Читать книгу Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 16

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Ellys Simpson reckte sich und schaute auf das kleingehaltene Feuer, vor dem die Pinkys mit Marie saßen.

„Wir sollten das Frauenzimmer zurücklassen“, sagte er zu seinem Bruder. „Sie hat doch genug durchgemacht. Wir haben niemand mehr auf den Fersen. Dann wäre es auch an der Zeit, dass wir die Beute teilen und uns trennen.“

Mart Simpson blickte ebenfalls zum Feuer. „Die Frau interessiert mich nicht. Aber mit dem Teilen, da hast du durchaus recht. Doch Vorsicht ist geboten! Jack Marek wollte auch ein ehrlicher Partner sein!“

Ellys lachte. „Du bist verrückt! Wir sind den Pinkys doch gewachsen, Also, das lasse ich nicht auf mir sitzen.“

„Sei kein Hornvieh!“, mahnte Mart. „So weit sind wir noch nicht. Außerdem wissen die Pinkys, wie man sich durchs Leben schlägt. Ich wollte noch eine Weile mit denen zusammenarbeiten.“

„Sie quälen die Frau. Das gefällt mir nicht. Forster möchte sie am liebsten für immer und ewig behalten.“

Mart grinste. „Er will sie zur Liebe überreden. So hat Adam die Eva schon beschwatzt.“

„Nein!“, sagte Ellys knirschend. „Er will sie zwingen.“

„Marie, die kratzt ihm die Augen aus!“, lachte Mart. „Marie ist ein Weibsbild, das keine Beschützer braucht. Sie ist es gewöhnt, für sich selbst zu sorgen.“

Da erhob sich Forster. Er blickte gespannt über das Feuer hinweg. „Was ist los, Mart? Hört ihr etwas?“

Mart und Ellys setzten sich in Bewegung, kehrten zum Feuer zurück und nahmen Platz.

„Es ist alles ruhig“, antwortete Mart. „Nur Ellys’ Schwarzer gefällt uns nicht.“

„Wir haben die ganze Nacht vor uns“, meinte Forster und ließ sich wieder auf dem Sattel nieder.

Hackett sah ihn überrascht an. „Wir sollten uns nicht zu lange aufhalten, Pinky. Sie sind immer noch hinter uns her. Verlass dich darauf.“

„Wir reiten morgen früh zurück“, sagte Forster.

Die Simpsons blickten ihn betroffen an. Hackett ließ die Kinnlade sinken. Auch Marie sah auf und musterte Forster zweifelnd.

„Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass wir teilen und uns vielleicht für ein paar Tage trennen“, meinte Ellys. „Außerdem sollten wir auf Maries Begleitung verzichten.“

„Dann hast du dir meinen Kopf zerbrochen, Ellys“, erklärte Forster gelassen.

„Zurück?“, schnaufte Hackett. „Du willst zurückreiten?“

Forster lachte. „Haben wir schlechte Geschäfte gemacht? Ich finde, wir haben eine verdammt gute Gegend erwischt.“

„Es sind dreißig Mann, die uns jagen!“, gab Mart zu bedenken. „Wir besitzen jeder an die fünftausend Dollar. Damit könnten wir uns in Kalifornien gute Tage machen. Dort kennt uns kein Mensch.“

Forster nickte. „Das ist ein guter Gedanke. Später werden wir davon Gebrauch machen. Sobald wir reiche Männer sind und nachdem wir uns an den verdammten Coppers gerächt haben!“

„Ich bin dafür, dass wir weiterhin nach Norden reiten“, sagte Ellys.

„Ich nicht!“, versetzte Forster.

Mart lächelte nervös. „Wir sind ja nicht mit euch Pinkys verheiratet.“

„Stimmt!“, grinste Forster. „Aber wir bleiben trotzdem zusammen. Ich sitze nämlich auf dem Geld.“

Sie sprangen alle vier auf, schlugen die Fäuste um die Revolverkolben und starrten sich über das Feuer hinweg in die Augen. Die Pinkys auf der einen und die Simpson-Brüder auf der anderen Seite.

Eine Weile herrschte Stille. Nur das brennende Holz knisterte und knackte.

„Mein Vorschlag ist ein guter Vorschlag“, sagte Forster in das Schweigen hinein. „Entscheidet euch, Mart! Entweder wir ziehen gemeinsam weiter oder ihr bleibt hier zurück. Aber unter dem Boden.“

Da sprang Marie auf und rannte weg. Sekundenlang wagten die Männer nicht, die Blicke voneinander zu lösen. Als sie sich dazu entschlossen, die Hände von den Eisen nahmen und die Köpfe drehten, war Marie bereits in der Dunkelheit verschwunden. Sie hörten sie nur noch rennen.

„Ellys, bleib bei den Pferden!“, befahl Forster. „Sie wird einen Bogen schlagen und zurückkommen, um sich eines der Tiere zu holen. Wir sind hier schließlich mitten in der Wildnis. — Pinky! Mart! Kommt!“

Die drei rannten los. Ellys nahm sein Gewehr und trat das Feuer auseinander. Dann ging er zu den Pferden, um sich dort im Schatten der Nacht und der Felswand zu verbergen. Es war nicht seine Absicht, Marie aufzuhalten, wenn sie auftauchen sollte. Er war vielmehr dazu entschlossen, sie entkommen zu lassen. Mit einem Pferd.

Hinter ihm war auch plötzlich ein Geräusch. „Marie!“, krächzte er und wollte herumfahren. In diesem Moment bekam er einen fürchterlichen Schlag über den Kopf, der ihn lang auf das Gesicht warf und ihm das Bewusstsein raubte.

„Du hast ihn?“, raunte Jimmy.

„Ja, ja!“, antwortete Hep. „Er liegt hier vor meinen Füßen, wie ein fauler Bernhardiner in der Sonne. — Ob uns Marie gesehen hat? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“

„Bestimmt nicht!“, erwiderte Jimmy, während er angestrengt in die Richtung spähte, in der die drei Männer Marie gefolgt waren. Es war aber zu dunkel. Er hörte sie auch nicht mehr. „Die Burschen hatten eine Auseinandersetzung, und diese Augenblicke hat Marie genutzt.“

„Wir müssen aufpassen. Sie werden die Frau bestimmt erwischen.“

„Pack den Burschen auf ein Pferd, Hep, und führe die Tiere weg“, sagte Jimmy. „Ich warte hier.“

Sie hörten einen der Männer rufen. Flüche drangen aus der Nacht.

Jimmy war Hep behilflich, den bewusstlosen Banditen auf ein Pferd zu binden. Dann führte Hep die vier Pferde langsam davon. Jimmy nahm das Gewehr wieder in beide Fäuste und lauschte gebannt. Geräusche klangen von einem höher gelegenen Platz herab. Aber dann drang das Geschrei eines Mannes aus ganz anderer Richtung zu ihm.

Jimmy blickte auf das Feuer. Die auseinandergezogenen Scheite brannten und qualmten. Er ging hin und kehrte sie mit dem Fuß zusammen, dass es wieder loderte. Danach kehrte er zur Felswand zurück. Von Hep und den Pferden war nichts mehr zu hören.

Plötzlich tauchte ein Mann vor ihm aus der Dunkelheit auf. „Diese Hexe!“, schimpfte er. „Entweder ist sie in die Berge hinauf, oder sie kommt tatsächlich gleich hier an, um sich ein Pferd zu holen.“

Jimmy hob das Gewehr. Er wollte den Mann näher kommen lassen. Doch da schwenkte er plötzlich wieder ab und war Augenblicke später wieder verschwunden.

„Pinky!“, schrie jemand in einiger Entfernung. „Da ist sie!“

Jimmy wartete gespannt. Aber er hörte dann lange nichts mehr. Nach einer Weile kam Hep die Felswand entlanggeschlichen.

„Sie sind zäh, die Brüder!“, meinte er. „Sie suchen sie immer noch, was?“

„Die Halunken wissen schließlich, was sie an ihr haben“, erklärte Jimmy. „dass sie überhaupt noch frei herumlaufen, haben sie allein ihr zu verdanken.“

Da näherte sich wieder ein Mann der Feuerstelle. Jimmy und Hep pressten sich gegen die Felswand und nahmen die Gewehre hoch.

„Ellys, wir haben sie!“, rief er japsend.

Jimmy und Hep warteten, bis er in den Feuerschein kam, dann traten sie aus dem Nachtschatten der Felswand.

Es war Mart Simpson. Er blieb stehen und starrte ihnen entgegen.

„Lass den Revolver fallen!“, raunte Hep. „Deinen Ellys, den haben wir schon.“

Mart Simpson hielt die Waffe in der Faust. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er sie achtlos wegwerfen. Doch da waren Stimmen in der Nähe zu vernehmen. Keine Zweifel, die anderen beiden kamen mit Marie zurück. Für Simpson war das jedoch nicht ausschlaggebend. Er blickte auf Forsters Sattelpacken, in dessen Ledertaschen das gesamte Geld steckte, und hinter dem Jimmy und Hep standen. Nur darum ging es ihm.

Er sprang plötzlich zurück und riss den Colt hoch. Sein Revolver knallte zweimal, während er bereits selbst getroffen wurde. Die Echos der Schüsse hallten wie Donnerschläge durch die Bergnacht.

Hep hatte einen Satz nach rechts gemacht. Jimmy hatte sich nur geduckt. Sie trafen beide, während die Geschosse ihres Gegners hinter ihnen die Felswand aufschrammten.

Mart Simpson kam in den Feuerschein zurückgewankt, ließ den Colt nun fallen und krallte die Fäuste in die Jacke, als habe er die Absicht, sich etwas aus dem Körper zu reißen. Dann sackte er in die Knie und fiel vornüber in das Feuer hinein.

Jimmy lief um ihn herum, packte ihn an einem Stiefel und zog ihn aus der Glut. Seine Jacke brannte. Er klopfte die Flammen aus und lauschte dabei gebannt. Aber es war nichts mehr zu hören. Die Schüsse hatten die anderen gewarnt.

„Sie rennen zurück!“, schnaufte Hep an der Felswand. „Sie fliehen!“

Jimmy ging zu ihm an die Felswand, um wieder in deren Schlagschatten zu sein. Aber er konnte nur Heps Atem vernehmen und das Prasseln des trockenen Holzes. Wind kam mit einmal auf, und die Böen fuhren in das Feuer hinein, dass die Flammen aufleckten.

Jimmy sah sich unbehaglich um. „Verziehen wir uns, bevor sie zurückkommen, um uns mit der Frau zu erpressen. Die werden sehr bald merken, dass wir nur zu zweit sind.“

„Sie werden in die Berge fliehen“, raunte Hep. „Da hinterlassen sie zu Fuß überhaupt keine Spuren.“

Jimmy starrte in die Dunkelheit. „Bringen wir erst einmal ihre Pferde in Sicherheit, bevor sie hier auftauchen und uns zwingen, die Tiere wieder herauszurücken. Lauf schon! Ich nehme den Verletzten mit.“

Hep glitt davon und verschwand hinter Jimmy in der Dunkelheit. Jimmy wartete noch einen Augenblick, dann ging er zum Feuer, hob den Mann auf die Schulter und folgte Hep. Dabei sah er sich ständig um. Er blieb auch hin und wieder stehen, um zu lauschen. Aber er hörte nichts mehr.

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