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Wie alles begann

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Monteverdi, Händel, Gluck, Mozart, Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi, Wagner, Puccini, Strauss. Die Opern dieser Komponisten prägen zum einen das Repertoire, zum anderen sind sie stilprägend für Epochen und für die nachfolgenden Komponistengenerationen.

Die Entstehung der Oper als Ausgangspunkt einer der zentralen Gattungen der europäischen Musikgeschichte ist eigentlich auf ein Missverständnis aus der Zeit der Renaissance zurückzuführen. Die Mitglieder der »Florentiner Camerata« – einer Vereinigung von Adligen, Gelehrten und ausübenden Musikern am Hof der Medici, versuchten um 1580, die griechische Tragödie wiederzubeleben; sie waren der Ansicht, dass bei ihr der Gesang eine zentrale Rolle spielte, doch niemand wusste, wie das geklungen haben könnte. Deswegen unternahm man das Experiment, die Texte so zu singen und instrumental zu begleiten, dass ihre Aussage gut verständlich bleibt. Text vor Musik gewissermaßen. Für diese Art des Vortrags zwischen Singen und Sprechen wurde der Begriff »recitar cantando«, also »singend deklamieren«, verwendet, für die Form der Begriff »Dramma per Musica«. So entstanden in Florenz die ersten Werke: Jacopo Peris Dafne (1598, Musik verschollen) und Euridice (1600) sowie Euridice (1602) von Giulio Caccini.

Für die nachhaltig wirksame Umsetzung solcher Ideen bedurfte es jedoch eines musikalischen Genies wie Claudio Monteverdi (1567–1643). Im seinerzeit fortgeschrittenen Alter von 40 Jahren komponierte er für Mantua, wo er seit 1601 am Hofe der Gonzaga als musikalischer Kapellmeister tätig war, zu einem Libretto von Alessandro Striggio sein erstes musiktheatralisches Werk. L’Orfeo (1607) erzählt den bekannten Mythos um den Sänger Orpheus, der durch seine Kunst bei den Göttern der Unterwelt die Rückgabe seiner verstorbenen Gattin Eurydike zu erwirken sucht. Musikalisch charakterisiert Monteverdi in diesem Werk die Figuren mit den Klangfarben von 33 verschiedenen Instrumenten.

Die Monodie, also der Sologesang mit Generalbassbegleitung, war ein Bruch mit der Polyphonie der Renaissance (in der Begrifflichkeit von Monteverdi: Prima pratica) und wurde – quasi auf den Punkt genau zum Wechsel des Jahrhunderts – der Beginn einer neuen Form des musikalischen Erzählens. Diese Seconda pratica räumte dem Ausdruck des Textes Vorrang vor dem Tonsatz ein und ermöglichte zudem satztechnische Freiheiten gegenüber bisher gültigen Regeln, etwa bei der Behandlung von Dissonanzen.

Monteverdi war zwar bei seinen Zeitgenossen berühmt, geriet dann aber rasch in Vergessenheit. Seine Werke mussten Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt werden. Heute ist er gewissermaßen bei jeder Übertragung eines Musikereignisses durch die EBU (Europäische Rundfunkunion) präsent, denn die zu Beginn eingespielte Euroradio-Fanfare ist die eröffnende Toccata des Orfeo.

Daten der Operngeschichte im Überblick

(UA = Uraufführung)

1598 UA Jacopo Peri: Dafne in Florenz (Palazzo Corsi)

1607 UA Claudio Monteverdi: L’Orfeo in Mantua (herzoglicher Palast)

1637 Eröffnung des Teatro San Cassiano in Venedig, des ersten öffentlichen Opernhauses

1643 UA Claudio Monteverdi: L’incoronazione di Poppea in Venedig (Teatro Santi Giovanni e Paolo)

1678 Eröffnung der Hamburger Oper am Gänsemarkt, des ersten öffentlichen Opernhauses auf deutschem Boden

1684 (?) UA Henry Purcell: Dido and Aeneas in London

1711 UA Georg Friedrich Händel: Rinaldo am Londoner Haymarket (Queen’s Theatre)

1733 UA Giovanni Battista Pergolesi: La serva padrona in Neapel (Teatro San Bartolomeo – 1752 in Paris Auslöser für den Buffonisten-Streit

1786 UA Wolfgang Amadeus Mozart: Le Nozze di Figaro in Wien (Burgtheater)

1787 UA Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni in Prag (Nationaltheater)

1805 UA Ludwig van Beethoven: Fidelio in Wien (Theater an der Wien)

1821 UA Carl Maria von Weber: Der Freischütz in Berlin (Schauspielhaus)

1826 UA Carl Maria von Weber: Oberon in London (Covent Garden)

1829 UA Gioacchino Rossini: Guillaume Tell in Paris (Académie Royale de Musique)

1830 Eine Aufführung von Daniel-François-Esprit Aubers La Muette de Portici in der Brüsseler Oper ist Auslöser für die belgische Revolution

1842 UA Giuseppe Verdi: Nabucco in Mailand (Teatro alla Scala)

1850 UA Richard Wagner: Lohengrin in Weimar (Hoftheater)

1876 UA von Richard Wagners komplettem Ring des Nibelungen in Bayreuth (neuerbautes Festspielhaus)

1882 UA Richard Wagner: Parsifal in Bayreuth (Festspielhaus)

1893 UA Giuseppe Verdi: Falstaff in Mailand (Teatro alla Scala)

1900 UA Giacomo Puccini: Tosca in Rom (Teatro Costanzi)

1902 UA Claude Debussy: Pelléas et Mélisande in Paris (Salle Favart)

1905 UA Richard Strauss: Salome in Dresden (Semperoper)

1911 UA Richard Strauss: Der Rosenkavalier in Dresden (Königliches Opernhaus)

1925 UA Alban Berg: Wozzeck in Berlin (Staatsoper)

1926 UA Giacomo Puccini: Turandot in Mailand (Teatro alla Scala), unvollendete Version durch Toscanini

1937 UA Alban Berg: Lulu (Akte 1 and 2) in Zürich (Stadttheater), 1979 UA der dreiaktigen Version, vervollständigt von Friedrich Cerha in Paris (Opéra Garnier)

1951 UA Igor Strawinsky: The Rake’s Progress in Venedig (La Fenice)

1957 UA Arnold Schönberg: Moses und Aron in Zürich (Opernhaus, posthum, konzertant bereits 1954 in Hamburg [NWDR])

1965 UA Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten in Köln (Oper Köln)

1992 UA Wolfgang Rihm: Die Eroberung von Mexiko in Hamburg (Staatsoper)

1997 UA Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern in Hamburg (Staatsoper)

2002 Karlheinz Stockhausen vollendet den 1977 begonnenen siebenteiligen Opernzyklus Licht

Oper. 100 Seiten

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