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Die alten Steuerleute

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Diesmal eine etwas kürzere Geschichte aus dem Anfang meiner Zeit bei der Deutschen Handelsschifffahrt. - Und noch ne Kleinigkeit als Erklärung vorweg, der Plärrer ist ein großer, zentral gelegener Platz in Nürnberg.

Anfang und Mitte der Fünfziger Jahre waren jüngere Patentinhaber gesuchte Leute. - Es wurde wieder Personal gebraucht für die nach dem zweiten Weltkrieg im Aufbau befindliche Deutsche Handelsschifffahrt. - Ob die großen deutschen Reedereien wie HAPAG, HANSA, HSDG, NDL usw. ähnliche Personal Probleme hatten kann ich nur vermuten, weiß es aber nicht. - Jedenfalls mussten die kleineren Reedereien ihre Ingenieure und Steuerleute oft sozusagen “aus alten Heeresbeständen” rekrutieren. Das führte dann dazu, dass auf so manchem Zossen ein zweiter Ingenieur oder Steuermann seinen Dienst tat, der normalerweise schon seit langer Zeit im Rentenalter war. - Über dieses Thema wurde vielleicht schon berichtet und ich möchte dazu hier auch einen bescheidenen Beitrag leisten.

Dass ich im Januar 1956 als Moses auf M/S “ELFRIEDE” eingestiegen bin, habe ich an anderer Stelle schon hinreichend breit getreten. - Beide zweite Steuerleute die im Verlauf des Jahres 56 ihren Dienst auf der ELFRIEDE taten waren um die 70 Jahre alte und rüstige Rentner. - Der eine hatte in jungen Jahren noch als Kadett auf der “HERZOGIN CECILIE“, dem Segelschulschiff des Norddeutschen Lloyds gedient, der andere war zwischen den Weltkriegen als Matrose mit Laeisz Seglern um Kap Horn zur Westküste-Süd und nach Australien gesegelt. - Da es auf der ELFRIEDE kein Radar, keinen Kreisel und keine Selbsteueranlage gab und die astronomische Navigation in der Hand von unserem Kapitän und dem 1.O. lag, brauchten sich die Herren mit weitgehend unbekannter Technik nicht beschäftigen. - Das Echolot konnte man allemal ablesen und dem Funkpeiler durfte man sowieso nicht trauen. Vielleicht lag es auch an den eigenen Ohren.

Zwar hatte ich sogar als Moses schon eine laute Stimme, so dass mich unser Chief einmal fragte wo ich denn her käme; auf meine Antwort: “Aus Nürnberg”, sagte der Mann doch glatt: “Kein Wunder, Du Plärrer“; doch genau genommen hatte ich überhaupt nichts zu melden! - Es gab aber auch für mich Momente, da bekam ich die Chance groß heraus zu kommen. - Nach einigen Monaten an Bord, teilte man mich für die Mittelwache ein; d.h. die Wache von 12 bis 16 und von Mitternacht bis 4 Uhr morgens und das war die Wache vom alten 2.O.

Wenn sich nachts mitten auf See zwei Schiffe begegneten, hat man sich mit Licht an gemorst. - So war das jedenfalls früher üblich. - Da gab es je eine Morsetaste in beiden Nocken und das Licht oben im Vormast oder man hatte einen modernen Klappscheinwerfer – ein solcher war natürlich auf der ELFRIEDE nicht vorhanden. - Also ging es los mit: “What ship, what ship”? und “Where are you come from”? “Where are you bount to”? - das war manchmal so richtig spannend und endete immer mit der freundlichen Verabschiedung: “Bon Voyage”! ~ Ja und da kam dann unser zweiter Steuermann an seine Grenzen und: “Peter, Du warst doch auf der Schiffsjungenschule, dem PRIWALL” - da hatte er recht und auf dem PRIWALL hatten wir das ja gelernt und jetzt kam meine große Stunde und ich war derjenige welcher. - Da schipperte die BAUMWALL von HMG nach Dakar oder der ADMIRAL BASTIAN kam von Kaolak und wollte nach Dünkirchen. - Manchmal hat es allerdings geregnet oder der Zossen war ein bisschen zu weit weg und so genau habe ich das dann auch nicht immer erkennen können. - Aber um irgend einen Dampfer war ich nie verlegen und um einen Hafen auch nicht; wie gesagt: “Bon Voyage ~ Bon Voyage”!

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