Читать книгу Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеEin schussbereiter, auf ihn gerichteter Revolver hätte Coltpoker-Larry nicht so überrascht wie die hochgewachsene junge Frau, die in seinem Zimmer am Fenster stand und sich mit einem ruhigen »Hallo!« umdrehte. Große, dunkelblaue Augen und ein voller Mund beherrschten ihr klargeschnittenes Gesicht. Das kastanienfarbene Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, und das hochgeschlossene, bis zu den Hüften enganliegende Kleid betonte noch die Rundungen ihrer makellosen Gestalt.
Larrys Verblüffung dauerte jedoch nur einen Augenblick. Dann tauchte auf seinem scharflinigen Gesicht wieder jenes Lächeln auf, von dem er wusste, wie es auf Frauen wirkte.
»Guten Abend, Ma’am! Ich hoffe, Sie sind auch sicher, dass Sie sich nicht im Zimmer geirrt haben.«
Die Stimme der Fremden war so kühl wie ihr Blick.
»Wenn Sie Coltpoker-Larry Langtry sind, dann bin ich hier goldrichtig.«
»Zum Teufel, Larry, das ist doch die Frau, die sich heute im Zimmer nebenan eingemietet hat!«, rief Jenny ärgerlich. »Was will sie von dir?«
»Das musst du sie schon selber fragen, Süße.« Larry grinste und gab sich keine Mühe, die Bewunderung in seinem Blick zu verbergen. Ein Blick, der an der ausdruckslosen Miene der Frau beim Fenster abzuprallen schien.
»Mein Name ist Linda Coleman«, stellte sie sich vor. »Ich habe mit Ihnen zu reden, Langtry, mit Ihnen allein.«
Das blonde Saloongirl hängte sich noch fester an den großen, jungen Mann.
»Schick sie weg, Larry! Sie hat kein Recht, hier einfach reinzuplatzen und ...«
»Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit, Langtry«, erklärte die Frau, ohne Jenny auch nur mit einem Blick zu beachten. »Und ich warte hier schon ziemlich lange.«
»Reg dich nicht auf, Jenny Darling!«, sagte Larry schnell, als das Saloongirl wieder aufbrausen wollte. »Vielleicht ist es wirklich wichtig. Sei so gut, Honey, lass uns ein paar Minuten allein!«
Jenny zog einen Schmollmund.
»Deine paar Minuten kenne ich! Wenn du wirklich willst, dass ich wegen der da gehe, dann rechne nur ja nicht, dass du nur zu pfeifen brauchst, damit ich zurückkomme!«
»Seien Sie unbesorgt«, sagte Linda Coleman verächtlich. »Was ich mit ihm zu besprechen habe, ist rein geschäftlich.«
Jenny lachte schrill.
»Ja, sicher! Und deswegen warten Sie stundenlang auf seinem Zimmer, in der Hoffnung, ihn allein zu erwischen.«
»Sei lieb, Jenny!«, mahnte Larry. Er fingerte eine zerknitterte Banknote heraus und schob sie ihr in den Ausschnitt. »Lass dir von Mac einen Drink dafür geben! In zehn Minuten rufe ich dich, Ehrenwort.«
Er wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange drücken, aber sie bog den Kopf weg, riss sich los und schlug heftig die Tür hinter sich zu. Wieder reagierte die fremde Frau mit keinem Wimpernzucken. Kühl beobachtete sie, wie Larry die beiden Whiskyflaschen auf das runde Tischchen neben dem Bett stellte. Ihre Gelassenheit faszinierte und reizte ihn.
»Wollen Sie sich nicht setzen, Miss Coleman?« Er zeigte absichtlich nicht auf einen Stuhl, sondern auf das Bett. Und als sie sich nicht rührte: »Na schön, aber Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich es mir ein bisschen bequem mache.«
Die Federn knarrten, als er sich auf die Schlafstelle warf, die Hände unterm Kopf verschränkte und die Frau angrinste. Wieder kerbte sich ein verächtlicher Zug um ihren schönen Mund.
»So habe ich Sie mir vorgestellt, Langtry: Ein Kartenhai, Revolverschwinger und Weiberheld, der sich für unwiderstehlich hält, aber nichts weiter als ein grober Flegel ist!«
»Sind Sie hergekommen, um mich zu beleidigen, oder sind Sie nur eifersüchtig auf Jenny?«, konterte Larry spöttisch.
»Lassen wir das!« Linda Colemans Schultern strafften sich. »Ihre Weibergeschichten interessieren mich nicht, Langtry, nur ihr schneller Revolver.«
Larry pfiff leise durch die Zähne.
»Daher weht also der Wind! Aber woher wussten Sie, wo Sie mich finden würden?«
»Die Zeitung, die vor zwei Wochen über Ihre Schießerei mit Bob Harper in Springfield berichtete, brachte mich darauf, dass Sie wieder in Colorado sind. Von Springfield aus war es dann nicht mehr allzu schwer, Ihnen hierher nach Redcliff zu folgen. Ich komme von Canyon City herunter. Wenn wir uns beeilen, könnten wir übermorgen vielleicht schon dort sein.«
»Vorausgesetzt, dass ich der Mann bin, für den Sie mich offenbar halten«, lächelte Larry glatt. »Sie scheinen ja eine Menge über mich zu wissen, nur nicht, dass ich noch nie mein Schießeisen an irgendwen vermietet habe und das auch nie tun werde. Ich hab immer nur gekämpft, wenn es um meine eigene Haut ging. Auch vorhin wieder. Außerdem ist gerade Canyon City ein Ort, um den ich sogar einen weiten Bogen schlagen würde, wenn dort ein Goldschatz vergraben läge.«
»Ich bin nicht hier, um Ihren Revolver zu kaufen, Langtry. Es sei denn, Sie hätten vor, als Schießer in die Dienste Ihres Vaters zu treten.«
Larry setzte sich ruckartig auf.
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen oder sprechen Sie wirklich von Big Joe, der droben in diesem verdammten Nest Canyon City das Sagen hat? Dann wissen Sie nicht, dass er so ziemlich der einzige Mensch ist, den ich nie mehr in meinem Leben sehen will!«
»Es geht ihm schlecht«, berichtete die Frau leise und ernst. »Er braucht Ihre Hilfe.«
Larry schwang die Füße vom Bett und starrte sie verblüfft an.
»Nun sagen Sie bloß noch, dass er Sie geschickt hat!«
»Er weiß nicht, dass ich hier bin.«
Coltpoker-Larry warf den Kopf zurück und lachte hart.
»Na also! Das würde auch nicht zu ihm passen, egal, wie dreckig es ihm geht. Erzählen Sie ihm nur ja nie, auf welche Idee Sie da gekommen sind, Linda! Weiß der Henker, wie Sie zu Big Joe stehen, aber er würde es Ihnen garantiert nie verzeihen, dass Sie ausgerechnet seinen missratenen Sohn um Hilfe für ihn angingen. Außerdem, Big Joe Langtry ist nicht der Bursche, der jemals auf die Hilfe eines anderen angewiesen ist. Als ich Canyon City vor etwa sechs Jahren auf Nimmerwiedersehen verließ, hatte er die Stadt so in der Tasche, dass ihm nur noch die Krone fehlte, um dort als King zu regieren.«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Als ich ihn kennenlernte, hatte er bereits eine Menge Fehlschläge hinter sich«, sagte sie mit einem Anflug von Bitterkeit in der Stimme. »Sicher, ich weiß, dass er mal der große Boss in Canyon City war. Aber außer seinem Frachtunternehmen, mit dem er die Goldgräbersiedlungen um Salida und am Ponchapass beliefert, ist ihm nichts davon geblieben. Ein Store, ein halbes Dutzend Frachtwagen, eine Remuda Pferde und einige Männer, die nur noch um doppelten Lohn für ihn arbeiten - das ist gerade genug, ihn am Rand des Ruins zu halten.«
»Teufel, darauf muss ich mir einen Schluck genehmigen!« Larry griff nach der entkorkten Flasche und trank. »Da hat sich in Canyon City ja allerhand getan. Und ich dachte immer, in diesem Kaff würde die Zeit stehenbleiben - weil Big Joe es so wollte.«
Im Zimmer war es dunkler geworden. Linda Colemans Gesicht wirkte jetzt schmaler und blasser als zuvor.
»Ein Bursche namens Dean Morrister hat sich in der Stadt, die mal Ihrem Vater gehörte, festgesetzt. Ein kieselharter Typ, der stets von einem Rudel Revolverschwinger umgeben ist und sich nicht scheut, sein Geld und seine gekauften Schießer dafür einzusetzen, sich in das von Big Joe bereitete ,Nest‘ zu setzen. Der Sheriff hat nach ein paar Überfällen und Mordanschlägen, die er nicht klären konnte, den Stern weggeworfen und das Weite gesucht. Seitdem ist Ihr Vater stündlich darauf gefasst, dass Morrister seine Maske endgültig fallen lässt und zuschlägt, um auch noch die Frachtlinie nach Westen in seine Gewalt zu bringen. Mit den paar Leuten, die Big Joe noch hat, kann er einen offenen Krieg nicht überstehen.«
Larry starrte sie an. Ein harter Zug lag um seinen Mund.
»Wenn Sie erwarten, dass ich jetzt in Tränen ausbreche, Ma’am, verrechnen Sie sich!« Plötzlich lachte er heiser. »Zum Henker, was glauben Sie denn, wie Big Joe damals in Canyon City an die Macht gekommen ist? Sein Motto war schon immer, dass eben Späne fallen, wo gehobelt wird. Scheint, dass er alt geworden ist. Wahrscheinlich konnte er auch nie genug Macht, Geld und Einfluss bekommen. Das musste ihm ja irgendwann mal über den Kopf wachsen. Sein Problem! Ich habe genug eigene.«
Die Frau löste sich von der Wand neben dem Fenster. Der Saum ihres knöchellangen Kleids wippte, ihre Augen funkelten, als sie rasch in die Zimmermitte kam.
»Ihr Vater ist einer von denen, die die Wildnis erschlossen und vielen Leuten das Leben hier draußen erst ermöglicht haben«, stieß sie heftig hervor. »Sie sollten sich schämen, so von ihm zu sprechen, nur weil Sie nie begreifen werden, dass es für einen Mann auch höhere Werte gibt als verrückte Pokerpartien, Saloonschießereien und jede Nacht ein anderes Flittchen im Bett!«
Coltpoker-Larry grinste schief.
»Wenn ich nicht genau wüsste, dass mein Vater sich nichts aus Frauen macht, seit Ma tot ist, würd’ ich glauben, Sie sind in ihn verliebt. Wieso setzen Sie sich eigentlich so für ihn ein?«
»Ich bin seit einem halben Jahr seine Partnerin im Fuhrgeschäft.«
Einen Moment war Larry Langtry sprachlos.
»Da hat es ihn ja wirklich verteufelt erwischt!«, schnappte er dann. Er lachte glucksend. »Dieser Dean Morrister scheint es tatsächlich geschafft zu haben, ihn von seinem hohen Thron zu stürzen.«
Zum ersten Mal zeigte sich Betroffenheit auf Linda Colemans Gesicht.
»Sie reden ja, als würden Sie sich auch noch darüber freuen!«
Larry stand auf. Kein Funken Spott oder Alkoholglanz war mehr in seinen dunklen Augen, als er dicht vor sie trat und sie durchdringend anblickte.
»Ich rede von einem Mann, dessen oberstes Ziel es sein Leben lang war, reicher und mächtiger als alle anderen um sich herum zu sein. Dafür war er bereit, alles zu opfern, auch seine Familie. Sein verfluchter Ehrgeiz und seine Härte haben meine Mutter so früh ins Grab gebracht. Er hat nie begriffen, dass es Menschen gibt, denen Freiheit mehr als Geld und Unabhängigkeit mehr als Besitz bedeuten. Er war immer einer, der sich darauf verließ, mit seinem Geld und seiner Macht rücksichtslos seinen Willen durchzusetzen. Wenn’s sein musste, auch gegen den eigenen Sohn!« Mit den Fingerspitzen fuhr er die dünne Narbe nach, die sich von seiner rechten Schläfe zum Kinn hinabzog. Sein Lächeln glich dem Zähnefletschen eines Tigers. »Das habe ich damals, als ich den ganzen Krempel hinwarf und ihm klarmachte, wie satt ich es hatte, seinen Knecht zu spielen, als Andenken mit auf den Weg bekommen. Es war eine ganz gewöhnliche Fuhrmannspeitsche, die er in seinem Zorn in die Hand bekam, und ich wundere mich heute noch, wo ich die Ruhe hernahm, nicht mit einer Kugel zu antworten. Wenn ich je für irgendetwas in seiner Schuld stand, dann habe ich diese Schuld damals beglichen. Nichts und niemand könnte mich dazu bringen, für seine Pläne auch nur noch einen Finger zu rühren.«
»Es geht um mehr als um seine Frachtroute, es geht um sein Leben!«
»Dann sicher nur, weil er in seinem verdammten Stolz und Ehrgeiz nicht zugeben kann, dass er nun doch einmal der Unterlegene ist. Ja, ich trau’s ihm glatt zu, dass er eher sein Leben riskiert, als einem Gegner das Feld räumt!«
»Und wenn’s so wäre!« Lindas Stimme klang wie zerspringendes Glas. »Trotz allem ist er immer noch Ihr Vater!«
»Was wollen Sie eigentlich?« Larry kniff die Augen halb zu. »Seinen Skalp retten - oder das Geld, das Sie bei Dean Morrister gewiss besser angelegt hätten?«
Als die Frau sich mit einem Ruck zur Tür wandte, griff er auflachend rasch nach ihrem Arm.
»Warten Sie! Gehen Sie nicht ohne einen Versöhnungsdrink.«
Sie funkelte ihn zornig an.
»Sie sind ja betrunken, Langtry. Ich werde Ihre kleine Saloonnutte heraufschicken. Vergessen Sie, dass ich hier war! Big Joe wusste sicherlich, was er tat, als er Sie damals seine Peitsche spüren ließ.«
Sie war nun doch erschrocken über die Wildheit, die ihr aus seinen Augen entgegenglühte. Er packte auch mit der zweiten Hand zu, ohne darauf zu achten, dass sie vor Schmerz das Gesicht verzog.
»Sagen Sie so was nie wieder!«
»Was fällt Ihnen ein!«, keuchte Linda. »Lassen Sie mich los, Sie verrückter Kerl, sonst ...«
Er schwang sie herum. Sie stieß einen Schrei aus, als sie aufs Bett stürzte. Da war er schon mit dem Revolver in der Hand bei der Tür. Er riss sie auf. Auf dem Korridor war es mittlerweile so finster, dass er die Männer am oberen Treppenabsatz nur als verwischte Schatten sah. Jennys Warnschrei aus dem Saloon fiel mit dem Aufdonnern mehrerer Schüsse zusammen, die die Bretterwände zu sprengen drohten. Feuerlanzen zerfetzten die Dunkelheit. Knapp neben Larrys Kopf hieben drei Kugeln in den Türrahmen. Er verzog keine Miene, zielte kurz und drückte zweimal ab. Ein Schrei antwortete, Flüche schallten, Stiefel polterten.
Wieder blitzte und donnerte es. Larry sprang ins Zimmer zurück, schlug die Tür zu und schob den Riegel vor. Achselzuckend drehte er sich zu Linda um, die bleich und wie versteinert auf dem Bett saß.
»Sie hätten wirklich nicht herkommen sollen, Ma’am. Aber nun sehen Sie selbst, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als mir über Big Joe und Ihre Dollars den Kopf zu zerbrechen. Wollen Sie jetzt immer noch keinen Drink?«
»Langtry!«, schrie eine wilde Stimme am Ende des Korridors. »Es hat keinen Zweck, wenn du dich in deiner Bude verbarrikadierst! Wir erwischen dich ja doch!«
»Bist du’s, Tamblin?«
»Ja, zum Teufel, und ich werd’ nicht ruhen, bis du in der Hölle schmorst, du verdammter Kartenhai, nachdem du Russ umgelegt hast!«
Larry stärkte sich mit einem Schluck aus der Flasche.
»So kann man sich täuschen«, lächelte er sauer. »Ich wäre jede Wette eingegangen, dass mir Zeit bis morgen früh bleibt, bevor diese Kerle in die Stadt kommen. Nun sieht es so aus, als wären sie mit dem Hombre, der mir vorhin im Saloon vor die Kanone sprang, an diesem Abend hier verabredet gewesen. Pech! Für wen, muss sich allerdings noch herausstellen.« Laut rief er: »He, Tamblin, ich bin nicht allein. Die Lady bei mir hat mit der ganzen Geschichte nichts zu tun. Gib ihr ’ne Chance!«
Das Krachen des Colts füllte wieder den Korridor. Mehrere Kugellöcher klafften plötzlich in der Tür. Larry hielt auf einmal nur mehr den gezackten Flaschenhals in der Hand. Sein Gesicht wirkte eine Spur bleicher, vielleicht war auch nur die Dämmerung daran schuld. Seine Augen funkelten.
»Diese Burschen haben tatsächlich noch schlechtere Manieren als ich.«
Ohne sich vom Fleck zu rühren, jagte er die restlichen Kugeln aus seinem Remington durch die geschlossene Tür. Pulverdampf hing unter der Zimmerdecke. Draußen trappelten Stiefel. Dann schrie dieselbe Stimme wie zuvor: »Wenn du nicht willst, dass der Lady was passiert, Kartenhai, dann komm raus!«
»Ideen hat dieser Mensch!«, knurrte Larry. »Aber es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
Linda Coleman fuhr hoch.
»Tun Sie’s nicht! Sie werden sie töten.«
»Sie werden es versuchen«, berichtigte Larry sie gelassen. Sie wusste nicht, ob seine Ruhe echt oder gespielt war.
»Eine Minute, Langtry, dann machen wir Kleinholz aus dem Bau!«, dröhnte Scott Tamblin entschlossen.
Coltpoker-Larry lud seinen Revolver nach. Die letzten Sonnenstrahlen auf den Dächern von Redcliff verblassten. Seit der erste Schuss gefallen war, lag die kleine Stadt wie ausgestorben. Es war nicht neu für Larry, dass hier kein Mensch daran dachte, für einen in der Klemme steckenden fremden Spieler eine Hand zu rühren.
Da drang ein leiser Pfiff vom Hinterhof herauf. Schnell trat Larry ans Fenster. Drunten stand Mac, der Keeper, die Zügel von Larrys gesatteltem Pferd in der Hand. Er winkte verschwörerisch. Dann huschte er davon. Larry lächelte.
»Es gibt doch noch wahre Freunde.« Er nahm alles Geld, das er in der Tasche hatte, legte es auf den Tisch und stellte die zweite, heilgebliebene Whiskyflasche darauf. Ruhig blickte er die Frau an.
»Keine Sorge, Ihnen wird nichts passieren, wenn ich weg bin. Sagen Sie Mac meinen besten Dank, und wenn Sie sich überwinden können, dann grüßen Sie auch Jenny von mir.«
»Noch dreißig Sekunden, Langtry!«, trieb Scott Tamblins zornige Stimme herein. »Glaub ja nicht, ich bluffe nur!«
Larry öffnete das Fenster. Stirnrunzelnd schätzte er die Tiefe. Linda lief zu ihm.
»Um Himmels willen, Sie werden sich das Genick brechen!«
Er lächelte schon wieder, als er sich umdrehte und auf ihre schmale Hand schaute, die auf seinem Arm lag. »Nicht, wenn Sie mir zum Abschied einen Kuss verehren, Ma'am.«
»Ach, gehen Sie zum Teufel, Sie eingebildeter Kerl!«, fauchte die Frau und wich rasch zurück. Leise lachend schwang Coltpoker-Larry sich aufs Fensterbrett.
»Bin schon unterwegs.«