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Am folgenden Morgen flog ich nach Minneapolis. Die Adressen, unter denen ich Robert Vaugham und George Monahan suchen musste, hatte ich. Am Nachmittag sprach ich bei Robert Vaugham vor. Er lebte in einer pompösen Villa am südlichen Stadtrand in einer verkehrsberuhigten Straße. Ein riesiger Garten umgab sein Haus. Ich sagte mir, dass er ziemlich gut verdienen musste, wenn er sich ein derart feudales Haus leisten konnte.

Ich war mit dem Taxi gekommen. Das Grundstück war videoüberwacht. Ich sah in der Krone eines Baumes eine entsprechende Kamera. Auch beim Tor gab es eine Überwachungskamera. Nachdem ich mich über die Gegensprechanlage vorgestellt hatte, öffnete sich die Gartentür wie von Geisterhand gesteuert. Ich betrat das Anwesen. Wenig später ließ mich ein Angestellter ins Haus.

Robert Vaugham erwartete mich in der geräumigen Halle. Eine breite Treppe aus Marmor führte hinauf ins Obergeschoss. Von einer Galerie, die drei Seiten der Halle einnahm, zweigten Türen in die verschiedenen Zimmer ab.

»Ich kann mir schon denken, was Sie hergeführt hat, G-man«, sagte der Trainer. »Es ist wegen der Ermordung Larry Desmonds, nicht wahr?«

»Richtig«, erwiderte ich.

Vaugham bot mir Platz an. Der Angestellte verschwand durch eine Tür in einen Nebenraum. Ich ließ mich in einen der Sessel fallen, die mitten in der Halle um einen niedrigen Tisch gruppiert waren.

»Natürlich bin ich verdächtig«, sagte Vaugham, erwiderte meinen Blick und ließ sich ebenfalls nieder. »Zwangsläufig … Aber ich habe mit der Sache nichts zu tun, G-man. Ebenso wenig wie George. Glauben Sie mir – der gewaltsame Tod Desmonds hat uns beide sehr erschüttert.«

»Nachdem Desmond tot ist, besitzt die IBF keinen Weltmeister. Das bedeutet eine neue Chance für Ihren Schützling. Hätte er den Kampf gegen Desmond gewonnen, wäre er sofort neuer Weltmeister gewesen. Es ergibt also einen Sinn, wenn wir Sie und George Monahan verdächtigen.«

»Sicher«, bestätigte Vaugham nickend. »Nachdem George den Kampf verloren hat, ergibt sich jetzt nach Desmonds Tod für ihn eine neue Chance, um den Titel zu kämpfen. Heißer Meisterschaftsanwärter ist Chad Plummer. Er aber muss erst José Fernandez schlagen. Der Kampf findet am übernächsten Wochenende in Las Vegas statt. Die Wetten stehen zehn zu eins für Plummer.«

»Und den Sieger aus dieser Begegnung wird Ihr Schützling herausfordern«, stellte ich fest.

»Ich weiß nicht, ob wir den Kampf gleich bekommen. Möglich, dass George erst noch einige andere Gegner boxen und besiegen muss. Sehr wahrscheinlich sogar.«

»Zehn zu eins für Plummer«, sinnierte ich. »Wenn Fernandez gewinnt …«

»… sahnen jene, die auf ihn gesetzt haben, gewaltig ab«, vollendete Vaugham. »Aber Fernandez hat gegen Plummer nicht den Hauch einer Chance. Auf Fernandez zu setzen wäre hirnrissig.« Plötzlich stutzte Vaugham. Er schaute mich mit großen Augen an. »Es sei denn, der Kampf wird manipuliert. Auch Larrys Kampf gegen Monahan sollte manipuliert werden.« Vaugham griff sich an den Kopf. »Das ist es: Wetten!«

Bei mir fiel ein Groschen!

Der Trainer bot sich an, mich zu George Monahan zu fahren. Ich nahm das Angebot an. Es dauerte fast eine Stunde, bis er mich zum nördlichen Stadtrand Minneapolis chauffiert hatte. Die Stadt war verkehrsmäßig ein ähnlicher Hexenkessel wie New York.

Auch von Monahan war nichts zu erfahren. Er war ein riesiger Bursche mit eingeschlagener Nase. Sein Gesicht trug noch die Spuren von Desmonds Fäusten. Das linke Auge war zugeschwollen. Als ich ihn verließ, war ich nicht schlauer als vorher.

Aber ich hatte mir ein Bild von Vaugham und Monahan machen können. Ihre Reaktionen auf meine Fragen ließen nicht den Schluss zu, dass sie etwas mit der Erpressung und dem Mord an Desmond zu tun hatten.

Noch am selben Abend flog ich nach New York zurück. Den Wagen hatte ich auf dem Langzeitparkplatz des La Guardia Airports abgestellt. Ich zahlte die Parkgebühren, dann fuhr ich nach Hause. Von meiner Wohnung aus rief ich Milo an.

»Nichts«, gab ich zu verstehen. »Der Trip nach Minneapolis hat nichts ergeben. Dem Eindruck nach zu schließen, den ich von Vaugham und Monahan gewonnen habe, haben die beiden mit dem Mord und der Entführung nichts zu tun.«

»Ich war heute im Field Office«, erklärte Milo. »Mr. McKee …«

»Du solltest im Bett bleiben und …«

»Ich sagte doch, dass mich ein bisschen Schädelbrummen nicht aus dem Rennen wirft. Also hör zu, Partner. Das Police Department in Philadelphia hat Mr. McKee unterrichtet, dass Chad Plummer, der übernächsten Samstag in Las Vegas gegen José Fernandez boxen soll, eine Drohung erhalten hat. Entweder er verliert den Kampf, oder er stirbt. Und mit ihm sein Trainer.«

»Vaugham hat mir von dem bevorstehenden Kampf erzählt. Die Wetten stehen zehn zu eins für Plummer. Weißt du, was es bedeutet, wenn er den Kampf verliert?«

»Natürlich. Diejenigen, die auf Fernandez gesetzt haben, sind die großen Gewinner.«

»Und einer davon ist unser Mann«, fügte ich hinzu.

»So wird es wohl sein, Jesse. Holst du mich morgen früh ab?«

»Es wird wohl keinen Sinn machen, dir gut zuzureden, dass du im Bett bleibst.«

»Schade um die Zeit«, antwortete Milo. Ich war überzeugt davon, dass er grinste.

Ich gab mich geschlagen. »Bis morgen also«, sagte ich schließlich. »In alter Frische.«

Trevellian boxt sich durch: Action Krimi

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