Читать книгу Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021 - Pete Hackett - Страница 13
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ОглавлениеÄchzend fuhrwerkte Old Tate mit seinem Ärmel im verschwitzten Gesicht herum, als er sich nach seinem Begleiter umdrehte.
»Zum Teufel, Larry! Wenn du nicht endlich anfängst auszuprobieren, ob dieses gelbgezähnte Vieh, auf dem du sitzt, auch wirklich ein Pferd ist, dann schaffen wir es nie ...«
Verblüfft klapperte er mit den Lidern, als er feststellte, dass er nur zu seinem eigenen Schatten sprach. Coltpoker-Larry war ein Stück weiter zurück abgestiegen. Nicht weit von einer Steilkante lehnte er an einem Felsen und drehte sich ruhig eine Zigarette. Schnaufend und schwitzend zerrte Slocum sein Pferd zwischen den rot in der Sonne leuchtenden Klippen herum. Von dort, wo Larry stand, öffnete sich ein weiter Ausblick. Ein flimmerndes Labyrinth von Canyons und Schluchten verzweigte sich ostwärts zur Prärie. Wie eine glühende Metallkuppel wölbte sich der Himmel über diesen Ausläufern der Sangre de Christo Mountains. Larry, scheinbar ganz in dieses Bild der Einsamkeit vertieft, hielt dem kopfschüttelnden Oldtimer den Beutel mit Tabak und Zigarettenpapier hin. »Auch eine?«
Old Tate reichte es. Er sauste aus dem Sattel, als hätte er kein Pferd, sondern einen Ameisenhaufen unterm Hosenboden.
»Hölle, Pest und Kanonenrohr, die ganze Zeit zerbreche ich mir den Kopf darüber, ob du auch wirklich noch alle Tassen im Schrank hast!«, schimpfte er wie ein Rohrspatz. »Da zockelst du durch die Landschaft, als ging’s lediglich darum, deinem Vierbeiner ein bisschen Bewegung zu verschaffen. Als wüsstest du nicht, dass Morristers Killer hinter uns her sind! Was fehlt dir eigentlich? Erst spielst du den Kaltschnäuzigen, holst mich mitten aus diesem Teufelsrudel heraus, was dir keiner so leicht nachmacht. Dann scheinst du’s nicht abwarten zu können, dass sich diese Hundesöhne doch noch deine Ohren an den Gürtel hängen.«
»Schrei nicht so herum, Tate, du machst ja Mr. Brown ganz nervös!«
Als der Hengst auch noch leise wieherte, als sein Name fiel, glaubte Old Tate schon fast, es nicht nur mit einem, sondern mit zwei Verrückten zu tun zu haben. Verzweifelt riss er sich den Hut herab und raufte sich die schlohweiße Mähne.
»Was glaubst du, wie nervös dein schieläugiger Mr. Brown erst wird, wenn hier die Revolver von Morristers Schießern zu krachen anfangen! Höllenteufelbesenstiel, haben sie dir Topfhenkel statt Ohren hingepappt, weil du nicht hörst, dass sie schon in der Schlucht sind, durch die wir vorhin heraufgekommen sind? Ich wette, in einer halben Stunde sind sie hier!«
»Und ich wette, es dauert höchstens zwanzig Minuten. Und weil du gerade von meinen Horchern redest - wenn du genau hinhörtest, wüsstest du, dass sie nur zu dritt sind. Ich seh’ nicht ein, warum wir sie uns nicht vom Hals schaffen sollten, bevor wir weiterreiten. Hier ist gerade der richtige Platz dafür.«
Slocum knäulte seinen Hut so zusammen, als wollte er ihn sich in den Mund stopfen, um nicht loszuheulen.
»Hör zu, mein Junge«, versuchte er es mit dem Rest seiner Beherrschung, »du hast ja allen Grund, dir auf deine Revolverkünste was einzubilden. Aber wenn du nicht schleunigst wieder deinen Hintern auf Mr. Brown setzt und dieses grinsende Pferdeungeheuer mit den Sporen kitzelst, dann schaffen wir's heute nicht mehr bis zur Puma Gulch.«
»Ich wüsste nicht, was ich dort sollte.«
»Zum Beispiel deinem Vater nach sechs Jahren wieder mal ,Guten Tag‘ sagen«, knirschte Old Tate. »Tu bloß nicht so, als hättest du vergessen, dass man durch die Puma Gulch auf die Hochebene südlich von Salida gelangt! Ein Umweg zwar, aber für Big Joe die einzige Chance ... He, zum Kuckuck, hörst du mir denn überhaupt noch zu?«
Larry blies eine Rauchwolke über die Felskante.
»Wenn du's so eilig hast, dich wieder von ihm herumkommandieren zu lassen, dann reite doch. Ich halte dich nicht. Ich werd’ mit den drei Galgenvögeln, die gleich hier sein werden, auch allein fertig.«
»Hör endlich auf, auf den Nerven eines alten Mannes rumzutrampeln!«, stöhnte Slocum.
»Und du hör auf, so zu tun, als wäre ich bloß hier, für Big Joe die Kastanien aus dem Feuer zu holen!«, fuhr Larry ihn mit einer Schärfe an, dass der Oldtimer zurückprallte.
Erschrocken starrte er in das jäh veränderte, wilde Gesicht des jungen Spielers.
»Du lieber Himmel! Wirst du denn nie vergessen, was einmal war?«
»Wie könnte ich?« Langtry schleuderte heftig die halb gerauchte Zigarette weg. Sein Blick fiel dabei auf eine Staubwolke, die sich im Osten hinter einem sandigen Höhenzug entlang bewegte. Wer immer die Reiter dort waren, sie waren zu weit entfernt, dass sie jetzt zählten. Mit hartem Auflachen wandte sich Larry wieder an Old Tate.
»Jedes Mal wenn ich mich im Spiegel oder auch nur auf der Oberfläche eines Tümpels sehe, werde ich dran erinnert, wie prächtig Big Joe mit seiner Peitsche umgehen kann!«
Der Weißhaarige schluckte.
»Du musst zugeben«, murmelte er zögernd, »dass du’s ihm damals auch nicht gerade leicht gemacht hast.«
»Ich werd’s ihm jetzt noch viel weniger leicht machen.«
Larry lächelte plötzlich. Aber es war ein Lächeln, das Tate Slocum erschreckte.
»Wenn du nach diesen langen sechs Jahren nicht zurückgekommen bist, Junge, deinem Vater zu helfen - warum dann?«
Coltpoker-Larry atmete tief durch. Seine Miene glättete sich. Sein Blick suchte wieder die Staubwolke. Auf die Entfernung war kein Hufschlag zu hören. Dafür kamen Geräusche aus der entgegengesetzten Richtung. Von dort, wo sie zuvor zwischen verwitterten Felstürmen aus einer vielfach gewundenen Schlucht heraufgeritten waren: Steine polterten, Hufe klapperten, raue Stimmen riefen durcheinander. Larry blickte Old Tate ausdruckslos an.
»Vielleicht überleg ich’s mir wirklich und entscheide mich im Nachhinein noch für Morristers Job.«
Old Tate blieb die Luft weg. Sein Ledergesicht färbte sich erst dunkel, dann grau.
»Nein!« Er schüttelte heftig den Kopf. »Du kannst mir viel einreden, mein Junge, aber nicht das! Nein, der Sohn von Big Joe wird nie mit einem Bastard wie Dean Morrister gemeinsame Sache machen!«
»Du sollst aufhören, mich Big Joes Sohn zu nennen, verdammt!«
»Schon gut, schon gut, du bist’s nun mal! Und wie! Genauso verteufelt stur und von sich eingenommen wie der Alte! Aus ein und demselben Holz geschnitzt, auch wenn du’s nicht wahrhaben willst! Damals warst du noch ein Lausejunge, der es nicht lassen konnte, dem alten Tate dann und wann einen saftigen Streich zu spielen. Ich hätte schon damals meinen Skalp gewettet, dass du mal in Big Joes Fußstapfen trittst, auch wenn du äußerlich mehr deiner Mutter gleichst. Tu nur nicht so, Larry, als hätte bloß dein Vater alle die Fehler, die du an dir selber nicht siehst!«
»Mann!«, stieß Larry heiser hervor. »Wenn von uns beiden einer verrückt ist, dann bist du’s! Sonst würdest du für Big Joe nicht diese Sprüche riskieren!«
Old Tate reckte sich, seine Augen blitzten.
»Verträgst du die Wahrheit nicht? Willst du ... He, was ist? Was sind das für Leute da drüben?«
Larry war zusammengezuckt. Einen Moment sah er so erschrocken aus, dass Slocum unwillkürlich nach seinem Arm griff. Nebeneinander spähten sie zu den Reitern, die im tiefer gelegenen Gelände im Osten eine kakteenbestandene Bodenwelle überquerten. Es waren fünf staubumschleierte Gestalten. Die Gestalt in der Mitte war eine Frau. Nun hatte auch Tate Slocum die Verfolger vergessen.
»Teufel noch mal, das ist ja ...«
Larry hatte sich schon losgerissen. Mit einem Satz war er bei Mr. Brown. Er zerrte ein Fernglas aus der Satteltasche.
»Linda!«, keuchte er Sekunden später, als er mit dem Glas an den Augen an der Felskante stand. Ihr bleiches, schönes Gesicht schien ihm aus dem von den Hufen hochgewirbelten Staub entgegenzuwachsen. Das rotbraune Haar war staubverfilzt. Die Bluse klebte ihr auf dem Körper. Ihre Hände waren vorn zusammengeschnürt, so dass sie die Zügel halten konnte. Die Kerle neben ihr waren finster und gefährlich aussehende Typen. Ihre tiefgeschnallten Revolver verrieten alles über sie. Bevor sie mit ihrer Gefangenen in einer Hügelkerbe verschwanden, reichte Larry dem Oldtimer rasch das Glas.
»Morristers Schießer?«, fragte er mit einer Stimme wie brechendes Glas.
Er wartete kurz, dann riss er Old Tate das Fernglas weg, als der sichelbärtige Frachtfahrer nur dastand, als hätte ihn der Blitz gestreift. »Antworte, verdammt!«
»Ja, es sind Kerle aus Morristers Crew!« Der Alte starrte ihn leer an. »Linda ... Woher kennst du sie?«
»Sie also ist Morristers großer Trumpf!«, knirschte Larry. »Deshalb war dieser Schuft so sicher und hatte es nicht eilig mit der Verfolgung von Big Joes Wagen.«
»Bei allen Heiligen von Mexico! War es etwa Linda, die dich auf die Idee gebracht hat ...«
»Hör zu, Tate!« Coltpoker-Larry schnellte herum. Seine Augen funkelten. »Du hast mir vorhin Brocken an den Kopf geworfen, die sich kein anderer hätte leisten dürfen. Du bist einer, den seine Ehrlichkeit noch mal ins Grab bringt. Aber nun sag mir ebenso ehrlich, Tate: Vertraust du mir?«
Slocum starrte ihn verblüfft an. »Was, zum Kuckuck ...?«
»Rede! Wir haben nicht viel Zeit. Die Halunken, die Morrister losgeschickt hat, sich unsere Skalps zu holen, werden gleich hier sein. Ja oder nein, Tate!«
Der Oldtimer war betroffen über die Angst in Larrys Augen. Wem galt sie? Der Frau, die Big Joe liebte?
»Ja, ich vertraue dir«, murmelte er heiser. »Dafür gibt’s drei gute Gründe. Du hast mir das Leben gerettet. Ich kannte dich schon als vorlauten Rotzbengel. Und außerdem bist du, auch wenn du’s nicht hören willst, Big Joes Sohn.«
Larry ballte die Fäuste, atmete tief durch.
»Okay, Tate, dann stell jetzt keine Fragen und verlier keine Zeit! Steig auf deinen Gaul! Reite! Sieh zu, dass du die Wagen meines Vaters so schnell wie möglich findest! Und dann, Tate, hör zu! Dann setz alles daran, dass diese Wagen auf der Route nach Salida bleiben! Egal, was geschieht! Egal, wie hartnäckig Morrister versuchen wird, Big Joe mit seiner Gefangenen unter Druck zu setzen.«
»Aber ...«
»Kein Aber, Tate!«, drängte Larry heftig. »Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, nur soviel: Du hattest recht, ich würde nie gemeinsame Sache mit einem Bastard wie Morrister machen. Wenn du mein Freund bist, Tate, wenn du nicht vergisst, dass ich dir das Leben gerettet habe, dann tu, um Himmels willen, was ich dir sage!«
»Junge, du machst mir Angst!«, krächzte Slocum. »Du vergisst, dass Big Joe ein Mann ist, der sich nichts sagen lässt, wenn er ...«
»Er muss auf dich hören, Tate! Wie du das anstellst, ist dein Problem! Nur lass nicht zu, dass er auf irgendeine von Morristers Forderungen eingeht! Glaub mir, Tate, damit wäre Linda nicht zu retten!«
»Mein Gott, Junge, was ist zwischen dir und ihr?«
»Nichts!«, lachte Larry wild und verzweifelt. »Noch nicht! Verdammt, Mann, reite jetzt! Versprich mir, dass ich mich auf dich verlassen kann!«
Old Tates Blick hetzte an ihm vorbei zu den Felstürmen, zwischen denen das Hufgeklapper der Verfolger nun deutlich hervordrang. Er grinste verzerrt.
»Kindern und Narren soll man nicht widersprechen! Okay, mein Junge, du hast mein Wort, und ich hoffe bloß, du bist dir auch klar, in welche Klemme mich das bringen wird! Lass mich da nur nicht hängen!«
Es war verblüffend, mit welcher Gewandtheit sich der dürre Alte in den Sattel schwang. Larry hob noch zum Abschied eine Hand. Da prasselte der Hufschlag von Slocums Pferd bereits davon.
Der Schatten einer jähen Müdigkeit überflog Larry Langtrys Gesicht. Doch als die Reiter mit den durchgeladenen Gewehren vor sich auf den Sätteln zwischen den Felsen auftauchten, war er schon wieder ganz der lässige Abenteurer, den nichts aus dem Gleichgewicht bringen konnte. An die Flanke seines Braunen gelehnt, drehte er sich mit ruhigen Fingern eine Zigarette. Seine Miene veränderte sich nicht, als sie ruckartig ihre Pferde stoppten und ihre Karabiner hoben. Er machte keinen Versuch, den Revolver zu ziehen.
»Da seid ihr ja!«, lächelte er ausdruckslos.
Sie waren zu zweit. Eine Tatsache, die in Larrys Gehirn ein Alarmsignal schrillen ließ. Er wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte, als er den Hufschlag von drei Pferden gehört hatte. Es waren die beiden Stoppelbärtigen, die keinen Finger gerührt hatten, als Old Tate Healy, den Verräter, über den Haufen geschossen hatte.
Der eine war mittelgroß, gedrungen, mit einem Gesicht wie eine Fleischerdogge. Der andere war ein sehniger, spitznasiger Typ, der Larry irgendwie an einen Schakal erinnerte. Der Eindruck verstärkte sich, als der Kerl grinste. Es war wie ein Zähnefletschen.
»Nun sag bloß, du hast da auf uns gewartet, Freundchen!«
Larry sog den Rauch ein.
»Wenn du mich meinst, du Sohn einer räudigen Hündin: Ja! Ich hab’s nämlich satt, vor euch davonzulaufen.«
Sie packten ihre Gewehre fester. Das Grinsen des Sehnigen erstarrte vollends zur hässlichen Grimasse.
»Schau ihn dir genau an, Jim, wenn du wissen willst, wie ein Selbstmörder aussieht«, sagte er zu seinem Kumpan. »He, Coltpoker, du verrechnest dich, wenn du denkst, wir wollen dich lebend zu Morrister zurückschleppen! Da war der Oldtimer, der sich aus dem Staub gemacht hat, ein ganzes Stück schlauer als du.«
Ihre Gewehre bewegten sich mit ihm, als Larry ein Stück von seinem Hengst wegging. Die Zigarette klebte in Larrys rechtem Mundwinkel. Seine Hände hingen locker herab.
»Wie kommst du auf die Idee, dass Slocum fort ist? Ich wette, er beschäftigt sich gerade mit eurem Freund, den ihr irgendwo zwischen den Felsen da hinten zurückgelassen habt.«
Der eisige Spott in seiner Stimme verfehlte seine Wirkung nicht. Die Köpfe der Halunken ruckten herum. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem sie abgelenkt waren. Als dann ihre Karabiner dröhnten, lag Larry bereits am Boden. Blei klatschte gegen die Felsen hinter ihm. Wie von selber sprang ihm der 38er Remington in die Faust. Feuerstoß auf Feuerstoß zuckte aus der Mündung, während Larry, wie von einem unsichtbaren Lasso gerissen, über den felsigen Boden wirbelte. Der Sehnige stürzte mit einem Kugelloch zwischen den Augen vom Pferd. Sein Komplize hatte das Pech, mit einem Fuß im Steigbügel hängen zu bleiben, als er Larrys Blei in die Schulter bekam. Die Hufe seines erschreckt herumkreiselnden Pferdes zertrümmerten ihm den Schädel. Zwei, drei Sekunden, und schon war alles vorbei. Als der Staub und der Pulverdampf sich verzogen, war Larry verschwunden, als hätten ihn die Schüsse der Verbrecher über die Felskante gejagt.
In ungläubigem Entsetzen starrte der im Hinterhalt kauernde dritte Schurke auf die Toten. Die Pferde beruhigten sich. Der Gedrungene hing noch immer im Steigbügel. Die scharfkantigen Hufe hatten ihn grauenvoll zugerichtet.
Nach dem ohrenbetäubenden Geknalle legte sich die Stille nun wie eine Zentnerlast auf den im Schatten kauernden Mann. Sein Blick tastete dorthin, wo Larry sich eben noch niedergeworfen und wo seine Kugeln den Boden gefurcht hatten. Er begriff nicht, wie ein Mann so unheimlich schnell sein konnte.
Unheimlich, das war das richtige Wort! Trotz der Hitze zwischen den Felsen überlief den stämmigen Kerl ein Frösteln. Er horchte gespannt. Nichts! Nur seine eigenen heftigen Atemzüge, die ihm auf einmal verräterisch laut vorkamen. Dann das Schnauben des Pferdes, das er zwei Dutzend Yards entfernt zwischen den Klippen zurückgelassen hatte. Schweiß tropfte vom grobschlächtigen Gesicht des Killers. Mit steifen Fingern hebelte er eine neue Patrone in den Lauf des Spencergewehrs.
Diese verfluchte Stille! Sie zerrte an seinen Nerven. Sein Blick hetzte hin und her. Nirgends ein Ziel. Nirgends der Schatten einer Bewegung. Aber dieser Teufel von Kartenhai lag irgendwo und lauerte darauf, ihn vor sein Eisen zu bekommen. Geduckt richtete sich der Bandit auf und wich vorsichtig, jeden Moment bereit, wie ein Irrer sein Blei hinauszujagen, zwischen den Felsen zurück. Zur Hölle mit der Prämie, die Morrister für diesen Satansbraten ausgesetzt hatte! Nur weg hier! Nur nicht ebenso schlaff und blutbesudelt in der Sonne liegen wie die beiden da drüben!
Ein leises, spöttisches Lachen ertönte hinter ihm. Es traf ihn wie ein Peitschenhieb. Herumwirbeln, schießen!, schrie es in ihm.
»Sei vernünftig, Hombre, lass es bleiben!« Die Stimme war sanft. Aber es war die kühle Sanftheit des Todes. »Kein Mann ist schneller als eine Kugel, die es nicht erwarten kann, den Lauf zu verlassen. Wirf die Knarre weg!«
Der Bandit keuchte. Dann klapperte das Gewehr auf die Steine.
»Jetzt den Colt! Nein, nicht anfassen, Amigo, schnall den Gurt ab! Gut so, mein Freund, nun kannst du dich umdrehen!«
Das Gesicht des Stämmigen sah aus, als hätte er es in einen vollen Wassereimer getaucht. Lächelnd wirbelte Larry seinen Revolver um den Zeigefinger.
»Wie heißt du?«
»Reilly!«, würgte der Überrumpelte hervor.
»Okay, Reilly, dann hol jetzt deinen Gaul her! Aber keine Tricks, Muchacho, du weißt Bescheid!«
»Was hast du vor?«
»Nichts, worüber du dich aufregen solltest«, lächelte Larry. Seine Zähne blitzten im sonnengebräunten Gesicht. »Morrister hat euch ja sicher gesagt, wo ihr ihn wiederfindet, wenn ihr mich geschnappt habt. Well, ich will nichts weiter, als dass du mich zu ihm bringst.«
Reilly klappte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. Larry nickte ihm verständnisvoll zu. »Siehst du, so einfach hätten es deine Freunde haben können, wenn sie nicht gleich geschossen hätten.«
Es war ein regelrechtes Kriegslager, das Larry mit seinem Gefangenen nach Einbruch der Dunkelheit erreichte. Mehrere Lagerfeuer flackerten zwischen verwaschenen Armeezelten, einem klobigen Conestoga Planwagen und dem Seilcorral, in dem etwa zwei Dutzend Pferde grasten. Larry war betroffen über diese geballte Stärke, die Morrister gegen die jämmerlichen Überreste der Langtry Cargo Company einzusetzen bereit war. Der Bluebird Creek floss hier durch ein von Grashängen umschlossenes Tal. Buschige Weiden säumten sein im Mondlicht glitzerndes Band.
Als die beiden Reiter ihre Pferde durch den seichten Creek trieben, waren sie im Nu von waffenstarrenden und gefährlich aussehenden Männern umringt. Reilly schwitzte, als wäre er derjenige, der hier seinen Skalp riskierte. Larry stellte wieder einmal sein typisches Pokerlächeln zur Schau. Die Pferde konnten nicht weiter, so eingekeilt waren sie.
»Nur keine Aufregung, Leute!« Beschwichtigend hob der junge Langtry eine Hand. »Ich will nichts weiter als ein Plauderstündchen mit eurem Boss.«
»Reilly, verdammt, wo sind Henderson und Blake?«, schrie ein wildäugiger Bursche, der ein Indianerstirnband um sein schulterlanges Haar geschlungen hatte.
Reilly drehte sein schweißnasses, von den Flammen angestrahltes Gesicht dem Spieler zu. Larry sah den Hass in seinen Augen.
»Dieser Dreckskerl hat sie umgelegt!«, stieß der stämmige Bandit heftig hervor.
Es war eine Aufforderung, ihn vom Pferd zu schießen. Prompt knackten ringsum mehrere Gewehrschlösser. Die Mündungen waren nur mehr Armlängen von dem im Sattel erstarrten jungen Reiter entfernt. Larry wagte keine Bewegung. Er hatte gewusst, was er riskierte, aber nun spürte er das Hämmern seines Herzens doch bis in die Kehle. Coltpoker ... Sein einziger Trumpf dabei waren seine eisernen Nerven.
Neben dem Conestoga Wagen wurde die Klappe eines Zelteingangs zurückgeschlagen. Das Licht der Petroleumlampe, die drinnen an einem Pfosten hing, traf den Mann von hinten. Die sehnige Gestalt im städtischen Anzug war unverkennbar.
»Hallo, Morrister!«, rief Larry. »Vielleicht können Sie diesen Wilden da begreiflich machen, dass ein Hombre, der mehrere Bleipillen geschluckt hat, nicht mehr für Geschäfte taugt.«
Morristers Hand mit der Zeltplane blieb erhoben. Ein Blick auf Reillys leere Colthalfter und den Remington an Larrys Hüfte genügte ihm. Er stellte keine Fragen. Mehrere Sekunden verstrichen, in denen es nur das Prasseln der Lagerfeuer gab. Ein halbes Dutzend durchgeladene Gewehre umschlossen Larry Langtry.
»Bringt ihn rein!«, befahl Morrister kalt. Er trat ins Zelt zurück. Die Plane fiel herab.
Wie ein Mann stürzten sich die Revolverschwinger auf den Ankömmling. Larry wehrte sich nicht, als sie ihn herabzerrten, ihm den Revolver wegnahmen, ihn zum Zelt schleppten. Faustschläge trafen ihn. Verwünschungen schwirrten um ihn herum.
Im Zelt saß Morrister auf einem mit Segeltuch bespannten Klappstuhl. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Karaffe mit mexikanischem Rotwein zwischen Gläsern. Ein Päckchen Spielkarten lag daneben. Larry, der sich innerlich auf das Wiedersehen mit dem Bandenboss vorbereitet hatte, spürte einen Stich, als er die Frau sah. Sie saß an der Schmalseite des Tisches, so bleich und schön, wie Larry sie Stunden zuvor durch sein Fernglas gesehen hatte. Das rotbraune Haar war im Nacken zusammengebunden. Dadurch kamen die klaren Linien ihres Gesichts noch besser zur Geltung. Morrister hatte ihr die Fesseln abnehmen lassen. Ein kräftig gebauter Mexikaner, der einen Patronengurt schräg überm Oberkörper trug, stand als Wächter hinter ihr.
Als die Banditen Larry hineinstießen, machte Linda Coleman eine Bewegung, als wollte sie aufspringen. Ein Aufflackern war in ihren blauen Augen. Ihre weich geschwungenen Lippen öffneten sich. Doch kein Wort kam über sie.
Morrister war ihre Reaktion nicht entgangen. Ein Lauern erschien in seinem Blick. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und wartete, bis das Geschiebe und Gedränge aufhörten. Dann lachte er leise.
»Ich hab in meinem Leben schon viele bunte Vögel gesehen, Coltpoker, aber Sie sind mit Abstand der bunteste.«
»Dann sagen Sie diesen groben Flegeln, sie sollen mir nicht vollends das Gefieder rupfen!«, grinste Larry kaltblütig. »So unfreundlich habe ich mir den Empfang nun auch wieder nicht vorgestellt.«
»Wie denn?«, lächelte Morrister drohend. »Hätten wir einen roten Teppich vor Ihnen ausrollen sollen? Zum Teufel, ich habe vorhin gehört, was mit Henderson und Blake passiert ist! Was erwarten Sie eigentlich, Mann?«
»Den Job, den Sie mir versprochen haben.«
Nun hielt es Linda doch nicht mehr auf ihrem Platz. Sie schnellte hoch.
»Sie Schuft, Sie lumpiger Verräter!«
Die große, braune Hand des Mexikaners senkte sich drohend auf ihre Schulter. Aber sie blieb stehen, keuchend, die brennenden Augen starr auf den jungen Mann gerichtet. Wieder wanderte Morristers Blick lauernd von Larry zu ihr und zurück.
»Wie ich sehe, kennt ihr euch. Aber nun gut, eins nach dem anderen. Ich habe in der Schlucht, in der wir uns zum ersten Mal begegneten, doch deutlich gesagt, Larry, dass ich jedes Angebot nur einmal mache.«
»Sie brauchen es nicht zu wiederholen. Ich wollte nur genug Zeit, um mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen.«
»Zeit, die zwei von meinen Männern das Leben gekostet hat.«
»Wir sind es Henderson und Blake schuldig, dass wir ihn auf der Stelle aufknüpfen, Boss«, hetzte eine wütende Stimme aus dem Rudel.
Mit einem spöttischen und grausamen Lächeln beugte sich der Anführer vor.
»Das ist auch ein Angebot, Coltpoker.«
»Henderson und Blake würden noch leben, wenn sie nicht so auf meinen Skalp versessen gewesen wären«, erwiderte Larry achselzuckend. »Sie können die Kerle ruhigen Gewissens vergessen, Morrister, wenn Sie mich dafür einkaufen.«
Morrister winkte ab, als einer von Larrys Aufpassern fluchend mit der Faust ausholte.
»Ganz schön eingebildet, was?«
»Ich rechne nur, das ist alles. Und meine Rechnung sagt mir, dass Sie sich’s nicht leisten können, mit mir einen der Bäume am Bluebird Creek zu zieren, solange Big Joe Langtry mit seinen Frachtwagen nach Salida unterwegs ist.«
Ein Flimmern erschien in Dean Morristers Augen. Linda presste heftig atmend die Hände vor der Brust zusammen. Morrister wies auf sie.
»Ich hätte gewettet, Larry, dass Sie ihretwegen zurückgekommen sind.«
Larry gab sich innerlich einen Ruck. Es hatte keinen Sinn, diesen durchtriebenen, scharfäugigen Hundesohn hinters Licht führen zu wollen. Die halbe Wahrheit war manchmal besser als eine Lüge.
»Stimmt!«, gab er deshalb zu.
Linda Coleman zuckte erneut zusammen. Ihre Augen weiteten sich. Larry lächelte kühl.
»Sie haben mir zwar einen Job geboten, Morrister, aber keinen konkreten Preis. Well, wenn ich Ihnen die Frachtroute von Canyon City nach Salida verschaffe, dann will ich diese Frau dafür.«
Jähes Erschrecken verdunkelte für einen Moment Lindas Augen. Dann fuhr sie so wild und katzenhaft herum, dass der verblüffte Mexikaner nicht verhindern konnte, dass sie seinen Colt erwischte. Bevor der Bandit zupacken konnte, war sie zur Seite gesprungen. Mit flammenden Augen richtete sie die Waffe auf Larry.
Der hatte sich losgerissen. Ein Panthersatz. Im letzten Moment schlug er Lindas Hand hoch. Der donnernde Schuss hieb ein Loch ins Zeltdach. Blitzschnell entriss Larry der Frau den Colt. Alle im Zelt waren noch wie versteinert, als Langtry zurücktrat und die Mündung des Sechsschüssers auf Morrister deutete. Eine Sekunde, in der alle den Atem anhielten. Dann reichte er, als wäre nichts weiter passiert, die Waffe dem Mexikaner zurück.
»Pass nächstes Mal besser auf, Amigo! Du hast es da mit einer zwar hübschen, aber verflixt gefährlichen Tigerkatze zu tun.«
Schwankend, mit einer Hand an der Kehle, sank Linda auf den Stuhl zurück. Morrister, eben noch zum blitzschnellen Aufspringen bereit, goss Rotwein in das leere Glas, das vor ihm stand.
»Miss Coleman scheint ja nicht gerade begeistert von Ihren Absichten zu sein, Larry.«
»Ich wette, von Ihren noch viel weniger«, grinste der Spieler.
»Was, zur Hölle, wollen Sie?«
»Die Frau«, wiederholte Larry gelassen. »Wie ich sie zähme, braucht ja nicht Ihr Problem zu sein.«
Morrister starrte ihn eine Weile durchdringend an, ehe er den Kopf schüttelte.
»Sie rechnen mit den falschen Zahlen, mein Lieber. Gerade weil ich diese Frau habe, wird Ihr Revolver, den Sie mir nun anbieten, völlig überflüssig. Wissen Sie denn nicht, dass Miss Coleman Big Joes Teilhaberin ist?«
»Nicht nur das, denke ich.«
»Eben!«, lachte Morrister siegesgewiss. »Dann versteh’ ich erst recht nicht, dass Sie nicht kapieren, dass für mich das Spiel bereits gelaufen ist. Meine Kundschafter haben Big Joes Fährte entdeckt. Ich weiß inzwischen, dass er durch die Puma Gulch nach Salida hinauf will. Meine Boten sind bereits auf dem Weg zu ihm. Mit den entsprechenden Forderungen natürlich. Well, Big Joe hat keine andere Wahl, als mir seine Wagen herzubringen und den Frachtkontrakt abzutreten, wenn er Linda retten will. So einfach ist das.«
»Irgendwann, Morrister, wird Big Joe Ihnen dafür eine Kugel durch Ihr verbrecherisches Gehirn schießen«, stieß die Frau hervor.
»Ich fürchte, um das zu versuchen, lebt er nicht lange genug.« Morrister ließ Larry nicht aus den Augen. »Das gilt im selben Maße für Sie, Coltpoker.«
Seit Larry die Frau entwaffnet hatte, fasste ihn keiner mehr an. Er trat an den Tisch, hinter dem der Bandenboss stand, stützte die Hände auf und starrte Morrister an. Sein Gesicht war jetzt hart und kantig.
»Wenn der Trumpf, auf den Sie alles setzen, sticht, Morrister - okay, dann hindert Sie niemand daran, mich dieser mordgierigen Bande auszuliefern. Das ist mein Risiko. Ich verlange nur eins: Warten Sie, bis Ihre Boten zurückkommen! Dann nämlich werden Sie feststellen, dass nicht meine, sondern Ihre Rechnung falsch ist. Verdammt, Morrister, glauben Sie denn, ich wäre sonst hergekommen und hätte mich freiwillig, nach allem, was geschah, in Ihre Gewalt begeben?«
Morristers Haltung verkrampfte sich. Er kniff halb die Augen zu.
»Sie sind ein Bluffer, Larry. Aber da geraten Sie an den verkehrten Mann. Ich hab früher selber mal von den Karten gelebt. Ich weiß, wie man pokert, auch mit dem Colt.«
»Das ändert nichts dran, dass Big Joe Ihnen was husten und mit seinen Wagen weiterziehen wird, egal, wie hartnäckig Sie ihn auch unter Druck zu setzen versuchen.«
Dean Morrister erhob sich so ruckartig, dass sein Stuhl umfiel.
»Sie wollen doch nicht behaupten, dass ihm sein Frachtgeschäft wichtiger ist als die Frau, die er liebt.«
»Liebe?« Larry lachte ätzend. »Ich behaupte, dass Big Joe nicht mal weiß, was das ist! Ebensowenig wie Sie, Morrister! Nein, vielleicht geht es ihm gar nicht so sehr um die paar Wagen, die er noch hat, sondern um seinen Stolz, sich von keinem - gerade nicht von Ihnen! - unterkriegen zu lassen. Es geht um sein Unvermögen, niemals aufzugeben, auch wenn schon alles verloren ist. Dafür stehe ich mit meinem Leben ein. Sie werden es sehen, Morrister: Seine Wagen werden nach Salida weiterziehen!«
Linda hatte den Kopf gehoben. Ungläubig und erschrocken blickte sie auf den drahtigen, jungen Mann. Eine dünne Schweißschicht überzog ihr Gesicht. Morrister hob das Glas an die Lippen, trank. Er brauchte Zeit, sich für ein erneutes spöttisches Lächeln zu sammeln.
»Sie reden ja so, als würden Sie Big Joe besser kennen als jeder von uns.«
»So ist es. Immerhin bin ich sein Sohn.«
Morrister fiel fast das Glas aus der Hand. Mehrere Sekunden lang war es totenstill. Dann durchlief ein Raunen die Schar der Schießer.
»Ich hätte Sie töten sollen, Sie verdammter Schuft!«, stöhnte Linda. »Irgendwann hole ich es nach!«
Coltpoker-Larry blickte sie ausdruckslos an.
»Sie werden noch begreifen, dass Sie auf den falschen Mann gesetzt haben«, sagte er hart. »Dann werden Sie nicht mich, sondern ihn hassen, Linda.«
»Niemals!«
»Big Joe Langtrys Sohn, der als Revolvermann bei mir anheuern will!« Morrister lachte heiser. »Ich werd’ verrückt!«
»Verrückt nach Geld und Macht, das sind Sie doch längst«, antwortete Larry spöttisch. »Genauso verrückt bin ich danach, Big Joe heimzuzahlen, was er mir angetan hat.« Er strich über die Narbe, die von seiner rechten Schläfe zum Kinn hinablief. Seine Augen funkelten. »Sie wollen die Frachtlinie, ich will die Frau. Keiner kommt dabei dem anderen in die Quere.«
Hastig füllte Morrister abermals sein Glas. Er trank durstig. Seine Miene war glatt, aber Larry wusste, wie seine Gedanken wirbelten. Deshalb ließ er ihm Zeit. Hart stellte Morrister das Glas auf den Tisch zurück.
»Ich hasse es, wenn ein Mann versucht, mir Bedingungen zu stellen, und so tut, als würde sich ohne ihn die Welt nicht mehr weiterdrehen. Weiß der Teufel, was Sie mit Ihrem Alten abgemacht haben, Larry, aber Ihr Hass und Ihre Rachsucht haben Ihrem Verstand geschadet. Nehmen wir trotzdem mal an, Big Joe ist so stur, nicht auf meine Forderung einzugehen. Dann bleibt mir immer noch das Mittel des offenen Kampfes. Der Trail durch die Puma Gulch bedeutete für Big Joe einen so enormen Umweg, dass es mir ein Leichtes sein wird, ihn mit meinen Revolvermännern vor Salida einzuholen.«
Das war ein Argument, das Coltpoker-Larry nicht aus der Ruhe bringen konnte. Ebensowenig wie der Hass und die Verzweiflung in Lindas Augen. Er nickte ruhig.
»Gewiss. Nur kommt auf der Hochebene südlich von Salida kein Mensch an Big Joes Wagen heran, ohne von dort mit Blei begrüßt zu werden. Sicher können Sie mit Ihrer Übermacht die paar Verteidiger überrennen, Morrister, aber garantiert nicht, ohne dass ein Drittel oder gar die Hälfte Ihrer Mannschaft dabei draufgeht. Die Kerle, die jetzt noch bei Big Joe aushalten, mögen zwar nicht die hellsten Köpfe sein, aber Hasenfüße sind es bestimmt nicht. Denken Sie nur mal an Old Tate!«
»Haben Sie den Oldtimer deshalb zu Ihrem Vater zurückgeschickt?«
»Er wird Big Joe jedenfalls berichten, dass ich ihm das Leben gerettet habe. Grund genug für Big Joe und seine Leute, mich als einzigen an die Wagen heranzulassen.«
»Der Teufel soll diese Karren holen! Alles, was ich will, ist, dass sie Salida nie erreichen!«
»Warum eigentlich nicht?« Als wäre er als Gast hier, füllte Larry nun ebenfalls ein Glas und trank. »Ich weiß von Tate, dass Big Joe sein letztes Geld in den Treck gesteckt hat. Die Wagen sind bis unters Dach mit allem möglichen Zeug vollgestopft, das in den Nestern am Ponchapass mit purem Gold aufgewogen wird. Warum nicht gleich richtig ins Geschäft einsteigen, Morrister, wenn sich Ihnen die Chance bietet, die Fahrzeuge unversehrt in die Hand zu bekommen - durch mich?«
»Er will Sie nur reinlegen, Morrister«, zischte die Frau.
Der Bandenführer musterte Larry argwöhnisch.
»Ich trau’s ihm zu«, nickte er zögernd. »Er ist der gerissenste Tüftler, der mir je begegnet ist. Aber ich trau’ ihm ebenfalls zu, dass er kaltblütig genug ist, seinen eigenen Vater ans Messer zu liefern. Ihr Hass und Ihre Angst, Linda, scheinen es zu bestätigen. Okay, Langtry, ich verliere nichts, wenn ich mit meiner Entscheidung warte, bis die Jungs zurück sind, die ich hinter Big Joe hergeschickt habe. Wenn sie mit Joe und den Wagen kommen, sind Sie ein toter Mann. Wenn nicht, können wir immer noch über Ihren Vorschlag sprechen. Bis dahin werden Sie weder Waffe, noch Pferd bekommen. Und wenn er versucht, das Camp zu verlassen, dann redet nicht lange, Leute, dann legt ihn um!«