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1.2 Was sagt uns PISA-E für Deutschland?

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Müssen wir nun nach Finnland oder Bayern pilgern, um die Schule der Zukunft zu sehen?

Nachdem bei PISA-international Finnland, Kanada – an dem sich jetzt Bayern orientieren will, das aber gleichzeitig alles anders macht als sein nordamerikanischer Partner – und Südkorea vorn lagen, kam dann der mit Spannung erwartete innerdeutsche Leistungsvergleich PISA-E, den Bayern und Baden-Württemberg gewannen. Und danach folgte PISA-E II, eine Studie, die mit denselben 50.000 15-Jährigen aus 1246 Schulen aller 16 Bundesländer im Jahre 2000 durchgeführt wurde, die auch schon für die Ermittlung von Lesekompetenz und Umsetzenkönnen von mathematischem und naturwissenschaftlichem Wissen bei dem ersten PISA-E-Leistungsvergleich herhalten mussten. Nur ging es hierbei um Anderes:

– Das Benotungsverhalten der Lehrer wurde untersucht; dabei ergab sich, dass der Zensurendurchschnitt in allen Schulformen und sämtlichen Bundesländern etwa gleich ist, dass allerdings dieselbe Leistung in Mathe an derselben Schulform mal mit einer 2, mal aber auch mit einer 4 oder 5 benotet wurde, dass die größte Notenstreuung an den hessischen Gesamtschulen, die geringste an den baden-württembergischen Realschulen feststellbar ist und dass 20 Prozent der bayerischen und baden-württembergischen Haupt- und Realschüler besser waren als das schwächste Drittel der Gymnasiasten.

– Die Bereitschaft zu sozialem Engagement (Kategorie „Verantwortungsübernahme“) ist in den alten Bundesländern deutlich höher als in den neuen (hier führen Nordrhein-Westfalen und Bremen vor Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen), während beim Aspekt „Verantwortungsabwehr“ (sprich Egoismus und Wegschaumentalität) die neuen Länder vorn liegen.

– Bei Migrantenanteilen in den Schulklassen bis hin zu 20 Prozent sinkt die Durchschnittsleistung „rapide“, und ab dann bleibt sie gleich schwach, so dass es keine Rolle mehr spielt, ob jeder fünfte, jeder dritte oder jeder zweite Schüler Zuwanderer ist, was offenbar daran liegt, dass Schulen erst bei einem Anteil ab etwa 20 Prozent mit gezielteren Förderungen von Migrantenkindern beginnen. Ausländerkinder in Bayern und Baden-Württemberg zeigen eine ziemlich hohe Leistungsfähigkeit, in Bremen und Schleswig-Holstein aber eine auffällig geringe.

– Die Schulzufriedenheit ist bei Gymnasiasten am geringsten.

– Während Mädchen bessere Leseleistungen erbringen, können die Jungen besser rechnen, aber selbst die, die gut rechnen können, haben größere Probleme, mathematische Zusammenhänge zu verstehen, als skandinavische oder kanadische Schüler.

Was lehrt uns das alles?

Die meisten Kritiker führen die ungünstigen Resultate auf eine unzulängliche Lernkultur der Schulen und auf eine zu früh einsetzende Selektion, nämlich bereits nach Klasse 4, in Richtung Hauptschule, Realschule und Gymnasium zurück, so dass zum Beispiel 40 Prozent der bayerischen Realschüler auch im Gymnasium gut mithalten könnten; schuld sind Notenhürden vor den weiterführenden Schulen schon bei Zehnjährigen, die Spätentwicklern Bildungschancen verbauen, so dass Bayern nahezu die niedrigste Abiturientenquote in Europa erreicht. Überhaupt sagt die Tatsache, dass ein und dieselbe Arbeit bundesweit und auch innerhalb einer Schulform zwischen 1 und 5 bewertet wird, noch nicht sonderlich viel aus, denn man kann eine Klassenarbeit nicht an sich benoten, ohne zu wissen, was zuvor konkret im Unterricht behandelt wurde.

Wieder einmal wurden also bei PISA Äpfel mit Birnen verglichen. Und wieder einmal bleiben viele Fragen offen: Ist es nicht wunderbar, dass Bremer Schüler so sozialkompetent sind, obwohl die bundesweit höchste Quote an ausländischen Mitschülern den Klassendurchschnitt dort etwas herunterzieht? Sind Noten überhaupt sinnvoll, da doch Dänemark bis zur Klasse 7 und Schweden bis zur Klasse 8 gar keine Noten geben? Lernen nicht Kinder besser ohne und Jugendliche besser mit Noten? Sind „pädagogische Noten“, die mehr Mut machen, als den objektiven Leistungsstand widerzuspiegeln, nicht angemessener als „gerechte“, aber zugleich demotivierende und schwache Schüler abkoppelnde? Muss man die hessischen Gesamtschullehrer für ihre offenbar individuell differenzierende Notengebung eher tadeln oder eher loben?

Die 15 Gebote des Lernens

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