Читать книгу Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett, Glenn P. Webster - Страница 47
2
ОглавлениеDas Mädchen hatte ein bleiches, von scharfen Linien durchzogenes Gesicht und dunkle Ringe unter den grünen Augen. Ihr rotes Haar schien im Lampenlicht zu brennen, und Matt Wister wusste, dass sie auf die Männer dieses rauen Landes noch immer anziehend wirkte.
„Das ist schon über ein halbes Jahr her“, sagte Lily Creede.
„Ich weiß. Es war nicht sehr einfach, Sie zu finden.“
„Sie hätten mich vermutlich nie gefunden, wenn Maron ein Gentleman wäre. Aber er ist keiner, und jetzt bin ich froh darüber.“
„Können Sie mir das nicht näher erklären?“, fragte Matt Wister und beugte sich über den Tisch.
Ein Waiter näherte sich lautlos und stellte eine Flasche auf den Tisch.
Matt gab ihm Geld und winkte ab, als der Mann in die Tasche griff. Der Waiter entfernte sich. Matt füllte die Gläser.
Das Mädchen trank ihm zu und sagte: „Vorzüglich, Matt. Sie lassen sich die Auskunft etwas kosten. Dabei hätte ich sie umsonst gegeben. Ich hasse ihn!“
Matt sah, wie sich ihr Gesicht veränderte, wie es noch schmaler und hart wurde und wie die Puderschicht auf ihren Wangen zu platzen drohte.
„Sie wussten also, wohin er sich gewandt hatte?“
„Natürlich. Wir waren doch früher schon in verschiedenen Städten zusammen gewesen. Eine Zeitlang fuhren wir zusammen immer weiter, und einmal kamen wir durch ein Tal, das ihn faszinierte. Am Big Sioux River, Matt. In der Nähe der kleinen Stadt Watertown.“
„Sie waren dort?“
„Ja, ich war dort. Vor zwei Monaten. Ich wollte ihm nicht mit der Tür ins Haus fallen. Aber ich kam ihm trotzdem ungelegen. Er hatte ein hübsches Mädchen kennengelernt. Eins von anderer Art. Sie verstehen?“
„Ja.“
Lily zuckte die Schultern und lächelte. Sie trank und fuhr fort: „Wir haben nur einmal zusammen gesprochen. Er sagte, ich sollte schleunigst verschwinden und nur nicht auf dumme Gedanken kommen. Er würde mich dann zu finden wissen. Er nennt sich Alan Troger.“
Matt trank einen Schluck. Der Whisky war warm und schmeckte ihm nicht.
„Und das haben Sie gemacht?“, fragte er halb feststellend.
„Ja, Matt, das habe ich gemacht. Mir waren inzwischen Zweifel gekommen. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass das Leben auf einer Ranch dem entsprach, was ich mir früher darunter vorgestellt hatte. Und dann war da noch etwas. Ich hatte auch Ihren Bruder gekannt. Ehrlich gesagt, er hat mir sogar gefallen. Er war nur zu jung, zu wild und unbelehrbar. Ich wusste, dass er nicht lange leben würde, und deshalb hörte ich mir nicht an, was er mir sagen wollte. Vielleicht war das der Hauptgrund, dass ich wieder fortging, denn immer, wenn ich Maron anschaute, musste ich an den hinterhältigen Mord denken.“
„Ehrlich gesagt, ich verstehe Sie nicht, Lily“, bekannte Matt.
Das Mädchen trank das Glas aus und stellte es hart auf den Tisch zurück.
„Sie meinen, weil ich nicht nach Kansas ging und dem Marshal in Abilene erzählte, was ich herausgefunden hatte?“
„Ja.“
Sie beugte sich so weit vor, dass ihr Gesicht dem seinen sehr nahe war und er ihren Atem spürte.
„Vielleicht verstehen Sie mich besser, wenn ich Ihnen sage, dass ich in Dodge City meinen Sohn von einer alten Frau großziehen lasse, und dass der Vater dieses Jungen einmal Alan Maron hieß!“
Sie lehnte sich zurück. Ihr Gesicht sah nun so weiß aus, dass Matt peinlich berührt war.
„Ach so“, murmelte er und blickte auf die Tischplatte.
„Ich konnte den Vater meines Sohnes nicht dem Henker überliefern“, sagte die Frau leise. „Irgendwann hätte ich es ihm vielleicht erklären müssen. Alan wusste, dass ich das nicht kann. Ich war ihm überhaupt nur des Jungen wegen gefolgt.“
Matt stand auf. „Ich danke Ihnen, dass Sie es mir erzählt haben“, sagte er. „Ich glaube, ich kann Sie verstehen, Lily.“
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mich zu suchen. Vielleicht klingt das alles ziemlich verdreht.“
„Durchaus nicht, Lily.“
„Bis zum Big Sioux River sind es fast vierhundert Meilen“, fuhr sie fort. „Das können Sie vor dem Winter nicht mehr schaffen.“
„Ich werde es versuchen, Lily.“
Als Matt Wister an die Stepwalkkante trat und das Leben der Stadt an ihm vorbeiflutete, spürte er den kalten, nach Schnee riechenden Wind im heißen Gesicht. Vielleicht würde er es vor dem Winter wirklich nicht mehr schaffen. Aber er war nun sicher, auch im Frühjahr noch nicht zu spät zu kommen.