Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 44
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ОглавлениеSchließlich saßen sie an dem kleinen Besuchertisch in Dr. Barbers Büro. „Bitte, erzählen Sie uns, wie Ihr Tag vorgestern ablief.“
Der Arzt zierte sich nicht und begann zu sprechen. Es war der Alltag fast jedes Beschäftigten, den er den Polizisten schilderte. 8 Uhr morgens Arbeitsbeginn, zehn Uhr Kaffeepause, von 12 bis 13 Uhr Mittagszeit. Dann wieder Dienst bis etwa 18 Uhr. Danach war er in seine Wohnung in Manhattan gefahren.
„Sicher werden Sie auch meine Fingerabdrücke in Carols Haus finden“, gab er schließlich noch zu verstehen. „Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass ich mit der Entführung nichts zu tun hatte. Carol und ich waren für 21 Uhr verabredet. Ich sollte sie von ihrer Wohnung abholen. Wir wollten im ‚Lespinasse’ zu Abend essen. Als ich zu Carols Haus kam, war sie nicht da. Ihr Wagen stand vor der Garage. Ich ging ins Haus hinein. Carol war spurlos verschwunden. Als sie um 22 Uhr noch immer nicht aufgetaucht war, verständigte ich die Polizei.“
„Weiß Carols Mann von dem Verhältnis?“
„Ich glaube, er ahnt etwas. Dass er Konkretes weiß, glaube ich nicht. Wir waren sehr vorsichtig. Warum sollten wir diesen kranken Mann damit belasten? Anthony liegt in der Pflegestation, bis zum Hals hinauf gelähmt. Das Schicksal hat ihn genug bestraft.“
„Wie war das – mit dem Unfall meine ich. Gab es keine Möglichkeit, ihm die Bewegungsfähigkeit zu erhalten?“
„Es war ein Unfall im Mai vor drei Jahren. Ein Pick-up-Fahrer hat ihn verursacht, hat aber Fahrerflucht begangen und wurde nie ermittelt. Obwohl Anthony sofort in diese Klinik gebracht wurde – die Querschnittslähmung war nicht zu verhindern.“
„Das Verhältnis mit Carol – wann begann es?“, fragte der Lieutenant. „Vor dem Unfall oder danach?“
Offensichtlich überraschte Jacko mit seiner Frage den Arzt, denn dessen Stirn legte sich in Falten, er schaute verdutzt und blaffte dann: „Was versuchen Sie zu konstruieren?“
„Nichts. Wir ermitteln in einer Entführungsgeschichte. Bei der Entführten handelt es sich um Ihre Geliebte. Sie ist verheiratet …“
„Nur noch auf dem Papier!“, stieß Barber hervor.
„Das ändert nichts an der Tatsache.“
„Was wollen Sie überhaupt?“ Der Lieutenant glaubte, wo etwas wie Unsicherheit bei Barber wahrzunehmen. Er wischte sich mit dem Handrücken fahrig über den Mund. „Ich habe mit der Entführung nichts zu tun. Dass Carol und ich ein Liebespaar sind, will ich nicht abstreiten. Das Verhältnis begann, nachdem Anthony zum – hm, Krüppel geworden war.“
„Wer gehörte damals zum Team, das Dr. Fleming nach dem Unfall betreute?“
„Warum wollen Sie das wissen?“
„Antworten Sie.“ Lieutenant Jacko konnte diesem Mann nichts abgewinnen. Aus seiner Sicht war er eiskalt und berechnend.
„Ich leitete das Team“, erklärte Barber, dann dachte er kurz nach. „Dr. Ambrosini, Dr. Hendley und Dr. Patterson, ein Assistenzarzt. Natürlich waren da auch noch einige OP-Schwestern …“
„Natürlich. Sind die Ärzte noch alle in der Klinik beschäftigt?“
„Ja.“
„Gehen wir zu Dr. Fleming.“ Der Lieutenant erhob sich.
Auch der Sergeant drückte sich hoch. „Weiß Fleming überhaupt, dass seine Frau entführt wurde?“, fragte er.
Barber nickte. „Ja, ich habe es ihm gestern gesagt.“
„Wie hat er es aufgenommen?“
Barber wiegte den Kopf. „Ich würde sagen ohne besondere Emotionen.“ Und sofort erfolgte ein Erklärungsversuch von Seiten Barbers. „Anthony ist verbittert. Die Schicksale anderer lassen ihn kalt. Es ist sein eigenes Schicksal, das ihn beschäftigt – und zwar ausschließlich.“
„Nun“, sagte Hawthorne, „das Schicksal meinte es nicht gerade gut mit ihm. Ich denke, man muss ihn verstehen. Wieso denken Sie, dass er ahnt, dass seine Frau einen Liebhaber hat?“
„Irgendwann – es war ungefähr Mitte März -, sprach er Carol dahingehend an. Sie ließ durchblicken, dass es einen anderen Mann in ihrem Leben gebe. Namen nannte sie jedoch nicht.“
„In der Klinik haben Sie ihr Verhältnis kaum geheim halten können?“, kam es fragend von Lieutenant Jacko und er beobachtete Barber, suchte nach einer Reaktion in seinen Zügen, irgendeinem verräterischen Zucken seiner Mundwinkel, ein nervöses Flackern in seinen Augen. Seine Fassade blieb jedoch glatt und undurchsichtig.
„Ja“, versetzte der Arzt. „Ich sagte es bereits: Wir waren ausgesprochen vorsichtig. Im Job hielten Carol und ich Distanz zueinander.“ Der Arzt erhob sich und ging zur Tür, öffnete sie und machte eine einladende Handbewegung. „Bitte …“
Die Polizisten traten an ihm vorbei hinaus auf den Flur. Er folgte ihnen und zog die Tür hinter sich zu. Sie verließen das Gebäude, schritten einen geteerten Weg entlang und gelangten schließlich zum Pflegeheim.
„Anthony hat so etwas wie eine eigene Suite mit einer Pflegerin, die ausschließlich ihn betreut“, erklärte Barber.
„Angemessen, würde ich sagen, nachdem die Anlage sein Eigentum ist“, bemerkte der Sergeant.
„Und das Eigentum seiner Frau“, verbesserte der Arzt.
Das Apartment lag in der 3. Etage. Sie nahmen den Lift. Schließlich betraten sie den großen Raum, in dem Dr. Fleming untergebracht war. Er lag schräg auf einer Liege mit Rädern und viel Technik. Auf einem Nachttischchen neben der Liege stand eine Babyschnabeltasse aus Plastik. Auf einem Stuhl hatte es sich die Pflegerin bequem gemacht; eine hübsche junge Frau mit blonden Haaren. Sie las dem Gelähmten aus einem Buch vor. Als die drei Besucher eintraten, verstummte sie.
Dr. Fleming hatte den Kopf in die Richtung der drei Ankömmlinge gewandt. Nachdem der Lieutenant sich und Sergeant Hawthorne vorgestellt hatte, sagte er: „Sie kommen wegen der Entführung meiner Frau, nicht wahr?“
Shane Jacko nickte.