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Oper als kulturelles Ereignis
ОглавлениеLaut operabase.com ist Österreich mit 149,6 Aufführungen pro einer Million Einwohner sozusagen das »Land der Oper«. Es folgen die Schweiz (98,3) und Estland (91,0). Deutschland wurde mit 86,4 in der Spielzeit 2017/2018 auf Platz 4 verdrängt, wenngleich es mit 7062 Aufführungen insgesamt deutlich vor seinen Konkurrenten lag (Österreich 1250, Schweiz 765 und Estland 122). [2] In der Spielzeit 2015/2016 gingen in Deutschland insgesamt 3,9 Millionen Menschen in die Oper. [3]
Das Gesamtsetting des Musiktheaters bietet Raum für Phantasien, weswegen es sich vielleicht nicht bloß zufällig auch in Kunstwerken anderer Gattungen widerspiegelt. Opernromane gibt es von Margriet de Moor (Der Virtuose, 1997) und Petra Morsbach (Opernroman, 1998), aber auch zwei der in Venedig verorteten Krimis der amerikanischen Erfolgsautorin und Opernliebhaberin Donna Leon spielen im Umfeld des Opernhauses La Fenice; allen sind außerdem Textzeilen aus Opernlibretti als Motto vorangestellt. Filme wie Farinelli (1994) des belgischen Regisseurs Gérard Corbiau widmen sich der prunkvollen Oper der Barockzeit.
Im Palais Garnier in Paris, dem vielleicht berühmtesten Opernhaus der Welt und Inbegriff der Grand Opéra, spielt der französische Roman Das Phantom der Oper (1909/10, frz.: Le Fantôme de l’Opéra) von Gaston Leroux. Er erschien zuerst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitung Le Gaulois, wurde dann auf die Bühne gebracht, mehrfach verfilmt und ist heute vor allem durch das gleichnamige Musical von Andrew Lloyd-Webber und Richard Stilgoe sehr bekannt. Populär ist auch der Film Diva von Jean-Jacques Beineix aus dem Jahr 1981, in dem der Fan der Opernsängerin Cynthia Hawkins ein Bootleg erstellt, also einen Mitschnitt ohne Einwilligung der Künstlerin, und dabei durch eine Verwechslung in die Fänge einer Gangsterbande gerät.
Kollegenurteile
Die Tatsache, dass Gioacchino Rossini Il Barbiere di Siviglia in nur 13 Tagen geschrieben haben soll, veranlasste seinen noch produktiveren Kollegen Gaetano Donizetti zu der Bemerkung: »Er war schon immer ein fauler Hund.«
Aber auch Rossini selbst konnte recht scharfzüngig sein. Über das Werk von Richard Wagner sagte er, dieses habe »schöne Momente, aber schreckliche Viertelstunden«; im Falle der Oper Tannhäuser war er der Ansicht: »Um sie richtig zu werten, muss man sie zweimal hören. Persönlich habe ich nicht die Absicht, sie noch einmal zu hören.«
Wagner seinerseits, der mit scharfen Urteilen gegenüber Kollegen sonst nicht zimperlich war, äußerte sich lobend über den Italiener: »Von allen Musikern, die mir in Paris begegnet sind, ist er der einzig wirklich große.«
Top 10 Opern-Ohrwürmer – persönliche Auswahl
1. »Lamento di Arianna« aus L’Arianna (Fragment) von C. Monteverdi (1608): Leider ist von Monteverdis zweiter Oper nur dieses Lamento erhalten. Arianna betrauert darin herzergreifend die Abwesenheit ihres Geliebten Teseo; später wird sie von Bacco getröstet.
2. »Ombra mai fu« aus Serse von G. F. Händel (1738): In dem beliebten Arioso (einem Larghetto, heute gerne fälschlicherweise als »Largo« in langsamerem Tempo bezeichnet) äußert der Perserkönig Serse seine Zuneigung zu einer Schatten spendenden Platane – eigentlich ist diese Liebeserklärung an einen Baum viel zu schön, um nur zu besinnlichen Anlässen gespielt zu werden. Händel hat sich dazu durch eine Arie mit demselben Text und ähnlicher Melodie von seinem Komponistenkollegen Bononcini inspirieren lassen.
3. »Dies Bildnis ist bezaubernd schön« aus Die Zauberflöte von W. A. Mozart (1791): Prinz Tamino verliebt sich unmittelbar in das Gemälde von Pamina, das ihm die drei Damen überreicht haben, und er beschließt, sie zu befreien.
4. »Una voce poco fa« aus Il Barbiere di Siviglia von G. Rossini (1816): Das Mündel Rosina lässt in dieser Cavatine ihren Gefühlen für ihren Verehrer Lindoro (den verkleideten Grafen Almaviva) freien Lauf, warnt aber im zweiten, schnellen Teil koloraturreich, dass sie, wenn man sie reize, zu einer Viper werde.
5. »Casta diva« aus Norma von V. Bellini (1831): Die Arie der Norma in der gleichnamigen Oper gilt als ein Beispiel par excellence für den Belcanto. Die Druidenpriesterin Norma selbst steht im inneren Konflikt, da sie ihr Keuschheitsgelübde gebrochen hat. In diesem Gebet im 1. Akt lässt sie die gerade geschnittene heilige Mistel segnen und erbittet sich Frieden im Konflikt mit den Römern. Die »Norma« war eine Paraderolle von Maria Callas.
6. »Va pensiero«, Chor aus Nabucco von G. Verdi (1842): Die in babylonischer Gefangenschaft befindlichen Hebräer klagen und rufen Gott um Hilfe an. Der sog. »Gefangenenchor« ist der berühmteste Chor aus Verdis Opern.
7. »La donna è mobile« aus Rigoletto von G. Verdi (1851): Der leichtlebige Herzog von Mantua mokiert sich über die Verführbarkeit der Frauen – konkret der Tochter des buckeligen Hofnarren Rigoletto.
8. »Mon cœur s’ouvre à ta voix«, Arie aus Samson et Dalila von C. Saint-Saëns (1877): In dieser Arie des 2. Aktes bezirzt Dalila auf Geheiß der Philister erfolgreich den als unbezwingbar geltenden Samson und entlockt ihm dann das Geheimnis seiner Stärke.
9. »Ebben, n’andrò lontana« aus La Wally von A. Catalani (1892): Gesungen von Wilhelmenia Fernandez, zieht sich die Arie motivisch durch den Film Diva von Jean-Jacques Beineix. Im Rahmen von Konzerten wird sie immer wieder gern zum Besten gegeben, die Oper selbst ist heute weniger bekannt.
10. »Nessun dorma« aus Turandot von G. Puccini (1926, posthum): Prinz Kalaf hat alle Rätsel gelöst, um das Herz der Prinzessin zu gewinnen und zugleich der Todesstrafe zu entgehen. Er stellt ihr seinerseits in Aussicht, sie von ihrem Heiratsversprechen zu entbinden, sollte sie bis Sonnenaufgang seinen Namen herausfinden.