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Fotografisch anspruchsvolle Bilder statt effektgetränkter Mainstream

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HDR ist die Abkürzung für High Dynamic Range. »Dynamik« bedeutet in diesem Zusammenhang die Spanne zwischen dem dunkelsten und dem hellsten Punkt eines Bildes. Unser Auge ist in der Lage, einen hohen Dynamikumfang zu erfassen – viel höher, als dies aktuelle Kamerasensoren können.

HDR bezeichnet also ein Verfahren (bei Aufnahme und Bearbeitung des Fotos), mit dessen Hilfe Fotos erstellt werden können, die einen sehr breiten Dynamikumfang haben, der dem menschlichen Auge nachempfunden ist.

Das folgende Bild zeigt ein Beispiel: Die Lichtsituation vor Ort hatte eine hohe Dynamik – für ein Nicht-HDR-Foto hätte ich mich bei der Belichtung zwischen den Details im Halbdunkel des Esssaals oder den Details der weißen Fenstergardinen entscheiden müssen. Das HDR-Verfahren erlaubt mir, beides zu zeigen, und kommt damit meiner Wahrnehmung der Szenerie vor Ort viel näher. (Künstliches Licht war hier übrigens keine Option – Sie erinnern sich, wie wichtig mir die natürliche Wiedergabe der Lichtstimmung vor Ort ist?)


Nikon D800, 15 mm, (1/125, 1/40, 1/13, 1/4, 0,8 s), f/8, ISO 100 (siehe auch Seite 23)

Mit »HDR« wird aber auch ein bestimmter, meist über Filter oder Vorgaben in Bildbearbeitungsprogrammen zugewiesener Look bezeichnet, der sich so oft in der Lost Places-Fotografie findet, dass er das Genre tief geprägt hat. Dabei ist die Bedeutung von HDR immer noch dieselbe wie oben beschrieben, der Unterschied ist aber: HDR wird hier nur simuliert und verkommt so zum bloßen Effekt.

Das führt sehr oft zu sehr merkwürdigen Ergebnissen, sodass HDR inzwischen ein Synonym für schlecht bearbeitete, bunte Fotos mit unrealistischen Kontrasten geworden ist. Auch wenn dieser falsch verstandene und effekthascherische Einsatz von HDR inzwischen etwas aus der Mode gekommen ist, so ist er doch nach wie vor sehr verbreitet. Sie haben diese Bilder sicher schon oft gesehen, und sie mögen bei Ihnen im ersten Moment sogar einen Wow-Effekt ausgelöst haben.


Sony A300, 10 mm, 1/30 s, f/11, ISO 100

Meine Fotos von Lost Places definieren sich nicht über den HDR-Look, aber ich wende HDR als Technik an – wie oben gesagt, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich fotografiere ja auch, was ebenfalls typisch für das Genre ist, sehr gern weitwinklig, um den Raum als Ganzes einzufangen. Trotzdem haben für mich auch Detailaufnahmen ihren ganz besonderen Reiz. Und aufgrund der geringeren Dynamik im Bild brauche ich hierfür nicht mal HDR.

In diesem Buch geht es also darum, wie Sie besonders gute, stimmungsvolle Bilder von Lost Places machen. Dazu sind teilweise Techniken wie HDR notwendig, aber nicht zwingend. Ihr Ziel sollte nicht sein, HDR als Effekt einzusetzen (also einen Look zu kopieren), sondern Ihr Motiv bestmöglich wiederzugeben. Um dieses Ergebnis zu erreichen, werden Sie immer wieder das HDR-Verfahren nutzen.

Doch bevor ich hierzu weiter ins Detail gehe, erkläre ich Ihnen, was es mit dieser High-Dynamic-Range-Technologie auf sich hat, da Sie vielleicht noch nie damit in Berührung gekommen sind.


Nikon D800, 70 mm, 0,6 s, f/2.8, ISO 100

Lost Places fotografieren

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