Читать книгу Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 15
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ОглавлениеJimmy und Hep hielten auf dem Höhenrücken an und schauten gebannt auf das einsame Licht hinab, das aus der Dunkelheit und der Tiefe zu ihnen heraufleuchtete wie ein einsamer Stern.
„Zu hören ist nichts, aber zu sehen noch viel weniger“, brummte Hep. „Auf jeden Fall brennt noch Licht. Dein Vater und der alte Marek werden sich eine Menge zu erzählen haben.“
Jimmy stützte die Fäuste auf das Sattelhorn und blickte unentwegt in den Kessel hinab, starrte auf das einsame Licht, weil es in der Dunkelheit nichts anderes zu sehen gab.
Hep seufzte. „Ich sagte, die beiden Alten werden sich eine Menge zu flüstern haben. Die reden bestimmt von den Zeiten, in denen sie noch blutjunge Burschen waren. Du kennst das doch! In seiner Jugend, da ist doch jeder ein Teufelskerl und Kanonensohn gewesen, jedenfalls sobald die Haare einmal grau geworden sind.“
„Mein Alter nicht!“, ließ sich da Jimmy endlich vernehmen. „Der war in seiner Jugend ein Kanonensohn, und er ist jetzt noch einer. Aus diesem Grunde sitzt er dort auch nicht bis in die Nacht hinein und träumt von alten Zeiten.“ Hep gab sich nicht geschlagen. „Die Mareks sollen sogar irgendwo einmal Reis angebaut haben. Vielleicht saufen sie da unten jetzt Reisschnaps. Bis in die Nacht hinein.“
Jimmy schwieg sich wieder aus.
Hep wartete eine Weile. „Der alte Marek sammelt alte Zeitungen, wie ich gehört habe. Vielleicht sind sie ins Lesen gekommen und können nicht mehr aufhören“, quengelte er dann.
Jimmy räusperte sich nicht einmal. „Himmel und Hölle!“, schimpfte Hep. „Mir wächst der Hintern an den Sattel.
Begreifst du nichts? Entweder wir reiten jetzt hinunter und sehen nach, was die treiben, oder wir kehren um.“
„Wir tun weder das eine noch das andere“, sagte Jimmy und stieg ab.
Hep suchte in der Dunkelheit seinen Blick. „Bist du wirklich davon überzeugt, dass die Schurken auf der Marek-Ranch sitzen?“
„Die letzte Gewissheit fehlt mir noch“, erklärte Jimmy. „Steig ab! Wir warten, bis entweder mein Vater oder die Sonne kommt.“
Hep blieb im Sattel hocken. „Warum reiten wir nicht einfach hinunter und nehmen die Bude auseinander, zum Teufel? Haben wir uns nicht genug Nächte um die Ohren geschlagen? Außerdem habe ich für diese Hundesöhne eine Menge Staubzucker im Rohr.“
„Du wirst deinen Staubzucker schon noch loswerden“, meinte Jimmy trocken.
Hep schwang sich vom Pferd. „Hoffentlich nicht erst, wenn ich ein alter Mann bin. Worauf wollen wir denn hier warten?“
„Bis etwas zu sehen ist!“
Die Zeit verging. Zunächst noch warteten sie eigentlich darauf, dass Buster Tom, Jimmys Vater, angeritten kommen würde. Aber sein Pferd war nicht zu hören. Nur das ferne Licht leuchtete aus der Nacht zu ihnen herauf, bis es in dem Grau des neuen Tages allmählich verlöschte.
Ein Posten war dort unten nicht zu sehen. Es gab überhaupt keine Anzeichen dafür, dass sich die Banditen auf der Marek-Ranch aufhielten. Doch Buster Tom befand sich noch dort unten. Damit war ihnen klar, dass sie die Fährte aufgestöbert hatten, nach der das ganze County suchte.
Sie warteten, dass sich dort unten Männer zeigen würden, die ihre Vermutungen bestätigten. Doch auf der Marek-Ranch blieb alles still.
Als sie die Pferde sattelten, um hinunterzureiten, tauchten im Süden Reiter auf.
„Wir erhalten Verstärkung, Jimmy“, meinte Hep. „Da kommt Matt Jackson mit der Ranchmannschaft.“
„Nicht Matt allein“, sagte Jimmy. „Auch die Männer aus Tucson sind dabei.“
Es waren fast dreißig Mann. Die Circle C-Mannschaft und Rip O’Hagan mit einer Posse aus Tucson.
Jimmy und Hep sattelten die Pferde und gingen ihnen dann den Hang hinab entgegen. Viel zu besprechen gab es nicht.
„Sie sitzen also auf der Marek-Ranch“, meinte Rip O’Hagan. „Wie gehen wir vor? Die Schufte haben schließlich Geiseln.“
„Well!“, brummte Matt Jackson. „Die Mareks, die Frau und unseren Boss“, stellte er fest.
„Ihr schließt den Kessel ein“, sagte Jimmy. „Ich reite mit Hep hinunter. Dann sehen wir schon weiter. Aber keine Unvorsichtigkeiten, die Unschuldigen das Leben kosten könnten. Ihr lasst euch vorläufig nicht blicken.“
Rip O’Hagan raufte sich das Haar. „Die beiden Mareks, Marie und Buster Tom! Dann auch ihr. Da können wir unsere Gewehre praktisch einrosten lassen.“
„Wieso auch noch wir?“, grinste Hep. „Jimmy und ich sind doch gewarnt.“
„Es ist wichtig, dass wir erst feststellen, was sich auf der Ranch abspielt“, erklärte Jimmy. „Wir wollen zunächst einmal sehen, um wie viele Burschen es sich handelt. Wenn wir alle sofort hinunterreiten, machen wir das Gesindel nur scheu.“
Damit waren die Männer einverstanden. Jimmy und Hep kehrten auf den Hügelkamm zurück, während die Reiter ausschwärmten und den Kessel, in dem die Marek-Ranch lag, zu umzingeln begannen. Als ihnen Matt Jackson ein Zeichen gab, stiegen sie auf die Pferde und ritten zur Ranch hinunter.
„Sieht verdammt verlassen aus“, meinte Jimmy.
„Das ist der beste Eindruck, für den die Schurken sorgen können“, erwiderte Hep.
Als sie in den Hof einritten, ging die Tür auf, und Jack Marek trat auf die Schwelle.
„Hallo, Jack!“, rief Jimmy. „Als wir das letzte Mal hier gewesen sind, hat uns noch John empfangen.“
Hep warf Jimmy einen kurzen Blick zu. Aber er verstand schon, weshalb Jimmy den jungen Marek an dessen Bruder erinnerte.
Jack Marek kam zu ihnen, als sie am Hitchrack aus den Sätteln stiegen, und gab jedem die Hand.
„Ich werde meinen Vater in die Stadt bringen und mich dann selbst auf die Suche nach den Banditen machen, die John umgebracht haben“, erklärte er. „Oder habt ihr eine Nachricht für mich, die uns Mareks endlich beruhigen könnte?“
„Nein!“, erwiderte Jimmy. „Ich möchte mit meinem Vater sprechen.“
Jack lächelte. „Mit meinem Alten?“
„Nein!“, versetzte Jimmy wieder. „Du hast richtig gehört.“
„Wie kommst du darauf?“
„Wir wissen, dass Buster Tom hier ist“, sagte Hep. „Seit gestern Abend, Jack!“
„Ich verstehe zwar kein Wort“, sagte Jack. „Aber ich schwöre euch ...“
„Lass uns ins Haus!“, unterbrach ihn Hep.
Jack sah von einem zum anderen und trat zur Seite.
„Geh voran!“, sagte Jimmy.
Jack Marek zuckte die Schultern und setzte sich in Bewegung. Jimmy und Hep folgten ihm. Hep sah sich dabei lauernd und gespannt um.
Der alte Marek saß auf seinem Stuhl. Jimmy und Hep grüßten höflich.
„Sie suchen den alten Copper“, sagte Jack zu seinem Vater. „Ist er hier gewesen, Vater? In den letzten vierundzwanzig Stunden.“
Der alte Marek sah Jimmy lange an. Dann schüttelte er den Kopf.
„Hep, sieh im Stall nach, ob sein Brauner dort steht!“, sagte Jimmy.
„Traut ihr uns nicht?“, fragte Jack scharf.
Jimmy sah ihn an und lächelte. „Wenn ich meinen Vater in Gefahr weiß, traue ich niemandem.“
Jack starrte ihn an. „Soll das eine Beleidigung sein?“
„Nein!“
„Ich fasse das aber so auf!“, bellte Jack.
„Hep, sieh nach!“
„Mr. Copper ist nicht hier“, sagte der alte Marek. „Geht wieder, Jimmy. Reitet!“
Seine Stimme hatte beschwörend geklungen, und Jimmy und Hep war das nicht entgangen.
„Jack, hier ist doch etwas nicht in Ordnung“, sagte Jimmy.
„Wie kommst du darauf? Du spinnst!“, zischte Jack.
„Ihr könnt euch ja noch eine Weile darüber unterhalten“, sagte Hep trocken. „Ich bin gleich wieder da.“
Hep ging zur Tür.
„Halt, verdammt!“, bellte Jack. „Wohin?“
„Lass ihn gehen“, sagte Jimmy scharf.
Jack sah Jimmy wütend an. Jimmys Hand lag auf der Waffe, und Jack wusste, wen er vor sich hatte.
Die Hand auf dem Eisen, trat Jimmy an die Seite des alten Marek. „Sie müssen das verstehen, Mr. Marek. Es geht um meinen Vater. — Sie sollten sich jetzt erklären.“
„Also meinetwegen kommt!“, schnaufte Jack, um seinen Vater nicht zu Wort kommen zu lassen. „Sehen wir im Stall nach, in der Scheune. Danach könnt ihr auch das Haus durchsuchen und im Kleinviehstall umherkriechen. — Doch dann, Copper, lasst euch hier nicht mehr sehen.“
Jack ging zur Tür. Hep sah Jimmy fragend an. Jimmy nickte ihm zu. So schloss sich Hep an, und auch Jimmy folgte dem Marek-Jungen.
Jack blieb vor der Tür noch einmal kurz stehen. „Ihr seid zwei ziemliche Narren“, schnaufte er, dann ging er weiter.
Hep und Jimmy liefen ihm nach, die Blicke überall. Es war nirgends etwas Verdächtiges zu erkennen. Nicht einmal die Ruhe und die Verlassenheit wirkte auf sie jetzt noch seltsam. Jimmy biss sich auf die Lippe und fragte sich, ob er den Mareks vielleicht doch unrecht tat. — Aber wo, zum Teufel, sollte sein Vater sein?, fragte er sich.
Jack blieb vor dem Stalltor stehen und schob den Riegel zur Seite. Dabei blickte er verstohlen zum Haus. Er wirkte unsicher und hilflos. Jimmy bemerkte das, und das warnte ihn. Auf einmal hatte er das Gefühl, rasch in den Stall gelangen zu müssen, um nicht vom Haus her eine Kugel in den Kopf zu bekommen. Er wollte Jack zur Seite schieben, der ihm zu umständlich hantierte. Doch da knallte es schon. Aber das war noch kein Schuss. Am Haus war ein Fenster geöffnet und der Blendladen herumgeschlagen worden.
„Zur Seite, Jack!“, rief jemand scharf.
Jimmy und Hep wirbelten herum. — Das letzte Fenster stand offen. Zwei Gewehrläufe blitzten im Licht der noch tiefstehenden Sonne.
Jimmy handelte blitzschnell. Er schlug den Riegel mit der Faust durch die Krampe, riss das Tor einen Spalt weit auf und ging dahinter in Deckung. Er wollte Jack mitziehen. Doch Jack riss sich los und rannte weg.
Die Gewehre begannen zu krachen. Jimmy sah sich nach Hep um. Hep war wie ein Kastenteufel, dem einer die Faust ins Genick geschlagen hatte, zur Seite gesprungen und verschwand mit einem Überschlag hinter dem Stall. Die Bleistücke fetzten in Kopfhöhe in den schweren Eckpfosten, dass Holzsplitter und Staub herausfegten.
Jimmy nahm den Colt in die Faust und drückte das Tor weiter auf. Sofort klatschten die Geschosse ins Holz. Es krachte und trommelte gegen das Tor. Doch die dicken Bretter fingen die Bleistücke auf.
Da begann Heps Colt zu krachen. Jimmy beobachtete, wie die Schützen im Haus die Gewehre absetzten und in Deckung gingen. Jimmy holte tief Luft und rannte los.
„Achtung, Hep!“, brüllte er, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Er rannte in langen Sätzen wie ein Panther über den Hof zum Haus zurück, passierte Heps Schusslinie, der diese Sekunde zum Nachladen nutzte, und war mit einem letzten Satz wieder im Haus.
Der alte Marek befand sich noch allein im Zimmer. Er blickte Jimmy entsetzt entgegen und rief irgend etwas, das Jimmy nicht verstand, weil er den alten Mann gar nicht beobachten konnte. Die Tür zum Flur flog auf, und ein Mann, das Gewehr schussbereit an der Hüfte, kam ins Zimmer gestürzt. Er blickte zur Tür, durch die er hinaus in den Hof wollte. Als er Jimmy entdeckte, hielt er jäh an und richtete die Waffe auf ihn.
Jimmy feuerte zweimal. Die Geschosse trieben den Mann in den Flur zurück. Er ließ das Gewehr fallen und griff nach der Tür, um Halt zu finden, langte aber daneben und krachte im Flur zu Boden.
Geschrei und Flüche waren zu vernehmen. Im Haus donnerte ein Colt.
Jimmy duckte sich, warf den Tisch um und ging dahinter in Deckung. Die Geschosse fauchten aus dem Flur herein und schlugen hinter ihm in die Wand. Er glitt zur Seite, zog Marek auf dem Stuhl an die Wand, um ihn aus der Schusslinie zu bringen, rannte zur Flurtür und warf sie mit einem wilden Tritt ins Schloss.
„Sie haben deinen Vater!“, hörte er da den alten Mann schreien. „Sie bringen ihn um!“
Doch da kam Buster Tom von draußen herein. Jimmy hätte um ein Haar auf ihn geschossen. Er blutete im Gesicht. Seine Hände waren gefesselt.
„Vater!“, rief Jimmy und rannte ihm entgegen.
Buster Tom keuchte und schnaufte und hielt Jimmy die gefesselten Hände hin.
Jimmy zog das Messer und schnitt ihm den Strick auf. Dabei schaute er ihm ins Gesicht. „Um Himmels willen, wie siehst du aus!“
„Wie einer, der durch ein geschlossenes Fenster gesprungen ist“, knurrte Buster Tom. „Das schätze ich jedenfalls.“
Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
„Da drüben ist mein Gewehr, Mr. Copper!“, rief Marek.
Buster Tom stapfte mit langen Schritten durch den Raum. Marek sagte ihm auch, wo er Munition finden konnte. Jimmy trat indessen ans Fenster, um nach Hep zu sehen.
Hep kniete an der Stallecke und schoss auf das letzte Fenster. Er sah Jimmy hinter der Scheibe und wies nach Westen. Da sah Jimmy die Reiter von den Hängen herabfluten.
Er drehte sich um. „Ich denke, das ist es schon gewesen“, sagte er zu seinem Vater. „Da kommen unsere Leute und Rip O’Hagan mit den Männern aus der Stadt.“
Buster Tom hatte Mareks Gewehr geladen und kam ans Fenster. „Um Himmels willen, wir müssen sie stoppen, Jimmy! Die Schurken haben Marie als Geisel.“
„Bleib hier und pass auf die Flurtür auf!“, rief Jimmy krächzend und trat ins Freie.
„Hep!“, schrie er und winkte. „Sie sollen zurückbleiben! Lauf Matt und Rip entgegen. Sie sollen sich fernhalten.“
Hep sah herüber und zog sich etwas zurück.
Jimmy wiederholte die Forderung. Hep nickte, machte kehrt und verschwand hinter dem Stall. Kurz darauf krachte sein Colt dreimal hintereinander.
„Wo ist mein Sohn?“, keuchte der alte Marek.
„Er ist bei den anderen“, antwortete Buster Tom. „Durch das Fenster, durch das ich hinaus bin, ist er zu ihnen hinein. Aber zuvor hat er auf mich geschossen.“
Marek ließ den Kopf sinken. „Ich hatte kein Glück im Leben. Nicht einmal mit meinen Söhnen. — Sie, Copper, Sie sind zu beneiden.“
„Dafür kaufe ich mir jetzt etwas!“, polterte Buster Tom. „Jimmy, die Kanaillen haben Marie. Mit Jack sind sie sieben Mann.“
„Sechs!“, verbesserte ihn Jimmy. „Einer liegt hinter der Tür.“ Er kam zurück und sah zum Fenster hinaus. Die Reiter hatten angehalten. Er konnte eine Gruppe von sechs Männern sehen, die kaum noch dreihundert Yard von der Umzäunung entfernt hielt und von den Pferden stieg. Dann tauchte Hep wieder in seinem Blickfeld auf. Er lief schnell auf die Männer zu.
Buster Tom trat unter die Tür. „Sie müssen zurückbleiben, Jimmy. Bevor wir das Mädchen nicht haben, können wir nicht einen Schuss mehr riskieren.“ Jimmy blickte auf die Flurtür. „Sie sollen Marie hereinschicken. Ich rede dann mit Rip und Matt, dass die Banditen abziehen können.“
Buster Tom kam zurück und lachte wütend auf. „Die Halunken kennst du nicht, Jimmy. Die geben die Frau erst heraus, wenn wir vor ihnen zu Kreuze kriechen. Aber auf allen Vieren, sage ich dir.“
„Mach ihnen doch klar, dass wir auf Rip keinen Einfluss haben!“, verlangte Jimmy.
Buster Tom sah Marek an und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Dann ging er zur Flurtür, gab Jimmy einen Wink, dass er sich zurückhalten sollte und öffnete die Tür einen Spalt.
„Forster!“, rief er mit Stentorstimme. „Ich bin es. Copper! Hören Sie mir zu! Die Ranch ist umstellt. Meine Mannschaft steht draußen und eine Posse aus der Stadt.“
„Ja, ich höre!“, dröhnte Forsters Stimme in gleicher Stärke durch das Haus. „Warten Sie!“
Buster Tom sah seinen Sohn an. Tritte waren zu hören. Ein Mann kam den Flur entlanggestiefelt.
Buster Tom trat zurück und richtete das Gewehr auf die Tür. Auch Jimmy legte den Colt darauf an.
Augenblicke später stand Forster unter der Tür. Groß und hager, wie er war, ein leichtes, lässiges Lächeln auf den schmalen Lippen. Er hielt einen Colt in der Faust. Die Mündung der Waffe zeigte jedoch auf den Boden.
„Ich habe die Männer gesehen“, wandte er sich an Buster Tom. „Aber es sind Narren. Sie auch, Copper! Sie sind auch ein Narr.“
Buster Tom streckte die Hand vor. „Forster! Jetzt wollen wir vernünftig miteinander reden. Sie geben Marie heraus. Schicken Sie die Frau zu uns herein. Dann gehe ich hinaus und spreche mit den Leuten, die die Ranch umstellt halten. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich dafür einsetzen werde, dass Sie mit Ihren Freunden freien Abzug erhalten. Ich glaube jedenfalls, dass ich das erreichen könnte.“
Forster lächelte rau. „Sie sind sich über die wahren Machtverhältnisse nicht ganz im klaren!“, polterte er los. „Verschwindet! Ihr alle! Oder ihr werdet die Frau bis zu den Hügeln hinauf schreien hören.“
„Forster, Sie kämen dann aber auch nicht lebend weg“, sagte Jimmy.
Forster warf ihm nur einen kurzen Blick zu und wandte sich wieder an Buster Tom. „Los, Copper! Die Bastarde da draußen sollen sich aus dem Staub machen. Wir satteln inzwischen die Pferde, und irgendwo lassen wir die Frau zurück.“
„Nein!“, bellte Buster Tom. „Ihr gebt die Frau heraus. Dann reden wir über alles andere.“
„Das nehmen Sie nicht auf sich!“, sagte Forster scharf. „Sie nicht, Copper! Das Geschrei der Frau würden Sie noch im Grab hören.“ Er sah Jimmy wieder an. „Ihr Sohn, Copper?“
Buster Tom nickte.
Forster lächelte. „Er bleibt hier! Lass den Colt fallen, Junge! Er ist ohnehin kein Spielzeug für dich.“
Jimmy verzog das Gesicht, sah seinen Vater an und ließ die Waffe fallen.
„Forster!“, krächzte Buster Tom. „Die Männer da draußen werden auf diese Bedingungen niemals eingehen.“
„Komm her, du Hundesohn!“, sagte Forster und winkte Jimmy.
Jimmy ging zu ihm. Forster legte ihm die Hand auf die Schulter und bedrohte Buster Tom mit dem Colt. „Da will ich doch verdammt sein, wenn einer von euch verfluchten Spießern die Verantwortung von Maries Leben in die Hände nimmt. — Lauft! Rennt! Macht euch aus dem Staub, bevor wir die Frau umbringen! Bewegen Sie sich, Copper! Überbringen Sie den Bastarden meine Botschaft. Den Weg frei, oder keiner von euch wird mehr ruhig schlafen können.“
Buster Tom blickte auf das Gewehr. „Ich weiß gar nicht, weshalb ich nicht längst geschossen habe.“
„Weil Sie Ihren Sohn damit umbringen!“, lächelte Forster.
„Tu, was er verlangt, Vater!“, sagte Jimmy mit heiserer Stimme.
Buster Tom setzte sich langsam in Bewegung. „Tun Sie nichts, was Sie hinterher zu bereuen hätten, Forster“, sagte er.
Forster grinste. „Machen Sie gefälligst schnell!“
Buster Tom warf noch einen Blick auf seinen Sohn. Dann ging er hinaus. Forster schaute ihm nach, den Colt in der vorgereckten Faust, ein hartes, entschlossenes Lächeln tief in den Mundwinkeln. Dabei nahm er die Hand von Jimmys Schulter, und so entging ihm dessen pantherhafte Bewegung. Woher sollte er auch wissen, dass der blonde Copperjunge auch unbewaffnet ein gefährlicher Mann war.
Jimmy sah in diesem kurzen Augenblick seine Chance und nutzte sie eiskalt und hart. Er duckte sich etwas, holte aus der Hüfte heraus Schwung, schlug Forster mit einem Handkantenschlag den Colt aus der Faust und rammte ihm die Linke in die Magengrube, dass er, wie vom Blitz getroffen, zusammenbrach. Während der große Mann zu Boden krachte, stieß Jimmy den Colt unter ihm weg und versetzte ihm noch einen Hieb in den Nacken, dass er mit dem Gesicht auf die Diele schlug und liegenblieb.
Jimmy sprang über ihn hinweg, trat dabei die Flurtür zu, bückte sich nach Forsters Revolver und hob auch seinen Colt auf.
Forster war nicht bewusstlos. Die Schmerzen lähmten ihn nur für einen Augenblick. Als Jimmy seinen Vater zurückrufen wollte, wirbelte Forster plötzlich herum und sprang auf die Füße.
Jimmy wich bis zum Fenster zurück, die Revolver in den vorgereckten Fäusten.
„Rühr dich bloß nicht!“, sagte er schnaufend, weil ihn dieser kurze Kampf angestrengt hatte.
Forster ließ die Fäuste sinken und starrte auf die beiden Revolver.
„Vater!“, rief Jimmy in Richtung der Tür. — Doch Buster Tom hörte ihn nicht mehr.
Forster machte einen vorsichtigen Schritt, um an die Flurtür zu kommen.
„Halt!“, zischte Jimmy. „Noch eine Bewegung, und es knallt. Bleib da stehen!“
„Sie sollten tun, was der Junge verlangt“, meldete sich da Marek.
Jimmy warf dem alten Mann einen Revolver in den Schoß. „Da, Mr. Marek! Schießen Sie ihn nieder, sobald er auch nur den Kopf dreht.“
Marek spannte den Hammer der Waffe und legte auf Forster an. Jimmy ging zur Tür und spähte hinaus in den Hof. Doch sein Vater war schon verschwunden. Er rief nach ihm und auch nach Hep. Aber weit und breit war niemand zu sehen.
Er machte kehrt und zog die Tür zu. „Los, Forster! Öffne die Flurtür. Marie soll kommen. Dann kannst du zu deinen Kumpanen gehen.“
Forster grinste. Er streckte die Hand vorsichtig aus und öffnete. „Pinky!“, rief er. „Hörst du mich?“
„Freilich“, ertönte es im Flur. „Soll ich ’reinkommen?“
„Nein!“, antwortete Forster schnell. „Schick das Frauenzimmer zu mir.“
„Warum? Ist etwas passiert?“, rief Hackett. „Copper wird die Kanaillen doch wegschicken.“
„Bleib, wo du bist, und rede nicht!“, fauchte Forster. „Schick Marie ins Zimmer.“
Tritte waren zu hören. Der Mann lief nach hinten. Kurz darauf entstand dort hinten Unruhe. Heftiges Stimmengewirr drang zu den Männern ins Zimmer.
Jimmy wartete gespannt. Er schaute in den Flur hinein, ließ aber auch Forster nicht aus den Augen, der von Marek ebenfalls in Schach gehalten wurde.
Dann waren leichte, schnelle Schritte zu vernehmen. Marek reckte den Hals. Kurz darauf kam Marie zu ihnen herein. Jimmy gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie zu Marek gehen sollte. Das tat sie auch.
Forster grinste unsicher.
Jimmy nickte.
Forster ging auf die Tür zu.
„Nein!“, rief da Marek wild. „Mein Sohn! Er soll auch kommen.“
Forster hielt ein und drehte sich um. „Sie wollen Jack wohl hängen sehen?“
„Er gehört hierher!“, rief Marek. Forster grinste wieder und sah Jimmy kurz an. „Jack!“, brüllte er dann in den Flur hinein. „Dein Alter will, dass du ebenfalls 'rüberkommst!“
„Pinky, wir greifen jetzt an und holen dich heraus“, rief Hackett. „Draußen ist niemand mehr zu sehen.“
„Ich schieße, Forster!“, warnte der Oldtimer.
„Wartet noch!“, rief Forster in den Flur. „Ich bin immer noch in der Klemme. Jack soll sich melden. — Jack, verdammt! Hast du nicht gehört?“
„Er will nicht!“, antwortete ein anderer. „Sein Alter soll zum Teufel gehen.“
„Dann haben Sie keine Chance, Forster!“, krächzte Marek.
Forster starrte Jimmy an. „Das ist gegen unsere Abmachung.“
„Von mir aus kannst du doch gehen“, lächelte Jimmy.
„Sie sollten ihn auch gehen lassen, Mr. Marek“, ließ sich da Marie vernehmen.
Forster sah von einem zum anderen. Dann ging er. Marek ließ den Colt sinken und auch den Kopf.
Jimmy warf die Tür zu, zog den Tisch heran und stellte ihn vor die Tür. Dann ging er zum Fenster.
„Die Banditen werden doch wegreiten?“, fragte Marie. Sie hatte die ganze Zeit hinter Marek gestanden. Sie fuhr dem alten Mann über die Schultern und kam zu Jimmy, sah ihn fragend an und schaute dann ebenfalls hinaus, da er nicht antwortete.
Der Stall und ein Schuppen versperrten die Sicht in den Kessel. Soweit Jimmy das Land da draußen einsehen konnte, waren nirgends mehr Reiter zu entdecken. Er konnte auch von Hep
nichts sehen, obwohl dessen Brauner noch immer neben seinem Pinto am Hitchrack stand.
„Warum reiten die Männer nicht weg?“, wollte Marie wissen. „Es ist doch niemand zu sehen. Und das kann sich ändern.“
„Wir hätten Forster erschießen sollen“, meinte der alte Marek.
In dem Moment sah Jimmy von rechts einen Schatten in sein Blickfeld fallen. Dicht am Haus. Er duckte sich und zog Marie mit hinab.
Da krachte es auch schon. Das Geschoss zertrümmerte die Scheibe vor ihnen und klatschte über Mareks Kopf in die Wand.
„He, Copper!“, rief Forster. „Komm mit der Frau heraus. Aber lass den Revolver im Haus. Rasch, bevor wir euch holen!“
„Die Schakale trauen sich ohne Geiseln nicht weg!“, schnaufte der Oldtimer. „Hilf mir vom Stuhl, Jimmy! Sie werden gleich angreifen. Sie haben schließlich nicht viel Zeit“
Jimmy sah sich um. Der Oldtimer versuchte sich zu erheben. Jimmy kroch zu ihm, half ihm herunter und ließ ihn zu Boden gleiten. Den Stuhl legte er vor ihm auf den Boden, damit er Deckung hatte.
Ein Revolver und ein Gewehr krachten schnell hintereinander. Die Geschosse jagten in den Raum und peitschten in die Wand. Jimmy lief zu Marie zurück und zog sie hinter den Tisch, der vor der Flurtür stand.
„Bleiben Sie liegen, Marie!“, sagte er laut, damit er auch von Marek verstanden wurde. „Sobald die Halunken durch diese Tür zu kommen versuchen, öffnen Sie die Tür ganz, damit Sie dahinter Deckung haben und Mr. Marek ein Schussfeld.“
Sie nickte. „Achten Sie nur auf diese Tür, Mr. Marek!“, raunte Jimmy dem Oldtimer zu. Dann kroch er schnell zur Hoftür. Als die Banditen wieder zu feuern begannen, trat er sie auf und sprang hinaus, in einem weiten Satz. Die Banditen standen dicht an der Hauswand, Revolver oder Gewehre schussbereit in den Fäusten: die beiden Pinkys, die Simpson-Brüder. McLaud und Jack Marek, und sie nahmen ihn auch alle sechs sofort unter Feuer.
Jimmy ließ sich fallen, wirbelte, sich überschlagend, am Hitchrack vorbei und blieb hinter dem Tränktrog liegen, der ihm genügend Deckung gab.
Es krachte und knallte. Ihre Geschosse hackten in den Bottich oder ins Wasser.
Jimmy kroch nach vorn. Da sah er Hep im Stalltor auftauchen. Er begann sofort zu schießen. Auch Hep feuerte.
Die Banditen ließen von Jimmy ab und schossen auf Hep, da er ihnen den Weg zu den Pferden versperrte. Hep sprang zur Seite. Aber die Banditen suchten ebenfalls Deckung. Zwei verschwanden durch das zertrümmerte Fenster, durch das sich Buster Tom geworfen hatte, im Haus. Die anderen rannten um die Ecke und suchten an der Giebelseite Schutz.
Jimmy und Hep hörten auf zu schießen.
„Ergebt euch!“, brüllte Hep. „Widerstand ist sinnlos. Die Posse wird gleich da sein.“
Da tauchte Jack Marek hinter dem Haus auf, die Arme erhoben. Doch hinter ihm ging einer der Banditen. Er hielt Jack am Gürtel gepackt und drückte ihm den Coltlauf in den Nacken.
„Die Pferde heraus, Copper!“, brüllte der Mann. „Der Hundesohn da drüben soll die Pferde heraustreiben, oder wir schießen Marek nieder.“
Jimmy richtete sich halb auf und sah sich um. Er fluchte verbissen, weil immer noch kein Reiter zu sehen war, obgleich doch die Schüsse weithin zu hören sein mussten.
„Hep, die Pferde!“, rief Jimmy. „Treib sie ihnen zu!“
Hep war nicht mehr zu sehen. Der Bandit, es war Hackett, schob Jack weiter vor sich her und blieb dann mitten im Hof stehen. Hätte Jimmy ein Gewehr gehabt, weiß Gott, er hätte auf Hackett geschossen und ihn auch getroffen. Doch für einen Revolver war die Entfernung zu groß. Er hätte Jack Marek treffen können. Da sein Gewehr im Scabbard steckte, sah er sich nach Heps Braunem und dem Pinto um, blickte wieder zum Haus und wollte dann loslaufen, um sich die Winchester zu holen.
Da krachte es im Haus mehrmals hintereinander!
Hackett schaute sich erschrocken um und zog Jack rasch zurück.
„Hep. die Pferde!“, schrie Jimmy, flog hoch und rannte auf die Haustür zu. Doch er war zu spät losgelaufen.
Marie erschien auf der Schwelle, und hinter ihr trat Forster unter die Tür.
Jimmy blieb stehen, als wäre er gegen eine Felswand gerannt, ließ den Colt fallen und hob die Arme.
Forster schob Marie aus dem Haus, lief mit ihr an der Hauswand entlang zu seinen Kumpanen, die um die Ecke kamen, die Sattelpacken in den Fäusten oder auf den Schultern.
Jimmy drehte den Kopf. Er hörte Hep im Stall schimpfen und fluchen. Ein Brauner trabte ins Freie, gefolgt von zwei Schwarzen. Die Männer rannten los und fingen die Pferde ein. Einer sattelte auch das Pferd Forsters, der wie ein Fels mitten im Hof stand, Marie als lebenden Schild vor sich.
Plötzlich grollte Hufschlag im Kessel. Jimmy blickte über die Schulter. Die Mannschaft der Circle C und die Männer aus Tucson kamen im dichten Kordon angeritten. Als ihn die Männer sehen konnten, hob er beide Arme und winkte ab. Sie hielten auch sofort an.
Da setzten sich die Banditen im Hof in Bewegung. Sie waren noch vier Mann. Forster hatte Marie zu sich in den Sattel genommen. Sie jagten aus dem Stand heraus vorwärts. Die drei Kumpane von Forster ritten hinter ihm her, damit ihn keiner in den Rücken schießen konnte. Er hielt Marie vor sich im Sattel fest gepackt.
Hep kam aus dem Stall, blickte auf die Posse und schaute dann den Banditen verdrossen nach.
Jimmy machte kehrt und rannte ins Haus hinein. — Siffert, den er zuvor erschossen hatte, lag noch im Flur. Vor der Tür im Zimmer lag noch ein zweiter Mann.Auch er war tot. Aber es hatte auch den alten Marek erwischt. Er lag hinter dem Stuhl auf dem Rücken.
Jimmy ging zu ihm und kniete nieder. Marek lebte. Er drehte den Kopf. „McLaud kam zuerst herein. Ich habe ihn auch getroffen“, sagte der Oldtimer unter Anstrengung. „Aber noch während er fiel, tauchte Forster auf. — Es ging alles so schnell.“
Jimmy legte ihm die Hand sanft auf die Schulter. „Sie sollten jetzt nicht sprechen, Mr. Marek.“
Hufschlag prasselte von draußen herein. Jimmy sah zur Tür. Hep trat ein. In dem Moment fiel Mareks Kopf zur Seite.
„Jack ist auch tot“, sagte Hep. „Als du zum Haus gerannt bist, hat ihn dieser Bastard erschossen.“
Jimmy stand auf. Er spürte, dass er dabei bleich wurde. Er schluckte. „Was hast du gesagt?“
Hep machte eine flüchtige Handbewegung. „Die Mareks hat es gegeben, Jimmy.“
Buster Tom, Rip O’Hagan und Matt Jackson kamen ins Haus gepoltert. Hinter ihnen drängten ein Dutzend Männer nach. Sie blieben alle stehen und nahmen die Hüte ab, als sie den Oldtimer liegen sahen.
Hep ging zu den Männern und berichtete kurz, was in den letzten Minuten passiert war.
Buster Tom sah seinen Sohn an. „Was starrst du so? Von uns hat sich keiner einen Vorwurf zu machen, Jimmy.“
Jimmy blickte auf Marek und wollte hinausgehen. Doch Buster Tom hielt ihn fest. „Sie werden der Frau nichts tun, Junge! Irgendwo lassen sie Marie laufen.“
„Das ist es doch nicht!“, würgte Jimmy. „Ich habe hier irgend etwas verkehrt gemacht. Aber wenn ich nur wüsste, was, zum Teufel!“
„Lass das verdammte Gerede, Jimmy“, sagte da Rip O’Hagan. Auf seinen Stock gestützt, hinkte er heran. „Anzulasten ist das einzig und allein den Schurken, die einen anständigen Mann zwingen, mit dem Schießeisen herumzurennen und unsereins immer wieder vor die Wahl stellen, ob man zu früh schießt oder zu spät. — Ich dachte immer, dass alles wüsste dein Junge längst, Tom.“
Buster Tom antwortete mit einem hilflosen Blick.
Einer der Männer kam herein. „Die Dreckskerle reiten mit der Frau nach Norden, Leute! Wir sollten ihnen keinen zu großen Vorsprung einräumen.“
„Wir kriegen sie schon!“, schnarrte Rip O'Hagan, der ehemalige US-Marshal, der sein Amt vor Jahren hatte aufgeben müssen, weil ihn Kanaillen wie Forster und Hackett erbarmungslos zusammengeschossen hatten. Nun war er eigentlich nur noch Schankwirt in seinem Saloon. Doch wenn es galt, war dieser harte Mann immer wieder zur Stelle. Er konnte kaum richtig gehen. Oft peinigten ihn wahnsinnige Schmerzen. Doch am härtesten war er gegen sich selbst. Er hatte viel Geld verloren. Aber all die Männer, die ihn kannten, wussten, dass er sich nicht nur deshalb an die Spitze der Posse gestellt hatte. Er war immer zur Stelle, sobald es um die Sicherheit der Bürger von Tucson ging, wie auch die Männer, die diese Stadt aufgebaut hatten. Dazu gehörte auch Buster Tom, der Boss der Circle C-Ranch. Er und seine Mannschaft.
„Rip! Wir sind dreißig Mann“, gab Buster Tom zu bedenken. „Wenn wir den Aasgeiern geschlossen folgen, bringen wir nur die Frau in Gefahr.“ Er schüttelte den Kopf. „Reite mit deinen Männern nach Hause. Ihr seid achtundvierzig Stunden nicht aus den Sätteln gekommen. Wir werden das übernehmen.“
„Ob dreißig oder zwölf, das kommt auf das gleiche hinaus“, sagte da Jimmy. „Ich denke, es ist mein Job ganz allein, diesen Hundesöhnen auf der Fährte zu bleiben.“
Ein Mann hielt ihm seinen Colt hin, den er draußen vor dem Haus hatte fallen lassen. Jimmy nahm die Waffe an sich, schob sie ins Holster und lief hinaus.
Hep stiefelte ihm sofort nach. „Das erledigen wir besser zusammen“, sagte er und schwang sich ebenfalls in den Sattel. „Ziehpoker, das ist genau mein Spiel. Dafür bin ich immer zu haben. Außerdem gefällt mir diese Frau.“
Jimmy lächelte dünn. „Ob sie von deiner schiefen Visage etwas wissen will?“
„Wenn nicht, lasse ich mir die Fresse von Dr. Mills richten“, erwiderte Hep trocken. „Der hat ein schönes scharfes Messer und einen großen Hammer. Das wäre doch gelacht!“
Sie jagten die Pferde aus dem Stand heraus vorwärts und galoppierten Seite an Seite von der Ranch.
Buster Tom kam aus dem Haus gerannt und sah den beiden betroffen nach. Rip O’Hagan kam ebenfalls ins Freie.
„Jimmy!“, brüllte Buster Tom.
„Lass ihn doch!“, sagte Rip O’Hagan. „Jimmy und Hep ziehen für uns eine klare Fährte, der wir ohne Schwierigkeiten folgen können.“
„Aber wo wollen sie hin?“, meinte Buster Tom verärgert. „Wenn sie den Kerlen zu dicht auf den Fersen bleiben, bringen sie nur die Frau in Gefahr.“
„Die beiden reiten erst einmal nach Tucson“, sagte Ol.
„Nach Tucson?“, fragte Buster Tom überrascht.
Ol zuckte die Schultern. „Hep hat von Dr. Mills gesprochen, von dessen Gummihammer.“
„So ein Quatsch!“, sagte Kane, der neben Ol stand. „Die sind doch auch so bis an die Zähne bewaffnet.“
„Versorgt die Pferde!“, schnarrte Rip O’Hagan und hinkte, auf den Stock gestützt, ins Haus zurück. „Wir folgen ihnen in einer halben Stunde.“