »Du glaubst, ich kann nur Befehle austeilen und andere die Revolverarbeit für mich erledigen lassen. Ich werd’ dir beweisen, alter Mann, wie sehr du dich irrst. Auch wenn Healy, dieser Dummkopf, nur noch als Köder gut war und schon vergessen ist. Zieh nur! Du wirst trotzdem einen Strick um den Hals bekommen. Denn ich halte meine Versprechen. Und ich verspreche dir auch, dass ich dir den Arm zerschieße, wenn du dein Eisen anfasst!«

Die Männer neben ihm wollten sich mit ihm in Bewegung setzen, als er langsam auf den am Felsen stehenden Oldtimer zuging. Morristers herrischer Wink hielt sie zurück. Ein grausames Lächeln umspielte seinen Mund. Seine Schritte waren katzenhaft. Auch er hatte nun die Jacke hinter die Waffe geschoben. Der Kolben seines Sechsschüssers war mit Perlmuttschalen ausgelegt.

Die Hitze war wie ein ganzer, der sich um Old Tates Brust zusammenzog. Die Falten in seinem Gesicht zuckten. Er begriff, dass da der Tod herankam, kalt und mitleidlos. Morristers Augen erinnerten ihn an die einer Klapperschlange, die im nächsten Moment zustoßen und ihr tödliches Gift verspritzen würde. Er wusste plötzlich, dass er nicht schnell genug sein würde.

»Na los, Old Tate, willst du’s nicht wenigstens versuchen?«

Ein krächzender Schrei brach über Slocums Lippen. Sein Sixshooter flog hoch. Die Todesangst verlieh ihm eine Schnelligkeit, die er selber nicht für möglich gehalten hatte. In seinem Gehirn war plötzlich kalte Leere.

Dean Morrister war nur leicht in die Knie gefedert. Im selben Augenblick lag der 44er Colt wie hingezaubert in seiner Hand. Nur mehr ein Fingerdruck, dann ... Schon schlug der Schuss donnernd gegen die glühenden Steilwände.

Old Tate schrie abermals. Ein heftiger Schmerz jagte von den Fingern seiner rechten Hand zur Schulter hinauf. Fassungslos starrte er auf seinen plötzlich im Sand liegenden Revolver. Die Kugel hatte nicht mal seine Haut geritzt. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, dass kein Feuerstrahl Morristers Waffe verlassen hatte.

Morrister und seine Bewaffneten waren herumgezuckt. Doch die in der Sonne funkelnden Stahlläufe beeindruckten den Reiter an der nur wenige Yards entfernten Felsbiegung offenbar nicht. Ein wenig theatralisch blies er den Rauch von der Mündung seines Remington. Dann verjüngte ein Lächeln sein kantiges und eben noch bis in die letzte Faser konzentriertes Gesicht.

»Das hätte ja direkt ins Auge gehen können. Und das bei dieser Hitze! Na, hoffentlich habt ihr wenigstens einen kräftigen Begrüßungsschluck für mich, Leute.« Ein leichter Sporendruck genügte, damit der Braune mit nickendem Kopf auf den Halbkreis der wie versteinerten Revolvermänner zustampfte.

Sie waren zu acht. Ihre Revolver und Gewehre bewegten sich mechanisch mit dem dunkelhaarigen Fremden, der seine Waffe lässig, als hätte er lediglich vergessen, sie wegzustecken, auf dem rechten Oberschenkel hielt. Nicht einmal Morrister, der sonst gewohnt war, blitzschnell und vor allem richtig zu reagieren, wusste, was er von dieser Situation halten sollte.

Slocum lehnte noch mit aschfahler Miene am Felsen. Als der Reiter so nahe war, dass er das Gesicht unter der Stetsonkrempe erkannte, begann er, an seinem Hemdkragen zu zerren. Er keuchte. Sein Mund klappte auf. Doch der schnelle, durchdringende Blick des Ankömmlings war ein Signal, das Schweigen hieß.

Der Fremde, der immer noch so tat, als existierten die auf ihn gerichteten Waffen nicht, zügelte sein Pferd vor Morrister.

»Bisschen viel Aufwand für ’nen alten Mann, nicht wahr?«, lächelte er spöttisch.

Morrister straffte sich.

»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht! Zur Hölle, was wollen Sie hier eigentlich?«

»Sagte ich das nicht?« Larry Langtry wies mit einer Kopfbewegung auf den Kaffeekessel über dem fast erloschenen Feuer. »Ein Schluck von dieser Brühe mit ’nem Schuss Brandy gewürzt wäre jetzt nicht das Schlechteste, was Sie mir anbieten könnten, Morrister.«

Absichtlich nannte er Morristers Namen. Er wusste, dass dessen Neugier und die Tatsache, dass er, Larry, Old Tate den Colt aus der Hand geschossen hatte, bisher die einzigen Gründe waren, dass er noch lebte. Keiner rührte sich, bis Morrister wieder winkte. Da hob einer von den Kerlen, die bei Healy gesessen waren, dessen Becher auf, schöpfte ihn voll Kaffee und brachte ihn mürrisch dem Reiter.

»Den Brandy bekommen Sie, nachdem Sie meine Fragen beantwortet haben, Mister«, versuchte es nun Morrister mit beißendem Spott. Er hatte sich gefangen und fühlte sich inmitten seiner Schießer sicher genug, den Peacemaker zu halftern. Herausfordernd verschränkte er die Arme vor der Brust. »Fangen wir damit an, wie Sie hierherkommen. Aber erzählen Sie mir nur nicht, Sie sind rein zufällig in diese Sache geplatzt.«

»Nicht doch.« Der junge Reiter lächelte den Boss der Revolverschwinger über den Becherrand treuherzig an. »Ich habe erst eine Spur gefunden, dann ein Pferd.« Mit einer Kopfbewegung in Slocums Richtung bemerkte er: »Wahrscheinlich gehört es ihm.«

»Machen Sie damit, was Sie wollen!«, knurrte Morrister, der sich verschaukelt fühlte. »Er braucht keinen Gaul mehr. Der Baum dort drüben ist kräftig genug, ein Dutzend solcher Vogelscheuchen an ihm aufzuknüpfen. Hank, Jeff, fesselt ihn und schafft ihn rüber!«

»Immer mit der Ruhe, Jungs!« Die jähe Schärfe in Larrys Ton ließ die Kerle tatsächlich stocken. Da lächelte Coltpoker-Larry schon wieder. Es wirkte entschuldigend. »Nun, ich denke, es ist nicht zu viel verlangt, wenn ich ein Wort dabei mitrede, was mit meinem Gefangenen geschieht. Oder?«

Alle starrten ihn verblüfft an. Old Tates Adamsapfel ruckte heftig. Schweiß sickerte über seine ledrigen Wangen. Morristers Hände sanken herab. Er trat einen Schritt zurück.

»Ihr Gefangener? Zur Hölle, was bringt Sie denn auf diese Idee?«

»Zum Beispiel das hier«, lächelte Larry und ließ ihn in die Mündung seines 38ers sehen.

Morristers Rechte war schon am Schießeisen, aber er zog nicht. Dafür hielten die anderen nach wie vor den Finger am Drücker. Morristers Blick war wieder kalt und stechend.

»Glauben Sie jetzt nur nicht, Mann, dass ich über diesen blöden Witz auch noch lache!«

»Wenn Sie nicht schleunigst dafür sorgen, dass der Oldtimer ein Pferd bekommt, werden Sie nie mehr lachen.«

Slocum wollte abermals etwas sagen, aber wieder hinderte ihn Larrys scharfer Blick daran.

»Wer sind Sie?«, keuchte Morrister.

»Man nennt mich Coltpoker-Larry.«

»Hat Big Joe Langtry Sie geschickt?«

Larry lächelte starr. Sein Gesicht glich einer Maske.

»Sehe ich aus wie einer, der sich von irgendjemand schicken lässt?«

»Der Teufel soll mich holen, wenn Sie nicht ein Revolverschwinger sind, dem Langtry das Blaue vom Himmel versprochen hat, damit er ihm aus der Patsche hilft«, rief Morrister wütend.

»Der Teufel wird Sie sich dann holen, wenn der Oldtimer nicht endlich einen Gaul bekommt.«

»Sie sind ja verrückt, Mann!«, zischte der Schwarzgekleidete. »Sehen Sie sich nur mal um! Wie wollen Sie mit dem Alten hier noch wegkommen? Ein Wort von mir und ...«

»Was - und?« lächelte Larry, als das Knacken des Revolverhammers unter seinem Daumen Dean Morrister verstummen ließ. Morrister schluckte. Gleichzeitig war er wütend über den Schweiß auf seiner Stirn.

»Okay, Jeff, bring Healys Gaul her!«, befahl er. Dann versuchte er, Zeit zu gewinnen. Ein Lauern war in seinem Blick. »Was hat Big Joe Langtry Ihnen geboten, Mister?«

»Bis jetzt noch nichts.«

»Trotzdem riskieren Sie Ihren Skalp, um ... Ach, zum Teufel damit! Hören Sie zu, Larry! Wenn Sie einen Job suchen, der für Sie wie maßgeschneidert ist und bei dem Sie glänzend verdienen, dann brauchen Sie sich von Slocum nicht erst zu Big Joe lotsen lassen. Dann sind Sie hier genau richtig. Menschenskind, Larry, Sie sind doch keiner, der auf der Verliererseite kämpft, das sehe ich doch! Schließlich habe ich ja Augen im Kopf. Glauben Sie mir, Big Joe ist schon so gut wie erledigt. Dass er immer noch mit ein paar Dummköpfen versucht, seine letzten drei Frachtwagen nach Salida hinaufzubringen, hat nichts zu bedeuten. Ein letzter, sinnloser Versuch, seinen Lieferkontrakt mit den Store- und Saloonbesitzern am Ponchapass zu retten, von dem seine Existenz abhängt.« Er lachte höhnisch, während sich in Larrys steinernem Gesicht kein Muskel bewegte. »Stellen Sie sich vor, Larry: Drei Wagen, in die dieser sture Büffel sein letztes Geld investiert hat! Sie sind alles, was von seiner einstigen Macht und Größe übrig blieb. Aber Langtry war ja schon immer ein Bursche, der eher bereit war, ins Gras zu beißen, als seine Fehler zuzugeben. Kann er haben! Nein, ich will gar nicht mehr wissen, Larry, was Ihr Aufkreuzen in dieser Gegend zu bedeuten hat, wenn Sie nur begreifen, dass Sie höchstens noch rechtzeitig zu Big Joe Langtrys Begräbnis gekommen sind.« Er spielte kein Theater. Er hatte wirklich keine Ahnung, dass er mit Big Joes Sohn sprach. Old Tate starrte den Reiter an, als wartete er darauf, dass der sich jetzt wie ein Tiger auf den Verbrecher stürzen würde. Doch Coltpoker-Larry reagierte nur mit einem Achselzucken.

»Wenn Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, Morrister, wieso wollen Sie dann noch Geld für mich anlegen?«

Morrister lachte wieder.

»Glaubten Sie deshalb, mit Big Joe ins Geschäft kommen zu müssen? Weil bei mir nichts zu holen ist? Na ja, Sie haben in Canyon City sicher einiges läuten gehört. Okay - Ihr gutes Recht, sich umzuhören. Auch bei Leuten, die nicht gerade meine Freunde sind. Aber noch weiß dort keiner - und deshalb auch Sie nicht, dass die Stadt und Langtrys Fuhrgeschäft für mich nur ein Sprungbrett sind. Denn ich werde nicht den Fehler machen wie Big Joe und in Trödelkram steckenbleiben. Wenn ich Canyon City habe, kassiere ich auch die Nester am Ponchapass. Und dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis ich mit meinen Dollars und Revolvern das halbe Land bis hinauf nach Denver regiere.«

»Und einer dieser ,Revolver‘ soll ich sein?«

»Warum auch nicht? Sie werden reich dabei, Larry! Schneller und gründlicher als an jedem Pokertisch! Was wollen Sie mehr?«

»Ich will's mir überlegen. Aber nicht hier vor den Kanonen Ihrer Revolverhelden.«

Das Glitzern in Morristers Augen erlosch. Seine Miene vereiste.

»Ich mache jedes Angebot nur einmal.«

»So hat jeder seine Gewohnheiten«, nickte Larry gelassen. »Ich zum Beispiel habe mir angewöhnt, jede angefangene Sache erst zu Ende zu bringen, bevor ich was Neues anpacke. Damit bist du gemeint, Slocum! Steig auf! Wir stecken nun schon lange genug in diesem steinernen Backofen, und ich hab keine Lust, mich rösten zu lassen. Vielen Dank für den Kaffee, Morrister! Wenn Ihre Freunde nun auch noch die Schießeisen verschwinden lassen, kommen wir beim nächsten Mal sicherlich gleich viel besser miteinander aus.«

Morrister kämpfte mit sich. Sein kalter Verstand und seine Beherrschung siegten.

»Lasst sie reiten!«, entschied er rau.

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