Читать книгу Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 14
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ОглавлениеMcLaud kam ins Ranchhaus. „Jack, verdammt!“ rief er durch das Haus. „Da kommt schon wieder Besuch.“
Jack kam ins Zimmer gepoltert. „Das wird Rip O’Hagan sein“, sagte er. „Es geht auf den Abend zu. Er wird mit seiner Posse vielleicht übernachten wollen.“
„Was, zum Teufel?“, polterte Forster, der hinter ihm ins Zimmer trat.
„Nein! Es ist nur ein Reiter“, sagte McLaud. „Er kommt von Süden.“
„Das will ich meinen!“, brummte Forster ungehalten. „Die verdammte Posse aus Tucson ist doch schon vor einer Stunde im Norden vorbei gekommen.“
Jack spähte angestrengt zum Fenster hinaus. Er konnte jedoch nichts sehen, verließ deshalb das Haus und kam Augenblicke später schon wieder zurück.
„Es ist Copper!“, sagte er. „Buster Tom! Der Boss der Circle C-Ranch.“
McLaud und Forster sahen sich an. Forster schloss die Augen zu schmalen Schlitzen und musterte Jack misstrauisch. „Hat das etwas zu bedeuten?“
Jack rieb sich das Kinn. „Er wird sich bestimmt erkundigen wollen, wie es meinem Vater geht.“
„Dann speis ihn vor der Tür ab!“, sagte Forster. „Erklär ihm, dass dein Vater einen miesen Tag hatte und bereits schläft.“
Jack schüttelte den Kopf. „Dann wird Buster Tom in seine Kammer gehen. Das hat er immer getan. Und wenn er nur einen Blick hineinwirft. Ich würde mich verdächtig machen, sollte ich ihn nicht ins Haus lassen.“
Forster dachte kurz nach. „Meinetwegen, verdammt! McLaud, verschwinde. Aber nimm Marie mit. Jack und ich, wir werden den Alten hier ins Zimmer tragen und ihn auf seinen Stuhl setzen.“ McLaud ging voran. Sie betraten das Zimmer des alten Marek. McLaud nahm Marie am Arm und führte sie den Flur entlang nach hinten. Jack und Forster hoben den alten Mann aus dem Bett, halfen ihm in die Hose und trugen ihn in den Wohnraum hinüber.
„Ihr wisst genau, was auf dem Spiel steht“, sagte Forster, als der Hufschlag des Reiters im Haus zu hören war.
„Es ist schon in Ordnung!“, sagte Jack nervös und warf einen Blick auf seinen Vater. „Vater hat uns heute morgen nicht verraten, als die Posse kam. Er wird sich auch jetzt so benehmen.“ Forster lächelte. „Ich hoffe es. Auch für dich, Jack. Aber vor allem für Marie. Es wäre auch für den Boss der Circle C-Ranch ein Schaden. Bildet euch nicht ein, dass er lebend wegkäme.“
Er nickte den beiden noch einmal zu, dann verließ auch er den Raum.
Der alte Marek sah seinen Sohn zwingend an. „Du brauchst Buster Tom doch nur ein paar Worte zuflüstern“, raunte er. „Bereits draußen im Hof! Geh schon.“
„Das werde ich nicht tun“, erklärte Jack leise, aber mit klirrender Stimme.
„Dann werde ich es Buster Tom sagen“, erwiderte der Oldtimer. „Diese Schufte haben deinen Bruder erschossen.“
„Dafür werden die Pinkys auch noch büßen“, sagte Jack. „Doch nicht jetzt, sondern dann, wenn ich meine Chance sehe.“
„Du bist kein Mann!“
„Du bist alt und krank“, versetzte Jack gereizt. „Vielleicht liegt dir deshalb nichts mehr am Leben. Bedenke aber, dass es bei allem auch um mein Leben und das von Marie geht. Sie bringen die Schurken zuerst um, wenn du deinen Mund jetzt nicht halten kannst.“
Durch das Fenster sah er Buster Tom vom Pferd steigen. Er warf seinem Vater noch einen warnenden Blick zu. Dann ging er hinaus, um den Rancher zu begrüßen.
„Hallo, Jack!“, rief Buster Tom, während er sein Pferd anleinte. Dann gab er ihm die Hand und folgte ihm ins Haus.
Drinnen nahm er den Hut ab. „Mr. Marek, es tut mir leid für Sie. Für Sie und Jack. Wir konnten an Johns Beerdigung leider nicht teilnehmen, da wir seine Mörder draußen in der Wüste gesucht haben.“
„Ich danke Ihnen, Mr. Copper“, erwiderte Marek. „Setzen Sie sich. Es ist still geworden in meinem Haus. Als wir hierher kamen, waren wir über zwanzig Männer, Frauen und Kinder. Aber es ist wohl so, wenn es auf das Ende zugeht. — Jack, biete dem Mann etwas zu trinken an, dem wir Mareks so viel zu verdanken haben.“
Jack sah sich unschlüssig um, da er seinen Vater mit Buster Tom nicht allein lassen wollte. „Ach, Vater! Mr. Copper hat doch gar keinen Durst.“
Buster Tom lachte. „Doch! Doch, Jack!“
„Aber wir haben nichts mehr, Vater!“, sagte Jack.
„In meiner Kammer stehen zwei volle Flaschen“, sagte Marek.
Jack biss sich auf die Lippe. „Du täuschst dich.“
„Ich täusche mich nicht!“, versetzte der alte Marek frostig.
Buster Tom lächelte und wollte sich erheben. „Na, dann sehe ich mal nach.“
„Bemühen Sie sich nicht“, antwortete Jack und ging sofort zur Tür. „Ich gehe schon, obwohl ich sicher bin, dass ich nichts Trinkbares finde. — Mein Vater bildet sich jetzt oft Dinge ein, die gar nicht vorhanden sind.“
Jack ging hinaus, ließ aber die Tür offen.
Der alte Marek sah ihm spähend nach. Dann blickte er Buster Tom an. „Sie sind hier, Mr. Copper“, raunte er. „Aber lassen Sie sich um Himmels willen jetzt nichts anmerken, sonst kommen Sie nicht lebend fort. Die Schurken haben uns in ihrer Gewalt.“
„Verstanden“, murmelte Buster Tom und lehnte sich zurück. Tritte waren zu hören. Jack kam bereits zurück. „Sie müssen Mut haben, Mr. Marek“, sagte er deshalb laut. „Ich habe einen Mann gekannt, der war noch schlimmer dran als Sie jetzt und konnte eines Tages doch wieder laufen.“
Jack kam zurück, eine Flasche in der Hand. Er zog die Tür zu und ging zum Schrank, um Gläser zu holen. „Ich sage Vater das ja auch immer“, warf er ein. „Aber es liegt wohl daran, dass er sich hier nie richtig wohl gefühlt hat. Wir werden die Ranch wahrscheinlich verlassen.“
„Du redest dummes Zeug, Junge!“, sagte der alte Mann schroff. „Ich habe mich hier von Anfang an ...“
Er verstummte. Gepolter war aus dem Flur zu vernehmen.
Buster Tom sah von einem zum anderen. „Nanu, seid ihr nicht allein im Haus?“
Jack setzte die Flasche auf den Schrank und blickte zur Tür. Er war auf einmal kreidebleich. Eine Frau schrie laut. — Das war Marie. Einen Augenblick später krachte ein Körper gegen die Tür, dass sie aufflog. Marie stolperte herein, gefolgt von Forster, der sie am Arm gepackt hatte und sie mit einem Messer bedrohte, weil er sie nicht bändigen konnte.
Buster Tom sprang hoch und griff zum Revolver. Doch Jack hatte schon gezogen und jagte ihm eine Kugel vor die Füße.
Hackett und Siffert traten über die Schwelle. Siffert kam Forster zu Hilfe. Sie stießen die Frau zu Boden, rissen sie wieder hoch, und Siffert packte sie und schaffte sie wieder hinaus.
Forster fluchte und sah sich nach Hackett um. „Du bist ein Idiot, Pinky.“ Er schob das Messer in den Gürtel, nahm den Colt in die Faust und näherte sich Buster Tom.
„Sie sind Copper?“
Buster Tom nickte. „Ja! Aber wer sind Sie?“
Forster stieß ihm den Revolver vor die Brust und nahm ihm die Waffe aus dem Holster. „Fragen stelle hier ich, und nur ich.“
Buster Tom schwieg verbittert und sah den alten Marek an.
„Diese Ranch hier, Mr. Copper, ist ein Banditennest“, sagte der alte Marek verbittert. „Mein Sohn, der einzige, den ich noch habe, fügt sich leider diesen Leuten, obwohl sie seinen Bruder umbrachten. Ich bin gelähmt und kann nichts tun. Ich kann diese verfluchte Ranch nicht einmal verlassen.“
Buster Tom blickte Forster in die Augen. „Bereiten Sie sich aufs Draufzahlen vor, Mister.“
Forster lächelte bissig. „Ich habe gehört, dass Sie in dieser Gegend ein großer Mann sind. Doch jetzt nicht mehr. Jetzt passen Sie unter einen Hut, der am Boden liegt, Copper. Benehmen Sie sich also entsprechend.“
„Was glauben Sie wohl, wie die Sache ausgeht?“, sagte Buster Tom grollend. „Das ganze County macht Jagd auf Sie! Verschwinden Sie hier und lassen Sie die Mareks in Ruhe.“
„Sie haben auch Jagd auf mich gemacht!“, lachte Forster. „In der Wüste! Ich habe über Sie schon mächtig gelacht, Copper.“
„Das heißt nichts, Mister! Sie müssen auch zuletzt noch lachen können.“ Forster wurde ernst. „Typen wie Sie kann ich nicht ausstehen.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Warum hörst du ihn an, Pinky?“, rief Hackett. „Schieß ihm doch die große Fresse weg.“
Forster trat zurück und wog den Colt spielerisch in der Faust. „Das habe ich auch vor. Pinky. Aber nicht jetzt schon. Dieser große Mann kann uns nützlich sein. Vielleicht nützlicher als Marie, die von den Leuten in Tucson ohnehin verachtet wird. Wir nehmen ihn mit, Pinky. Ich glaube, er ist für uns so gut wie eine Fahrkarte.“
„Ich glaube, da täuschen Sie sich!“, schnarrte Buster Tom.
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, lächelte Forster. „Führt ihn nach hinten. Pinky. und fesselt ihn.“
„Ich protestiere!“, rief der alte Marek. „Mr. Copper ist Gast in diesem Haus.“ Forster sah ihn verblüfft und amüsiert an. „In diesem Haus? Das ist doch nur eine alte Bruchbude. Also spiel dich nicht so auf, Alter!“
„Ich protestiere!“, rief der Oldtimer erbost. „Jack! Tu doch etwas!“
„Jack kann für dich nichts tun, Alter!“, erklärte Forster mitleidlos. „Wir haben in Tucson die Wells Fargo Station ausgeraubt. Da war er mit dabei. Er hängt also in allem mit drin.“
„Warum sagst du ihm das, zum Teufel?“, zischte Jack wütend.
Forster lächelte. „Damit er aufhört, ewig Protest einzulegen. Jetzt hat er klaren Wein im Glas.“
„Verschwindet“, sagte Buster Tom. „Verlasst die Ranch! Ich gebe euch allen zwölf Stunden Vorsprung.“
Forster sah ihn gehässig an. „Ich glaube, Sie spinnen, Copper!“
„Das war ein Angebot!“
„Mr. Copper meint, was er sagt“, rief der alte Marek.
„Sie wollen wohl, dass ich mich totlache?“, versetzte Forster gereizt. „Womit, zum Henker, trumpfen Sie hier auf?“
„Wenn Sie auf mein Angebot nicht eingehen, werden Sie bald dahinterkommen“, erwiderte Buster Tom.
Forster blickte wieder auf seinen Revolver. „Wenn ich Ihnen daraus etwas zu kosten gebe, Copper, machen Sie mir kein Angebot mehr. Wetten wir?“ Buster Tom starrte ihn an.
„'raus mit ihm, Pinky!“, bellte Forster. „Ich kann sein Gesicht nicht mehr sehen. Wenn ich seinen Anblick noch länger ertragen muss, schieße ich.“
Hackett lief schnell um ihn herum, stieß Buster Tom den Gewehrkolben in die Seite und schob ihn aus dem Zimmer in den Flur.
Forster blickte den beiden nach. „Schafft mir auch den Alten vom Hals“, wandte er sich dann an Jack Marek und Siffert.
Beide kamen seinem Befehl sofort nach. Marek, der alte, gelähmte Mann, vermochte nur mit dem Blick zu protestieren. Aber darum kümmerte sich niemand.
Hackett kam nach einer Weile zurück. „Es stinkt im Laden, Pinky“, meinte er. „Oder riechst du nichts?“
Forster maß ihn von oben bis unten. „Du machst dir in die Hosen, Pinky. Das rieche ich. Copper ist hergekommen, um auf den Busch zu klopfen. Er ist dabei auf die Nase gefallen. Aber das macht doch nichts. Wenn ihn hier einer sucht, wird Jack Marek behaupten, dass er nie hier war.“
„Und der Alte?“, wollte Hackett wissen.
„Der wird nichts anderes erklären“, schnaufte Forster. „Verlass dich darauf.“
„Deinen Humor möchte ich haben“, sagte Hackett. „Copper ist doch kein Einsiedler. Den werden sie jetzt schon vermissen.“
Forster spie aus. „Hier ist er nicht gewesen, zum Teufel. Hast du das immer noch nicht begriffen?“
In diesem Augenblick kamen die Simpson-Brüder über die Schwelle. „Was ist denn los? Was gibt es denn?“, fragte Ellys bekümmert. „Wollen wir nicht verschwinden? Pinky ist auch dafür.“
„Aber ich nicht!“, bellte Forster. „Noch ist die Zeit dafür gar nicht reif. Wir können noch viele Geschäfte machen.“