Читать книгу Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett - Страница 17

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Der Vollmond goss bleiches Licht auf die Zelte, den Conestoga Wagen und die im Seilcorral zurückgebliebenen Pferde. Zwischen den Weidenbüschen glitzerte das Silberband des Bluebird Creek. Ein Bild so friedlich, dass Coltpoker-Larry sich für einen Moment wie im Traum fühlte, als er sein Pferd auf einer grasbewachsenen Höhe über dem Camp zügelte. Er hatte weder sich, noch den Hengst geschont. Hemd und Jacke klebten ihm auf der Haut. Das Herz schlug ihm noch vom harten Ritt bis in die Kehle, und in seinen Ohren war noch immer das Hämmern der Hufe, das ihn Stunde um Stunde durch die Felsenwildnis der Sangre de Christo Mountains begleitet hatte.

Mitternacht war längst vorbei. Gläserne Stille lag auf dem mondbeschienenen Tal. Zwei, drei Sekunden verstrichen, bis Larry begriff, dass es weder das Pochen seines Herzens, noch der Nachhall des Hufgetrappels war, was er da hörte.

Das war keine Einbildung, sondern wirklicher Hufschlag. Ein Trommeln, das rasch anschwoll. Einer von Morristers Killern hatte das Wettrennen zum Camp am Bluebird Creek fast gleichzeitig mit ihm geschafft. Das hieß, dass die anderen auch nicht mehr weit sein konnten.

Larry schnellte halb herum. Seine Hand zuckte zum Revolver. Keine Sekunde zu früh. An dem vom Lager abgewandten Fuß der Anhöhe brach ein Reiter aus dem Schatten der Büsche und Felsen. Roscoe! Der Mond beschien sein vor Hass und Anstrengung zerwühltes Gesicht. Die Nüstern seines Schecken waren schaumverklebt.

Doch Larry sah nur den funkelnden, blanken Stahl, der sich auf ihn richtete. Seine Rechte stieß hoch. Der Revolver blitzte. Gleichzeitig verließ ein Feuerstoß den Karabiner des Banditen. Die Detonationen verschmolzen zu einem Knall, der auch den im tiefsten Schlaf Liegenden wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts wecken musste. Ein heißer Luftzug streifte Larrys rechte Wange. Sekundenlang war dumpfe Leere in seinem Gehirn. Eine Sekunde, in der sich die beiden schwarz vom mondhellen Hintergrund abgezeichneten Reiter reglos anstarrten.

Dann begann Roscoes Gewehr zu wackeln. Die gedrungene Reitergestalt neigte sich langsam nach links. Die Füße rutschten aus den Bügeln. Dann kam der dumpfe Aufschlag. Larry spürte kein Bedauern, kein Aufwallen von Bitterkeit wie oft, wenn er mit der Waffe sein Leben hatte verteidigen müssen. Dafür blieb ihm auch keine Zeit.

Raue, noch von den Zeltplanen gedämpfte Stimmen drangen vom Tal herauf. Dann sprangen sie schon auf den vom Vollmond beleuchteten Platz: drei sehnige Kerle, die in Stiefeln und voller Ausrüstung geschlafen hatten. Jeder mit einem schussbereiten Gewehr in den Fäusten. Entschlossen, die Hölle zu entfesseln, wenn einer es wagen sollte, sich an Morristers schöne Gefangene heranzumachen.

»Verdammt, es ist Langtry!«

Der heisere Schrei war eine Aufforderung, bei der geringsten verdächtigen Bewegung des Reiters auf dem Höhenkamm das tödliche Blei aus den Läufen zu jagen. Ein Schrei, der die ganze Wildheit und das Misstrauen dieser Männer ausdrückte. Sie wussten, was ihnen blühte, wenn sie sich, von wem auch immer, Morristers Geisel unter der Nase wegschnappen ließen.

Larrys Gedanken rasten. Kampf hatte nur dann einen Sinn, wenn er nahe genug an die Burschen rankam, um zu verhindern, dass sich einer vielleicht die Frau als Faustpfand vor die Mündung holte. Jeden Augenblick konnten außerdem weitere Verfolger zwischen den von Mondlicht umwobenen Felsen hinter ihm auftauchen.

Larrys Kehle trocknete aus. Linda ... Sie hatte die Schüsse gehört. Sie bangte, hoffte. Ahnte sie, dass er hier war, sie zu retten? Seine Entscheidung war die Sache eines Augenblicks. Die Entscheidung eines Mannes, der am Pokertisch gelernt hatte, alles auf einen waghalsigen Bluff zu setzen. Seine eben noch angespannte Gestalt krümmte sich. Seine plötzlich zitternde Hand brachte mühsam den Remington in die verrutschte Halfter zurück.

»Nicht schießen, Jungs, mich hat’s erwischt!«

Ein leichter Sporendruck, und Mr. Brown trottete folgsam den Hang hinab. Der dicke, taufeuchte Grasteppich dämpfte den Hufschlag. Drei Gewehrmündungen, schwarze Todesaugen, bewegten sich mit dem zusammengesunkenen Reiter. Larry presste eine Hand an die Brust. Sein Kopf war gesenkt, seine Zähne zusammengebissen.

Linda! Er dachte daran, wie er sie damals nach seiner Flucht aus Redcliff im Arm gehalten, sie gegen ihren Willen geküsst hatte. Nein, zum Teufel, es war kein Spass gewesen! Jetzt, vor den schussbereiten Gewehren ihrer Wächter begriff er, dass sie die Frau war, nach der er sich ein halbes Leben lang gesehnt hatte.

Die Männer vor ihm waren ganz Anspannung, Konzentration und Misstrauen. Der in der Mitte, ein kraushaariger Typ mit offenem Hemd und einem kleinen Kreuz an einer Silberkette, raunte seinen Kumpanen etwas zu. Vorsichtig bewegten sich die Kerle auseinander. Trotz Larrys glänzender Schauspielerei erwarteten sie offenbar immer noch, dass er im nächsten Moment zum Revolver greifen würde.

»Was ist passiert, Langtry?«, rief der Kraushaarige scharf. »Zum Teufel, wer hat auf dich geschossen? Wieso bist du nicht bei Morrister und den anderen?«

Larry hatte den Lagerplatz erreicht. Er tat, als rutschten ihm die Zügel aus der kraftlosen Hand. Der Braune blieb stehen.

»Antworte, Langtry!«

Ihre Gewehrmündungen bildeten jetzt ein Dreieck, in dem er keine Chance mehr hatte. Zu hoch gepokert? Auch wenn er noch so schnell war, er konnte höchstens nur mehr einen erwischen. Keiner rührte sich. Keiner war so ungeduldig und leichtsinnig, sich in die Schussbahn seiner Komplizen zu bewegen.

Mühsam hob Larry den Kopf. Er schwankte. Seine Lippen bewegten sich. Nur ein Stöhnen kam aus seiner Kehle. Dann stürzte er schwer herab.

Bevor sie die veränderte Situation erfassen konnten, hielt er seinen Sixshooter in der Faust. Den mit der Silberkette erwischte es zuerst. Das Blei aus Larrys Remington traf mit solcher Wucht seine rechte Schulter, dass es ihn herumriss und niederschmetterte.

Auf dem Bauch liegend schwang Larry die Waffe nach rechts und jagte dem zweiten Gegner eine Kugel in die Brust. Gerade rechtzeitig genug, sein Gewehr zu verreißen, so dass das Blei hoch über die Zelte wegjaulte. Eine Drehung. Schon federte Larry hoch und tauchte geschmeidig unter dem Bauch seines Pferdes durch.

Als er sich aufrichtete, wurde er vom Mündungsfeuer des dritten Banditen geblendet. Die Kugel ritzte seine linke Wange. Ein Riss klaffte plötzlich im Leder des Sattels, den Mr. Brown auf seinem Rücken trug. Larry feuerte zurück.

Doch diesmal war auch er zu hastig. Sein Blei hieb in die Bordwand des Conestoga, der hinter dem von Pulverrauch umwirbelten Verbrecher stand. Der Mann ließ sich fallen, schoss, rollte herum und schoss abermals. Jedes Mal krachte es, als würde eine Axt gegen eine morsche Bretterwand schmettern.

Kugeln umschwirrten Larry. Er ließ es darauf ankommen. Kaltblütig, leicht geduckt, wartete er auf seinen Augenblick. Er zielte mit ausgestreckter Hand. Dann der Schuss.

Der wild feuernde Bandit wurde mitten in einer erneuten Drehung wie von einer Keule getroffen. Das Gewehr entfiel ihm. Schlaff blieb er über der heiß geschossenen Winchester liegen. Blut sickerte über Larrys Wange. Er spürte keinen Schmerz. Ein Keuchen und Scharren riss ihn herum. Der Kraushaarige streckte gerade wieder eine Hand nach seinem Karabiner aus. Hass loderte in seinen Augen. Er erstarrte, als Larrys Revolver jäh auf ihn zeigte. Rasch ging der junge Langtry zu ihm, hob das Gewehr auf und schleuderte es weit weg. Der Colt des Halunken sauste hinterher.

»Du Dummkopf solltest froh sein, dass du nun jedes Jahr ein zweites Mal Geburtstag feiern kannst!« Seine Stimme klirrte. »Wo ist Linda?«

»Hier, Larry, ich bin hier!«

Die halb erstickt klingende Stimme der Frau kam aus einem nahen Zelt. Eine Stimme, die Coltpoker-Larry vergessen ließ, was hinter ihm lag. Er rannte los.

Bleiches Mondlicht schimmerte durch die dünne Zeltleinwand. Keuchend kniete Larry bei der Frau nieder, die an Händen und Füßen gefesselt auf mehreren Decken lag. Seine Hände zitterten wieder, diesmal nicht vor Anstrengung, als er sie losband. Die Wärme und der Duft ihres Körpers berauschten ihn. Frauen hatten von jeher eine große Rolle in seinem heißbewegten Leben gespielt, seit er damals Canyon City verlassen hatte. Doch noch nie war das Verlangen, eine Frau in seine Arme zu nehmen, so stark gewesen.

Linda atmete heftig.

»Es hat lange gedauert, Larry, bis ich begriff, dass alles nur ein Trick war.« Sie setzte sich auf. Er verkrampfte sich, als er plötzlich ihre schmalen Hände auf seinen Schultern spürte. Ihr Gesicht war dicht vor ihm. Eine Flut seidig schimmernden Haars rahmte es ein. Ihre Augen glänzten im Halbdunkel. »Sie hatten nie wirklich vor, Big Joes Treck Morristers Banditen in die Hände zu spielen, Larry, nicht wahr?«

Er zog sie mit sich hoch.

»Sprechen Sie jetzt nicht von Big Joe!«, murmelte er heiser.

Die Fesseln hatten ihre Glieder so abgeschnürt, dass sie sich an ihn klammem musste, bevor sie richtig stehen konnte. Er hielt sie fester, als es nötig war. Für Sekunden fühlte er sich in einer Stimmung, in der er es mit Morristers ganzer Revolverbande aufgenommen hätte. Lindas Herz schlug an seiner Brust, ihr Haar streichelte seine Wange. Doch als er ihr Gesicht zwischen die Hände nahm, zuckte sie zurück. Sie lauschte.

»Hufschlag!«, flüsterte sie beklommen. Er hörte es ebenfalls. Der Zauber war vorbei, die Nacht jäh wieder vom Eishauch einer tödlichen Gefahr durchdrungen.

»Sie sind hinter mir her«, erklärte er rau. »Kommen Sie!« Plötzlich lag wieder jenes Draufgängerlächeln auf seinem scharflinigen Gesicht, von dem Linda nicht wusste, ob sie es mochte oder zornig darauf sein sollte. »Schade! Aber diese Kerle haben sicher kein Verständnis dafür, dass wir ein Wiedersehen feiern, wie es sich gehört.«

Als sie das Zelt verließen, war das dumpfe Dröhnen der Hufe schon so nahe, dass Larry keine Zeit mehr blieb, ein zweites Pferd für die Frau aus dem Corral zu holen. Rasch fasste er Linda um die Taille, hob sie in den Sattel und schwang sich hinter ihr hinauf. Der Kraushaarige hatte noch immer nicht kapiert, wie viele Gründe er eigentlich gehabt hätte, Larry auf den Knien zu danken.

»Er flieht, Jungs, er flieht!«, kreischte er stattdessen. »Lasst ihn nicht entkommen!«

Larry warf Mr. Brown herum. So leid’s ihm tat, aber er durfte dem treuen Vierbeiner noch nicht die verdiente Ruhe gönnen. Zum Glück konnten die Gäule, die nun auf der anderen Seite die grasbewachsene Anhöhe heraufstampften, dem braunen Hengst nicht das Wasser reichen. Das war ihre Chance, noch vor Tagesanbruch in einem sicheren Versteck unterzutauchen.

»Festhalten, Linda!« Schon trommelten die Hufe los. Der Reitwind legte Coltpoker-Larry die weichen Haare der vor ihm sitzenden Frau wie einen Schleier übers wildverkniffene Gesicht.

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