Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 45

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„Lass uns bitte allein, Shirley“, bat der Gelähmte und schoss Barber einen düsteren Blick zu. „Sie bitte ich“, so wandte er sich dann an den Lieutenant, „meine Zeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Ich fühle mich nicht besonders gut.“

Die Betreuerin verschwand durch eine Tür in einen angrenzenden Raum.

Flemings Blick verkrallte sich regelrecht an Barbers Gesicht. Barber wandte sich abrupt ab, als wäre es ihm plötzlich unbehaglich zumute, und ging zum Fenster. „Soll ich etwas frische Luft hereinlassen?“

„Wenn ich frische Luft brauche, dann werde ich das schon sagen!“, lehnte Fleming wenig freundlich, geradezu gehässig ab.

Lieutenant Jacko wurde klar, dass das Verhältnis des Professors zu Barber kein besonders gutes war. „Es sind nur ein paar Fragen“, erklärte der Lieutenant und konstatierte sogleich: „Mister Barber hat Sie darüber unterrichtet, dass Ihre Frau entführt wurde.“

„Das ist richtig.“ Der Kranke nickte wiederholt. „Haben sich die Entführer schon gemeldet? Haben sie Forderungen geltend gemacht?“, erkundigte er sich sogleich.

„Nein. Sie als Mann der Entführten werden wohl das Erpressungsopfer sein. Allerdings können wir nicht ahnen, mit wem die Kidnapper Kontakt aufnehmen werden.“

„Das heißt, Sie müssen abwarten.“

„Ja. Hat Ihre Frau Feinde?“

Fleming lachte gallig und misstönend auf. „Keine Ahnung. Ich glaube aber nicht, dass es darum geht. Der oder die Erpresser werden Geld wollen. Viel Geld.“ Er schürzte die Lippen. „Vielleicht die zwei Millionen, die meine Unfallversicherung Carol auszahlte. Zwei Millionen für einen lebenden Toten.“ Er lachte erneut auf, dieses Mal aber war es ein ausgesprochen zynisches Lachen.

Sergeant Hawthorne wandte sich Dr. Barber zu und sagte: „Wir möchten Ihre kostbare Zeit nicht mehr länger in Anspruch nehmen, Doktor. Sollte Ihnen irgendetwas einfallen, das für unsere Ermittlungen wichtig sein könnte, dann setzen Sie sich einfach mit uns in Verbindung.“

Der Sergeant zückte seine Brieftasche, entnahm ihr eine Visitenkarte und reichte sie Barber. Der nahm sie und zog den Mund schief. „Sie sollten Mr Fleming in der Tat nicht über Gebühr beanspruchen. Ruhe ist sehr wichtig für ihn.“

Es war deutlich, dass er gerne geblieben wäre. Er warf einen Blick auf die Visitenkarte, steckte sie ein, machte aber keine Anstalten, zur Tür zu gehen.

„Wir brauchen Sie nicht mehr“, wurde der Sergeant deutlich.

Jetzt setzte sich Barber in Bewegung. Unter der Tür drehte er noch einmal den Kopf und sagte über die Schulter: „Sie halten mich doch auf dem Laufenden?“

„Wenn wir zu irgendwelchen Erkenntnissen gelangen, werden Sie einer der ersten sein, die es erfahren“, versprach der Sergeant, dem Barber nicht gerade sympathisch zu sein schien. Das Lächeln, das er dem Arzt schenkte, erinnerte an das Zähnefletschen einer Bulldogge.

Die Tür schloss sich hinter Dr. Barber.

Der Lieutenant sagte an den Gelähmten gewandt: „Sie wissen, dass Barber ein Verhältnis mit Ihrer Frau hat.“ Es war keine Frage, sondern eine glasklare Feststellung. Der gehässige Blick, mit dem Fleming Barber bedacht hatte, nachdem sie das Zimmer betreten hatten, war eindeutig gewesen.

Jetzt aber verlieh der Gelähmte seinem Gesicht einen betroffenen Ausdruck. „Woher sollte ich …“

Der Lieutenant winkte ungeduldig ab. „Sie brauchen uns nichts vorzumachen, Professor. Es ist so.“

Dr. Fleming holte tief Luft. Sein Brustkorb hob sich. Seine Lider fielen halb über die Augen. „Selbst wenn es so wäre, ich könnte Carol deswegen nicht böse sein“, erklärte er. „Sehen Sie mich an. Ich kann einer Frau nicht bieten, was sie braucht. Carol ist sechsunddreißig. Und Barber ist ein attraktiver Mann, der auf Frauen wirkt. Außerdem ist er intelligent. Ich kann Carol nur beglückwünschen.“

Die Polizisten trauten ihren Ohren nicht. Soviel Toleranz hätten sie diesem bleichen Mann mit den kalten, blauen Augen nicht zugetraut. Sie wechselten einen vielsagenden Blick.

Der Gelähmte fuhr fort: „Vielleicht befremdet Sie meine Einstellung. Aber ich liebe meine Frau. Und dazu gehört auch, dass ich toleriere, dass sie ihre Jugend auslebt. Ich vegetiere nur dahin. Mein Immunsystem wird geschwächt werden. Meine Muskeln werden verkümmern. Krankheiten werden sich einstellen. Lungenentzündung, Nierenprobleme, Herzgeschichten …“

Lieutenant Jacko hatte einen anderen Eindruck gewonnen. In dem Blick, mit dem der Gelähmte Dr. Barber angesehen hatte, hatten nur Feindschaft und Hass gelegen.

„Könnte es sein, dass das Verhältnis schon vor Ihrem Unfall bestand?“, fragte Jacko.

„Was hat diese Frage mit der Entführung meiner Frau zu tun?“

Der Lieutenant wechselte das Thema. „Welche Rolle spielt Ihre Frau hier in der Klinik? Hat Sie Ihren Posten als leitender Arzt eingenommen?“

„Nein. Dazu ist meine Frau als Ärztin zu wenig spezialisiert. An meine Stelle ist Dr. Barber gerückt. Er ist eine Kapazität. Sie müssen wissen, es sind hauptsächlich Querschnittsgelähmte, die hier betreut werden. Ich glaube, Dr. Barber hat einige wissenschaftliche Versuche laufen …“

„Medizinische Versuche – an Menschen?“, entfuhr es Jacko.

„Unter anderem. Es muss eine Möglichkeit geben, zerstörte Nerven neu zu bilden. Auch wenn die Verletzung längere Zeit zurückliegt. Ich setze meine ganze Hoffnung auf die Forschung. Vielleicht kann auch mir eines Tages geholfen werden.“

„Sind diese Menschenversuche zugelassen?“

„Wir arbeiten in dieser Klinik nur innerhalb des gesetzlich zulässigen Rahmens!“, antwortete der Professor mit Nachdruck im Tonfall.

Der Lieutenant wechselte erneut das Thema. „Wann sahen Sie Ihre Frau zum letzten Mal?“

„Vor drei – vier Tagen. Sie kam mich regelmäßig besuchen. Unser Verhältnis war ein ausgesprochen gutes.“

Jacko schaute skeptisch. Ihm erschien das alles als ein bisschen zu viel heile Welt. „Wir werden Ihre Pflegerin ebenfalls befragen müssen“, gab er zu verstehen.

„Tun Sie sich keinen Zwang an“, versetzte Dr. Fleming. „Aber bitte - behandeln Sie das Mädchen freundlich und zuvorkommend.“ Er lächelte. „Shirley ist meine gute Fee – und mein Bindeglied an die Welt der Gesunden. Sie lässt mich an dem, was außerhalb der Klinik vorgeht, teilhaben.“

Jacko ging zu der Tür, durch die das Mädchen verschwunden war, klopfte und hörte die Aufforderung, einzutreten. Es war ein komplett eingerichtetes Zimmer. Eine Couchgarnitur, Vitrinen, ein Schreibtisch, ein Tisch mit vier Stühlen, Fernseher, DVD-Player, ein Fernsehsessel … Eine Tür führte in einen angrenzenden Raum. In diesem schlief das Mädchen wahrscheinlich.

Shirley saß am Schreibtisch und schrieb etwas in ein Heft. Sicherlich führte sie ein Krankentagebuch. Jetzt schwang das Mädchen auf dem Drehstuhl herum und fixierte den Cop.

„Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?“, erkundigte sich der Lieutenant.

Sie senkte etwas den Kopf. „Fragen Sie.“

„Wusste der Professor von dem Verhältnis seiner Frau mit Dr. Barber?“

„Er hätte mit mir sicher darüber gesprochen, wenn er etwas davon geahnt hätte. Er schüttet mir des Öfteren sein Herz aus.“

„Wie reagierte er, als ihn Dr. Barber von der Entführung seiner Frau in Kenntnis setzte?“

„Zunächst bestürzt. Dann meinte er, dass sich der Entführer wohl mit einer Geldforderung an ihn wenden würde.“

„Fanden Sie diese Reaktion normal?“

„Seit seinem Unfall hat es der Professor verlernt, Gefühlsregungen zu zeigen. Er ist verbittert und in seiner Einstellung zum Leben hart und emotionslos geworden. Können Sie das nicht verstehen?“

„Doch“, murmelte Jacko, „das kann ich. Würden Sie mir Ihre Telefonnummer geben?“

In dem Krankenzimmer gab es eine Freisprechanlage. So war es auch dem Gelähmten möglich, per Telefon zu kommunizieren. Shirley Bishop notierte die Nummer auf einen kleinen Notizzettel und reichte ihn dem Polizisten.

„Noch eine abschließende Frage, Shirley“, sagte der Lieutenant. „Hat Mrs Fleming ihren Mann regelmäßig besucht?“

Das Mädchen zögerte ein wenig, schließlich nickte es aber und sagte: „Ja. Ich glaube, Carol liebt ihren Mann sehr.“

Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket

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