Читать книгу Was gibt es Neues? - Peter Blau - Страница 14

»Stets findet Überraschung statt, wo man’s nicht erwartet hat.«* Eine Aufwärmrunde

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Zum Aufwärmen gibt es vorab 31 Begriffe, die sich hartnäckig und erfolgreich gegen die Aufnahme in eines der nachfolgenden Kapitel gewehrt haben. Denn durch eine thematische Zuordnung und damit einhergehende Preisgabe ihrer Herkunft würden sie den Großteil ihres komischen Potenzials einbüßen. Erst aus dem Unwissen, ob ein Begriff der Botanik, dem Juristenjargon, dem Sport oder der Haushaltskunde entstammt, entsteht ja oftmals der Spaß, ihm auf völlig verschiedenen Pfaden auf die Schliche zu kommen. Ein wichtiges Kriterium bei der Bündelung der Fachworte und Fragen zu Kapiteln war daher auch immer wieder die vorsätzliche Verwirrung und der Versuch, assoziative Brücken zu bauen, die ins Leere führen.

Wer seinen Lesespaß erhöhen will, mag bei den rot gedruckten Rätselworten kurz innehalten und selbst versuchen, der Bedeutung auf die Spur zu kommen, oder sie zur fröhlichen Entschlüsselung in die Runde werfen. Ist einem die richtige Antwort nämlich erst bekannt, wirkt sie oft so klar und naheliegend, dass sie die Phantasie bei der Suche nach anderen Deutungen oder thematischen Herkünften sehr zu blockieren vermag.

Empfehlenswert ist weiters ein wohldosierter Konsum der anschließenden Kapitel, auf dass einen das geballte amüsante, aber zugegebenermaßen großteils grundsätzlich auch verzichtbare Wissen nicht erschlägt. Es gibt gute Gründe dafür, dass »Was gibt es Neues?« nicht täglich zwei Stunden lang gesendet wird.

Die Quer-Beet-Tour durch das weite Feld der Fachbegriffe beginnt mit der Quengelware. So wird jenes speziell auf Kinderwünsche abgestimmte Süß- und Spielwarensortiment in Supermärkten bezeichnet, das in den Regalen vor den Kassen bewusst in Augenhöhe und Reichweite quengelnder Kinder platziert wird.

Als Angstrand bezeichnen Biker jenen Streifen des Profils eines Motorradreifens, der noch keinerlei Abnützungserscheinungen aufweist. Die Breite dieses Randes ist klarerweise ein Indikator für die mehr oder weniger ängstliche Fahrweise des Benutzers.

Der Angstrand ist eng verwandt mit dem Angstnippel. Hierbei handelt es sich um kleine an den Außenseiten der Fußrasten eines Motorrads angebrachte Metallstifte, die bei zu steiler Kurvenlage auf dem Asphalt kratzen, um anzuzeigen, dass das Schräglagen-Limit schön langsam erreicht ist.

Mit dem Begriff Angsttrieb fangen Motorradfahrer indes nichts an. Förster und Baumschuldirektoren wissen aber, dass Bäume, die zu wenig Licht oder zu viel schadstoffreiche Luft bekommen, zumeist an der Oberseite der Hauptäste vertikale Triebe ausbilden, die sich gewissermaßen nach Licht und Luft strecken. Diese werden als Angsttriebe bezeichnet.

Bei einem Vereinigungskampf handelt es sich nicht um eine heftigere Sexualpraktik, sondern um einen Begriff aus der weiten Welt des Sports. Es gibt bekanntlich Sportarten, in denen gleich mehrere Verbände Weltmeistertitel verleihen. Die bekanntesten sind wahrscheinlich Boxen und Schach. Wenn nun beispielsweise die Weltmeister von zwei verschiedenen Verbänden gegeneinander antreten, um den wahren und einzigen Weltmeister zu ermitteln, der dann von beiden Verbänden anerkannt wird, spricht der Fachmann von einem Vereinigungskampf.

Spurbläser und Herrentaucher sind allen unanständigen Vermutungen zum Trotz ebenfalls harmlose sportliche Begriffe. Als Spurbläser werden jene Mitarbeiter bei Skisprung- und Skiflug-Konkurrenzen bezeichnet, die die Anlaufspur mit Laubbläsern vom frisch gefallenen Schnee freihalten. Der Herrentaucher ist eine Tanzfigur beim Boogie oder Disco-Fox, bei der der Herr zwischen den Beinen der Dame durchtaucht.

Auch der Gruppenschlauch und der Tieftonholzknüppelvergnügling verbitten sich jegliche Obszönität. Ersterer ist ein flexibel verwendbarer Fahrradschlauch, der für eine ganze Gruppe von Reifendimensionen geeignet ist. Zweiterer ist ein leider ziemlich aus der Mode gekommener Ausdruck für einen Fagott-Spieler. Im Buch »Philharmonische Begegnungen« heißt es: »Das Fagott ist eines der wenigen Instrumente, die unter verschiedenen Himmelsstrichen ganz unterschiedliche Namen führen: In Italien fagotto, in englischsprachigen Ländern bassoon – und zu Zeiten der Stadtpfeifereien und in alten Musik-Lexica hieß der Fagottist bei uns Tieftonholzknüppelvergnügling.«

Bei einem Springsack handelt es sich um einen großen Kübel aus Planen-Stoff für Gartenabfälle und dergleichen, der durch eine große Spirale aus Metall gewissermaßen aufspringt und stehen bleibt. Vermutlich ist die Bezeichnung auf das englische Wort »spring« für Spiralfeder zurückzuführen.

Über Spiralfedern unter ihren Hufen würden sich vermutlich auch Pferde freuen, die beim Springreiten eingesetzt werden. Sie müssen sich allerdings mit Springstollen begnügen. Das sind spezielle Schraubstollen in den Hufeisen, die ihnen besseren Halt am Boden bieten.

Schreistollen und Flüsterstollen haben keine Schraubgewinde. Man findet sie weder auf Sportplätzen noch in Bergwerken, sondern in Dresdner Backstuben. Es handelt sich dabei nämlich um zwei Varianten des »Dresdner Weihnachtsstollens«. Im Schreistollen sind so wenige Rosinen und diese demzufolge so weit voneinander entfernt, dass sie sich – bildlich gesprochen – nur schreiend miteinander unterhalten könnten. Im Flüsterstollen sind hingegen so viele, dass sie sich auch flüsternd verständigen könnten.

Als Flüsterspiegel werden zwei gegenüberliegend aufgestellte Parabolspiegel bezeichnet, die präzise aufeinander ausgerichtet sind und ein akustisches Phänomen offenbaren: Stellen sich nämlich zwei Menschen jeweils vor einen dieser Spiegel, können sie mühelos über beachtliche Strecken und sogar im Flüsterton Ferngespräche führen.

Ein Flüsterdreieck ist analog dazu nicht etwa ein Flüsterspiegelgespräch zwischen drei Personen oder eine gerüchtereiche Dreiecksbeziehung, sondern ein Begriff aus der Anatomie: Beim Flüstern bilden die Stimmbänder im Kehlkopf eine kleine dreieckige Öffnung, durch die der Flüsterton entsteht.

Eine Flüsterfalle ist ein Bauteil eines Türschlosses. Als Falle wird der kleine Schnapper bezeichnet, der im Türrahmen einrastet. Wenn das möglichst geräuschlos erfolgen soll, ist diese Falle aus Plastik und heißt Flüsterfalle.

Der Flüsterkoffer ist indes ein mobiles Gerät, das von Dolmetschern in bestimmten Situationen eingesetzt wird. Er kann beispielsweise mit dem Flüsterkoffer mitten im Publikum sitzen und ganz leise in ein Mikrofon sprechen, ohne den Vortragenden oder die Zuhörer dadurch zu stören. Seine Kunden sind mit Funkkopfhörern ausgerüstet.

Ein Wechselkoffer ist ein Container, beispielsweise für Umzugsgut, der von einem LKW auf einen anderen oder auch auf die Bahn verladen werden kann.

Eine Shopping-Falte ist nicht die tiefe Furche in der Stirn eines Mannes, dem die Gattin im Schuhgeschäft gerade das fünfte Paar purpurner Pumps zur Beurteilung vorführt, sondern ein spezielles Feature mancher Koffer. Durch das Öffnen eines Reißverschlusses dehnt sich die Falte und der Koffer wird um ein gutes Stück größer, damit auch die Urlaubseinkäufe Platz haben.

Ein Langer Einsteiger ist kein groß gewachsener Anfänger, sondern ein Fachbegriff aus dem Snooker-Sport. Dabei handelt es sich um eine besonders anspruchsvolle Billardvariante auf einem Tisch mit beachtlichen Ausmaßen: Er ist über 3,5 Meter lang und knapp 1,8 Meter breit. Gelingt einem Spieler das Lochen einer weit entfernt liegenden roten Kugel, sodass er danach weiterspielen darf, wird das als langer Einsteiger bezeichnet.

Sportlichen Ursprungs ist auch die Singlestütze. So heißen jene Metallstützen, die das Tennisnetz beim Einzel in der exakt richtigen Höhe halten.

Der Kavaliergang ist eine poetische Bezeichnung für die Furche zwischen den Brüsten einer Frau. Unter profaneren Gemütern ist er auch als Busenspalte bekannt.

Eine Kavalierstour führt einen Mann üblicherweise weiter als nur bis zum nächsten Kavaliergang. So wurden nämlich im 16., 17. und 18. Jahrhundert ausgedehnte Fortbildungsreisen junger Adeliger bezeichnet. Meist im Alter von 17 oder 18 Jahren verbrachten sie mehrere Jahre im Ausland, um Sprachen und internationale höfische Sitten zu lernen. Es ist zu vermuten, dass die jungen Kavaliere diese offizielle Mission mit etwas Spaß zu verbinden verstanden.

Sie deswegen als Freischwinger zu bezeichnen, wäre aber nicht ganz richtig, da es sich dabei um Sessel handelt, deren Sitzflächen durch das Fehlen der Sesselhinterbeine frei schwingen können.

Spitzenschwinger sind keine geklöppelten Freischwinger, sondern Mitglieder der Oberliga einer vor allem in der Deutschschweiz beliebten Variante des Ringens, die »Schwingen« heißt und bei der sich die Kontrahenten auf den Rücken zu schleudern versuchen.

Die Schleuderscheibe ist eine ganz spezielle Fensterscheibe, die es auf den Kommandobrücken von Schiffen oder in den Fahrerkabinen von Schneefräsen gibt. Es ist eine runde, rasch rotierende Scheibe, die immer klare Sicht gewährleistet, da Regentropfen, Gischt oder Schnee durch die Fliehkraft nach außen geschleudert werden.

Ein Seitenklatscher ist nichts Gewalttätiges, sondern ein Fischdampfer oder Krabbenkutter mit seitlichem Fanggeschirr, das beim Einholen gegen die Bordwand klatscht.

Einen Seitenklatscher mit Schleuderscheibe könnte es in die Brüllenden Vierziger verschlagen. Dieser auch als Roaring Forties bezeichnete Bereich auf der südlichen Erdhalbkugel zwischen dem 40. und dem 50. Breitengrad ist für seine heftigen Stürme und Orkane auf hoher See berüchtigt.

Auf der Suche nach Begriffen, die zum Rateteam passen, sind findige Zuschauer über die Niabank gestolpert. Diese Niabank ist eine im Schneeberggebiet bekannte Sonderform der Heinzlbank, die in manchen Regionen auch Hoanzlbank heißt. Diese Information möge Insidern, die wissen, dass Michael Niavaranis umtriebiger Manager Georg Hoanzl heißt, als Bonus-Pointe dienen. Bei der Hoanzlbank handelt es sich um eine Schnitzbank. Die Bezeichnung Niabank leitet sich von dem mittelhochdeutschen Verb »nian« ab, das »nuten« oder »eine Nut ziehen« bedeutet. Zu diesem Zweck ist diese ganz spezielle Schnitzbank mit Eisenbeschlägen ausgestattet, mit der diese Nut in hölzerne Dachschindeln gezogen werden kann. So lehrreich ist »Was gibt es Neues?« manchmal.

Speziell an den Quoten-Perser Michael Niavarani gerichtet war auch die Frage nach dem Perserschutt. Darunter verstehen Archäologen ganz bestimmte Bodenschichten, vor allem im Bereich der Akropolis in Athen, die infolge der Zerstörungen und Plünderungen durch das persische Heer im 5. vorchristlichen Jahrhundert entstanden sind.

Keinem dieser Begriffe lässt sich mit der NIA-Methode auf den Grund gehen. Zur großen Freude von Michael Niavarani handelt es sich bei dieser »Neuromuskulären Integrativen Aktion« nämlich um ein ganzheitliches Fitnessprogramm, das wie geschaffen ist für den lustigen Linksaußen des Rateteams: »Bei NIA gibt es keinen Leistungsdruck, kein richtig oder falsch – vor allem keine ungesunden Bewegungen. Bei NIA gibt es Freude, Lachen und Spaß. Man braucht für NIA keine besonderen körperlichen Voraussetzungen. Empfohlen werden aber rutschfeste Socken.«

* Wilhelm Busch

Was gibt es Neues?

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