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Was Sie bei HDR alles falsch machen können

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HDR war in den letzten Jahren sehr populär, bekam aber wegen der damit betriebenen Effekthascherei schnell einen schlechten Ruf. Jeder Einsteiger in die HDR-Bearbeitung war fasziniert von dem Look und davon, wie »kunstvoll« seine Bilder mit ein paar Klicks erscheinen können, und drehte erst mal kräftig an den Reglern. (Ich nehme mich da nicht aus, wie Sie an den folgenden Beispielbildern sehen.)

Das führte oft zu knallbunten, überkontrastreichen, überschärften Bildern, die bei längerem Betrachten durchaus Kopfschmerzen hervorrufen können. HDR wurde außerdem so oft als Allheilmittel für die schwierigen Lichtverhältnisse in Lost Places eingesetzt, dass der typische HDR-Look fast schon zu einem Erkennungsmerkmal für Lost Places-Fotografie wurde. Dieser oft kritisierte Einsatz von HDR ist wie gesagt der falsche Weg – und so manche Bildbearbeitung hat es ihren Nutzern leider sehr einfach gemacht, ihn zu gehen.


Nikon D700, 24 mm, 1/100 s, f/9, ISO 200

Ein »schlechtes« HDR-Bild1 zeichnet sich dadurch aus, dass es einige oder alle der folgenden Merkmale aufweist:

 knallbunte Farben

 unnatürliche und übertriebene Mikro- und Makrokontraste

 dunkle, unwirkliche Wolkenhimmel in tiefen blauschwarzen Tönen

 ein Bild ohne Lichter und Schatten, obwohl das ganze Bild sehr kontrastreich ist

 komplett überstrahlte Fenster

 ein Look, der wie »gemalt« aussieht

 Geisterbilder (Objekte, die nicht in jedem Bild der Belichtungsreihe dieselbe Position haben und bei der HDR-Berechnung halbtransparent zu sehen sind, werden Geisterbilder genannt.)

 starke Überschärfung des Bildes

 Halos (helle Farbsäume um Objekte), die durch falsche HDR-Bearbeitung entstehen


Knallbunte Farben Nikon D700, 24 mm, 1/5 s, f/11, ISO 250


Dunkle unwirkliche Himmel Sony A300, 10 mm, (1/160, 1/20, 1/10, 1/5, 0,4, 0,8 s), f/10, ISO 100


Übertriebene Mikro- und Makrokontraste Nikon D700, 24 mm, 1/4 s, f/9, ISO 1000


Überstrahlte Fenster Nikon D700, 24 mm, 1/4 s, f/9, ISO 200


Keine Lichter, keine Schatten Sony A300, 18 mm, 10 s, f/8, ISO 100


Gemalter Look Nikon D700, 24 mm, 0.5 s, f/8, ISO 200


Geisterbilder in den sich schnell bewegenden Wolken Sony A300, 10 mm, 1/100 s, f/10, ISO 100


Stark überschärft Nikon D700, 24 mm, 6 s, f/6.3, ISO 1000


Halobildung um den Turm und die Bäume Nikon D700, 95 mm, 1/2500, f/11, ISO 800

Fotografen, die Bilder in diesem Look erzeugen, rechtfertigen sich oft damit, dass dies alles gewollt und dieser Look ein bewusstes Stilmittel sei. Ich denke jedoch, dass viele nicht mit den schwierigen Lichtverhältnissen in einem Lost Place zurechtkommen und nicht wissen, wie sie diese Lichtverhältnisse realistisch in ein Bild umsetzen können. Teilweise soll HDR auch einfach nur für Aufmerksamkeit sorgen und eine ansonsten dürftige fotografische Leistung aufwerten.

Gerade Anfänger überspringen gern die fotografischen Grundlagen, kaufen ein Stativ, arbeiten ein Tutorial zu HDR durch und legen dann sofort los. Verstehen Sie mich in diesem Punkt nicht falsch: Ausprobieren ist nichts Falsches, und auch ich habe auf diesem Weg mit HDR begonnen. Jedoch habe ich nebenbei immer versucht, mich technisch weiterzuentwickeln. Ein sehr wichtiger Punkt ist, für Kritik anderer offen zu sein.

Meine ersten HDR-Bilder von vor sieben Jahren kann ich heute kaum noch ansehen, geschweige denn für gut halten. Damals war ich unsagbar stolz auf sie und hielt sie für sehr hochwertige Aufnahmen. Heute kann ich ohne Scham behaupten, dass mein Auge damals einfach noch nicht geschult genug war, um auf Feinheiten zu achten. Es war geblendet von etwas »Neuem«, einem Effekt, der Aufsehen erregte, und bemerkte nicht die handwerklichen Fehler, die ich machte.

Seien Sie daher stets für Kritik offen, auch wenn Sie im ersten Moment nicht immer derselben Meinung sind. Versuchen Sie, die Argumente Ihres Kritikers aus einer anderen, nicht Ihrer eigenen Sicht zu betrachten und dadurch selbstreflektierend Ihre Fehler zu analysieren: »Finde ich es wirklich perfekt oder weiß ich nur nicht, wie ich es besser machen kann?«

Finden Sie Ihre Fehler, gestehen Sie sie sich ein und suchen Sie einen Weg, wie Sie diese Fehler beheben können. Nur so ist ein nennenswerter Fortschritt zu erreichen.

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