Читать книгу Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett - Страница 20

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Ein jäher Windstoß fauchte über das glutheiße Plateau. Für Sekunden waren die Planwagen und die eine Meile entfernt davon lagernden Banditen in graugelbe Staubschwaden gehüllt. Die Sonne verschwand gleichzeitig hinter düster brodelnden Wolkenmassen, so dass die Nacht um Stunden früher als sonst hereinzubrechen schien.

Enfield sprang auf. »Es geht los!«

Slocum, der zusammengesunken am Hinterrad eines Murphy-Schoners lehnte, schob den verbeulten Hut aus der Stirn und blinzelte schläfrig.

»Wann es losgeht, Amigo, bestimmt Morrister, und ich schätze, der hat’s nun nicht mehr eilig.«

Die anderen standen schon geduckt auf der Lauer, als er noch in seinen Taschen nach Patronen fingerte und sich dann endlich am aufgestützten Gewehr ächzend hochzog. Die von der Bö hochgerissenen Schleier senkten sich. Fahle Dämmerung lag auf dem Land. Abgrundtiefe Stille. Kein Luftzug mehr. Es war so stickig schwül, dass jede Bewegung einen Schweißausbruch verursachte. Immer mächtigere Wolkenberge schoben sich über den Horizont. Der ganze Himmel war wie von durcheinander quellendem dunklem Rauch bedeckt, der niedrig über die Hochebene dahinfloss.

»Dieses verdammte Warten!«, knirschte der junge Randlett. »Ich wollte, sie kämen endlich!«

Enfield knurrte neben ihm: »Wahrscheinlich sind sie früher da, als dir noch lieb sein wird.«

Die Banditen waren zu ihren Pferden getreten. In aller Ruhe überprüften sie erst ihre Revolver und Gewehre, ehe sie sich in die Sättel schwangen. Sie sprachen und lachten dabei. Aber auf die Entfernung waren nur ihre Gesten zu erkennen. Alles spielte sich in gespenstischer Lautlosigkeit ab. Morrister ritt von einem zum anderen, sprach mit jedem, schärfte jedem bestimmte Befehle ein.

Der Sturm kam nicht plötzlich. Ein leichter Wind setzte ein. Wimmernd strich er um die zu einem Bollwerk aufgefahrenen Frachtwagen. Die Planen schlugen leise. Staubfahnen tanzten über der Erde. Erst kniehoch, wie über den Boden strömender Rauch.

Es dauerte jedoch nur Minuten, bis sie den Banditen, die mit entnervender Langsamkeit ihre Gäule auseinanderlenkten, an die Steigbügel reichten. Es war, als wateten die Reiter durch eine langsam höhersteigende graugelbe Flut. Der Wind nahm zu. Sein Jammern lag den Männern in der Wagenburg schaurig in den Ohren. Die Reiter auf der Ebene waren wie in Nebelfetzen gehüllt. Schatten nur mehr, die sich zu entfernen schienen, je undeutlicher sie wurden.

»Sie werden uns einkreisen!«, rief Big Joe. »Sie werden von allen Seiten kommen. Schießt deshalb auf alles, was sich da draußen bewegt! Spart nicht mit der Munition! Wir haben genug davon. Wir können immer noch von Glück sagen, dass Morrister nicht seine gesamte Revolvercrew bei sich hat.«

Enfield verzog sauer das schweißnasse Gesicht. Old Tate grinste.

»Ich kann mir denken, wem wir dieses Glück verdanken.«

Big Joe warf ihm einen wilden Blick zu, schwieg aber. Alles war gesagt. Wenn Morristers Schießer angriffen, würde jeder auf sich allein gestellt sein.

Plötzlich fielen östlich der Wagenburg Schüsse. Der Wind riss die Detonationen fort, so dass es nicht mehr als ein Geräusch wie von zerbrechenden Ästen war. Dann trommelten Hufe auf die Planwagen zu. Big Joe und Enfield waren sofort mit angeschlagenen Gewehren bei dem Wagen an der Ostseite.

»Nicht schießen, Leute, nicht schießen!«, schrie eine heisere Stimme.

Old Tates Schultern sanken ein. Es war nicht die Stimme, auf die er gewartet hatte. Nun wartete auch er mit schussbereit erhobenem Gewehr. Ein von Staub umhüllter Reiter trieb sein Pferd in das Dreieck der Murphy-Planwagen.

Der Wind zerrte heftig an seinem langen Kavalleriemantel und verbog die Krempe seines Stetsons, der vom Kinnriemen gehalten wurde. Langtry und seine Frachtfahrer blickten in ein fremdes, schwarzbärtiges Gesicht, in dem die tiefliegenden Augen wie Kohlenstücke glühten. Vier Gewehrmündungen bewegten sich mit, als der Mann auf dem nervös stampfenden Falben vorsichtig die Winchester ins Sattelfutteral schob und herabglitt.

»Sie sind Joe Langtry, stimmt’s?«, wandte er sich an Big Joe. Er war nicht ganz so groß, aber ebenso breitschultrig wie der Frachtwagenboss.

»Passt auf die Kerle dort draußen auf!«, rief Big Joe seinen Gefährten zu. Er trat mit der angeschlagenen Spencer vor den Fremden.

»Wenn Sie mit den Kerlen, die uns an den Kragen wollen, unter einer Decke stecken, Mister, dann sind Sie schon ein toter Mann!«

Der Bärtige hob den Kopf zur Seite und spuckte aus. Glühend hefteten sich seine Augen wieder auf Langtrys breitflächiges Gesicht.

»Ich komme direkt aus Canyon City. Ich kenne Ihre Geschichte, Big Joe. Man hat mir ungefähr beschrieben, wo ich Sie finden kann. Sie haben ja immer noch eine Menge Freunde in der Stadt. Well, seitdem bin ich wie der Teufel geritten, um nicht zu spät zu kommen. Übrigens, mein Name ist Scott Tamblin.«

Er stand ruhig da. Seine Hände hingen locker herab. Sein offener Mantel schlenkerte im Wind, der zwischen die Wagen fauchte. Doch Big Joe spürte die Anspannung des Mannes. Das Warten auf eine Reaktion, als er seinen Namen nannte. Big Joe hob die massigen Schultern.

»Zugegeben, ich brauche jede Hilfe, die sich mir bietet. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass meine Partnerin oder ich einen Revolvermann angeheuert hätten. Und verdammt will ich sein, wenn Sie keiner sind.«

Ein hartes Grinsen spannte Tamblins Gesicht.

»Aus Ihrem Mund klingt es fast wie eine Beleidigung.«

Big Joe hielt ihm drohend die Gewehrmündung über die Gürtelschnalle.

»Zum Teufel, wer sind Sie? Was wollen Sie?«

Tamblin warf rasch einen Blick in die Runde, als wartete er darauf, noch einen weiteren Mann zwischen den Fahrzeugen zu entdecken.

»Ihr Sohn weiß es, Langtry. Ich hatte gehofft, ihn hier zu finden.«

Slocum vergaß die Reiter, die in dem Staub, der die Ebene wie Nebel einhüllte, nicht mehr zu sehen waren. Er fuhr herum.

»Hat Larry Sie herbestellt?«, platzte er heraus.

Tamblin unterdrückte ein höhnisches Lächeln, als er feststellte, dass die Männer hier keine Ahnung hatten, was in Redcliff geschehen war.

»Sagen wir es so: Ich habe eine Verabredung mit ihm.«

»Das muss ja eine furchtbar wichtige Sache sein, dass Sie sich deswegen hierher wagen«, brummte Big Joe misstrauisch.

»Larry wird kommen!«, rief Old Tate beschwörend. »Er ist garantiert schon auf dem Weg hierher. Wir müssen Morrister und seine Killer nur lange genug aufhalten ...«

»Bist du sicher, Oldtimer?«, fragte Scott Tamblin rau.

Slocum bemerkte Big Joes warnenden Blick nicht. Da war ein Mann, der aussah, als könnten sich Morristers Schießer an ihm die Zähne ausbeißen. Nur das war jetzt wichtig. Er nickte eifrig.

»Ganz sicher!«

»Okay, dann bleib’ ich hier«, entschied der Bärtige, als wäre es ebenso die selbstverständlichste Sache der Welt gewesen, wenn er sich wieder aufs Pferd geschwungen hätte und weggeritten wäre.

»Nichts ist okay, solange ich nicht sicher bin, dass Sie nicht versuchen werden, uns reinzulegen!«, sagte Big Joe grimmig.

»Da sind sie!«, schrie Randlett.

Sein Gewehr peitschte. Slocum sprang auf seinen Platz zurück. Enfields Gewehr krachte ebenfalls. Es waren nur verwischte Schatten, die für Sekundenbruchteile im windgepeitschten Staub auftauchten.

Tamblin erwartete vergeblich, dass auch Big Joe sich abwenden würde. Der große, breitschultrige Mann aus Canyon City stand wie ein Felsklotz vor ihm. Der Schwarzbärtige, dessen Bruder Russ in Redcliff die Pokerpartie mit Larry nicht überlebt hatte, band sein Pferd an einem Wagen fest. Ein Blick über die Schulter. Noch immer deutete Big Joes Spencer auf ihn. Trotzdem zog Tamblin die Winchester aus dem Scabbard. Dann trat er neben einen Wagen, dessen Plane heftig knatterte.

»Wartet!«, rief er Slocum, Enfield und Randlett zu, als wäre er nun hier der Boss. »Lasst sie rankommen, sonst vergeudet ihr ja doch nur euer Blei!«

Der Wind hatte sich zum Sturm ausgewachsen. Staubschwaden und tief dahinjagende Wolken waren wie eins. Das riesige Plateau war in eine düstere, wild wirbelnde Wolke gehüllt. Pfeifend und fauchend rüttelte der Sturm an den Fuhrwerken. Weit entfernt zuckten Blitze. Donner grollte. Aber kein Tropfen Regen fiel.

»Großer Gott im Himmel!«, stöhnte Randlett. »Wir werden sie erst sehen, wenn wir schon direkt vor ihren Schießeisen stehen!«

Tamblin lachte wild. Er schien sich hier in seinem Element zu fühlen.

»Du hättest ’ne Brille mitnehmen sollen, Kleiner! Pass auf, da kommt einer! Überlass ihn mir!«

Jack Randlett sah nur den sturmgepeitschten Staub, in dem die Fahrzeuge wie auf dem Grund eines kochenden Ozeans standen. Ein großer Schatten war plötzlich dicht vor den Wagen.

Tamblin schoss. Einmal, zweimal, ein drittes Mal. Rasend schnelle Feuerstöße. Es klang fast wie ein Schuss. Ein gellender Schrei vermischte sich mit dem Dröhnen. Dann war der Schatten weg.

Tamblin lud die Winchester durch, ehe er sich halb zu Big Joe umdrehte. Er grinste.

»Noch immer Zweifel?«

Bevor Langtry antworten konnte, schrie Slocum: »Aufgepasst, sie versuchen es zu Fuß!«

Plötzlich war die Hölle los. Ringsum flammte es, als wäre ein Vulkan aufgebrochen. Kugeleinschläge ließen die schweren Fahrzeuge erbeben. Männer schnellten nur wenige Yards vor den Planwagen hoch, feuerten, was sie aus den Läufen brachten, verschwanden wieder.

Enfield taumelte plötzlich mit einem heiseren Schrei zurück. Er ließ den Karabiner fallen, krümmte sich, brach zusammen.

»Luke!«, schrie Randlett entsetzt. Er rannte zu ihm. Fassungslos, Panik in den Augen, starrte er auf das plötzlich leblose Gesicht seines Kameraden hinab. Er griff sich an die Kehle, würgte.

Ein paar Schritte entfernt fluchte Tate Slocum erbittert, als eine Kugel brennend seinen linken Arm streifte. Wütend und verzweifelt schoss er auf die aus dem wallenden Staub zuckenden Mündungsblitze. Sturm und Schüsse verschmolzen zu einem infernalischen Getobe.

»Verdammt, Jack, geh auf deinen Platz zurück!«, brüllte Big Joe. »Schieß, Junge, sie überrennen uns sonst!«

Er warf das leergeschossene Spencergewehr weg, zerrte den schwerkalibrigen Colt heraus.

»Achtung, Boss, rechts von dir!«, gellte Old Tates Schrei. Langtry wirbelte herum und schoss auf die dunkle Gestalt, die über eine Wagendeichsel schnellte.

Der Schuss warf den Angreifer auf die Knie. Trotzdem versuchte er, nochmals den Revolver auf den Hünen zu richten. Slocums Gewehr knallte. Der Treffer riss den Banditen um. Er rührte sich nicht mehr, als er auf die Seite rollte.

Dann war auch Slocums Karabiner leer. Zum Laden blieb keine Zeit. Er packte den Revolver. Blut lief nun auch von einem Kratzer an seiner Stirn. Er hatte den Hut verloren. Die Enden des Sichelbarts flatterten mit seiner weißen Mähne um die Wette.

»Wir schaffen es nicht, Boss! Weiß der Henker, was Morrister diesen Teufeln für unsere Skalps versprochen hat! Hölle noch mal, wo steckt denn auf einmal Tamblin?« Er feuerte auf einen Schatten, der neben dem Wagen auftauchte, hinter dem Randlett sich duckte. Dann lachte er krächzend. »Er hat sich im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Staub gemacht, Boss! Jetzt gilt es! Wir ...«

Ein wuchtiger Schlag schleuderte ihn von dem Murphy-Schoner weg.

»Tate!«, drang Big Joes entsetzter Schrei wie von weit her zu ihm. Um ihn drehte sich alles. Blut lief über seine Brust. Dann wurde der zwischen den Wagen wirbelnde Staub zu einer schwarzen Woge, die ihn verschlang ...

Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021

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