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Alles eine Frage der Frage

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Nicht nur unsere Medien sind voll mit unterhaltsamen, teils aberwitzigen Berichten aus aller Herren Länder, auch die Weltgeschichte ist reich an merk- und fragwürdige Anekdoten – zumeist in Zusammenhang mit leicht unzurechnungsfähigen Monarchen. Und in letzter Zeit erscheinen auch immer mehr Bücher mit sogenanntem »nutzlosem Wissen«: amüsante Sammlungen kurioser Fakten, sinnloser Statistiken und anderer seltsamer Details. Der Fundus an unterhaltsamen Geschichten, die eine Frage für »Was gibt es Neues?« abwerfen könnten, ist also riesig. Die Kunst besteht darin, die ideale Frage zu finden. Denn nach außergewöhnlichen Begebenheiten oder Tatsachen lässt sich immer aus vielen verschiedenen Richtungen und auf unterschiedlichste Art und Weise fragen. Und so traurig die Erkenntnis ist: Der Großteil dieser oft hochamüsanten Geschehnisse lässt keine für »Was gibt es Neues?« geeignete Fragestellung zu.

Bei der Formulierung gilt es nämlich zweierlei zu bedenken: Die Frage darf einerseits nicht zu wenige Anhaltspunkte bieten, sonst rudert das Rateteam halt- und ansatzlos im Nebel. Sie darf aber andererseits auch nicht zu viel verraten, sonst sind der Phantasie des Teams auf der Suche nach der richtigen Antwort zu viele Grenzen gesetzt. Anhand eines Beispiels lässt sich dieses Problem am besten demonstrieren.

Vor knapp 100 Jahren wurde in der Stadt Vernal im US-Bundesstaat Utah ein Bankgebäude errichtet, das als »Bank, die per Post verschickt wurde« berühmt wurde. Für die Anlieferung der 80.000 nötigen Ziegelsteine aus dem 250 Kilometer entfernten Salt Lake City bediente sich der Bauherr nämlich der Post. Er hatte sich ausgerechnet, dass ihn das Porto für rund 11.400 Pakete mit je 7 Ziegeln und einem Maximalgewicht von 23 Kilogramm deutlich billiger kommt als jede andere Transportvariante. Rund ein Jahr lang musste der arme Briefträger in Vernal täglich 40 dieser Pakete zustellen. Die Post reagierte auf diesen »Missbrauch« mit der Einführung eines Maximalgewichts, das ein Kunde täglich verschicken darf. »Es liegt nämlich nicht in der Absicht der United States Postal Services«, so ihr damaliger Generaldirektor, »dass ganze Gebäude per Post verschickt werden«.

So weit dieses uns mehrfach eingeschickte historisch-architektonische Kuriosum. Die naheliegendste Frage bei vielen solchen merkwürdigen Geschichten beginnt immer mit den Worten »Was ist das Besondere an …?« Sonderlich originell ist diese Variante nicht. Und zumeist auch nicht brauchbar, weil sie dem bei derartigen Frageformulierungen oft unauffällig die Augen verdrehenden Rateteam ein zu weites Feld an Möglichkeiten offen lässt. Was könnte alles das Besondere an einem Bankgebäude in Utah sein? Alles! Da phantasiert sich das Team zwangsläufig einen Wolf. Einen orientierungslosen überdies. Zweite Variante: Warum ließ ein Bauherr die Ziegel für ein Haus in Paketen von der Post anliefern? Da liegt die Lösung, dass es sich um eine Sparmaßnahme gehandelt haben könnte, zu sehr auf der Hand. Auch viele weitere Fragenvorschläge zum Thema »Bank of Vernal« waren aus unterschiedlichen Gründen ungeeignet. Erst die Variante »Wieso wurden vor knapp 100 Jahren in den USA über 10.000 Pakete mit je 7 Ziegelsteinen verschickt?« erfüllte alle Bedingungen: eine witzige Frage, die dem Rateteam auf der Suche nach der Lösung viele konkrete Anknüpfungspunkte bei genügend Freiraum zur Entfaltung ihrer schrägen Phantasie bietet.

Grundsätzlich gliedert sich jede Fragerunde in drei Abschnitte: 1) Die Frage wird gestellt, 2) das Rateteam rät, scherzt und sucht die Antwort, 3) die Frage wird beantwortet. Daher sind es auch immer drei Faktoren, nach denen die von Doubletten und anderen ungeeigneten Vorschlägen bereinigten Einsendungen bei den Fragensitzungen auf ihre Verwendbarkeit hin geprüft werden. Um in den Topf »Engere Wahl« zu kommen, sollten zumindest zwei davon unbedingt erfüllt sein:

1. Ist die Frage lustig, überraschend oder originell?

Es gibt Fachbegriffe und Piktogramme, die unmittelbar für Heiterkeit sorgen. Das kann, muss aber keineswegs auch an schlüpfrigen Assoziationen liegen. Ebenso gibt es ausführlichere Fragen, die eine derartig witzige oder skurrile Situation beschreiben, dass die Stimmung sofort stimmt.

2. Bietet die Frage vielfältige Anknüpfungspunkte?

Eine gute Frage eröffnet dem Rateteam mannigfaltige Möglichkeiten, mit ihrer Kreativität anzudocken und ihrem Schmäh freien Lauf zu lassen. Bei den oftmals aus zwei Worten zusammengesetzten Fachbegriffen ist es oft von Vorteil, wenn zumindest eines seiner Einzelteile nicht ganz eindeutig zuzuordnen ist, sondern unterschiedliche Assoziationsmöglichkeiten zulässt.

3. Ist die Antwort lustig, überraschend oder originell?

Im Idealfall ist die Auflösung dann auch noch eine Schlusspointe für die Raterunde und die Zuschauer.

Wer seine Fachbegriffe, Fragen oder Rätselaufgaben also zukünftig vorm Abschicken auf diese drei Faktoren hin abklopft, erhöht seine Erfolgsaussichten ganz beträchtlich. Viel Erfolg! Und im Folgenden jetzt viel Spaß mit den erhellendsten und erheiterndsten Fragen und Antworten aus 10 Jahren »Was gibt es Neues?«.

Was gibt es Neues?

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