Читать книгу Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek - Peter Schrenk - Страница 20

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Übers Wochenende hat jemand auch noch eine runde Küchenuhr mit großem Sekundenzeiger ausgegraben. Am Montagmorgen hängt das Ding an der vorher leeren Wand des ISAT-Büros im »Weißen Haus< und zeigt auf acht Uhr.

Benedict wählt die Nummer des 1. K, aber Kriminalhauptmeister Ganser ist noch nicht aufgetaucht. Verärgert legt der Hauptkommissar den Hörer wieder auf die Gabel. Schon komisch, dass sich Ganser nicht mal am Wochenende gemeldet hat. Das Präsidium gegenüber ist kaum zu sehen. Nur umrissartig sind die Konturen des altertümlichen Kolosses zu erkennen, so dick wälzen sich die ersten Herbstnebel von den Rheinufern herüber durch Düsseldorfs Straßen.

Auf dem noch fast leeren Schreibtisch liegt eine Zettelnotiz: 11 Uhr Begrüßung durch PP, anschließend Gespräch im Innenministerium. Vorher dort anrufen! Dahinter ist eine Durchwahlnummer gekritzelt.

Es ist kalt in dem noch nicht ausgefüllten Arbeitszimmer des Spezial-Teams.

Auch um neun Uhr ist Ganser noch nicht eingetroffen, und Benedict lässt sich mürrisch in dem schwarzen Dienst-Scorpio des >Leitenden< durch den Herbstnebel nach Lohausen chauffieren, um die beiden Polizisten aus Irland abzuholen. Als er am Flughafen ankommt, hat er Grund, sich über sich zu ärgern. Hätte er sich ja auch denken können, bei dem Nebel: Die hereinkommenden Maschinen sind entweder auf andere Flughäfen umgeleitet worden, oder sie haben ihre Abflughäfen erst gar nicht verlassen und warten auf bessere Sichtverhältnisse in Düsseldorf.

»Hat es denn Zweck zu warten, oder sind die Flüge gestrichen?«, fragt Benedict in das Getümmel vor dem Schalter der British Airways hinein. Abwesend zuckt die überforderte Angestellte der Fluggesellschaft mit den Schultern und wendet sich dann wieder einem Fluggast zu, der ein dickes Bündel Flugscheine auf den umlagerten Schaltertisch wirft. Benedict sagt dem wartenden Fahrer Bescheid und geht rüber zu den Kollegen von der Flughafenwache.

Von da aus ruft er wieder im Präsidium an und gibt Nachricht an das Vorzimmer des Polizeipräsidenten. »Nein, ich kann jetzt noch nicht sagen, wann die beiden eintreffen werden. Informiere Sie dann sofort. Können Sie das Innenministerium verständigen? Der Termin verschiebt sich ja auch. Ja, ich komme dann noch mal über Draht. Und ... Frau Böttchens, können Sie mich noch mal ins 1. K runterlegen? Danke!«

Nein, der Kollege Ganser hat sich immer noch nicht gemeldet.

In der Flughafenwache stehen zwei Monitore, die die Abflugs- und Ankunftszeiten der Maschinen und deren Landepositionen auf dem Flugfeld wiedergeben. Vor diesen Bildschirmen macht sich’s Benedict halbwegs gemütlich. Er lässt sich einen Becher Automatenkaffee bringen und verbrüht sich die Lippen an dem heißen Plastikzeugs. Während er über den Rand einer Tageszeitung hinweg auf die unveränderten Flimmerziffern blinzelt, hört er den Kollegen bei der Arbeit zu.

Einem Amerikaner ist seine Brieftasche mit Tickets und Kreditkarten abhanden gekommen, ein ziemlich angetrunkener Deutscher hat aus Wut über einen verpassten Anschlussflug einer Lufthansa-Angestellten eine Ohrfeige gegeben, vom Parkdeck 2 a ist ein Mercedes verschwunden, und zwei kleine Kinder schreien nach ihren Eltern oder irgendjemandem, der sie abholen soll. Ganz normaler Dienstbetrieb.

Schlag zwölf normalisiert sich die Sicht wieder, und die bunten Metallvögel fallen aufgeregt vom Himmel herunter. Das Programm im Airport-TV bekommt endlich Farbe.

Am Ankunftsgate im B-Finger drängeln sich die Abholer. Das Café ist völlig überfüllt. Die Angestellten der Fluggesellschaft bereiten sich hinter dem Schalter schon wieder auf den Rückflug der Maschine nach London vor. In dem Gewühle wartender und ankommender Menschen entdeckt Benedict dann doch noch den schmalen Captain von der S.I.B. und drängelt sich zu ihm durch.

»Hello, good morning, Jerry!«

»Hallo, hallo, Herr Kommissar! Ein wenig spät, ja?«

Der Deutsche winkt unangenehm berührt ab. »Kennst du denn die zwei, Jerry?«

Der englische Captain lächelt mit feiner Arroganz. Aber nicht nur das. Er zaubert einen Ausdruck auf sein Gesicht, wie ihn nur jahrhundertelange Kolonialherrentradition in Zusammenspiel mit Public-School-Erziehung, Oxbridge-Studium und Sandhurst-Militärakademie hervorbringen. Selbstsicher, überheblich, herablassend.

Vitus H. Benedict weiß, dass er bei einem Deutschen mit diesem Gesichtsausdruck schon aus der Haut gefahren wäre. Aber diesem aristokratischen Ausdruck angeborener Macht hat er nichts entgegenzusetzen.

»Sollten unsere deutschen Freunde noch nicht über die Segnungen moderner Technik verfügen? Zum Beispiel Bildübertragung? Ihr seid doch sonst immer so effizient!« Während der S.I.B.-Mann seinen Spott offen herauslässt, zieht er zwei Telefotos aus seiner Tweedjacke hervor und reicht sie dem Hauptkommissar. »Außerdem kenne ich den Belfast-Mann sehr gut. Wir haben mal was zusammen gemacht!«

Weder bleibt Zeit, sich über Harts ironische Art zu ärgern, noch dazu nachzufragen, was Captain Hart mit dem Belfaster Polizisten >zusammen gemacht< haben könnte. Zielsicher steuert der Engländer schon auf zwei Männer zu, die gerade die Pass- und Zollkontrolle hinter sich gebracht haben und suchend in die Menschenmenge vor dem Ausgang starren. Auf dem Gesicht des Größeren der beiden Ankömmlinge macht sich jetzt ein Ausdruck des Erkennens breit. »Hi, Jerry! Long time no see! This is O'Connell from Dublin!«

Das gegenseitige Vorstellungsritual haben sie schnell hinter sich gebracht, und während Captain Hart die zwei Männer von der irischen Insel hinunter in die Gepäckabholung bringt, beordert Benedict den Fahrer mit dem Wagen von der Flughafenwache hinunter in die Ankunftsebene.

Auf der Fahrt ins Präsidium dann die üblichen Gespräche: Wie war der Flug? Sorry wegen der Verspätung. Ja, ja dieser Nebel. Das Wetter überhaupt und so. Waren Sie schon mal in Düsseldorf?

Benedict erfährt, dass gestern schon ein Briefing für die beiden Iren in New Scotland Yard in London stattgefunden hat, über das sie später berichten wollen.

Die beiden Iren stellen ihre Koffer in Benedicts Dienstzimmer ab. Dann gehen sie zusammen nach oben. Der Raum mit der großen Weltzeituhr ist noch verqualmter als sonst. An dem langen Konferenztisch sitzen der Polizeipräsident und der >Leitende<. Mit den vier Neuankömmlingen wird es da jetzt richtig voll. Der Präsident macht es kurz. »Sie werden dringend in der Haroldstraße erwartet! Wir sehen uns hier dann ja sowieso noch öfter! Glück auf, erst mal!«

Zwanzig Minuten später sitzt die ISAT-Truppe dann schon im Innenministerium, wo es Überraschungen gibt. Neben mehreren Tabletts mit belegten Sandwiches sitzt auch Mr. Smith vom britischen Intelligence Corps in dem großen Konferenzsaal. Diesmal bleibt er zwar nicht geheimnisvoll im Schatten, aber Benedict stellt fest, dass dessen Durchschnittsgesicht keiner zusätzlichen Tarnung bedarf. Ein Staatssekretär vom Bonner Innenministerium verteilt dünne, grüne Mappen an die Neuankömmlinge. Der Vertreter der Generalbundesanwaltschaft bewegt sich agil auf seinem Sitz hin und her, während Neuner vom BKA in Wiesbaden Benedict zuzwinkert. Die beiden kennen sich schon länger. Der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen ist einfach nur anwesend. Aber das will auch schon was heißen.

Als die vier den Raum betraten, nahm Benedict sofort diese Atmosphäre von gereizter Nervosität wahr. Die Herren haben ja schließlich alle enge und umfangreiche Terminpläne. Aber jetzt legt der Herr Innenminister doch joviale Freundlichkeit in seine Stimme. Es sind ja ausländische Gäste anwesend, auf deren Arbeitshilfe man angewiesen ist. Um zwanzig vor drei haben sie auch das hinter sich. Benedict bringt O’Connell und McGrath in das Hotel Kastens.

»Wir treffen uns dann um 15 Uhr 30 im Gebäude Nr. 58 im ersten Stock. Da ist unsere Operationszentrale eingerichtet. Bis dann!« Captain Hart wird von Benedict gleich mit hinüber in das neu ausgestattete Zimmer im >Weißen Haus< genommen. Der Engländer pfeift anerkennend durch die Zähne. »Wusste gar nicht, dass ihr hier auch drinsitzt. Ist das neu?«

»Ja, unsere Ordnungsmacht platzt aus allen Nähten, und da mieten wir uns zusätzliche Quartiere in Düsseldorf an.«

Eines der Telefone klingelt. Premiere. Von den neugierigen Blicken des Captains gefolgt, gelingt es Benedict auf Anhieb, den entsprechenden Apparat zu erwischen. »Ja?« Eine Frauenstimme aus der Telefonzentrale. »Kriminalhauptmeister Ganser hat sich gemeldet. Er ist auf dem Weg von Hamburg heute Nacht wegen eines Verkehrsunfalls mit einem Laster auf der A3 steckengeblieben. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er voraussichtlich gegen 17 Uhr im Präsidium eintreffen wird!«

»Weiß der Leiter K Bescheid?«

»Ja, mit dem hat Herr Ganser selbst vorhin gesprochen!«

Kopfschüttelnd legt der Hauptkommissar den Hörer wieder auf die Gabel. Hamburg? Was, zum Teufel, macht der Ganser in Hamburg?

Die beiden Iren erscheinen schon früher als verabredet im ISAT-Büro.

Sichtlich erfreut richten sie sich an ihren Schreibtischen ein und packen alle möglichen Unterlagen aus zwei bauchigen, abgewetzten Ledertaschen in die Schubladen.

In ihrer unermesslichen Güte hat die Verwaltung auch einen kleinen Kühlschrank herangeschafft, und die ausländischen Polizisten greifen gerne nach den kühlen Cola-Dosen.

»Ja, also den offiziellen Teil hätten wir damit wohl hinter uns. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!«

Die drei an ihren neuen Schreibtischen sitzenden Polizisten nicken zustimmend mit den Köpfen. Auch ihnen schien die Wichtigtuerei auf der höheren Ebene auf die Nerven gegangen zu sein.

»Wie Sie schon wissen, ich bin Hauptkommissar Benedict vom 1. Kommissariat bei der Kripo Düsseldorf. Zuständig für Tötungsdelikte, Todesermittlungen und Brandsachen. Und damit das nicht so formell hier abläuft ... immerhin werden wir hier sehr eng Zusammenarbeiten ... also, ich schlage vor, dass wir uns der Einfachheit halber duzen, weil ... das ist im Deutschen sowieso immer ziemlich blöde mit diesem Sie und Du ... also, vielleicht reden wir uns besser mit den Vornamen an ...«, jetzt gerät Benedict vollends ins Stocken, »bei mir hört sich das etwas ... ungewöhnlich an, weil ... also, ich höre auf >Benny< ganz gut!«

»Okay, okay.« Der lang aufgeschossene Belfast-Mann entblößt gelbliche Pferdezähne inmitten heller Sommersprossen: »Ich bin Rory!«

»Patrick«, schmunzelt der rotbäckige Dubliner. Dann fügt er nochmals hinzu: »Patrick O’Connell aus Dublin!«

»Jerry Hart!«, näselt der Engländer freundlich herablassend hinter seinem Schreibtisch.

»Dann ist das also klar, Jerry, Patrick, Rory! Und wie ist das mit der Sprache? Ich weiß aus längerer Zusammenarbeit von Jerry, dass er schon ein halber Deutscher ist, aber wie ist das mit Ih ... euch? Wäre es besser, Englisch zu reden?«

Der lange Nordire und der korpulent wirkende Dubliner schütteln entschieden ihre Köpfe. »Nein, nein. Deutsch ist in Ordnung. No problem!« Erleichtert setzt sich jetzt auch der Hauptkommissar hinter seinen Schreibtisch. Das Arbeitskarree ist komplett. Die vier Schreibtische stehen so, dass sich die Experten des Teams jederzeit gegenseitig in die Gesichter sehen können.

Der blasse Engländer mit dem traurigen Dandygesicht, der blonde Belfaster mit den vielen Sommersprossen auf zu heller Haut, der kraushaarige Ire mit dem ständig verschmitzten Ausdruck in seinem Apfelgesicht und der bebrillte Düsseldorfer.

»Ich gebe euch jetzt erst mal eine kurze Einweisung in die Lage. Dann könnt ihr vielleicht anschließend eure Informationen dazu anfügen, und am Schluss diskutieren wir unser nächstes Vorgehen. Seid ihr damit einverstanden?«

Die Männer nickten, aber Benedict hat doch noch etwas vergessen. »Morgen früh müssten wir dann noch Fotos machen lassen, weil ihr ja ab und zu auch rüber ins Präsidium müsst. Ihr bekommt da so eine Art Zutrittsausweis, keine regulären Dienstausweise. Neun Uhr im ersten Stock beim Erkennungsdienst zum Fototermin. Ja, also dann fange ich mal an.«

Hauptkommissar Benedict steht von seinem Schreibtischsessel auf und geht zu der an der Wand hängenden Übersichtskarte der Landeshauptstadt Düsseldorf hinüber.

»In diesem Wäldchen an der Autobahnzufahrt der A 44 fand der zuständige Forstinspektor am Donnerstagmorgen die Leiche einer unbekleideten Frau, bei der wir anfangs die Vermutung hatten, dass sie dem Ermittlungsbereich einer Sexualstraftat zuzuordnen sei ...«

Die Köpfe der drei Zuhörer fahren ruckartig herum, als die Tür aufgerissen wird. Verblüfft starren alle vier Männer auf die Gestalt, die so plötzlich im offenen Rahmen der Tür steht.

Kommissarin Maria Leiden-Oster muss den kurzen Weg vom Präsidium quer über die Straße bis ins >Weiße Haus< unter Ausschöpfung aller Kraftreserven hinter sich gebracht haben.

Sie steht da, mit keuchendem Atem und Schweißperlen auf dem roterhitzten Gesicht, die aschblonden Haare fallen strähnig über die beschlagenen Brillengläser. Noch bevor sie ihre zitternden Hände und den jagenden Atem beruhigen kann, fetzen die Worte abgehackt zwischen ihren Lippen hervor: »Herr Kollege Benedict! Ich bitte um eine Erklärung! Entweder sind Sie raus aus den Ermittlungen in der Craatz-Sache, und ich und Doemges leiten die Ermittlungen eigenverantwortlich, oder Sie ... pfuschen da weiter auch noch drin rum! Dann ... dann werde ich mich weigern, in der Kommission weiter mitzuarbeiten. Und wenn ich mich krank melden muss! So ein totales Durcheinander habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt! Sie verschanzen sich hier mit Ihren sogenannten >Spezialisten< hinter Sonderermittlungen, und bei uns geht’s nicht weiter. Von dem >Supermann<, den Sie uns zur Unterstützung angekündigt haben, ist auch nichts zu sehen! Wo bleibt er denn? Weit und breit nur Luftblasen. Schlimmer noch, bei uns fallen sogar noch wichtige Leute aus. Dunklenbroich liegt mit Gelbsucht im Krankenhaus und wird natürlich nicht mal ersetzt!«

Die Worthalde bricht in den letzten Sätzen mit einem Anflug von Resignation zusammen. Stille. Gegenüber öffnet sich leise quietschend eine Tür. Für einen kurzen Moment schiebt sich der Umriss eines Kopfes in den Flur. Dann wird die Tür vorsichtig wieder geschlossen. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«

Zuerst erschrocken und fassungslos, dann mit zunehmend drückenderem Kragenknopf und endlich verlegen vor aufwallender Scham hatte Hauptkommissar Vitus H. Benedict den Ausbruch seiner Kollegin verfolgt.

Aus den Augenwinkeln hatte er den Wechsel im Mienenspiel der drei ausländischen Polizisten im Zimmer beobachtet. Sie waren beim Eintritt der Kommissarin ebenso erschrocken wie er, wechselten dann aber ihren Gesichtsausdruck von anfangs wacher Konzentration hin zu amüsiertem Interesse. Bei einigen besonders starken Sätzen schnitten sie sogar feixend Grimassen.

In Benedicts Gesichtszügen ist von dieser Stimmung nichts zu finden. Hinter schlecht verborgenem Zorn findet sich eher noch ein leiser Anflug nachdenklicher Gespanntheit, dessen Ursache eine kurze Bewegung der rechten Hand des Captain Hart zur linken Achsel beim unerwarteten Auftreten der Kommissarin war. Die Synchronizität der beiden Vorgänge, Eintritt der Kommissarin - Handbewegung Captain Hart, hatte zu einer kaum verzögerten dritten Aktion in Benedicts Rückgrat geführt: der Bildung eines kleinen, kalten Eisballes, der schwer und eisig die Sprossen der Wirbelleiter herunterkollerte.

»Wie sind Sie hier reingekommen?«

Nicht nur Kommissarin Leiden-Oster sieht ihn mit einem Ausdruck von Verwirrung an. Auch die Blicke der drei ausländischen Kollegen sind zumindest erstaunt. Aber Benedict hält krampfhaft, starrsinnig an seiner Frage fest. Sie bietet ihm Halt und die Möglichkeit nachzudenken, wie er auf den soeben geführten Angriff gegen seine Kompetenz sinnvoll reagiert, ohne Gesichtsverlust vor den drei anderen Mitgliedern der ISAT-Gruppe, ohne sich vor der MLO eine Blöße zu geben und ohne nachhaltigen Schaden für die zukünftige Zusammenarbeit des 1. K.

Während er darüber angestrengt nachdenkt, schreibt er, beobachtet von den gespannten Bücken der restlichen Anwesenden im Raum, auf einen Zettel die Worte: Zugangssicherung für ISAT-Büro! Dann schraubt er den silbernen Füller wieder zu und steckt ihn in die Seitentasche seiner Jacke. Er zieht die an der goldenen Kette hängende Taschenuhr mit dem Porzellandeckel heraus und lässt den Decke auf schnappen. Während die Melodie von >Üb immer Treu und Redlichkeit< einen Ausdruck gereizter Nervigkeit im Gesicht der Kommissarin hervorbringt, sind die Mienen der drei Männer aus England und Irland erst ungläubig versteinert, dann reichlich verblüfft. Kein Wunder. Für sie ist es das erste Mal.

Mit einem bedauernden Blick auf die Gravur in der Innenseite des Deckels verschließt Benedict das kostbare Kleinod wieder vor den Blicken der anderen.

Die Musik ist verstummt. Die Geräusche der belebten Lorettostraße dringen umso deutlicher durch die vom Nachmittagssonnenschein durchfluteten doppelverglasten Thermopen-Fenster herein.

»Na, ist auch egal. Werde mich drum kümmern«, gibt sich Benedict dann selbst die Antwort auf seine Frage, rollt den mit schwarzem Stoff bezogenen Schreibtischsessel auf die immer noch in der offenen Tür stehende Kommissarin zu und fordert sie mit einer weit ausholenden Handbewegung zum Sitzen auf. »Könnten Sie auch die Tür bitte hinter sich zumachen, Frau ... Kollegin!«

Er selbst setzt sich gewollt locker und leger auf die Kante seines Schreibtischs und stellt dabei fest, dass er sich bei nächster Gelegenheit mal wieder auf die Waage stellen sollte. Das spannt alles ganz schön. Besonders, wenn man sich bemüht locker und leicht geben will.

»Erstens: Es handelt sich bei den hier Anwesenden nicht um festzunehmende Gewalttäter. Ich ersuche Sie also im Nachhinein um die Befolgung wenigstens minimaler Höflichkeitsregeln, worunter ich auch das Anklopfen an eine geschlossene Tür verstehe.«

Mit einem heftigen Kopfschütteln würgt der Leiter des 1. K eine offensichtlich hochschießende Entgegnung der weiblichen Untergebenen mit der dicken Hornbrille ab.

»Nein! Sie hatten doch gerade Ihre Szene! Zweitens: Sie selbst provozieren durch Ihre hanebüchene Art von ... Auftritten offensichtlich immer gerade die Reaktion, die Sie dann reklamieren und als deren besonders weibliches Opfer Sie sich dann darstellen. Und das sogar auf dem Dienstweg und nicht, wie es bisher unter uns Kollegen üblich war, bei einem gemeinsamen Kneipengespräch oder anderswo, wenn Sie denn schon kein Bier mögen! Drittens: Es hat doch nie einen Zweifel daran gegeben, dass Doemges und Sie für die SpriKo verantwortlich sind! Ich möchte Sie daran erinnern, dass Kommissar Doemges die Leitung hat, und ich darf wohl weiterhin Ihr Augenmerk auf die Tatsache lenken, dass ich weiterhin der Leiter 1. K bin und ich mir somit zu jeder Tages- und Nachtzeit das Recht herausnehme, mich über den Ermittlungsstand zu informieren beziehungsweise in die laufenden Ermittlungen einzugreifen! Sollte Ihnen das missfallen, dann müssen Sie entweder die bestehenden Verantwortungsstrukturen bei der Polizei ändern oder selbst zum Leiter des 1. K. reüssieren!« Der Mann auf dem Schreibtisch macht eine Pause, um Luft zu holen, und denkt kopfnickend, dass dieses schöne Wort auch von Kriminalhauptmeister Ganser hätte kommen können, der ein Faible für ausgefallene Fremdworte an richtigen und falschen Stellen hat.

»Zu dem von Ihnen angesprochenen Fall: rein zufällig bin ich in der betreffenden Samstagnacht noch mal auf der Kriminalwache des Präsidiums gelandet und habe dabei den Fall dieses Mädchens mitbekommen. Ich habe mich aber ganz bewusst aus der Sache herausgehalten und mir nur berichten lassen! Alles Weitere ist, wie Ihnen bekannt sein dürfte, über die Kolleginnen von der Sitte gelaufen. So weit dazu und auch nur, um Ihnen meine Geduld und Kooperationsbereitschaft zu zeigen, denn es gibt keine Notwendigkeit für derartige Rechtfertigungen meinerseits!«

Der Hauptkommissar ist jetzt in Fahrt, lockert energisch den Kragenknopf und schlenkert unduldsam mit den langen Beinen.

»Viertens: Ihre Bemerkung zu den >sogenannten< Spezialisten möchte ich aus Höflichkeitsgründen gegenüber den Anwesenden zu diesem Zeitpunkt übergehen. Nur so viel dazu: Es hätte nicht viel gefehlt und Sie, verehrte Kollegin, wären bei Ihrem ... etwas überraschenden Eintritt fast das Opfer der Neun-Millimeter-Browning eines dieser, wie Sie anzumerken beliebten, >sogenannten< Spezialisten geworden. Ich habe doch recht, Jerry, oder?«

Die Frage peitscht ziemlich überraschend auf den ahnungslosen S.I.B.-Captain herunter. Für einen Sekundenbruchteil durchschlägt sie die Panzerung aus Kolonialpatt und bringt ein verlegen grinsendes Waliser Jungengesicht zum Vorschein.

»Positiv!«, kommt die kurze Antwort aus dem wieder aristokratisch versammelten Antlitz des Engländers.

Maria Leiden-Oster schluckt.

»Fünftens: Der Mann, den ich der SpriKo zur Unterstützung zugesagt habe, ist kein >Supermann<, aber ein Kollege mit verschiedenen Meriten und mit Fähigkeiten, die Sie im Laufe der Zusammenarbeit mit ihm hoffentlich noch zu schätzen lernen wissen. Er wird in ungefähr einer Stunde im Präsidium eintreffen und sich dann sicherlich bei Ihnen melden. Der Kollege Ganser ist übrigens durch eine Nebelkarambolage auf der Autobahn aufgehalten worden und bittet um Entschuldigung für die Verspätung!«

Benedict hat die größte Wut herausgelassen und versucht, mit dem letzten Satz das Feld für Kriminalhauptmeister Ganser vorzubereiten.

»Ach ja, mit dem Dunklenbroich. Das ist mir absolut neu. Wo holt man sich denn heute eine Gelbsucht?«

Das nahezu versteinerte Gesicht der Leiden-Oster verzieht sich widerstrebend zu einer Grimasse. Als sie die zusammengebissenen Lippen dann öffnet, ist sogar der Anflug eines winzigen Lächelns zu erkennen. »Muscheln!«

Grotesk. Ein einziges Wort, ein ganz bestimmtes Wort, scheinbar völlig fehl am Platz, reißt die harschen Wortbarrikaden der vergangenen Minuten ein. Die erstarrten Fronten und Gesichtszüge lösen sich in allgemeinem Glucksen auf.

»Wie bitte?«

Benedict versucht seine so plötzlich entspannten und fröhlichen Gesichtszüge hinter der vorgehaltenen Hand zu verbergen, beschließt aber dann doch die Flucht nach vorne, sieht der Kommissarin direkt ins Gesicht und prustet los. Da auch die drei ausländischen Kollegen jetzt in ein mehr oder weniger offenes Gelächter ausbrechen, der Sinn für die Komik der Situation ist ihnen nicht entgangen, hat auch die Kommissarin auf ihrem Stuhl Mühe, die Versteinerung beizubehalten.

»Ja, Muscheln«, kommt es zwischen ihren Lippen hindurch, und sie fügt, nun wenigstens schief grinsend, hinzu: »In einem Restaurant während seines Kurzurlaubs!«

Aber störrisch wie ein Maulesel, der sich gegen die Trense wehrt, kommt die Kommissarin auf ihr Thema zurück. »Nein, da ist für mich überhaupt nichts komisch dran! Das nächste weibliche Opfer ist doch schon vorprogrammiert, aber meine Vorschläge werden in der Kommission abgelehnt, und die Ermittlungen laufen in schöner Halbherzigkeit weiter. Nein, danke! Herr Kollege, die Stimmung unter den Frauen dieser Stadt sieht etwas anders aus, als Sie sich denken. Es kann sein, dass Sie da bald eine böse Überraschung erleben werden!«

Das Lachen hat sich wieder irgendwohin verkrochen. Benedict runzelt die Stirn. »Für den Dunklenbroich kriegt die SpriKo natürlich Ersatz. Ich kümmere mich darum, dass wir noch eine Kollegin aus dem 2. K loseisen können!«

Unruhig rutscht der Hauptkommissar auf der Schreibtischkante herum, aber der von innen aufsteigenden Kälte ist so nicht beizukommen. Er steht auf und geht zunehmend nervöser in dem Raum hin und her.

»Möchten Sie die von Ihnen zuletzt gemachte Andeutung noch irgendwie präzisieren oder mir konkrete Verdachtsmomente dazu mitteilen? Dinge, die polizeiliches Vorgehen erforderlich machen, oder war das dann alles?«

Die Kommissarin Maria Leiden-Oster steht steif und wieder verschlossen auf. »Nein, das war’s von meiner Seite!« Dann, mehr mit Blick auf die anderen drei Polizisten: »Sollte ich zur unrechten Zeit hereingeplatzt sein, bitte ich um Entschuldigung. Danke!«

Die Tür ist zu. Die Männer im Raum sind wieder unter sich. Benedict lässt einen lang auf gestauten Atemzug heraus. Er fühlt sich immer beengter in seinem taillierten Hemd und der Weste darüber.

Patrick O’Connell zeigt seine Grübchen. »Überall die gleichen Probleme mit den Weibern!«

Die anderen Polizisten entlassen ihre Spannung über lautes Räuspern. McGrath holt sich noch eine Cola aus dem Kühlschrank. Der Engländer blättert abwesend in seinem grünen Hefter. Hauptkommissar Benedict steht jetzt an einem der beiden Fenster und sieht hinaus. Gegenüber verschwindet die Kommissarin im Präsidium. Jetzt, da der Nebel weg ist und die Herbstsonne scheint, sieht das Polizeihauptquartier gar nicht mehr so klotzig und bedrohlich aus. Richtig niedlich aus dieser Perspektive.

Nach einer Weile wendet er sich wieder um in den großen ISAT-Raum. »Können wir dann mit unserer Lagebesprechung weitermachen?«, sagt er dann ruhig.

»Weitermachen ist gut!«, kichert O’Connell.

»Also, ich darf noch mal wiederholen ...«

Doch dazu kommt es nicht, denn wieder wird die Tür auf gerissen, und im Raum steht Gernot Ganser. »Hallo Chef! Sie sind aber schwer zu finden. Sind Sie bei den Kanalarbeitern gelandet oder was ... oh ... Entschuldigung ... äh ...«

*


Auf dem zweiten Stock des Präsidiums ist es gegen 18 Uhr schon ziemlich ruhig. Das Geschehen verlagert sich zu diesem Zeitpunkt routinemäßig in die Kriminalwache im Erdgeschoss. Hauptkommissar Benedict verglich das einmal mit der Situation eines Krankenhauses, wo auch gegen Abend und am Wochenende auf den Stationen Ruhe einkehrt und nur dringende Fälle in der Ambulanz behandelt werden. »Unsere Ambulanz ist eben die Kriminalwache«, sagte er damals an einem der vielen gemeinsamen Spätdienstabende zu Gernot Ganser.

Der macht sich wieder mit seiner alten Arbeitsstätte vertraut, bewundert den neuen Farbton der Flurwände. Es riecht auch noch nach frischer Farbe. Vereinzelt hört er Schreibmaschinenanschläge und Stimmengemurmel hinter verschlossenen Türen. Irgendwo fallen Münzen klappernd in den Geldschlitz eines der Zigarettenautomaten. Das Geräusch hallt in dem großen runden Lichtschacht laut wider.

Dann steht der >ausgeliehene< Kriminalhauptmeister nach über einem Jahr wieder vor der Tür zum Ersten Kommissariat. Sein Kommissariat. Bevor er die Klinke niederdrückt, rekapituliert er nochmals kurz, was Benedict ihm eben in diesem langen Vieraugengespräch über die Situation des 1. K. im Allgemeinen und über die Spritzer-Ermittlungen im Besonderen mitgeteilt hat.

Ja. Hinter dieser Holztür steht eine verdammte Ansammlung von Fettnäpfchen herum, und er, Gernot Ganser, hat überhaupt keine Lust, da reinzutrampeln.

Die Stille in dem großen Dienstraum des 1 .K ist fast noch beängstigender als auf dem Flur draußen. So wirkt das Geräusch der sich öffnenden Tür wie der flache Schlag eines Lineals auf die Schreibtischplatte. Der tief über den Tisch gebeugte Kopf der blonden Frau im Zimmer fährt erschrocken hoch. Misstrauische Augen schauen den eintretenden Mann durch große Brillengläser hindurch an.

»Ja ...«

»Kriminalhauptmeister Ganser vom KD-Lehrgang Duisburg zum 1. K Düsseldorf versetzt. Ich melde mich zum Dienstantritt, Frau Kollegin!« Während Ganser spricht, baut er sich in Habachtstellung vor der Frau am Schreibtisch auf und schlägt übermäßig knallend die Hacken zusammen. »Der Supermann!«, entfährt es den verblüfften Lippen der Kommissarin, und sie zwinkert erstaunt mit den Augen.

»Der was?«, grinst Ganser ebenso erstaunt zurück. »Gernot Ganser heiß' ich, Kriminalhauptmeister bin ich, und die Affen hier im Präsidium nennen mich meistens >Schicki Ganser<, weil sie höllisch neidisch auf mein gepflegtes Outfit sind! Wenn mich der erste positive Eindruck nicht täuscht, sind Sie die neue Expertin aus Köln, die Kollegin Maria. Also dann, Maria, ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung! Wenn Sie wollen, habe ich sogar die ganze Nacht Zeit ...«

»Wie bitte?«

»... um von Ihnen alles Erforderliche über diesen, wie mir scheint, sehr heiklen Fall zu erfahren. Immerhin hat mir der Chef schon gesagt, dass Sie eine Spezialistin für solche Sachen sind und sich da auch ganz besonders mit befasst haben. Ich teile übrigens, nach dem wenigen, was ich weiß, Ihre Einschätzung der Situation weitgehend und bin da mit dem Chef nicht ganz auf einer Linie ...«

Nein, die ganze Nacht wird es nicht, aber als die beiden Polizeibeamten vom 1. K das Präsidium verlassen, ist es doch schon fast 22 Uhr, und das Hallo der Kollegen im Schlossturm hat einen Beiklang von Erstaunen, als Ganser mit der Kommissarin Leiden-Oster noch auf ein Bier vorbeikommt. Jedenfalls macht das am nächsten Morgen die Runde im Präsidium, und so kommt es schon gegen neun Uhr auch an Benedicts Ohren, der im ISAT-Büro darauf wartet, dass seine drei Kollegen von ihrem >Fototermin< gegenüber zurückkommen.

Nein. Sie hatten am Montagabend nicht mehr viel zustande gebracht, die Herren Hart, O’Connell, McGrath und Benedict. Nachdem das beabsichtigte Informations-Briefing erst durch die Kommissarin Leiden-Oster und dann durch den doch noch auftauchenden Kriminalhauptmeister Ganser gestört worden war, löste der Hauptkommissar die abgeschlaffte Runde gegen 7 Uhr abends auf.

Die drei >Gastarbeiter< hatten’s dankbar vernommen und waren unter der kundigen Anleitung des in Düsseldorf stationierten Captains zu einem Kneipenbummel durch die Altstadt aufgebrochen.

Vitus H. Benedict war durch den warmen Abend über die Rheinbrücke nach Oberkassel geschlendert, hatte sich Jeans und ein weites Flatterhemd angezogen und den restlichen Abend bei einer Flasche rotem Geisweiler auf der kleinen Terrasse seiner Rheinwohnung verbracht.

Trotz dieses Genusses ist er heute Morgen mit klarem Kopf und voller Tatendrang erwacht. Seine erste Amtshandlung im ISAT-Büro ist die Anordnung einer zusätzlichen Türsicherung, die das Spezialisten-Team vor weiteren Überfallbesuchen schützen soll. »Nein, wir haben uns schon beim Briefing im Yard gewundert. Das ist nicht die normale Aktionsweise der >Provisionals<. Sie bomben, oder sie schießen. Natürlich auch Exekutionen von Verrätern, in ihren Augen, oder besonders ... exponierten Leuten von der Gegenseite. Aber nicht so etwas wie bei euch in Düsseldorf. Stimmt's, O’Connell?«

McGrath fährt sich mit den kräftigen Fingern durch die langen, nach hinten gekämmten Haarsträhnen. Das ISAT-Büro ist knapp zwei Stunden später völlig verqualmt von Zigaretten- und Tabakrauch, der gnädig die restalkoholischen Ausdünstungen der drei nächtlichen Altstadtgänger überlagert.

Der Nordire steckt sich schon die fünfte Zigarette aus der weiß-blauen Senior-Service-Packung an, wirft dann die Schachtel Swan-Vestas-Streichhölzer dem Detective Inspector am anderen Schreibtisch zu. Der bemüht sich, seine erloschene Pfeife wieder in Gang zu setzen, und starrt aus rotgeäderten Augen zwinkernd auf Benedict.

»Damned right! Zwei Sachen sind hier nicht IRA-like. Okay. Es gab ein, zwei Fälle, wo sie ihre Opfer ausgezogen haben. Aber das machten sie, weil sie damit einen bestimmten Zweck verfolgten. Haben die Leute dann auch noch kahl geschoren oder geteert und gefedert. Zur Abschreckung oder weil sie ... Exempel ... machen wollten. Hier aber ... nur so ... gar keine Hinweise, was das soll ... schon komisch.« Der Pfeifenmann mit den Krollehaaren schüttelt den Kopf.

»Und das zweite?«, fragt der Hauptkommissar vorsichtig in den graublauen Zimmerdunst hinein.

Der Dubliner sorgt erst mal für Rauchnachschub aus seiner qualmenden Pfeife. »Die IRA-Leute wollen immer Publicity. Sie übernehmen immer und sofort die Verantwortung für solche Aktionen. Davon leben sie. Und in diesem Fall ... nichts. Nein, das ist nicht die Handschrift der IRA ... normalerweise. Wenn nichts von den anderen Dingen bekannt wäre, hätte ich auf eine Mafia- Angelegenheit getippt oder so was!«

Captain Hart, dessen bleiche Gesichtsfarbe nicht nur auf die Kneipentour der vergangenen Nacht zurückzuführen ist, räuspert sich, klopft mit den Fingern auf das vor ihm liegende voluminöse Filofax-Notizbuch und schüttelt energisch seinen Kopf. »Forget it! Wenn es auch nicht der üblichen Vorgehens weise der Provos entspricht ... die Sache ist klar für uns. Und es gibt für unsere Dienststellen auch eine Begründung dafür!«

O’Connell und McGrath sehen den Engländer noch mit verhaltener Skepsis an.

»Ja?«, sagt Benedict auffordernd, dabei den Oberkörper leicht vorbeugend.

Der Engländer klappt das in rotes Narbenleder gebundene Merkbuch auf, berichtet dann mit leiser, gleichförmiger Stimme, den Blick fest auf die engbeschriebenen Seiten des Kalendariums gerichtet.

»Sergeant Green vom IntCorps wurde während einer Mission getötet. Diese Mission hatte zum Ziel, spezielle Informationen über einen geplanten Anschlag während des Staatsbesuches des englischen Thronfolgers in Westdeutschland oder West-Berlin herauszubekommen. Im Auftrag des IntCorps hatte Green in den letzten zwei Jahren Kontakte zur irischen Szene in Nordrhein-Westfalen auf genommen. Es war ihm gelungen, sich dabei auch an das IRA- und Sympathisantenumfeld heranzumachen ...« Der blasse Captain mit dem schmal geknoteten rosa Schlips über dem gestreiften Hemd gleichen Farbtons unterbricht seinen monotonen Redefluss, fügt in kaum verhohlenem ironischen Tonfall ein: »Das ist nicht so schwer wie bei euren RAF-Leuten. Die Iren quatschen gern und viel, sind bekanntermaßen Aufschneider und Sprücheklopfer!«

Der Düsseldorfer Hauptkommissar hält den Atem an. Dieser letzte Satz, mit plätschernder Belanglosigkeit in den Dunst nächtlichen Altbiers und täglichen Nikotins hineingesprochen, verliert sich in den erstarrten Lachgrübchen des Dubliners. Der setzt schließlich so etwas wie eine Jammermiene auf.

»Ein nationales Problem. Wie unser Klima, welches uns so schläfrig macht. Eine Bürde, an der nicht nur die IRA zu tragen hat ... auch die Herren James Joyce, Oscar Wilde, G. B. Shaw, Sean O’Casey, W. B. Yates und einige andere waren damit geschlagen!«

Das Lachen in den Augen des GARDA-Mannes sieht jetzt wieder echt aus. Benedict sackt entspannt auf seinem Sitz zusammen. Der Nordire zupft angelegentlich an den rotblonden Härchen auf dem Rücken seiner linken Hand.

Als sei nichts geschehen, setzt der S.I.B.-Captain seinen eintönigen Redefluss wieder fort. »Meine beiden Kollegen von der RUC und der GARDA haben völlig recht, diese Exekution ist keinesfalls typisch für die IRA. Die Verfahrensweise ist aber angemessen und logisch, wenn man von den folgenden Prämissen ausgeht: Ein Anschlag auf Prince Charles und Lady Diana während ihres Deutschland-Besuches ist von den Provos geplant. Der IntCorps-Mann bekommt Wind davon, wird aber enttarnt und getötet, bevor er nähere Einzelheiten an das IntCorps-Hauptquartier weiterleiten kann. Warum aber das Szenario mit der nackten Begleiterin, welches die deutsche Kripo offensichtlich in Richtung Sexualverbrechen lenken sollte? Zumindest kurzzeitig?«

Captain Hart blickt von seinem dicken Notizbuch auf und sieht die drei anderen Mitglieder der ISAT-Gruppe der Reihe nach an. Dann versenkt er den Kopf wieder in den Blätterwust und spricht zufrieden weiter. »Zeit! Sie brauchten aus irgendeinem Grund Zeit, um die wirklichen Tatmotive zu verschleiern. Nicht lange, denn es muss ihnen klar gewesen sein, dass die Ungereimtheiten irgendwann auch den deutschen Dienststellen auffallen würden und außerdem ja auch wir nicht schlafen. Aber so ein oder zwei Tage wollten sie damit versuchen rauszuschinden.«

»Ein oder zwei Tage Zeit? Wozu?«

»Jemand eine Idee? Ein Pfennig für eure Gedanken!«, wirft der Engländer Benedicts Frage zurück in den Raum.

»Um laufende Vorbereitungen einer Operation nicht zu gefährden, nehme ich an. Einer sehr wichtigen Operation!«, unterbricht O’Connell sein angestrengtes Pfeifengepaffe.

Der Belfaster McGrath zischt leise die Anfangstöne von Rule Britannia durch die Zähne. »Sure! Wenn sie schon ein Kommando in Marsch hatten, mussten sie unbedingt verhindern, dass die Grenzen zu stark bewacht würden, und so groß ist ihr Reservoir an dafür geeigneten Leuten ja auch nicht ...«

»Zwischen zwanzig und dreißig Leute höchstens!«, schiebt der S.I.B.-Mann sachlich dazwischen.

Der Hauptkommissar runzelt erstaunt die Stirn. »Zwanzig oder dreißig? Die Irisch Republikanische Armee? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?!«

Die Blicke der drei Herren von den jeweiligen Inseln richten sich mit Interesse auf den Düsseldorfer, dessen erstaunte Frage sie gelassen aufnehmen. Nach einer kurzen Augenverständigung lässt der englische Captain einen fast resignierten Seufzer hören, bevor er aufsteht und zu dem neben dem Fenster aufgebauten Flipchart hinübergeht.

»Ich glaube, wir haben bei unserem Kollegen von der deutschen Mordkommission etwas zu viel vorausgesetzt. Also speziell für dich, Herr Kommissar, eine kurze Einführung in die Struktur dessen, was allgemein und fälschlich als die Irisch Republikanische Armee bezeichnet wird.«

Der schmale Mann nimmt sich den bereitliegenden Filzschreiber und malt mit wenigen Strichen ein schwarzes Viereck auf das Papier.

»An der Spitze dieser von dir IRA genannten Terrorbande steht ein siebenköpfiger sogenannter Armeerat, der für die Abstimmung und Koordination der Terroraktionen zuständig ist und außerdem dafür sorgen soll, dass diese Aktionen politisch und propagandamäßig durch die Sinn Féin flankiert werden ...«

»Die Sinn Féin ist der politische Arm der IRA, sie ist als Partei zugelassen!«, wirft O’Connell schnell ein und klopft mit seiner Pfeife auf dem Rand des großen Aschenbechers herum.

McGraths Stimme überdröhnt das Klopfgeräusch des Dubliners: »In der Republik Irland haben sie jetzt bei der Wahl einen Anteil von ganzen 1,8 Prozent von den Gesamtstimmen erhalten, das sind gerade 30000 Wähler. So viel zur politischen Stärke der Sinn Féin!«

»Können wir über diese Sache vielleicht etwas später sprechen?« Benedict sieht hilfesuchend den Engländer an, denn er befürchtet eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Iren.

Captain Hart malt schnell ein neues Rechteck auf das Papier. Knapp unterhalb des ersten. »All right, Gentlemen, machen wir weiter mit den Provos. Dieser Armeerat wird angeblich gewählt von dem Executiv-Kommando, einer zwölfköpfigen Gruppe, die von einem sogenannten Armee-Konvent delegiert wird. Das ist aber, wie vieles andere da auch, nonsense! Sieben Leute des Executiv-Kommandos üben gleichzeitig auch die Funktionen im Armeerat aus.«

Zwei weitere Rechtecke entstehen auf dem sich füllenden Papier.

»Stabschef und Generalstab!« Der Ton Harts ist triefende Ironie. »Besteht aus zwölf IRA-Dienstgraden.«

Ein Paar voneinander wegstrebender Pfeile weist auf zwei weitere schwarze Quadrate, die der emsige Faserstift jetzt mit Buchstaben füllt: »Kommando Süd. Kommando Nord.«

Die nervige Hand des Captains füllt jetzt das restliche Papier bis zum unteren Rand mit kleineren Rechtecken und einer Vielzahl von Kreisen. »Zu jedem Kommando gehören drei Brigaden. Jeder Brigade sind vier Bataillone mit je einem ASU unterstellt. Ein Active Service Unit besteht in der Regel aus drei oder vier Terroristen. Das ASU ist auf Zellenbasis strukturiert. Nur jeweils ein Mann führt das ASU und kennt alle anderen. Bei den insgesamt sechs Brigaden handelt es sich um die Brigaden Londonderry, Donegal, Tyrone/Monaghan, Armagh, Dublin und Belfast.«

Der Captain legt den Faserstift wieder auf die Metallablage und blickt leicht angewidert auf die Innenseite seiner rechten Hand, wo sich dunkle Farbstreifen abzeichnen.

»Ich geh' mal die Hände waschen!«

Als er nach einigen Minuten wieder zurückkommt, riecht es stark nach Seife. Sein Gesichtsausdruck ist nicht viel freundlicher, denn der penetrant riechende Schmutzlöser hat gegen die Edding-Power auf seiner Hand kaum etwas ausrichten können.

»Aber das alles spricht doch nicht gegen meine angeblich falsche Auffassung über die Stärke der IRA-Organisation«, schüttelt Benedict seinen Kopf. »Das sieht doch ganz manierlich aus!«

»Rubbish! Its all rubbish!«

Mit diesen wütenden Worten unwillkürlich ins Englische fallend, springt der Captain nochmals auf, greift sehr zögerlich erneut nach dem Metallstift und macht einen energischen, diagonalen Strich über sein eben gefertigtes Werk.

»Es ist nur für die Show!«, meldet sich auch der blonde Nordire von seinem Platz. »Das ist nur eine psychologische Sache. Damit soll den Leuten der Eindruck vermittelt werden, dass es sich immer noch um eine richtige Armee handelt. In Wirklichkeit haben sie so dreißig Scharfschützen und Dynamiteros, zwanzig Rekruten in Ausbildung und 500, die auf der Reserveliste stehen!«

»Nach den Erkenntnissen der IntCorps-Leute gibt es überhaupt nur eine Brigade, die sich halbwegs der Soll-Stärke annähert, und das ist die Belfast Brigade. Insgesamt wissen wir von zwölf ASUs in Ulster, zwei im Kommando Süd und einem, das auf dem europäischen Festland operiert.« Der Captain kritzelt die Zahlen 12/2/1 quer über das Organisationsschema.

»Und die Schläfer!« O’Connell hat lange nichts mehr gesagt. »Sie haben Schläfer in England, Holland, Belgien und hier in Westdeutschland!« - »Schläfer sind Leute, die erst dann >geweckt< werden, wenn sie für eine Aktion in dem jeweiligen Land benötigt werden. Zum Beispiel Anschläge auf unsere militärischen Einrichtungen in den britischen Zonen ... na, also hier in Nordrhein-Westfalen«, beeilt sich der Captain dem Hauptkommissar zu erläutern.

»Ach ja?«

Die Ironie bleibt den Anwesenden nicht verborgen, aber der Engländer zuckt nur die Schultern.

»Unser Problem wird nicht Armeerat oder Sinn Féin heißen.« Der Vertreter Albions greift nochmals in die schmale Ablage und schlägt dann das vollgeschriebene Blatt hoch über den Flipchart-Ständer. »Unser Problem heißt für die nächsten Wochen«, der Schreiber quietscht hässlich über das weiße Papier, »Special Active Service Unit, kurz SASU!«

Der Captain hat ein Faible für gute Abgänge. Mit den letzten Worten verlässt er seinen bisherigen Standort und setzt sich wieder hinter seinen Schreibtisch.

»Allmächtiger Gott!«, stöhnt O’Connell und richtet genervt die Augen zur Decke. »Du solltest es mal bei der Shakespeare Company versuchen, Jerry. Wir glauben, dass die Provisionals zur Zeit große Probleme haben. Seit die irische Regierung die Aktivitäten der IRA auf unserer Seite stark unterbindet und die GARDA zusammen mit der Royal Ulster Constabulary und der englischen Armee grenzüberschreitende Operationen gegen die Leute durchführt, sieht es nicht so gut aus mit der republikanischen Bewegung. Das zeigen ja auch die Wahlergebnisse der Sinn Féin. Dadurch fehlt aber die Legitimation für die militärische Seite der Bewegung. Die Unterstützung für die IRA wird geringer. Es gibt das Irisch-Englische Abkommen von 1984. Die Iren tragen zwar die Wiedervereinigung mit Ulster im Herzen, aber es ist keine politische Tagesfrage mehr. Dazu kommen hohe Verluste bei den militärischen Aktionen der IRA. Dann die vielen unschuldigen Opfer bei Bombenanschlägen!«

Unruhig steht Hauptkommissar Benedict auf. Starrt mit zusammengekniffenen Augen auf das Telefon. Verblüfft bricht der Dubliner seinen Vortrag ab. Die beiden anderen blinzeln erstaunt mit den Augen. Voller Konzentration fixiert der deutsche Polizist das Telefon auf dem Schreibtisch. Auf der angestrengt gefurchten Stirn erscheinen winzige Schweißperlen.

Es klingelt. Das Telefon klingelt.

Befriedigt lässt der Kriminalbeamte die angehaltene Luft entweichen und ergreift nach dem dritten Läuten den Hörer.

»Ja ... am Apparat ... nein, noch nicht ... ich kenne den Kalender, Kollege ... 5 Wochen noch ... also nur vier ... ja, ich habe verstanden ... Wiedersehen, Kollege!«

Der Hörer liegt wieder auf der Gabel, und Benedict wendet den drei konsternierten Zuhörern unhöflich seinen Rücken zu. Sieht aus dem Fenster. Im flacher werdenden Licht der Abendsonne sieht das Präsidium auf der anderen Straßenseite merkwürdig verschwommen aus. Es scheint, als lösten sich die kantigen Konturen des mächtigen Steinbaus an den grätigen Rändern auf. So entsteht vor den Augen Benedicts das Bild eines leicht zitternden, vibrierenden Polizeihauptquartiers, das, kaum merklich aus seinem Gesichtsfeld herauswandert. Mit einem energischen Ruck wendet sich der Hauptkommissar wieder seinen ISAT-Kollegen zu.

Die starren ihn noch immer entgeistert an. »Können ... kannst du das auf Kommando?«

»Was ?« Benedict ist noch von dem merkwürdigen Bild gefangen.

»Na ... machen, dass das Telefon klingelt!« O’Connell’s Stimme schwankt noch in der Erinnerung an die hypnotische Telefonübung des Deutschen. »Quatsch! Aber manchmal funktioniert es eben, und die Wirkung auf die Anwesenden ist immer garantiert. Das war übrigens ein Kollege von der Sicherungsgruppe in Bonn-Meckenheim. Fragte, ob wir schon was wissen!«

»Jesus! Wir sind seit gestern hier!« Der Belfaster zeigt Empörung.

»Ja, aber diese Fragen wird man uns jetzt öfter stellen. So ungefähr zweimal pro Tag. Ach ja, noch etwas. Man gibt uns vier Wochen Zeit. Bis dahin sollen wir wissen ob, wie und wo! Sonst würde man sich was anderes einfallen lassen müssen!«

»Und was?«

»Hat man mir nicht gesagt.«

»Vier Wochen!« Die Stimme des Engländers kommt flach wie ein zu trockener Toast über den Schreibtisch gebröselt.

»Machen wir also weiter!«

*


Auf die Fernsehsendung freute er sich schon lange. Zum Glück schaffte er es gerade noch bis 21 Uhr. Und wenn er nicht so gedrängelt hätte, wäre das eine lange Büronacht geworden. Wie die das nur aushalten. Hatten doch gestern schon voll durchgezogen.

Jubiläumskonzert von Peter, Paul & Mary aus Nashville/Tennessee, 25 Jahre. Das wollte er nicht verpassen. Schließlich waren sie auch ein Stück seiner eigenen, nicht unbewegten Vergangenheit. Blowin' in the wind. Da war er noch bei der Bundeswehr gewesen. Puff, the magic dragon. Noch kein Gedanke damals an Kitty von Salm oder die heißen Tage von Heidelberg und Frankfurt. Ach, die drei sind immer noch so verdammt gut!

Ja, jetzt weiß er eine ganze Menge mehr als heute Morgen: dass die offizielle Irisch Republikanische Armee im Grunde genommen mit dem Auszug der >Provisionals< im Jahre 1969 aufgehört hatte zu existieren und die abgewanderten Provos eine Art irischer RAF darstellten; dass es davon wiederum Abspaltungen gegeben hatte: 1974 die Irish Republican Socialist Party, gegründet von Bernadette Devlin, und 1975 die Irish National Liberation Army, die noch die Provos für zu gemäßigt hielt, aber gelegentlich mit ihnen militärisch kooperierte; dass alle diese Gruppen auch durch die Gegenaktionen der britischen SAS-Leute schwere Verluste erlitten hatten; dass Angst vor Verrätern in den eigenen Reihen umging, nicht zuletzt nach dem schweren Schlag der SAS gegen die East Tyrone Brigade in Loughgall, wo acht der besten IRA-Kämpfer ausgelöscht wurden. Hinzu kamen Schwierigkeiten auf der Finanzierungsseite, nachdem die Regierung in Dublin 7 Millionen DM IRA-Gelder auf Konten der Bank of Ireland beschlagnahmt hatte. Alle diese Schwierigkeiten und die Angst vor Maulwürfen in den eigenen Reihen hatten dazu geführt, dass keine Aktionen mit größeren Gruppen mehr durchgeführt wurden. Außerdem wurde die Unabhängigkeit der ASUs noch erweitert. Und es wurde für besonders wichtige, strategische Operationen das sogenannte Special Active Service Unit aufgebaut. Es unterstand nicht der normalen Befehlsstruktur der Organisation, sondern war direkt dem Armeerat unterstellt. Nur dessen Mitglieder kannten die Namen der SASU-Kämpfer und den Kampfauftrag. Und mit einem solchen Spezial-Kommando würden sie es ohne Zweifel zu tun haben. Mit Leuten, die ihr tödliches Handwerk besonders gut verstehen. Die nichts mehr zu verlieren haben. Irische Kamikazes hatte Captain Hart sie genannt. Und die anderen beiden hatten nicht widersprochen.

Das letzte Lied von Peter Yarrow, Paul Stookey und Mary Travers verrauscht im gewaltigen Applaus der meist fünfzigjährigen Zuschauer. Die Erinnerungen sind vorbei.

Benedict schaltet den Apparat aus. Auf dem Bildschirm bleibt als Negativ das verblassende Bild eines füllig gewordenen Madonnengesichtes. Dann ersetzt ein anderes Frauenbild den Kopf der Sängerin auf dem dunklen Monitor, flackernd in knisternden elektrostatischen Entladungen.

Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek

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