Читать книгу Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek - Peter Schrenk - Страница 18
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ОглавлениеDie Fontana di Trevi steht in Rom und giert mit ihrem Plätschern nach den Münzen rückkehrwilliger Touristen. Das TREVI hat nichts mit Touristen zu tun, sondern mit Terroristen. Und es giert auch nicht nach Münzen, sondern nach Informationen. TREVI ist ein zusammengesetztes Kunstwort. Die aneinandergekoppelten Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen Terrorism, Radicalism, Extremism und Violence International. Oder auf gut deutsch: Terrorismus, Radikalismus, Extremismus und Internationale Gewaltverbrechen.
TREVI wurde von den Niederlanden im Jahr 1975 gegründet und ist eine Koordinierungsinstitution der polizeilichen Zusammenarbeit im EG-Rahmen. Es verfügt über einen geschützten Datenverbund und ein spezielles Fernmeldenetz zwischen den beteiligten EG-Staaten.
Der Innenminister der Bundesrepublik Deutschland informierte am Wochenende die TROIKA, das aus drei EG-Ministern bestehende Führungsgremium von TREVI, über die mit dem erwarteten Staatsbesuch zusammenhängende Lage und ersuchte gleichzeitig um Benennung von Kandidaten aus Irland, England und Nordirland für das geplante Arbeitsteam in Düsseldorf. Die TROIKA gab eine entsprechende Arbeitsanweisung an TREVII, die für Fragen des Terrorismus zuständige Abteilung. Nach zwei Stunden hatten die Computer jeweils drei potentielle Mitglieder für die Düsseldorfer Arbeitsgruppe ausgespuckt, von denen nach einem weiteren Durchlauf drei Idealkandidaten ermittelt wurden. Alle neun Kandidaten waren hinsichtlich ihrer Qualifikationen als gleichrangig eingestuft worden. Die letztendlich verbliebenen hatten nur einen zusätzlichen Vorteil: Sie sprachen deutsch.
Auf dem Schreibtisch des Innenministers in Bonn landeten am Dienstagnachmittag also drei Datenblätter mit Angaben zur Person, und der Minister bat seine Amtskollegen in der Republik Irland und im Vereinigten Königreich um die Abstellung folgender Personen nach Düsseldorf:
O’Connell, Patrick. Detective Inspector, Garda Siochana, Dublin. 44 Jahre alt. Spezialtraining in England (Scotland Yard, SAS), Canada (Royal Mountain Police) und Nordirland (R.U.C.). Grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit nordirischen Dienststellen. Fremdsprachen: Deutsch und Französisch. Letzter Fall: O’Grady-Entführung.
McGrath, Rory. Chief Inspector, Royal Ulster Constabulary, Belfast B-Division. 46 Jahre alt. Praktische Erfahrung im Bereich Terrorstraftaten. Kenner der nordirischen Terrorszene. Lehrgänge in England (SAS). Deutsche Mutter (geboren in Berlin). Auch als Übersetzer im Polizeidienst tätig. Letzter Fall: Mord an den englischen Armeeangehörigen Derek Wood und David Howes in Andersonstown.
Hart, Jerry. Captain. Special Investigation Branch, BAOR, Düsseldorf Rhine Center. 42 Jahre. Cambridge-Absolvent. Anschließend Militärakademie Sandhurst. Spezialausbildung Scotland Yard, SAS und diverse amerikanische Dienststellen. Verhöroffizier der britischen Rheinarmee. Sonderermittlungen. Letzter Fall: keine Angaben.
Noch am gleichen Abend trafen die Fernschreiben mit den Kooperationszusagen aus Dublin und London ein.
*
Von dem graulackierten, schmiedeeisernen Gittertor bis zur steinernen Freitreppe des Benrather Schlosses zählt Munroe genau achtundsiebzig Doppelschritte, die links an dem großen Schlossteich mit den Fontänen vorbeiführen. Munroe zählt auch die Stufen genau. Drei flache Stufen bis zum ersten Absatz. Dann wieder sechs Doppelschritte und neun Rundstufen bis zum Schlossvorplatz aus einer Art Kopfsteinpflaster. Nochmals vierzehn Doppelschritte bis zum Schlosseingang.
Alles ist wichtig.
Munroes Erfahrung mit ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit bestätigten diesen Ausbildungsgrundsatz immer wieder. Und die Operation Berlin ist nicht irgendein normaler Kampfauftrag. Die Operation Berlin wird, wenn sie gelingt, das gesamte militärische und politische Aktionsfeld auf eine neue Basis stellen. Sie wird den Stoff für künftige Legenden liefern. Neue Lieder werden gesungen werden, und das Ziel, die Wiedervereinigung mit den abtrünnigen Provinzen in Ulster, wird mit einem Schlag näherrücken. Allein der Gedanke daran lässt das Herz bis in den Kopf schlagen. Munroe zwingt sich gewaltsam zur Ruhe und verlangt mit kargen Sprachkenntnissen eine Eintrittskarte.
Der junge Mann hinter dem Schreibtisch des kleinen Eckraumes reicht gleichgültig die Eintrittskarte herüber.
»Zwei Mark, bitte!«
Vor ihm auf der Tischplatte steht ein Pappschild: Arbeitsplatz für einen Behinderten! Einige Broschüren und Stapel von Ansichtskarten. Aufgerollte Plakate. Gebeizte Behördenmöbel. Eine blaue Geldsammeldose der Kinderkrebshilfe e.V. Munroe steckt die drei Mark Wechselgeld hinein. Es klappert blechern.
Der junge Kartenverkäufer spricht weiter leise mit einer jungen Frau in verblichenem Jeansanzug, die auf einem der Stühle vor dem Fenster sitzt. Als Munroe mit der Eintrittskarte in der Hand das kleine Zimmer verlässt, sieht die Frau auf ihre Armbanduhr, steht auf und folgt Munroe in die Eingangshalle des Schlosses.
»Ziehen Sie sich bitte auch die Pantoffeln an!«
In einem braunen Stohkorb liegen paarweise ineinandergeschobene graubraune Filzlatschen, die den blank gebohnerten Fußboden vor den harten Schlägen der Straßenschuhe schützen sollen.
Munroe fühlt sich in die Kindheit zurückversetzt. Die ersten Rollschuhe. Die buntgemischte Besuchergruppe setzt sich unsicher hinter der Führerin herschlitternd in Bewegung. Vierzehn Besucher zählt Munroe. Sich selbst eingeschlossen.
Eine kompakte Frau in einem grünen Lodenmantel und mit einem fasanenfedergeschmückten Jägerhütchen auf dem Kopf zwingt drei kichernde Mädchen mit einem räuspernden Laut zu andächtiger Ruhe. Ein schmaler Asiate sieht über den Rand seiner Metallbrille angestrengt in ein blaues Wörterbuch, während die Schlossführerin monotone Erläuterungen gibt.
»... und deshalb auch der Schmuck an den Wänden, der wieder Motive der Natur aufnimmt ... auch die Ornamente, die die Natur ausmachen ...« Sie spricht sehr leise, findet Munroe, aber die Leere der hohen Räume sorgt für einen lautverstärkenden Hall.
»... dieses Schloss war zunächst als Sommerschloss gedacht. Man wollte Türen und Fenster möglichst weit öffnen, um dann auch die Gerüche des Parkes einzulassen ... dachte aber schon an kalte Tage, weil nämlich ... in jedem Raum Kamine installiert wurden ...«
Mühsam rutschend verfolgen die Teilnehmer der Schlossbesichtigung die gelangweilten Worte der lässig gekleideten Expertin. Ein pickliger Bursche mit stufig geschnittenem Blondhaar schiebt seiner vollbusigen Begleiterin die rechte Hand von hinten zwischen die Oberschenkel. Deren Gesicht färbt sich zuerst tomatenrot, als sie Munroes Blick auf sich gerichtet fühlt, dann aber reckt sie trotzig triumphierend ihren runden Hintern der Hand ihres Galans entgegen. Warum auch nicht, denkt Munroe neidvoll, dafür ist dieser Ort so gut wie jeder andere auch.
»... über den Spiegeln, auf den ovalen Gebilden ... die Köpfe der beiden ... einmal hier links Carl Theodor und hier rechts, das ist die Elisabeth Auguste aus dem Geschlecht der Wittelsbacher. Durch diese Heirat wurde er dann später Kurfürst von Bayern ...« Die Gruppe ist über den polierten Marmorboden des Vestibüls unter einer ausladenden Deckenrosette aus Eichen- und Rosengirlanden hindurchgeschlurft und steht jetzt in einem hohen Kuppelsaal.
Ein leiser Schrei.
Die dickere der beiden tief verschleierten Araberfrauen ist über ihr langes taubenblaues Gewand gestolpert. Das männliche Familienoberhaupt, ein feister Ölprinz in hellem Sommeranzug und mit viel Gold an den Fingern, stützt die Verschleierte mit starken Armen. Misstrauisch schaut er dabei die wenigen Männer der Touristengruppe an. Aber keiner hatte sich der Araberin in helfender Absicht genähert.
Lakonisch setzt die Schlosskennerin ihre halblauten Erklärungen fort. »... die Leuchter in diesem Raum sind bereits Kopien der Originale von vorhin. Dann oben in der Kuppel, die kleine runde Öffnung ganz oben ... dahinter liegt die Galerie. Das kann man von hier aus aber nicht sehen. Die Musiker saßen dort und spielten zu Ehren der Gäste, wobei die Musik eine ganz besondere Rolle im Leben Carl Theodors spielte ... er gründete verschiedene Musikschulen ...«
Aus den Berichten des Informanten weiß Munroe, dass Musiker dort auch heute noch während der Festbankette spielen. Am gleichen Platz. Munroes Blick ruht gebannt auf dem zweiflügeligen Mittelfenster des Kuppelsaales. Noch jeder Staatsgast hat bis jetzt die Aussicht auf den 700 Meter langen, rechteckigen Spiegelweiher im Schlosspark bewundert, bevor er sich an dem langen Tisch zu Reden, Speisen und Musik niederließ. Nachdenklich fixiert Munroe die vier weißen Bänke am schmalen Ende des Weihers und die dahinter stehende Baumreihe. 800 Meter Entfernung. Knapp. Auch für einen guten Schützen mit elektronischer Zieleinrichtung nicht ganz einfach. Sehr hohe Risiken. Zu dieser Zeit des Jahres sind heftige Regenschauer keine Seltenheit. Selbst mit Hagel oder Schnee muss gerechnet werden. Aber eine zusätzliche Option für Donahue. Eine von mehreren Möglichkeiten. In dem zu erwartenden Durcheinander würde es auch kaum Fluchtprobleme für den Schützen geben.
Links neben dem hohen Flügelfenster steht eine metallene Klappleiter, auf deren oberster Sprosse ein Mann im weißen Malerkittel sitzt. Er hat seinen Farbpinsel aus der Hand gelegt und scheint geduldig zu warten, bis die störenden Besucher den Kuppelsaal verlassen haben werden.
Der Asiate, in seinem angestrengten Bemühen, den Erklärungen der Kunstführerin zu folgen, hat wohl die am Fuße der Leiter stehenden Farbeimer und Töpfe übersehen. Mit einem verdutzten »Ahhh« stolpert er über einen runden Plastikeimer und greift strauchelnd nach einem Leiterholm.
»Vooors...«
Die Warnung des Weißkittels auf der Leiter kommt zu spät. Der Doppelbelastung durch den Halt suchenden Japaner und den die Balance verlierenden Restaurateur hat die Klappleiter >Made in Taiwan< nichts entgegenzusetzen. Wie ein Pilot seine abstürzende Maschine noch über die letzten Häuser der Ortschaft wegzieht, um weitere Menschenopfer zu vermeiden, klammert sich der Stuckausbesserer bis zum letzten Moment an der fallenden Leiter fest, um diese im Kippen von den wertvollen Wänden weg in die leere Raummitte zu ziehen. Der Restaurateur landet inmitten der Farbtöpfe auf dem schachbrettgemusterten Marmorboden. Mit einem hässlichen Knirschen scheppert die Leiter über den gepflegten Boden. Die Lächerlichkeit des Zufalls will es, dass sein Kopf im Zentrum des Marmorsterns, der im Boden verlegt ist, zu liegen kommt. So sehen die erschrockenen Schlossbesucher von oben auf einen gefallenen, weißkitteligen Heiligen mit einem großen Heiligenschein herunter.
Der Japaner verbeugt sich schuldbewusst und stößt dabei wieder und wieder »I am so sorry, I am so sorry!« hervor. Die drei Mädchen beginnen spontan zu prusten. Ein scharfes Klatschen beendet diese an sich normale Reaktion, und nur die Fasanenfeder auf dem grünen Jägerhut wippt noch im Nachhall plötzlicher Erregung.
Munroes Gesicht ist zwar auch dem Ereignis zugewandt, aber ein sehr geübter Beobachter würde erkennen, dass die Augen in diesem Gesicht auf etwas ganz anderes gerichtet sind. Der Gegenstand, den die braunen Augen Munroes unauffällig betrachten, steht auf dem dunklen Marmor des Kaminsims an der Wand und erwacht ausgerechnet in diesem Augenblick zu melodiösem Leben. Aus dem Inneren der goldenen Kaminuhr der Pariser Uhrenkünstler Joly et Roy ertönt ein klingendes Glockenspiel. Erschrocken starrt Munroe auf die Armbanduhr. Zwei Uhr. Damned! Niemand sonst achtet auf die schönen Klänge. Die Schlossdame richtet mit Hilfe des Pickligen den Oberkörper des Weißkittels auf und redet hilflos auf den Gefallenen ein. Der verzieht schmerzhaft das Gesicht.
Das Glockenspiel verklingt. Der feiste Olprinz spricht mit beruhigenden Rachenlauten auf die schlankere seiner beiden vermummten Frauen ein. Diese fächelt sich aufgeregt mit einem großen weißen Tuch vor dem Augenschlitz herum. Dann kippt sie mit einem kehligen Aufschrei um, sie greift noch Halt suchend nach dem Marmorsims, wird aber durch den festen Griff eines blonden Mädchens vor einem harten Fall auf den Marmorboden bewahrt.
Die Schlossführerin blickt leicht verzweifelt um sich, aber sie bekommt Hilfe von der blonden Samariterin, die sich eben noch bei der gestrauchelten Araberin nützlich gemacht hat, »Ich sage vorne am Eingang Bescheid. Vielleicht sollten wir einen Krankenwagen rufen lassen! Sie müssen ja hier aufpassen!«
»Ja, ja. Danke. Das ist nett von Ihnen!« Erleichtert wendet sie sich wieder dem bleichen Gesicht des Restaurateurs zu und streichelt vorsichtig über dessen Arm.
Der Araberin scheint es besser zu gehen. Sie steht vor dem Kamin und redet lauter und lauter mit ihren beiden Landsleuten. Schließlich geht der Ölprinz mit den Goldhänden auf die am Boden hockende Schlossführerin zu, drückt ihr einen Geldschein in die Hand und sagt mit traurigem Gesichtsausdruck: »My wife sick. Have to go. Sorry!« Dann schliddert er mit seinen beiden vermummten Damen durch das Vestibül Richtung Schlosseingang davon.
Während die Schlossführerin neben dem Weißkittel erschrocken auf den blauen Hundertmarkschein in ihrer Hand starrt, bewundert Munroe zufrieden lächelnd die zierliche Golduhr auf dem dunklen Kaminsims. Wunderschön. Ein Meisterwerk. Eine gelungene Kopie.
*
Maria Leiden-Oster hat ihre Beine lang von sich gestreckt und starrt missmutig auf die Wandkarte von Düsseldorf und Umgebung. Sie kaut an ihren Fingernägeln. Kommissar Doemges nimmt ein letztes Vivil aus dem Silberpapier, schiebt es sich in den Mund und wirft das Packungskügelchen in Richtung Papierkorb. Daneben. Er knurrt enttäuscht.
Läppert hält eine aufgeschlagene Zeitung vors Gesicht und liest halblaut einen Leserbrief vor: »Wie lange werden unsere Frauen und Töchter noch den Angriffen dieser Bestie ausgesetzt sein? Und die Polizei, dein Freund und Helfer, ist mit ihrem ganzen gewaltigen Apparat damit beschäftigt, ausländische Staatsgäste und Atomkraftwerke zu beschützen! Mein Vorschlag: Statt Hunderte von Beamten auf Knöllchenjagd zu schicken und die Abschleppunternehmer reich zu machen, sollten die lieber für die Jagd auf die Sex-Bestie eingesetzt werden! Name des Einsenders ist der Redaktion bekannt.« Läppert wirft die Zeitung verärgert auf den leeren Stuhl neben sich, und Bernwart Neumann stöhnt gequält auf. »Gewaltiger Apparat. Mir kommen die Tränen!« Sein Bruder bläst die Backen auf und poltert: »Alles Quatschköppe! Das hat doch überhaupt nichts miteinander zu tun! Was sollen denn die Hipos dabei!«
»Scho' recht«, reagiert Läppert mit unterdrückter Erregung auf Neumanns Ausbruch, »aber das ischt halt die öffentliche Meinung!« Unwillkürlich ist er wieder in seinen Heimatdialekt zurückgefallen, und Staatsanwalt Grüberle, der sechste in der Runde des 1. K, horcht erfreut auf. Heimatliche Klänge. Aber Läppert hat sein langweiliges Geburtsnest im Schwarzwald schon vor dreizehn Jahren verlassen. Er betrachtet sich mittlerweile als richtigen Ratinger und ist sogar aktiver Karnevalist. Heute ist ihm allerdings weniger nach Karneval zumute. Nein. Keiner verströmt hier rheinischen Frohsinn.
Im Laufe der Woche hatten sie die inzwischen neunzehn Spritzer-Fälle wieder und wieder durchgekaut, und heute Morgen, bei der großen Mittwochs-Frühbesprechung, konnte das 1. K immer noch keine Ermittlungsfortschritte vorweisen.
»Warten. Wir können nur auf den nächsten Überfall warten.«
Staatsanwalt Grüberle schüttelt mit dem Kopf. »Sie hoffen darauf, dass der Spritzer einen Fehler macht, Herr Doemges?«
»Wieder so einen Fehler, bei dem eine tote Frau das Ergebnis ist?« Maria Leiden-Oster hat sich ruckartig aufgesetzt.
Doemges stöhnt resigniert auf. »Das haben wir doch schon besprochen, Kollegin. Wir waren uns doch alle einig, dass das mit der Craatz ein ... ein Ausreißer gewesen sein muss. Panik ... Schock ... oder was anderes. Jedenfalls war das nicht typisch für das von uns erarbeitete Psychogramm des Spritzers!«
»Aber wer sagt uns, dass er nicht Gefallen daran gefunden hat? Oder dass sich jemand anderes jetzt als Nachahmer betätigt?« So schnell gibt sich die Kölner Kommissarin nicht geschlagen, auch wenn ihr die Unterstützung durch die beiden Kolleginnen des 2. K. fehlt.
Die weiblichen Beamten werden nämlich gebraucht, um bei den sich häufenden Sexualfällen die Aussagen der Opfer aufzunehmen.
Grüberle mischt sich vermittelnd ein. »Haben Sie denn einen Vorschlag, wie wir in der Sache weiterkommen könnten, Frau Leiden-Oster?«
»ZFK!«
»Ha, ha, ha«, bellt Doemges trocken und sucht in seinen Hosentaschen verzweifelt nach einer neuen Packung Pfefferminzdrops.
»Nee, nee, so verkehrt ist das gar nicht!«, mischt sich auch einer der Neumänner wieder ein und erntet von der verschnupften Kollegin einen freundlichen Blick.
»Habe ich doch auch nicht so gemeint«, Doemges hat eine neue Packung gefunden, »das Zentrale Fahndungskommando ist nur so hoffnungslos mit Einsätzen überlastet, dass wir die dafür bestimmt nicht bekommen. Jedenfalls nicht, solange die jetzt auch noch in die Vorfeldfahndung für den Staatsbesuch eingeschaltet sind. Nein, das ist völlig unrealistisch!« Erschöpft lehnt sich der Leiter der SpriKo wieder auf seinen Stuhl zurück. Reden ist wirklich nicht seine Sache.
»Und wenn wir ein paar Beamtinnen zum zivilen Fahndungseinsatz ausschicken? Ich würde mich dazu auch freiwillig zur Verfügung stellen!« Maria Leiden-Oster versucht, die günstige Stimmung zu nutzen,
»Als Lockvögel?« Die Stimme des Staatsanwaltes klingt interessiert. Auch Bernwart Neumann nickt leicht zustimmend mit dem Kopf. »Wäre ’ne Möglichkeit, wenn wir sonst nicht weiterkommen.«
»Warum nicht«, Läppert scharrt mit dem Fuß auf dem Boden herum, »dann würden wir wenigstens endlich was tun, das Gesetz des Handelns übernehmen. Was meinst du, Doemges?«
Der blonde Kommissar kaut angestrengt auf seinem Drops herum. Es kracht zwischen den Zähnen. Die Hände krampfen sich hart um die Schreibtischkante. Die Haut an den Knöcheln färbt sich vor Anstrengung weiß.
»Und wer übernimmt das Risiko, wenn da was passiert?«
»Für so was sind wir doch alle ausgebildet. Auch die Kolleginnen!«
Doemges schüttelt trotzdem mit dem Kopf.
»Nein. Die Verantwortung kann ich nicht allein übernehmen. Ich werde das erst mit dem Chef oder dem Leitenden durchsprechen. Nein. Das müsst ihr verstehen!«
»Dann eben nicht!«
Zornrot springt die Kommissarin von ihrem Stuhl auf und verlässt das 1. K. Die Tür fällt krachend hinter ihr ins Schloss.
»Solider Abgang!«, murmelt Bernwart Neumann mit Anerkennung in der Stimme. Die anderen Männer im Zimmer blicken schweigend auf den leeren Stuhl.
*
Kriminalhauptmeister Ganser verfügt als einziger externer Lehrgangsteilnehmer in Duisburg über eine eigene Wohnung. Der Doppelbelastung, Ehestress in der noch gemeinsamen Benrather Wohnung und Lernstress auf dem Kommissar-Lehrgang in Duisburg, hatte er sich nicht gewachsen gefühlt und sich eine eigene Bleibe in Duisburg gesucht.
Einige Lehrgangskollegen zeigten sich darüber verwundert, denn die Entfernung zwischen Düsseldorf und Duisburg ist ein Klacks und leicht täglich zu bewältigen. Aber Gernot Ganser dachte nicht daran, über sein Verhalten Rechenschaft abzugeben, und mit seinem Geld konnte er schließlich machen, was er wollte, jedenfalls mit dem bisschen, was ihm nach der Monatszahlung an seine Frau Madeleine noch verblieb. Und es hatte sich ausgezahlt. Jetzt, nach fast der Hälfte der dreijährigen Lehrgangsdauer, stand er von seinen Leistungen her ausgezeichnet da, und auch sonst entwickelten sich die Dinge nicht unflott. Die wenigen freien Wochenenden, die ihm der hektische Lehrgangsbetrieb ließ, hatte er bei Angela in ihrem Mettmanner Häuschen verbracht oder war mit seinen beiden Töchtern in den Duisburger Zoo gegangen. Die Kontakte zu Madeleine verliefen telefonisch sachlich. Die Entscheidung zwischen ihnen war gefallen, und um die Sache zu erleichtern, hatten sie sogar einen gemeinsamen Scheidungsanwalt genommen.
Der Lehrgang erwies sich als sehr hilfreich, denn dadurch entgingen sie der Phase der gegenseitigen Vorwürfe und Schuldzuweisungen und der aufreibenden Rückholversuche.
»Tut mir leid, Kriminalhauptmeister Ganser, aber Sie sind mit Wirkung vom kommenden Montag zum 1. K beim Polizeipräsidium Düsseldorf kommandiert. Meldung um 8 Uhr beim Leiter Kriminalgruppe I!«
»Entschuldigung, Herr Kriminalrat, aber das kann doch nicht wahr sein!« Fassungslos starrt KHM Ganser auf den am Schreibtisch sitzenden Ausbildungsleiter. »Heißt das... Lehrgangsende?«
Der grauhaarige Mitfünfziger mit der rosigen Gesichtsfarbe zieht erstaunt die Augenbraue hoch. »Schätzen Sie Ihre Leistungen so ein?«, fragt er dann mit amüsiertem Gesichtsausdruck zurück. »Nein, überhaupt nicht dran zu denken! Sie haben alle Chancen, den Lehrgang mit >sehr gut< abzuschließen, wenn Sie so weitermachen. Nein, die Kollegen im Düsseldorfer Präsidium haben ein paar Probleme, und da hat der Polizeipräsident uns gebeten, Sie in ein vorgezogenes Praktikum zu schicken.«
»Und ... wird das irgendwelche Auswirkungen auf die Lehrgangsdauer haben?« Noch ist sich Ganser nicht ganz sicher.
Der alte Kriminalrat schmunzelt wieder. »Ja ... doch ... schon. Könnte mir vorstellen, dass das Ihre Ernennung etwas beschleunigt. Wenn Sie so weitermachen wie bisher!«
Als Ganser das Büro verlassen hat, murmelt der alte Ausbildungshase noch vor sich hin: »Na, das ist doch mal einer. Der kann mal gut werden. Nicht schlecht, was uns der Benedict da anbringt. Nicht schlecht!«
Angela von Suttner, die sich gerne Eentschie nennen lässt, streicht sich die lustigen Haarstrubbeln aus der Stirn und schaltet in den dritten Gang herunter. Empört jault das Getriebe des kleinen Honda Civic auf, und mit fast gleicher Empörung faucht das blonde Mannequin hinter dem Steuer: »Dieser blöde Holländer! Muss der am Berg noch überholen!«
»Du solltest auf unsere Flachlandpiloten nicht so sauer sein. Schließlich...« Ganser grinst vielsagend vor sich hin. Vor zwei Jahren war es ausgerechnet ein holländischer Kaufmann gewesen, der ihm die Bekanntschaft mit Angela von Suttner gebracht hatte. Das heißt, genaugenommen war es ein toter Japaner namens Akido Yoshiwara gewesen. Aber die damalige Zeugin Angela hatte ihm den Hinweis auf Mijnheer Johan van Wellern gegeben. In mancher Hinsicht eine Sackgasse mit Todesfolge für van Wellern, für Gernot Ganser aber ein vielversprechender Neuanfang... wenn auch nicht ohne Probleme.
Das kleine Auto mit den vielen Ventilen fährt hell dröhnend auf der linken Spur der Autobahn Oberhausen-Köln, und Gernot Ganser mustert das stupsnasige Profil der Fahrerin von der Seite.
»Du versetzt mich immer wieder in Erstaunen!«
»Mmm? Was ... mit dem Holländer?«
»Nein. Vorhin am Telefon!«
»Gernot ... ist das jetzt ’ne neue Masche bei dir? Habt ihr das auf dem Lehrgang gelernt? >Wie spreche ich in Rätseln?< Was meinst du?«
Der Vierunddreißigjährige rutscht auf dem eng geformten Sportsitz hin und her und lässt den Riemen des Sitzgurtes auf- und zuschnappen.
»Na, hör mal! Du warst bisher immer darauf bedacht, dich nicht in eine Ecke drücken zu lassen. Von mir ...«
Angela von Suttner trommelt ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. »Ja und?«
»Erinnere dich mal an den Aufstand mit meinem komischen Heiratsantrag, bevor ich zum Lehrgang musste!«
Die junge Frau zeigt kleine Zähne beim Lächeln. Ihre Schultern zucken, als sie in sich hineingluckst. Der Blick aber, den sie dem neben ihr sitzenden Ganser zuwirft, ist zärtlich. »Du bist ein blöder Bulle! Das war doch eine ganz andere Situation. Nichts war richtig klar. Mit dir. Mit mir. Mit Madeleine. Du hast mich ganz einfach überfordert!« Die Fahrerin betätigt den Blinker und biegt an der Ausfahrt Düsseldorf/Mettmann von der Autobahn ab.
»Und jetzt ... sind wir da klarer?«
Der schwarze Wagen fährt am Gelände des Golfclubs Hubbelrath vorbei.
»Finde ich schon, und das Angebot, während deines Einsatzes in Düsseldorf bei uns in Mettmann zu wohnen, kommt ohne Zwang von mir. Und wenn es nicht gutgeht, kannst du immer noch woanders hingehen! Aber das Gelaber geht mir auf den Keks, und außerdem bin ich so gespannt, wie du meine Neuerwerbung findest! Ich bin ganz aufgeregt. Dagegen hast du überhaupt keine Chance!«
Ein Blick auf den Tacho bestätigt dem abkommandierten Kriminalhauptmeister die Richtigkeit des letzten Satzes seiner Freundin. 80 km/h im Ortsbereich. Mahlzeit, Kollegen! Dann, als sie in die kleine Straße im Ortsteil Metzkausen einbiegen, ist ihm der Grund ihrer Aufregung klar. »Wahnsinn!«, entfährt es ihm verblüfft. »Absoluter Wahnsinn!«
Angela von Suttner bringt den kleinen Japan-Flitzer hinter einem offenen Hänger zum Stehen und springt schnell hinaus. Als sie neben dem Hänger steht, deutet sie mit der ausgestreckten rechten Hand auf die Ladefläche und ruft aufgeregt: »Das ist doch ’n Ding, oder?!«
Das >Ding< auf dem offenen Anhänger ist ein bulliges, in grellbunten Farben lackiertes Rennauto. Bestaunt von einer immer größer werdenden Kinderschar und den Fensterblicken neugieriger Nachbarn, glänzt es protzig im Schein der immer noch wärmenden Septembersonne. Es steht auf breiten Reifen und tiefer gelegtem Fahrwerk und macht Eindruck in dieser sonst sehr zivilen Gegend. Kopfschüttelnd meint Ganser: »Aber der hat ja das Steuer auf der rechten Seite! Was ist das überhaupt für ein Wagen? Wo hast du den her?«
»Moment, erklär’ ich dir gleich drinnen. Hilfst du mir mal, die Abdeckplane drüberzulegen? Sonst haben wir hier den ganzen Tag Kirmes!« Nachdem sie die graue Persenning festgezogen haben, sitzen beide in der kleinen Küche am Tisch. Gansers Blick geht wiederholt zum Telefon.
»Nu mach schon. Ruf dein Schätzchen schon an!«
»Aber du wolltest doch von dem Wagen ...«
»Ja, ja - ist schon gut. Die Nummer weißt du noch, oder?«
Erleichtert zieht Ganser den weinroten Apparat zu sich heran. Nach dem Wählen kommt ein langes Freizeichen. Nanu, am Freitagnachmittag? Er legt auf und wählt eine andere Nummer.
»Tag, kann ich mal den Leiter 1. K sprechen? Wissen Sie, ob der im Hause ist? ... Ach so ... nein, sonst möchte ich niemanden sprechen ... tschüs!« Frustriert schiebt er den Apparat wieder an seinen Platz zurück.
»Also, dann erzähl mal!«
Spöttisch ist der Blick aus den blauen Augen, den der Kriminalhauptmeister da über den Tisch zugeworfen bekommt. Aber dann ist das Bedürfnis, der eigenen Freude Ausdruck zu verleihen, groß genug, und aus Angela von Suttner sprudelt es heraus: »Also, in dem Rallyeclub, in dem ich sonst immer fahre, hat mich ein Clubkamerad ein paar Mal zu Rallyecross-Rennen mitgenommen. Und nach ’ner Zeit habe ich das auch mal probiert und fand das ganz witzig und spannend. Langer Rede kurzer Sinn: Vor einem Vierteljahr bin ich bei einem Rallyecross-Rennen in Brands Hatch mit einem der besten englischen Rallyecross-Fahrer zusammengetroffen, und der hat mir angeboten, sein altes Fahrzeug zu kaufen, weil er sich mit einem neuen Wagen auf die nächste Saison vorbereitet. Und das da draußen ist er. Ein Ford Escort mit Spezialmaschine, 560 PS, Vierradantrieb und Supersprintqualitäten. Nimmt es bis 150 km/h mit jedem Formel-1-Renner auf! Und im nächsten Jahr werde ich neben Grace Ließfeld auf dem Manta die zweite Rallyecross-Fahrerin in Deutschland sein! Was sagst du?«
»Aber der hat doch Rechtslenkung!«, ist alles, was Ganser dazu einfällt. Dann überredet Angela von Suttner ihn doch, am Samstagmorgen mit ihr und dem Rennwagen auf dem Hänger nach Buxtehude zu fahren, wo sie auf dem Estering das Fahrzeug unter Anleitung des englischen Vorbesitzers einfahren will. »Und Stephanie? Kommt die auch mit? Wo ist sie überhaupt?« Sein Verhältnis zu der siebenjährigen, etwas vorlauten Tochter Angelas aus ihrer Ehe mit dem reichen Düsseldorfer Immobilienmakler ist zwar noch etwas unsicher, aber sie haben sich langsam aneinander gewöhnt. »Die ist bei meiner Mutter und kommt erst Montag wieder!«
Der Freitagabend wird dann doch nicht ganz so, wie er ihn sich vorgestellt hat. Angela hat ihre Tage, und auf dem Weg in die Pommes-Bude auf der Berliner Straße berichtet sie ihm kurz, dass die nette Verkäuferin dort vor zwei Wochen von ihrem Mann mit einem Messer umgebracht wurde. »Die lebten getrennt, und er hat sie mit 145 Messerstichen getötet. Musst du dir vorstellen. Es ging um Unterhaltszahlungen, und die beiden Kinder mussten den Mord an ihrer Mutter mit ansehen! Fürchterlich!«
Routinemäßig fragt Ganser: »War jemand von den Kollegen aus Düsseldorf hier?« Aber seine Gedanken sind bei Madeleine und seinen beiden Töchtern Désiré und Melanie. Nein, so weit würden sie es nie kommen lassen. Die Hähnchen sind zwar knusprig wie immer, aber heute wollen sie trotzdem nicht richtig schmecken.
*
Fahl scheinen die letzten Reste des herbstlichen Tages durch die verschmutzten Oberlichter unter der Decke. Der trübe Schein überalterter Neonröhren flackert bläulich von rauverputzten Wänden herab auf den staubigen Hallenboden.
Es quietscht laut, als die große Tür am Ende der weitläufigen Halle geöffnet wird. Eine junge Frau tritt mit zögernden Bewegungen in den hohen Raum. Nervös klimpert ihre behandschuhte Rechte mit den Wagenschlüsseln. Der linke Ellenbogen presst verkrampft die unförmige Hängetasche an den zierlichen Körper.
Je näher sie dem markierten Areal des Parkplatzes kommt, desto hölzerner und hastiger werden ihre Schritte in den Sportschuhen. Im kalten Licht wirbelt grauer Staub. Die junge Frau hüstelt. Die Pupillen ihrer grünen Augen zucken nach links und rechts, als sie die Schlüsselhand ängstlich vor den keuchenden Mund hält.
»Hhaaa...!«
Mit einem bösartigen Grunzen tritt die klobige Gestalt hinter einem der Stützpfeiler hervor. Das Gesicht im Schatten einer breiten Hutkrempe verborgen, der muskulöse Körper in einen Jogginganzug gekleidet und die Arme leicht abgespreizt, kommt der Mann griffbereit auf die zitternde Frau mit dem Autoschlüssel zu. Unter der Hutkrempe quillt es höhnisch hervor: »Schließ deinen Wagen auf, du kleine Zitterfotze! Drinnen wirst du durchgegeigt, dass dir der Saft nur so rausspritzt! Los!« Mit dem letzten Wort aus dem sabbernden Mund steht der Mann vor der erstarrten Frau und umschlingt sie fest mit seinen tentakelartigen Armen. Er drängt sie zielsicher auf ihre Wagentür zu, sein heißer, klebriger Atem ist ganz dicht an ihrem Ohr, die fremde Haut an ihrer Wange, die großen Hände überall, und sie fühlt dieses geschwollene Ding von ihm durch den leichten Stoff der Trainingshose. Sie droht in diesem zähen Brei von erzwungener Nähe, Angst, Entsetzen, Ekel, Scham und Schuld zu versinken. Willenlos lässt sie sich bis zum Wagen drücken, dann sammelt sie mit einem ruhigen Atemzug alle noch verfügbare Energie zu einem aus den Tiefen ihres Bauches herausbrechenden Schrei: »Nein. Nein! Neeiiiin!«
Gleichzeitig reißt sie das linke Knie hoch, trifft irgendwohin, in dieses gewalttätige Stück Fleisch, sodass sich der brutale Griff der Klammerpranken etwas lockert. Ein schriller, hoher Schrei! Die eben noch zitternde Frau taucht mit einem tänzelnden Schritt in die Hocke ab und aus der Reichweite der gierigen Männerarme heraus in die schützende Halbdistanz. Ein gezielter Stoß mit der harten Sohle des linken Schuhs nach dem rechten Knie des Angreifers. Der verliert den Halt und stürzt mit einem kleinen Aufschrei der Verblüffung zu Boden. Jetzt setzt die Frau nach. Keuchend vor Wut und am ganzen Körper bebend, rammt sie ihre Schuhspitzen immer wieder in den Leib des Mannes, der sich auf dem staubigen Boden windet. Aus dem bleichen, zuckenden Frauengesicht bricht die Wut erlittener Demütigungen hervor, schafft sich in schrill herausgestoßenen Fluchkaskaden Ausdruck: »Du alte Drecksau! Du Arschloch! Ich zermatsch’ dir deinen Schwanz! Du Schwein! Du ...!«
»Stopp! Stopp! Lass den Günther noch leben, den brauchen wir noch!«
Der Kurs hat die Nummer 1173a im Programm der Volkshochschule Hilden-Haan und heißt Einführung in die Selbstverteidigung für Frauen<. Hinter >Kursleitung< steht kein Name. Nur die beiden Buchstaben N.N. Der Lehrgang umfasst neben allgemeiner Lockerungsgymnastik einen Karatekurs und ein psychologisches Training. Was nützen schließlich die besten Schlagtechniken, wenn die innere Barriere vor der Anwendung von Gewalt so hoch ist, dass die Karatetechnik im Ernstfall nicht angewendet wird.
Die Kursleiterin, deren vollständiger Name dem Direktor der VHS bekannt ist, hilft dem am Boden liegenden >Angreifer< von eben wieder auf die Füße, teilnahmsvoll fragt sie: »Alles in Ordnung, Günther? Alles noch dran?«
Der Mann im Jogginganzug schiebt sich die verrutschten Schutzpolster wieder zurecht und sagt, das Gesicht mit der Gitterschutzmaske dem Opfer von vorhin zugewandt: »Mmm, das war schon ganz ordentlich, Jutta! Aber wenn der Typ am Boden liegt, darfst du die Kontrolle nicht so verlieren. Gezielte Fußstöße. Ich sage nochmals, gezielte Fußstöße, in die Nierengegend zum Beispiel. Dann zurück in die Distanz. Wirkung abwarten. Wieder zustoßen, wieder zurück! Du musst aus der Reichweite von Armen und Beinen, sonst bringt der dich doch noch auf den Rücken, und dann blüht dir was! Also cool bleiben, Mädchen!«
Die Frau, deren Atem noch immer schneller geht, wendet sich mit einem Schulterzucken an die Kursleiterin in dem weißen Kampfanzug. »Cool bleiben ist gut, Nina! Ich bin heilfroh«, ihre Stimme färbt sich jetzt leicht hysterisch, »dass ich überhaupt den Mut habe zurückzuschlagen! Und dann soll ich auch noch cool bleiben. Du bist ja auch noch nie so angemacht worden, Günther!«
Die anderen zwölf an der Turnhallenwand stehenden Frauen murmeln halblaute Zustimmung, aber die Kursleiterin klatscht scharf in die Hände und fordert die Teilnehmerinnen des Kurses dazu auf, sich im Halbkreis auf die herumliegenden Übungsmatten zu verteilen. »Es nützt euch alles nichts. Bloß keine falsch verstandene Solidarität. Die schadet euch in diesem Fall nur. Wenn ihr die Angriffe solcher Mistkerle überleben wollt, körperlich und seelisch, müsst ihr genau dahin kommen! Ganz cool den Typen allemachen. Er oder ihr! Und das läuft nicht, wenn ihr rumkreischt oder die Kontrolle verliert. Das macht solche Schweine nämlich noch mehr an! Dann seid ihr entweder tot oder landet im Landeskrankenhaus wie viele eurer Schwestern vor euch!« Die Stimme der in der Hocke sitzenden Kursleiterin klingt brüchig. Hart klatschen die flachen Hände zusammen. Grauer Kreidestaub rieselt von ihren Handflächen. »Okay, Günther, bist du fertig? Gut. Karin! Du bist die nächste!«
Um 21 Uhr 45 verlässt die Instrukteurin, die von den Kursteilnehmerinnen Nina genannt wird, das Gebäude in der Gerresheimer Straße im Hildener Norden und geht zu ihrem grünen Ford Fiesta. Noch einen weiteren Lehrgang hat sie an diesem Freitagabend zu leiten. Im Düsseldorfer Stadtteil Unterrath. Dort warten zwanzig junge Frauen auf die Kampfsportlerin Nina mit der großen Hornbrille. Und diese Frauen sind sehr viel fortgeschrittener als die Teilnehmerinnen der Volkshochschule Hilden-Haan.
*
Die weichen Hände, die den krümeligen Tabak auf das Zigarettenblättchen häufen, zittern. Die trockene Zunge braucht lange, um die nötige Feuchtigkeit auf die Gummierung zu bringen. Erst das vierte Streichholz zündet. Tief atmet der Mann im Sessel den scharfen Rauch ein. Er wippt leicht mit dem Oberkörper hin und her. Vor und zurück, vor, zurück, vor, zurück, Lungenzug, vor, zurück. Warum hatte sie ihn auch nicht in Ruhe gelassen. Er hatte sich doch scheiden lassen, damit sie ihn in Ruhe ließ. Oder hatte sie sich scheiden lassen? Egal, vor, zurück, vor, zurück, Lungenzug. Natürlich hatte es ihm leid getan, wie sie so dalag, im Gras. Mit dem ganzen Blut, ekelhaft, diese Frau mit Blut, seine Frau. Vor, zurück, vor, zurück. Lungenzug. Aber warum hatte sie ihn auch verfolgt, mit diesen Beschimpfungen. Solche Worte, so schmutzig, diese Demütigungen. Unerträglich für einen Mann, für ihn. Ja, ja. Doch, es geschah ihr ganz recht. Sie war eine schlechte Frau gewesen. Hatte Mutti ja immer schon gesagt. Vor, zurück, Lungenzug, vor, zurück. Mutti hatte ja auch dafür gesorgt, dass dieser Polizist nicht noch mal gekommen ist. Dieser Dunklenbroich. Vor dem hatte er Angst. Vor, zurück. Der wollte ihn ins Gefängnis bringen. Lungenzug. Dabei sah sie auch noch so toll aus, als sie tot war. Das Blut war nicht gut, nein, aber ihr Körper war noch ganz heiß gewesen von dem Kampf und hatte seine feuchte Gier befriedigen können, während es am Himmel knallte. Das erste Mal überhaupt. Vor, zurück, vor, zurück, Lungenzug, vor, zurück.
Der Mann mit dem dünnen Blondhaar drückt den gelb aufgeweichten Zigarettenrest in einer Untertasse aus. Er geht in dem kleinen Raum mit kurzen Schritten hin und her. Zwischen den Zähnen stößt er dabei kleine, monotone Pfiffe aus, die seine nervösen Schritte rhythmisch begleiten. Dann setzt er sich, immer noch leise vor sich hin pfeifend, an die Tastatur seines Computers. Der Powerbefehl bringt den Bildschirm zum Flimmern.
Heute ist wieder eine neue Sendung mit diesen Spitzenprogrammen aus Berlin gekommen.
Aber schon während er den Joystick in die Hand nimmt, weiß er, dass er wieder losmuss. Die heiße Fieberblase steigt pulsierend zwischen den Beinen hoch, kriecht warm in den Bauch, füllt als brodelnde Lustlava den Brustkorb, um dann mit grell-gelben Blitzen in den Kopf zu fahren. Morgen. In dieser Nacht ist es schon viel zu spät. Die Straßen würden leer sein. Morgen ist Samstag. Morgen Abend, wenn es dunkel wird. Vor, zurück, vor, zurück. Und morgen würde er den Strumpf nicht vergessen. Selbst, wenn es dunkel wäre. Vor, zurück, vor.
*
»Tja dann ...«
Benedict hat den Jaguar gegenüber der Diskothek am Krupp-Gelände geparkt, aber Madeleine zögert noch auszusteigen. Das Schweigen zieht sich hin. Der Geruch ihres französischen Parfüms steigt ihm in die Nase. Je reviens. Diese erwartungsvolle Stille nistet sich in den feinen Sitzen aus Conolly-Leder ein und beginnt süßlich zwischen den Köpfen der beiden Insassen herumzuwabern. Vitus H. Benedict sitzt hinter dem Steuer und blickt starr geradeaus auf die Ampel vor der Autobahnüberführung auf der Hildener Straße. Das Grün scheint in der Nacht klarer als das Rot.
Er weiß, dass ihn die schmale Frau von der Seite anblickt. Und er weiß, dass er die Situation brechen wird. Wie so oft in der Vergangenheit. Er schüttelt den Kopf.
»Ich versteh’ euch trotzdem nicht«, sagt er dann rau in die Stimmung hinein, in der alles möglich schien, »wir waren uns doch vor Semesterbeginn einig, dass wir das Dürrenmatt-Stück machen wollten. Und jetzt kommt ihr auf einmal mit diesen Frauengeschichten!«
Ein Moment der Enttäuschung, dann hat sich Madeleine Clairence-Ganser wieder gefangen. Sie beißt sich kurz auf die eben noch zu Zärtlichkeit bereiten Lippen und antwortet ebenso bewusst spröde: »Wir sind aber nicht auf dem Polizeipräsidium, wo die Bullen nach deiner Pfeife tanzen! Bei den Frauen in der Theatergruppe hat eben ein Umdenkungsprozess stattgefunden. Da ist was passiert! Wir finden eben, dass dein Bankenstück von Dürrenmatt mit unserer Situation nichts zu tun hat. Das sind nicht unsere Bedürfnisse!«
»Aber ein selbst erarbeitetes Stück über vergewaltigte Frauen? Hat das etwas mit deiner Situation zu tun? Ist das dein Problem?«
»Ach weißt du, Benny«, seufzt Madeleine im Nachhall des gerade Zerstörten, »ich glaube, mein Problem kennst du schon lange sehr gut, und du weißt auch, dass es nicht nur mein Problem ist! Aber ich bin genau wie die anderen Frauen in der Theatergruppe der Meinung, dass wir gerade jetzt so ein Stück eher machen sollten als deinen komischen >Frank< von Dürrenmatt. Du weißt doch am besten, was hier in Düsseldorf gerade los ist!«
Und nicht nur in Düsseldorf, ist Benedict versucht zu antworten, aber er bläst nur verärgert den Atem durch die Nase.
»Aber das hat jetzt sowieso keinen Zweck!« Mit einem kurz angebundenen >Tschüs< öffnet die Frau an seiner Seite die Wagentür und steigt aus. Kühle Nachtluft weht kurz herein. Von dem Tanzschuppen auf der anderen Straßenseite dröhnt der Klang einer Bassgitarre herüber. Vitus H. Benedict sieht der Frau in der Lederjacke nach, bis sie in der Schimmelpfennigstraße zwischen Neubaublocks verschwunden ist. Dann wendet er den Wagen auf der breiten Ausfallstraße und fährt durch Benrath am Schloss vorbei auf die Schnellstraße Richtung Innenstadt.
Aus dem Radio klingt blechern Rasta-Musik. Überlagert vom nöhlenden Gesang Peter Toshs. Er kennt das Stück. Hat es auf einer LP zu Hause in seiner Oberkasseler Wohnung: Peter Tosh Wanted Dead & Alive. Ja, sie hatten ihn bekommen. In dieser Woche. Dead. In Kingston. Angeblich drei Einbrecher, die Geld wollten. Bekommen hatten sie den Reggae-Star. Auf der breiten Schnellstraße ist kaum Betrieb um diese Zeit, und Benedict kann die Gedanken auf der quirligen Musik herumpurzeln lassen. Natürlich hat er sich geärgert. Aber er ärgert sich halt immer, wenn seine Pläne nicht so laufen, wie er will. Schließlich hatte er schon die Bücher beim Stern-Verlag bestellt. Regiekonzept, Besetzungsliste, alles war vorbereitet. Und jetzt kommen die mit ihrer Frauensache. Im Moment scheinen sie überall zu spinnen.
Im Rückspiegel nähern sich die Scheinwerfer eines schnell aufschließenden Fahrzeugs. Das Rot der Ampel muss schon einige Zeit vom grünen Licht abgelöst worden sein, und der andere Wagen rauscht zügig an dem noch immer haltenden Jaguar vorbei. Der setzt sich ruhig in Bewegung. Nein, über Gernot Ganser hatten sie auch nicht gesprochen, als er sie nach der VHS-Theatergruppe nach Hause gefahren hatte. Dieses Thema war schon seit geraumer Zeit zwischen ihnen auf merkwürdige Weise tabu. So sah er auch keinen Anlass, ihr von der kurzzeitigen Versetzung Gansers nach Düsseldorf zu erzählen. Vielleicht wüsste sie es ja auch schon und wollte nur nicht darüber reden.
Die große Rundkuppel des Botanischen Instituts schimmert aus dem sonst im Dunkeln liegenden Universitätsgelände herüber. Dann grüßen von links die roten Warnlichter auf den Trossenspitzen der Fleher Brücke über den Rhein. Am Montag würde endlich die Arbeit des Teams anfangen können. Diese ganze vergangene Woche hatte er sich aus dem normalen Dienstbetrieb des 1. K schon fast ganz ausgeklinkt. Er musste sich mit den Verwaltungsheinis herumschlagen — zum Kotzen!
Volle zwei Tage kostete ihn die Suche nach einem vernünftigen Arbeitsplatz für das Team. Sowohl der Polizeipräsident als auch der >Leitende< hatten sich aus unterschiedlichen Gründen erfolgreich dagegen gewehrt, dass das Internationale Sonder-Arbeits-Team, ISAT, einen der kostbaren Diensträume im Präsidium bezog. Der Präsident, weil ihm die Anwesenheit dieser in seinen Augen unpolizeilichen Gruppe absolut nicht behagte, und der »Leitendes weil ihm das Verständnis dafür abging, dass »wir das 8. und das 9. K wegen Raummangels aus dem Präsidium ausgliedern, dann aber für solche >Euro-Bonds< hier Extrawürste braten!«.
Schließlich war es Benedict gelungen, nach zähen Gesprächen mit dem Leiter des 8. K und dem Chef der Verwaltung einen Raum im >Weißen Haus< zu ergattern. Das mehrstöckige Geschäfts- und Wohnhaus auf der Lorettostraße, dem Präsidiumseingang gegenübergelegen, beherbergte seit mehreren Monaten in einer Großwohnung des ersten Stocks Teile des 8. K und wurde intern als das >Weiße Haus< bezeichnet. Hier fand er also schließlich einen geeigneten Raum für das Operations-Zentrum des ISAT.
Den Rest der Woche wetzte er sich die Hacken ab, um an so profane Dinge wie Aktenordner, Filzstifte und Büroklammern zu kommen. Aber auch drei Telefone mit Direktleitung, Schreibmaschine, Kartenmaterial, Handfunkgeräte, Tische und Stühle waren zu beschaffen. Das Schwierigste waren schließlich die verdammten Fahrzeuge gewesen, aber hier hatten die Prioritätsforderungen des Ministeriums wahre Wunder vollbracht. Und als er am Freitagnachmittag erschöpft, aber zufrieden auf sein Werk herabsah, fiel ihm ein, dass er die Unterbringungsfrage überhaupt noch nicht bedacht hatte. Nach Rücksprache mit Captain Hart im Rhine Center verwarfen sie beide die anfängliche Idee, die beiden Polizeibeamten in der englischen Flughafenkaserne unterzubringen, und Benedict buchte für die beiden Iren vorsorglich im Hotel Kastens. Bequemer ging’s nun wirklich nicht, denn das Hotel Kastens befindet sich zwei Häuser weiter in direkter Nachbarschaft des »Weißen Hauses<.
Es ist also alles geschafft, und Benedict wartet voll Spannung auf die am Montag beginnende Zusammenarbeit.
Der Verkehr wird lebhafter, als er die Bereiche der Innenstadt durchfährt. Am Samstagabend sind die Düsseldorfer unterwegs und toben sich tüchtig aus. Als Benedict wieder aus seinen Gedanken auftaucht, steht der Wagen schon auf dem Parkplatz vor dem Präsidium. Gewohnheitsmäßig ist er den Wegweisern zum Jürgensplatz gefolgt. Obwohl es schon fast Mitternacht ist, kann er es nicht lassen. Schnell geht er noch mal die vertrauten Stufen hoch. Das Gesicht des Pförtners sieht grau und schläfrig aus.
»Ist irgendwas Besonderes, Herr Hauptkommissar?«
»Nein, nein. Will nur mal kurz reinschauen!«
Auf der Kriminalwache im Erdgeschoss sitzt ein junges Mädchen und redet mit einer Beamtin von der Sitte. Auch der Leiter der Kriminalwache ist noch da und mustert Benedict erstaunt. »Kümmern Sie sich also doch selber drum? Ich dachte, der Doemges bearbeitet die Spritzer-Sache jetzt!« Auf Benedicts Gesicht zeigt sich Unverständnis.
Das Mädchen ist dreizehn Jahre alt. Wurde gegen 19 Uhr auf der Straße Am Schönenkamp im Düsseldorfer Stadtteil Reisholz von einem Mann angefallen und mit einem Messer bedroht. Er hatte sie in ein Gebüsch an der Autobahnzufahrt gezerrt und sie aufgefordert, sich auszuziehen. Das zierliche Mädchen hatte sich trotz des Messers erfolgreich zur Wehr gesetzt und den knapp Dreißigjährigen in die Flucht geschlagen.
»Wie kommt sie auf diese Altersangabe?«
»Na ja, sie hat ihn erst als alten Knacker bezeichnet. Aber wir haben das dann mit der Kollegin eingrenzen können. Die jungen Leute haben da wohl heute etwas andere Ansichten.«
Alle auf der Wache anwesenden Kollegen waren erstaunt darüber, dass diese zierliche Person einen Mann, der sie noch dazu mit dem Messer bedroht hatte, so einfach vertreiben konnte. Aber sie machte bei irgend so einem Karatekurs für Frauen in Unterrath mit und konnte sogar eine ordentliche Täterbeschreibung liefern: schütteres, dunkelblondes Haar, weiche, dickliche Gesichtszüge, Strumpf über dem Gesicht. Sie hatte auch Nikotinfinger gerochen und einen Ring mit einem merkwürdig bunten Stein gesehen. Gelbes T-Shirt, Jeans und Turnschuhe, vielleicht eine Brille.
Die Beschreibung stimmte mit ähnlichen Beschreibungen überein. Der Spritzer war diesmal an die Falsche geraten. Würde ihn das beunruhigen? Vielleicht mehr als die Tote am Rhein? Mutig, die Kleine, wirklich. Da muss man sich wundern, wo so viel Kaltblütigkeit herkommt.
Beunruhigt geht Hauptkommissar Benedict doch noch hoch in sein Dienstzimmer im ersten Stock. In Reisholz war das, ganz in der Nähe von Benrath, wo Madeleine gerade im Dunkel der Straße verschwunden ist. Und der Stadtwald liegt nur wenige Meter weiter.
Es klingelt sehr lange. Als sich Madeleines schlaftrunkene Stimme räuspernd am Telefon meldet, legt Benedict den Hörer leise auf. Gott sei Dank, alles in Ordnung, aber reden wollte er doch nicht mit ihr.