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Hep suchte Holz zusammen. Jimmy versorgte die Pferde. Marie hatte sich in Heps Decke gewickelt und war eingeschlafen, von einem Augenblick zum anderen.

„Sie schläft schon, das arme Ding“, meinte Hep, als Jimmy zu ihm kam. „Diese Bastarde! Das Genick sollte man solchen Kanaillen umdrehen. Mal rechts und mal links herum. Ich möchte nicht wissen, was sie alles auszustehen gehabt hat. Und wie konnte sie auf einen Mann wie Jack Marek hereinfallen? Kannst du mir das sagen?“

Jimmy zuckte die Schultern. „Vielleicht, weil er besonders groß war.“ Hep schüttelte den Kopf. „Marie misst einen Kerl nicht mit der Latte. Sie nicht!“

„Das ist für dich ein klarer Vorteil!“ Hep sah auf und richtete sich dann langsam empor. „Ich habe heute schon eine Menge Staubzucker vergeben. Aber ich hätte noch eine Portion da.“

„Ich meinte es ehrlich“, grinste Jimmy auf ihn hinab.

Hep ging wieder auf die Knie nieder und zündete das Holz an. Jimmy schaute sich unbehaglich um. „Wo Matt und mein Vater bloß sind?“

„Matt ist in seinem blinden Eifer bestimmt bis Alaska geritten“, erwiderte Hep und schüttelte den Kopf. „Alt war der Knacker ja schon immer, aber jetzt wird er auch noch stur.“

„Du reizt ihn zu sehr.“

„Was mir Spaß bereitet, davon kann ich einfach nicht lassen.“

„Bis er dir mal eine auf den Hut knallt“, meinte Jimmy.

„Da zieht er den kürzeren. Immer!“ Hep stand auf und kam um das Feuer. „Kümmere dich um die Küche, Junge, und lass nichts anbrennen! Ich setze mich da drüben auf den Stein. Mit dem Gewehr. Hier sind wir zwar ziemlich sicher, aber wir haben die Pinkys nicht gefunden. Da man sich auf Matt nicht verlassen kann, halte ich lieber Wache.“

Jimmy verzog das Gesicht. „Was hat denn Matt damit zu tun? Übertreibst du es nicht?“

„Wieso? Matt sucht die Pinkys in Alaska. Ich vermute sie hier. In unserer Nähe. Mit der Junigans hatte ich ja ziemlich recht.“ Er schwieg und starrte in die Flammen. Dann sah er Jimmy an und rieb sich das Kinn.

„Die Junigans ist ein gefräßiges Tier“, meinte er nachdenklich.

„Mit deiner verdammten Junigans treibst du mir allmählich das Blut in den Kopf.“

„Eine Junigans riecht das Futter meilenweit“, vollendete Hep laut seinen Gedanken. „Wollen wir das Feuer nicht lieber wieder austreten?“

„Quatsch! Ich bin zwar keine Junigans, aber ebenfalls hungrig“, erwiderte Jimmy. „Außerdem sind die Pinkys nicht bewaffnet, und du passt ja auf. Du hattest es doch vor?“

„Ich gehe ja schon!“ Er bückte sich nach seinem Gewehr und lief langsam in die Dunkelheit zu dem Stein, um sich dort zu setzen. Er konnte sich später genau daran erinnern, dass er sich gründlich umgesehen hatte, bevor er sich setzte. Aber er saß kaum, da drückte ihm schon jemand einen Gewehrlauf in den Rücken.

Die Pinkys!, zuckte es ihm durch den Kopf. Dass die beiden nicht bewaffnet waren, war sein nächster Gedanke. Doch da wurde ihm die Gewehrmündung an die Schläfe gehalten, und schielend erkannte er, dass es sich tatsächlich um ein Gewehr handelte. Er stieß einen ergebenen Seufzer aus und ließ sich vom Stein ziehen. Als nächstes erhielt er einen fürchterlichen Schlag auf den Kopf, der ihm das Bewusstsein raubte.

Jimmy war zu ihren Sattelpacken gegangen, kramte darin herum, warf die kleine Pfanne zum Feuer und trug dann die anderen Sachen hinüber. Marie schlief tief und fest hinter den Sätteln.

Jimmy blickte über das Feuer hinweg zu dem Stein, glaubte jedoch geblendet zu werden, als er Hep nicht sah. Aber da entstand bei den Pferden Unruhe. Ein scharfer Schlag war zu hören und die Tiere liefen weg.

Jimmy ließ sofort alles aus den Händen fallen und sprang mit einem Panthersatz zur Seite aus dem hellen Feuerschein in die Dunkelheit.

Noch während er durch die Luft hechtete, krachte und knallte es und fauchten Geschosse über das Feuer hinweg und schlugen in den Fels, vor dem sie angehalten hatten.

Jimmy verlängerte den Sturz zu einer Rolle, zog den Colt dabei aus dem Holster und landete gerade neben Marie, als sie, von den wilden Schüssen aufgeschreckt, emporfahren wollte.

Er drückte sie nieder, half ihr aus der Decke und robbte mit ihr schnell zur Seite. Sie fanden hinter einer kniehohen Felsleiste Deckung. Jimmy drückte die Frau tief zu Boden, hob den Kopf vorsichtig und blickte zu jenem Stein, auf den sich Hep hatte setzen wollen.

Es war wieder still, so dass Jimmy nicht feststellen konnte, wo sich die Gegner verborgen hielten. Auch die Pferde waren nicht zu sehen.

„Jimmy! Jimmy Copper!“, ertönte plötzlich Forsters Stimme aus der Nacht.

Jimmy zielte in die Richtung und feuerte einen Schuss ab. Dicht über dem Boden entlang. Das Geschoss klatschte vor ihm in der Dunkelheit gegen den Fels und surrte jaulend himmelan. Jimmy schoss noch einmal. Sofort! Diesmal hielt er höher. Aber auch dieser Schuss traf nicht.

„Wir wollen das Geld!“, rief Forster. „Gib es freiwillig heraus.“

Jimmy feuerte einen dritten Schuss in die Richtung ab. Aber er konnte Forster nicht erwischen.

„Wir haben deinen Gefährten!“, rief Forster. „Wir erschießen ihn, und dann kommen wir doch noch zu dir, Junge! Da wirst du es verdammt schwer haben.“

Jimmy biss sich auf die Lippe, blickte spähend in die Runde und lauschte gebannt. Dabei achtete er weniger auf Geräusche, die von den Pinkys kamen. Was er hören wollte, war Hufschlag. Der Hufschlag vieler Pferde! Doch die Nacht da draußen im Canyon blieb still. Nichts rührte sich. Nicht einmal ein Luftzug schien zu wehen. Von seinem Vater, Matt Jackson und den Cowboys der Circle C-Ranch war überhaupt nichts zu hören.

„Sie bringen Hep um“, raunte Marie. „Gib ihnen das Geld! Eher geben die Verbrecher keine Ruhe.“

„Hast du gehört, Jimmy Copper!“, tönte wieder Forsters Stimme aus der Nacht. „Wir haben deinen Gefährten.“

„Er soll antworten!“, rief Jimmy. „Woher soll ich wissen, dass ihr ihn nicht bereits umgebracht habt?“

Eine Weile herrschte Stille. Jimmy sah sich fortgesetzt um und versuchte angestrengt, die Nacht mit seinem Blick zu durchdringen. Das Feuer brannte und rauchte. Mehr war nicht zu erkennen. In dem ganzen weiten Rund nicht. Er schaute zu ihren Sätteln hinüber. Dort befand sich auch die Geldtasche. Doch die Sattelpacken lagen so nah am Fels, dass sie nicht zu sehen waren.

„He, Copper!“, brüllte Forster. „Er rührt sich ewig nicht. Aber er wird gleich zu sich kommen.“

„Dann warten wir!“, antwortete Jimmy.

Forster erwiderte nichts. Jimmy stieß Marie an und schob sie zur Seite weg. Am Ende der Felsleiste drückte er sie zu Boden und kroch mit ihr schnell weiter. Klippen tauchten in der Nacht auf. In deren schwarzen Schatten sie sich dann erhoben.

„Lauf noch ein Stück weiter und verhalte dich still, Marie!“, raunte Jimmy.

Sie verharrte ängstlich. Doch dann glitt sie weiter, ohne dass ein Laut zu hören gewesen wäre.

Jimmy blickte in die Richtung, aus der Forsters Stimme zuletzt zu ihm gedrungen war. Er wog den Colt in der Faust. — Wenn er nur wüsste, wo sie sich wirklich befanden und wo Hep lag.

Hep vernahm Stimmen und hörte es klatschen. Auf einmal war es ihm, als würde er durch einen langen finsteren Tunnel nach oben sausen.

„Wach auf!“, hörte er Forsters Stimme ganz deutlich und spürte zugleich, dass er ihm heftig ins Gesicht schlug. „Komm zu dir, Bruder! Copper will deine Stimme hören.“

Hep blinzelte und hielt die Augen wieder fest geschlossen, rührte verstohlen Arme und Beine und stellte fest, dass sie ihn nicht gefesselt hatten.

Forster schlug ihn wieder, ungeduldig. „Komm zu dir, du Bastard!“

Hep ließ den Kopf von einer Seite zur anderen fallen.

„Er ist doch nicht tot?“, schimpfte Hackett leise. „So hart habe ich ihn doch gar nicht getroffen.“

„Nein, er lebt!“, brummte Forster. „Sein Atem ist doch zu hören. — Pass du auf Copper auf, verdammt!“

Hep öffnete das linke Auge einen Spalt. Einer der Männer verschwand. Nicht weit. Aber er konnte ihn nicht mehr sehen. Doch da zuckte der Schatten schon wieder in sein Blickfeld hinein.

„Er rennt da drüben, Pinky!“, krächzte Hackett aufgeregt.

Forster fuhr hoch. „Wo?“

„Da! Dort!“, schnaufte Hackett. Dann feuerte er.

Forster stieg über Hep hinweg. „Marie? Wo ist Marie, Pinky? Sie müssen doch zu zweit ...“

Forster vollendete den Satz nicht, weil er ebenfalls etwas zu sehen glaubte, riss den Colt hoch und schoss.

Hep griff fast seelenruhig nach seinem Hut und rollte sich weg. Lautlos und gelassen. Doch dann drehte er sich mit einer Wildheit ohnegleichen, bis er gegen einen Stein knallte, sprang auf und wetzte los.

Die Pinkys schrien und schossen hinter ihm her.

„Jimmy, ich bin frei!“, brüllte Hep aus Leibeskräften, machte einen langen Satz — einen ziemlichen Luftsprung — und verschwand in einer Kuhle, die sich plötzlich vor ihm auftat. Noch im Abwärtssegeln spürte er, dass es tiefer hinunterging, als ihm lieb sein konnte und er hatte vermuten können. Gleichzeitig ahnte er auch, dass es eine haarige Sache werden würde. Dann schlug er schon auf, und der vor kurzem erst wiedergewonnene Faden war abermals weg. Mit einem letzten tiefen und verzweifelten Seufzer versuchte er gegen die Ohnmacht anzukämpfen. Aber das war zwecklos.

Jimmy reckte den Hals. Er hatte Heps Geschrei vernommen und die Schüsse gehört. Nun wartete er voller Bangen, dass sich Hep wieder melden würde. Doch nichts geschah.

Da lief Jimmy einfach los. Geduckt, den Colt in der vorgereckten Faust, rannte er in jene Richtung, in der die Schüsse gefallen waren. Mündungslichter hatte er nicht sehen können, da mannshohe Felsbrocken die Sicht versperrten. Er lief noch weiter vom Lagerplatz weg, damit er um die Felsen herumkam. Auf einmal sah er die Pinkys rennen.

Seite an Seite stürmten sie auf den Lagerplatz zu.

Jimmy rannte zurück.

Als die Pinkys am Rand des Feuerscheins auf den Felsen zuliefen, eröffneten sie das Feuer. Sie schossen wie verrückt und rannten genau so weiter, ohne auf Deckung zu achten.

Augenblicke später fielen ihre Gestalten über den Sätteln zusammen.

Jimmy ging auf die Knie und kroch weiter, den Revolver schussbereit in der Faust.

Da richteten sich die Pinkys schon wieder auf. Einer hielt die Satteltasche in der Faust. Das konnte Jimmy deutlich sehen.

„Bleibt stehen, und keine Bewegung mehr!“, rief Jimmy. Er hielt sich dabei die Hand vor den Mund, damit sie getäuscht wurden und nicht sofort feststellen konnten, wo er sich befand.

Sie verharrten, sahen sich um, die Colts in den vorgereckten Fäusten, vom Schein des kleinen Kochfeuers halb angeleuchtet, deutlich genug zu sehen. Jedenfalls für Jimmy.

„Komm her, du Bastard!“, schnaufte Forster. „Zeig dich, wenn du etwas in den Knochen hast!“

Da richtete sich Jimmy langsam auf. Sie sahen ihn trotzdem nicht sofort.

„Hier bin ich!“, rief er.

Die Köpfe der Pinkys zuckten herum. Auch ihre Revolver zuckten in Jimmys Richtung.

„Drecksack!“, brüllte Forster.

Dann feuerten sie.

Jimmy schoss in ihre Mündungsblitze hinein. Er blieb dabei stehen. Er trat weder nach links noch nach rechts. Aufrecht stehend, feuerte er, jagte er Schuss auf Schuss aus dem Revolver, während ihm die Geschosse der Pinkys um die Ohren flogen.

Er traf zuerst Forster, auf den er sofort schoss, weil er ihn für den gefährlichsten Mann hielt. Er traf ihn zweimal hintereinander. Der nächste Schuss ging daneben. Dafür saßen die letzten beiden Schüsse wieder im Ziel.

Forster stürzte nach vorn. Hackett taumelte zurück und fiel gegen die Felswand. Dabei schoss er noch einmal auf Jimmy. Aber danach rutschte er über den Sätteln tot zusammen.

Jimmy ließ den Colt sinken. Das Krachen und Hämmern der Waffen dröhnte ihm noch in den Ohren. Deshalb bemerkte er Marie erst, als sie sich entsetzt an ihn warf und die Arme weinend um seinen Nacken schlang.

Er befreite sich von ihrem Griff und rief nach Hep. Aber Hep meldete sich nicht.

„Wo ist er?“, wollte Marie wissen.

„Wir müssen ihn suchen!“, keuchte Jimmy.

Er führte Marie zum Felsen, drehte dort die beiden Pinkys herum und stellte fest, dass sie tot waren. Dann suchte er Hep. Er suchte mit Marie eine halbe Stunde lang, bis sie schließlich an die Kuhle kamen. Da sahen sie einen Mann auf der anderen Seite hinauskriechen.

„Hep!“, rief Jimmy froh und erleichtert. „Bist du verletzt?“

Hep richtete sich drüben auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Jimmy und Marie sahen das nicht. Sie hörten es nur.

„Mir ist nichts passiert“, brummte Hep nach einer Weile. „Aber da ist es verdammt tief. Seid vorsichtig.“

„Um das festzustellen, bist du doch nicht etwa da hinunter gesprungen?“

Hep setzte sich den Hut auf und kam um die Kuhle gestapft. „Das war ein ganz persönlicher Fehltritt von mir. Aber, zum Henker, wo stecken die Hundesöhne?“

Jimmy legte ihm den Arm um die Schulter, weil er froh war, diesen prachtvollen Kanonensohn wieder heil angetroffen zu haben. Sie liefen mit Marie zurück zum Lagerplatz, und dabei erzählte er ihm alles.

Sie begruben die Pinkys noch in der Nacht. Am anderen Morgen zogen sie dann weiter. Als sie aus dem Canyon kamen, sahen sie die gesamte Circle C-Mannschaft heimwärts ziehen.

Jimmy feuerte sofort drei Schüsse ab. Kurz darauf trafen sie zusammen. Es ging ziemlich laut zu. Nur Matt sagte kein Wort. Er starrte ziemlich verbissen vor sich hin. Hep grinste darüber, weil Matt ein Gesicht zog wie ein frierender Eskimo. Aber auch Hep verlor deswegen kein Wort. Auf dem Heimritt hielt sich Matt mächtig von ihm fern.

Sie erreichten die Ranch nach genau drei Tagen. Marie blieb die Nacht auf der Circle C. Hep fuhr sie am anderen Morgen nach Tucson.

Da machte Matt einen Fehler. „Was?“, brummte er. „Willst du schon wieder in die Stadt?“

Hep wich der Sache zunächst aus. „Ich bringe Marie nach Tucson. Schließlich muss sich ja einer um sie kümmern, nicht wahr?“

Matt zog sich den Hut in die Stirn. „Ausgerechnet du?“

Auch Hep zog den Hut nach vorn. „Sage besser nichts mehr, Matt! Und ich werde auch nie wieder ein Wort über Alaska verlieren.“

„Man kann sich ja wohl mal täuschen“, knurrte Matt und lief weg.

„Gewiss doch, gewiss doch!“, griente Hep. „Nur nicht zu oft, verstehst du?“ Matt fuhr herum.

Da sauste Hep los, rannte zum Wagen, saß auf, ergriff die Zügel und Maries Hand und brachte die Pferde in Gang.

„Wir fahren jetzt zu Rip O’Hagan“, erklärte er Marie. „Die O’Hagans haben bestimmt einen Job für dich.“

Marie lächelte ihn an, dankbar und zufrieden, weil er sich so sehr um sie bemühte. Hep bemerkte das, sah aber angestrengt nach vorn, weil er meinte, das gehörte sich so. Schließlich war er ein wohlerzogener Mann.

ENDE

Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane

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