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Kapitel 6 Hindernisse

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Bereits seit Ende April trieb Marschall Michel Ney sich mit dem 3. Französischen Armeekorps in der Gegend von Ciudad Rodrigo herum und plünderte alles, was ihm in die Hände fiel. Jack Robertson, der sich auf dem Rückweg von Salamanca bei seinen Brüdern im Benediktinerkloster auf dem Gipfel der Sierra de la Pena de Francia vor den Häschern König Josephs versteckt hielt, denen sein letzter waghalsiger Besuch in Andre Massenas Hauptquartier nicht ganz verborgen geblieben war, erfuhr, daß der rothaarige Sohn eines Kupferschmiedes aus Saarlouis und der ‚tapferste der tapferen’ Gefolgsleute Napoleon Bonapartes insbesondere daran interessiert war, Kunstschätze aus Kirchen und Klöstern in Kastilien und Leon zu rauben, wohl um damit die Zimmer seines Schlosses in Frankreich zu dekorieren. Der Kunstsinn des Herzogs von Elchingen half dem spanischen General Herresi und seinen 5500 Soldaten in der Festung und in der Stadt von Ciudad Rodrigo, sich auf die zu erwartende Belagerung durch die Adler vorzubereiten. Lord Wellington hatte seinem Kollegen zwar mitteilen müssen, daß er ihm militärisch nicht zur Hilfe eilen konnte – sein Feldheer war zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer Ebene mit den vereinten Kräften eines Ney und Junot zu schlagen – doch er ließ ihm nachrichtendienstliche Informationen von großer Bedeutung zukommen und seine Spione gingen in der Stadt und im spanischen Hauptquartier ein und aus. Zehn Tage lang hatte er sogar Oberstleutnant Dickson, der Belagerungsexperte der Briten an Herresi ausgeliehen, um den Spaniern zu helfen, sich nach allen Regeln der Kunst zu verschanzen und die Mauern so zu verstärken, daß Ciudad Rodrigo für den roten Michel kein leicht zu nehmendes Opfer werden würde.

Anfang Juni endlich begann der Marschall seine Belagerung der Stadt. General Herresi und seine Männer waren wild entschlossen, sich bis zum letzten Blutstropfen zur Wehr zu setzen und damit für die Briten und Portugiesen hinter der Grenze Zeit zu schinden. Bob Craufurds Leichte Division stieß immer wieder über den Agueda nach Spanien hinein vor und focht Scharmützel mit französischen Vorposten oder Fouragier-Truppen. Tom Picton stand mit der 3. Division bei Pinhel und deckte den Rückzugsweg von Craufurd. Da Lord Wellington wußte, daß Massena, nach dem Fall von Ciudad Rodrigo seine Aufmerksamkeit sofort auf die portugiesische Grenzfestung von Almeida richten würde, rüstete er die Garnison auf: Der Gouverneur, Oberstleutnant William Cox, erhielt mehr als eine halbe Million Brotrationen für die Soldaten und die zivile Bevölkerung, die sich nicht überreden lassen wollte, in die Berge zu gehen. Und ein unablässiger Zug von Ochsenkarren brachte Munition in die Festung: Tausende Tonnen Schießpulver, Kanonenkugeln jeden Kalibers, Artillerie, die Lord Wellington an Festungen, die zum Atlantik hin standen, hatte abmontieren lassen. Almeida war so konsequent aufgerüstet worden, daß die Franzosen mindestens zwei Monate Zeit verlieren würden, um die Festung zu Fall zu bringen. Und dann würde der Weg durch die Berge nach Bussaco für Andre Massena, Michel Ney und Arthurs alten Feind Junot zu einer Schlammschlacht werden. Der Ire rechnete: „Einen Monat mindestens für Ciudad Rodrigo, und zwei für Almeida! Wenn die Adler in Portugal einfallen, haben wir Mitte September und der große Regen wird einsetzen. Ihre Soldaten, Pferde und Geschütze werden im Morast versinken, während die meinen über eine feine Straße nach Bussaco rollen können!”

Unterdessen bedrängten die Franzosen Bob Craufurds störende Leichte Division an ihrem gigantischen Frontabschnitt immer härter. Doch der Schotte biß die Zähne zusammen. Die Connaught Rangers, das 48. Regiment, das 52. Regiment und die berüchtigten Scharfschützen des 95. Regiments wollten nicht nachgeben. Immer tiefer stießen die Husaren der Königlich Deutschen Legion nach Leon vor, um die Adler überraschend an irgendeiner Flanke kurz anzugreifen, zu verunsichern und dann wieder im Nichts zu verschwinden. Wellington schickte noch zwei Regimenter leichter Dragoner an den Agueda, um Black Bobs Husaren zu verstärken. Als dann ein irischer Seminarist aus Ciudad Rodrigo, der bei Nacht den Agueda durchschwommen hatte am 9. Juli zu Tode erschöpft bei Craufurd auftauchte, um zu melden, daß General Herresi die Stadt am nächsten Morgen Michel Ney ausliefern würde, um das Leben der Zivilbevölkerung zu retten, wich die gesamte Leichte Division innerhalb weniger Stunden von der Grenze zurück. Ihre neue Position verlief zwischen der Festung von Almeida zur Linken und dem Fluß Coa zur Rechten. Der Augenblick der größten Mutprobe für Black Bob und seine Männer war gekommen: Der Coa in seinem Rücken führte Hochwasser und konnte nicht durchquert werden. Nur eine lange, schmale Brücke bot einen Ausweg für die 4000 Soldaten und die 800 Reiter der Leichten Division. Und ihm gegenüber würden schon bald 38.000 Franzosen stehen, im schlimmsten Fall vielleicht sogar 47.000, wenn Junot Ney folgte. Wellington hatte Craufurd gebeten, die Position lange genug zu halten, um die Franzosen in Sicherheit zu wiegen und sie davon zu überzeugen, daß Almeida für ihn strategisch wichtig war. Dann sollte der Schotte alles daran setzen, den Gegner über die schmale Brücke auf die andere Seite des Coa zu locken. Arthur vermutete, daß der heißblütige Ney sich im Angesicht einer so geringen Anzahl von Rotröcken dazu verleiten lassen würde, die Verfolgung über einen reißenden Fluß zu wagen. Auf der anderen Seite des Coa hatten die Geschütze des Chestnut Troop der Horse Artillery und Hauptmann Andy Mercer bereits Stellung bezogen. Sie waren für jeden Angreifer unsichtbar. Der Wald zur Linken und zur Rechten des Flußübergangs war durchsetzt von den Männern in den grünen Röcken des 95. Regiments. Zwei Stunden lang hielten 4000 Briten und Portugiesen und ihr waghalsiger Anführer gegen 38.000 Franzosen den Übergang über den Coa. Sie kämpften verbissen. Überrascht von so viel hartnäckigem Widerstand setzte Michel Ney dazu an, den Gegner in den Fluß zu treiben, um ihn zu ertränken und beging einen der übelsten Fehler seiner Karriere als Soldat.

Blitzartig verschwanden die Soldaten der Leichten Division über die Brücke. Der französische Marschall hatte nicht damit gerechnet, daß bei den britischen und portugiesischen Soldaten Bob Craufurds nicht die geringste Panik herrschte. Sie hatten von Anfang an gewußt, wann sie den Schritt über den Coa tun mußten. Wütend schickte der Franzose eine Kolonnen-Formation gegen die Brücke. Im Kugelhagel der Scharfschützen am anderen Ufer fielen seine blauen Uniformen wie Blätter im Herbst. Er schickte die nächste Kolonne vor und wieder folgte dasselbe, blutige Schauspiel. Immer wieder stießen französische Formationen gegen die Briten und Portugiesen vor. Immer wieder fielen blaue Röcke im gnadenlosen Kreuzfeuer dreier todesmutiger Bataillone zu Boden. Oberst John Colborne, der beste Offizier der Leichten Division, ein Schüler Sir John Moores und Craufurds Protegé, gab den grünen Röcken im Wald immer wieder Zeichen zu feuern. An der linken Flanke stand Black Bob selbst, das Fernrohr ans Auge gepreßt. Die Franzosen mußten mehr als 500 Mann verloren haben. Ney schickte eine weitere Kolonne nach vorne. An ihren Uniformen konnte Craufurd erkennen, daß es sich um eine Gardeeinheit handelte: Laut brüllte er durch den Lärm des Kampfgetümmels: „Zurück, Colborne, alle zurück! Mercer feuern Sie und verschwinden Sie, so schnell Sie können!” Dann sprang er auf sein Pferd und stürmte davon nach Almeida, um Oberstleutnant Cox zu warnen. Kein Franzose hatte das andere Ufer des Coa lebend erreicht. Neys Männer waren umsonst gefallen.

Wellington hatte weder die Mittel, um die französische Portugalarmee und Andre Massena an der Grenze zur Schlacht zu stellen, noch empfand er dies als militärisch sinnvoll. Die Aktion der Leichten Brigade hatte lediglich dazu gedient, seinem illustren französischen Gegner einen Vorgeschmack auf das zu geben, was ihn erwartete, wenn er weiter marschierte und um den Anschein einer Verteidigung von Almeida zu wahren. Craufurds Leichte Division sollte die Franzosen immer tiefer ins Landesinnere hineinziehen und auf die Straße über Viseu nach Bussaco geleiten, während Arthur selbst sein restliches Feldheer aus dem Dreieck zwischen Villa Cortez, Celorico und Guarda über eine gut befestigte und ganzjährig nutzbare Parallelstraße auf die Position von Bussaco brachte. Pictons Dritte Division würde Pinhel erst nach dem Fall von Almeida verlassen und diese Trasse hinter sich und dem Feldheer zerstören. Der Ire hoffte, die portugiesische Grenzfestung und Oberst Cox würden mindestens zwei, vielleicht sogar drei Monate den Franzosen standhalten. Doch genau wie vor Ciudad Rodrigo schienen die Franzosen auch vor Almeida nicht geneigt, sofort eine Belagerung zu beginnen. Mehr als ein Monat verging zwischen Craufurds heldenhaftem Kampf mit Marschall Ney am Coa und dem ersten Kanonenschuß, den ein französischer Belagerungsmörser auf die Grenzfestung abgab. Die portugiesischen Verteidiger, angeführt von Oberstleutnant Cox, einem irischen Katholiken im Dienste von John Beresford, antworteten wütend und feuerten aus allen Rohren auf die Franzosen. Die Belagerer hatten nicht mit einem solchen Kampfgeist gerechnet. Ney und Junot überlegten bereits, ob es nicht sinnvoller war, Almeida einfach zu umgehen. Doch dann geschah ein ungewöhnlicher Unfall, der den Verlauf des Sommerfeldzuges nicht unerheblich beeinflussen sollte: Obwohl die portugiesische Grenzfestung über Baracken und Kasematten verfügte, die so gut wie jedem Geschützfeuer, bis hin zum schwersten Mörser standhalten konnten, existierte doch kein befestigter, zentraler Pulverturm. Die ungewöhnlich robust gebaute Kathedrale, die selbst eher einer Festung als einem Gotteshaus glich, war aus diesem Grunde von Oberstleutnant Cox zweckentfremdet worden und beherbergte Tonnen von Schießpulver. Ihre Mauern hielten nach Berechnungen von Oberstleutnant Dickson selbst dem direkten Beschuß von großkalibrigen Belagerungsmörsern mit 24-Pfund-Ladungen stand. Als die Franzosen den Beschuß von Almeida wieder aufnahmen, wurde gerade Pulver aus der Kathedrale zu den Magazinen in der Nähe der Festungsartillerie beordert. Das Pulver und gefüllte Patronen transportierten Esel in geflochtenen Körben auf ihrem Rücken durch die Straßen der Stadt bis zu den Wällen. Einer dieser Körbe mußte wohl undicht gewesen sein und hinterließ auf seinem Weg vom Inneren der Kathedrale hinaus zur Befestigungsanlage eine lange Pulverspur. Ein französisches Geschoß, das unweit des Gotteshauses in der Stadtmitte aufschlug, steckte diese Lunte in Brand. Die Pulverspur führte zwar nicht direkt in die Kathedrale hinein, sondern nur bis zu deren Eingangsportal, aber dort wurden gerade neue Körbe auf Esel verladen. Einige der schon beladenen Körbe explodierten. Diese verhältnismäßig kleine Explosion am Portal verursachte dann, mit einer geringen Zeitverzögerung eine gigantische Katastrophe. Die gesamte Kathedrale von Almeida und mit ihr Hunderte von Tonnen Schießpulver flogen mit einem einzigen, gewaltigen Knall in die Luft. Nur ein Mann überlebte das Desaster, um Oberstleutnant Cox die Einzelheiten zu berichten. Alle Häuser in der Stadtmitte verloren ihre Dachstühle durch die ungewöhnliche Kraft der Explosion. Mehr als 500 portugiesische Soldaten kamen ums Leben. Doch wie durch ein Wunder überstanden die äußeren Befestigungsanlagen der Stadt die Explosion unbeschadet. Schnell begriff Oberstleutnant Cox, daß er ohne Munition die Festung nicht gegen Michel Ney würde verteidigen können. Trotzdem schlug er dem portugiesischen stellvertretende Gouverneur von Almeida, Bernardo Costa, und dem Kommandanten der Artillerie, Jose Bareios, vor, weiter zu kämpfen, um für Lord Wellington soviel Zeit wie möglich zu schinden und um für Almeida selbst die besten Kapitulationsbedingungen, die denkbar waren, auszuhandeln. Aber die Portugiesen waren von der Katastrophe in und um die Kathedrale so verstört, daß Costa und Bareios sich verständigten und Oberstleutnant Cox gefangen setzten, um ihn an einer Fortsetzung der Verteidigung der Festung zu hindern. Dann ergaben sie sich bedingungslos den Franzosen. Almeida fiel am 28. August 1810, um zwölf Uhr mittags, nur zwei Tage nach dem Beginn der Belagerung durch die Adler. Wellington, der auf dem Marcaldo Chao, unweit der Festung stand, um die Franzosen zu beobachten, hatte den lauten Knall ebenfalls gehört und dann durch sein Fernglas nur noch eine dicke Wolke aus Rauch sehen können, für die er keine Erklärung fand. Er versuchte durch den militärischen Telegrafen, ein System aus Holztürmen mit Wimpeln, die in bestimmter Folge gehoben und gesenkt wurden, mehr als zwei Stunden lang Cox zu kontaktieren, doch der Rauch versperrte so die Sicht, daß die Verteidiger von Almeida nicht erkennen konnten, was auf dem Marcaldo Chao angezeigt wurde. Don Antonio, der unweit des Oberkommandierenden auf seinem Pferd saß hörte noch, wie der Ire: „Verdammt!” durch die Zähne zischte. Dann sah er ihn in einem gefährlich schnellen Tempo den Hang hinunter auf die Stellungen der Leichten Division zu galoppieren.

Eine halbe Stunde später bremste der Ire Kopenhagen scharf neben Oberst Colborne: „Wo ist Craufurd? Was ist in der Festung geschehen?” Der junge Offizier legte dem General traurig die Hand auf die Schulter: „Sie ist in die Luft geflogen! Die Kathedrale ist explodiert und Cox hat die weiße Fahne hissen lassen. Almeida ist gefallen, Sir!”

„Wo ist Craufurd?” Wellington hatte plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen. An der Stelle, an der er den Kommandeur seiner Leichten Division geglaubt hatte, stand nur dessen engster Vertrauter. Colborne deutete auf Almeida: „Er ist da drinnen! Er wollte unbedingt selbst herausfinden, ob es ein Unfall oder Verrat war. Es gibt im Wald einen Tunnel der unter den Befestigungsanlagen hindurch in die Stadt hinein führt ...”

„Ich weiß! Ziehen Sie die gesamte Division ab, so schnell Sie können, Colborne! Verschwinden Sie nach Pinhel zu Picton und warten Sie auf neue Befehle! Vermeiden Sie jeden Kontakt mit den Franzosen!” Wellington riß seinen Hengst herum und verschwand im Wald. Er hörte Colborne noch durch die Finger pfeifen. Überall um ihn herum setzten grüne Uniformen sich in Bewegung. Die Leichte Divison war von Craufurd so gedrillt worden, daß sie in exakt sieben Minuten marschbereit und gesammelt sein konnte. Noch in dieser Nacht würden alle hinter General Pictons Stellungen in Sicherheit sein. Arthur fand auf einer Lichtung Craufurds Pferd. Er war wütend, daß der General sich einer solch unnützen Gefahr aussetzte, durch einen instabilen Tunnel von mehreren hundert Yards Länge in eine gefallene Festung zu kriechen, in der vor wenigen Stunden irgend etwas aus irgendeinem Grund explodiert war. Außerdem war ihm völlig gleichgültig, ob Almeida durch Verrat, oder durch ein Unglück gefallen war. Das Unglück hatte seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Das Feldheer mußte nun mit den Adlern um die Wette nach Bussaco laufen. Wer zuerst ankam, konnte die defensiven Stellungen für sich beanspruchen! Mit nur 33.000 Mann gegen Frankreichs gesamte Portugalarmee, war es für Wellington überlebenswichtig, den Wettlauf zu gewinnen. Noch bevor er vom Pferd steigen konnte, sah er in den Büschen ein von Erde verschmiertes Gesicht und eine dreckige, grüne Uniform auftauchen.

„Bob, bist du von allen guten Geistern ...” Wellington konnte nicht zu Ende sprechen. Craufurd preßte atemlos hervor: „Ein Unfall und dann Verrat. Die Portugiesen haben Cox an Ney ausgeliefert und kapituliert!”

„Es ist unwichtig, Bob! Sie werden Cox anständig behandeln. Er ist ein Kriegsgefangener, und der rote Michel ist trotz all seiner Fehler und Unzulänglichkeiten ein Ehrenmann! Ich werde einen Kurier mit Geld für den Oberstleutnant und einem Brief für Ney losschicken: Vielleicht gibt er ihn ja zurück. Er wollte Almeida, nicht unseren Offizier!”

Spät in der Nacht trafen Craufurd und Wellington in General Pictons Hauptquartier in Pinhel ein. Arthur schickte sofort einen Kurier mit einer weißen Fahne, einer Börse und einem Schreiben an den französischen Marschall nach Almeida. Bereits in den frühen Morgenstunden kehrte der Mann, begleitet von einem erschöpften, aber lebenden William Cox nach Pinhel zurück. Cox drückte dem Iren einen Umschlag in die Hand. Neugierig erbrach Arthur Michel Neys Siegel: „Très Cher Adversaire! Ihre Anwesenheit beim Fall von Almeida war mir eine große Ehre und Befriedigung! Sie haben mir am Coa eine blutige Lektion erteilt, und ich habe mehr als 500 meiner Soldaten dabei verloren. Was für ein Mann sind Sie, dem es gelingt, mit einer einzigen, kümmerlichen Division ein ganzes französisches Armeekorps in die Knie zu zwingen? Wir werden uns bald wieder gegenüberstehen und dann werde ich Ihnen zeigen, wie Frankreich kämpft. A bientôt, mon Ami! Ney”

Der Brief des Herzogs von Elchingen entlockte Arthur ein Lächeln. Seine Frage war nicht dumm! Vielleicht sollte man ihm ausnahmsweise einen Kurier mit einer Antwort zurückschicken um die Fronten klar abzustecken. Der Ire setzte sich an den groben Holztisch, der Picton als Arbeitsplatz diente: „Merci pour la vie de Lieutenant Colonel Cox! Je n’oublierais pas Votre geste! Sie sind ein Ehrenmann, Michel Ney, und ich bin der Mann, der Sie und jeden Adler, der heute auf der Iberischen Halbinsel steht, dorthin zurückschicken wird, woher Sie gekommen sind – nach Frankreich! Sagen Sie das Ihrem Kaiser! Au revoir à Paris! Wellington“

Dann vergingen schleichend langsam drei Wochen. Massena und seine riesige Portugalarmee rührten sich einfach nicht vom Fleck. Ney, Soult und Junot schienen in Almeida eingeschlafen zu sein. Die Alliierten verstanden die Welt nicht mehr. Die Zeit, die sie für sich hatten gewinnen wollen, indem sie Napoleons Marschälle vor Ciudad Rodrigo und Almeida zur Belagerung zwangen, schenkte der alte Fuchs ihnen jetzt einfach so. Weder Arthur noch seine Kommandeure konnten irgendeine Logik oder einen präzisen Plan im Handeln ihres Gegners erkennen. Pater Jack Robertson und sein gesamter Nachrichtendienst waren genausoratlos. Der alte Priester hatte am Ende nur noch eine Idee: Vielleicht lag es ja an Mademoiselle Leberton!

Am 15. September endlich setzten Ney und Junot sich zu Wellingtons Erleichterung von Almeida aus wieder in Bewegung. General Reynier war inzwischen mit der Vorhut Massenas nach Norden gezogen und näherte sich bereits Guarda. Der französische Kommandeur hatte hier die Wahl zwischen drei verschiedenen Wegen, die er einschlagen konnte. Die verführerischste Straße war die von der spanischen Grenze nach Coimbra entlang des südlichen Mondego-Ufers nach Ponte de Murcella und dann über den Alva. Wellington hatte hier die portugiesischen Bauern veranlaßt, Hindernis um Hindernis zu bauen; aus Erde, aus Steinen, aus Holz; alles, was eine Armee in Bewegung Zeit und Kraft kosten würde. Südlich dieser Route verlief ein Maultierpfad von Guarda durch Castello Branco, der den Tejo bei Villa Velha erreichte – eine Art Abkürzung, wenn man es auf dem Weg nach Lissabon besonders eilig hatte. Doch diese Piste konnte Reynier nur durch Zufall finden: Sie war auf keiner Karte verzeichnet. Und es gab die Nordroute über Trancoso und Viseu nach Bussaco. Diese Straße war die schlechteste unter den schlechten Straßen Portugals und auch noch der mit Abstand längste und beschwerlichste Weg nach Lissabon und für Artillerie eigentlich gar nicht gangbar. Außerdem war das Gelände von portugiesischer Ordonanza durchsetzt, und hinter jedem größeren Stein lag inzwischen eine grüne Jacke aus Craufurds Leichter Division, das Baker-Gewehr im Anschlag, hundert Schuß Munition und Verpflegung für eine fast endlose Zeitspanne im Tornister. Andre Massena wählte ohne jeglichen Zwang durch das anglo-alliierte Feldheer genau diesen Weg aus. Wellington war von Herzen erleichtert und gleichzeitig überrascht über die offensichtliche Unkenntnis seines Gegners, was Portugals Geographie anbetraf. Außerdem hatten Robertsons Spione aus Almeida berichtet, daß die Franzosen lediglich für 13 Tage Proviant mit sich führten. Dies bedeutete, daß der Gegner die zu bewältigende Strecke absolut nicht einschätzen konnte.

Während Massena, Ney und Junot sich durch gefährlichstes Gelände quälten, Tag und Nacht aus den Bergen von unsichtbaren Feinden beschossen wurden, allmorgendlich Dutzende von Soldaten mit durchschnittenen Kehlen begraben mußten, und bereits auf halber Strecke nach Bussaco, kurz vor Viseu ihren gesamten Proviant aufgebraucht hatten, marschierte das anglo-alliierte Feldheer über die Hauptstraße von Celorico nach Bussaco. Hills Division hatte von Süden her Bussaco bereits in einem regelrechten Sommerspaziergang erreicht, und Leith hatte eine neu geformte, portugiesische Division über die Küstenstraße und Coimbra in die Hügel von Wellingtons Schlachtfeld geführt. In der Nacht des 25. Septembers 1810 hatte sich das gesamte anglo-alliierte Feldheer in den Wäldern und entlang der Serra do Bussaco auf einer Gesamtlänge von zwölf Meilen versammelt. Jedes einzelne Regiment befand sich bereits in seiner für die Schlacht ausgewählten Stellung. Insgesamt standen 50.000 Infanteristen in dieser stärksten Defensivposition Portugals. Nur Bob Craufurds Leichte Division war noch nicht angekommen. Sie lief vor den zu Tode erschöpften Franzosen her, provozierte sie zu kleinen Scharmützeln, schoß hier und da, um dann im Nichts zu verschwinden und trieb Massena in eine tiefe Verzweiflung und Michel Ney zu einem unbeherrschten Wutanfall. Die französische Portugalarmee hatte in den Bergen fast tausend Männer verloren. Sie hatten Hunderte Pferde und Zugtiere mit gebrochenen Beinen nottöten müssen, Geschütze großen Kalibers waren die Felshänge hinabgestürzt und Dutzende von Gepäckwagen waren aufgegeben worden, da sie nicht aus dem knietiefen Schlamm befreit werden konnten. Ein Guerillero brachte triumphierend einen blutigen Fetzen Papier zu Lord Wellington. Massena hatte an seinen Kaiser in Paris geschrieben. Der Kurier war nicht einmal drei Meilen weit gekommen. Der Brief war ein Manifest der Hoffnungslosigkeit. „... wir marschieren durch eine Felswüste! Nirgendwo irgendwelche Lebenszeichen. Die Männer verhungern ... Warum, Sire, habt Ihr gerade mich in diese Hölle geschickt? War ich euch nicht immer euer treuer Kamerad gewesen? Warum?” Bitter dachte Arthur: „Es ist vielleicht besser, daß du diesen Brief nie lesen mußt, Bonaparte! Morgen oder übermorgen wird dein alter Freund seine Nemesis treffen und dann wirst du in Paris nur noch eines erfahren: Egal, wie viele Soldaten du hierherschickst, du kannst weder Portugal noch Spanien erobern, geschweige denn halten! Die Natur ist gegen dich, die Bevölkerung ist gegen dich und wir werden solange kämpfen, bis du zurück über die Pyrenäen nach Frankreich verschwindest. Und wenn es sein muß, auf den Knien und bis zum letzten Mann ...”

Wellingtons gesamte Front war nun beinahe 15 Meilen lang und erstreckte sich vom Karmeliterkonvent im Wald von Bussaco bis nach Penacova am Mondego. An der rechten Flanke, direkt am Fluß, hielten Hills portugiesische und britische Soldaten einen etwa drei Meilen langen Abschnitt. Direkt zu ihrer Linken stand die Brigade Barnes aus der Fünften Division. Damit waren mehr als 15.000 Soldaten bereit, die Franzosen an der rechten Flanke gebührend zu empfangen, egal ob sie zur äußersten Linken über den Mondego kommen würden, oder frontal von vorne. Die linke Flanke der Position von Bussaco hatte Wellington Lowry Coles Vierter Division mit 4500 britischen und 2800 portugiesischen Soldaten zugeteilt. Diese Stellung war die unsicherste seiner ganzen Front, denn es gab einen schlechten Maultierpfad, der nördlich um die Serra führte und mit Hilfe dessen man das anglo-alliierte Feldheer umgehen konnte, um ihm in den Rücken zu fallen. Doch der Ire hatte nicht genug Soldaten, um diesen Weg zu überwachen. Die Ordonanza, der er befohlen hatte, diese Aufgabe zu übernehmen, war noch nicht in Bussaco angekommen. Ein kurzes Stück von Lowry Cole entfernt stand seine einzige Reserve, eine magere Brigade der Königlich Deutschen Legion, nur 2000 Mann stark und eine ebensoschwache portugiesische Brigade mit nicht einmal 2300 Soldaten. Der höchste Punkt der Serra de Bussaco war die Stellung der Fünften Division unter General Leith, die zwei Straßen im Vorfeld dieser Stellung versperrten Craufurd und Picton mit ihren beiden Divisionen: Black Bob hielt den Paß von Sulaspur, Sir Thomas den von San Antonio. Die gerade erst angekommenen, kampfunerfahrenen portugiesischen Regimenter plazierte Arthur entlang einer Höhe auf zwei Meilen zwischen Picton und seiner rechten Flanke, in der sichersten Stellung seiner ganzen Frontlinie. Nachdem der Oberkommandierende und seine Adjutanten diesen Kraftakt vollbracht hatten, über 15 Meilen 50.000 Soldaten vernünftig aufzustellen, befahl Arthur alle Offiziere im Generalsrang in sein provisorisches Stabsquartier im Karmeliterkloster von Bussaco. Er untersagte streng, trotz der beißenden Kälte und dem Regen, irgendwelche Feuer anzuzünden, damit die französische Vorhut seine Aufstellung nicht ausmachen konnte. Pater Jack Robertson unterrichtete alle Anwesenden davon, daß ihnen 66.000 Franzosen gegenüberstanden: Das Zweite Korps unter Reynier, das Sechste unter Ney und das Achte unter Junot. Die Adler hatten 3.500 Kavalleristen und 115 Geschütze dabei.

Tom Picton klatschte zufrieden in die Hände: „Nur 15.000 Mann mehr als wir haben! Das geht noch an!” Hill runzelte mißmutig die Stirn: „Was wollen die Herren aus Paris hier mit so viel Kavallerie anfangen? Und mit ihren schönen Geschützen können sie kaum den Berg nach oben schießen! Hat Massena den gar keine Ahnung von der Geographie Portugals?”

„Ach, hört auf, euch zu beschweren oder zu prahlen! Wir haben dafür fast 20.000 Portugiesen, die noch nie im Feuer gestanden sind! Schlagen wir uns zuerst mit den Franzosen, dann werden wir herausfinden, wer strahlender zweiter Sieger in diesem Wettkampf wird!” Wellington war einerseits hochzufrieden mit der Moral seiner Generäle, Offiziere und Soldaten, doch andererseits hatte er eine heilige Angst vor zuviel Selbstvertrauen. Der heißblütige Picton schlug sich zwar wie ein Berserker, aber nicht immer unter Einsatz all seiner geistigen Fähigkeiten, und der ruhige, umsichtige Hill ließ sich im Eifer des Gefechts immer wieder zu Affekthandlungen hinreißen, die von großem persönlichen Mut, aber nicht unbedingt von ausgeprägtem Gefühl für Taktik zeugten. Dann bat er General von Bock und Freddy Ponsonby zu sich. Leise, damit niemand hören konnte, was er mit den beiden Kavalleristen besprach, erklärte er: „Freddy, du nimmst alle leichten Reiter und verschwindest an unsere äußerste rechte Flanke, an den Ponte de Murcella! Nur für den Fall, daß ein paar Franzosen sich dorthin verirren ... Vertreib sie, aber laß dich nicht auf ernsthaftes militärisches Geplänkel ein! Wilhelm, du führst alle deutschen Reiter und alle britischen Dragoner, außer zwei Schwadronen der 4., nach Mealhada. Ihr könnt auf diesem Terrain nicht kämpfen. Eure Tiere würden sich die Beine, die Männer das Genick brechen! Seid mir nicht böse, aber Bussaco wird eine Infanterieschlacht. Damit Cotton nicht ganz vergrätzt ist, lasse ich ihm zwei Schwadronen und verstecke ihn bei Picton hinter dem San Antonio-Paß, in der Hoffnung daß er dort keinen Unsinn macht. Dann schreibe ich ein paar gute Worte über seinen heldenhaften Einsatz nach London, egal wie diese Geschichte hier ausgeht!”

„Und dann, Arthur?“

„Nun, wenn alles vorbei ist und wir waren siegreich, dann werdet ihr frisch genug sein, um die Franzosen ein bißchen zu verfolgen! Im gegenteiligen Fall ...” Wellington hob die Schultern und machte ein bekümmertes Gesicht, „verschwindet ihr am besten nach Peniche und schifft Reiter und Pferde nach England ein! Ihr braucht nicht auf uns zu warten! Zieht los, bevor Cotton etwas merkt.” Wellington verabschiedete seine Generäle. Die beiden nächsten Tage würden für alle sehr anstrengend werden. Sollten sie noch eine ruhige Nacht verbringen. Die meisten hatten eine Mönchszelle bekommen, während die Padres alle auf dem Boden im Refektorium nächtigten. Die Mönche von Bussaco hatten mit stoischer Gelassenheit seine Entscheidung hingenommen, gerade an diesem historischen Ort die Franzosen zur Schlacht zu stellen. Nachdem alle anderen den Raum verlassen hatten, nahm der Prior den Iren zur Seite, um ihn an seinen Besuch im Januar des Jahres zu erinnern: „Ich hoffe, mein Freund, Sie haben die Bronzetafel mit dem Dekret Papst Urbans am Tor zu unserem Park nicht vergessen? Jeder, der einen Baum zerstört ...”

„Don Hernando, Sie können mich kreuzigen und vierteilen oder exkommunizieren, aber ich habe so wenig Soldaten und die Franzosen sind so übermächtig, daß ich mich nur aus der stärksten Defensivstellung Nordportugals heraus mit ihnen schlagen kann! Unglücklicherweise ist das eben Bussaco! Meine Hitzköpfe, die Sie gerade kennengelernt haben, freuen sich, weil es diesmal nur 15.000 Franzosen mehr sind. Das ist eine Milchmädchenrechnung! Sie vergessen alle, daß ihre portugiesischen Soldaten, 20.000 an der Zahl, gerade erst aus den Ausbildungslagern gekommen sind und noch nie einen Kampfeinsatz gesehen haben.”

„Wir werden für Sie um Gottes Hilfe bitten, Mylord! Werden Sie Monsieur Massena schlagen?”

Arthur zuckte resigniert die Schultern: „Ich werde es versuchen! Ich weiß nicht! Vielleicht! Verdammt, Don Hernando, sagen Sie Ihren Padres, sie sollen beten wie der Teufel! Nur der Himmel und eine gehörige Portion Glück können uns jetzt noch helfen!” Der Prior legte dem General beruhigend die Hand auf die Schulter und geleitete ihn zu einer der Zellen hinter dem Kreuzgang seines Klosters: „Sie sollten versuchen, auch ein wenig zu schlafen, mein Sohn! Sie werden morgen Ihre ganze Kraft und einen wachen Verstand benötigen. Sagen Sie sich einfach, daß Gott immer denen hilft, die für die gerechte Sache streiten!”

Wellington setzte sich auf die Pritsche. Sein Atem ging schwer und er hatte das Gefühl, ein riesiger Stein würde seinen Brustkorb zerquetschen. Langsam schüttelte er den Kopf. Dann zischte er dem Karmeliter böse zu: „Gott? Welcher Gott? Ich habe meinen Glauben an ihn vor so langer Zeit in einem anderen Krieg verloren! Irgendwann, während eines grauenvollen Winterfeldzuges gegen die Truppen der Revolution! Niemand hat die Toten je gefragt, ob sie für eine gerechte Sache gekämpft haben oder für einen schurkischen Halsabschneider! Sie waren einfach nur tot! Erfroren, verhungert, in sogenannten Behelfslazaretten an Wundbrand krepiert, weil keine Ärzte da waren, um ihnen zu helfen, zurückgelassen an den vereisten Ufern der Ems, ertrunken in der Aller! Das alles liegt jetzt schon fast 20 Jahre zurück! Irgendwann habe ich aufgehört, die Toten zu zählen. Zuviele für ein einzelnes Gewissen!” Er verschränkte die Arme fest vor der Brust, damit der Prior nicht sah, wie sehr seine Hände zitterten. „Und wie viele mehr werden es morgen oder übermorgen abend sein? Fünftausend, zehntausend? Wie ich den Krieg doch hasse!”

Don Hernando sah den britischen General mitfühlend an. Portugal war nie ein ruhiges Land gewesen. Irgendwo hatte es immer mit irgend jemandem Krieg gegeben. Er kannte nur zu gut die Geschichte seines Jesuitenbruders in Santa Clara, der erst nach 20 Jahren Krieg zur See und Gott weiß wieviel Blutvergießen seinen Frieden im Glauben gefunden hatte. In seinem eigenen Kloster versteckten sich ebenfalls ein paar ehemalige Soldaten vor ihrer Vergangenheit und vor ihren Alpträumen. Er setzte sich neben Lord Wellington auf die Pritsche: „Manchmal, mein Sohn, hilft es, wenn man mit jemandem über die Dinge spricht, die einen bedrücken! Es ist keine Schande, Angst zu haben!”

Arthur hatte sich wieder gefaßt. Ruhig blickte er nun dem Prior in die Augen: „Angst? Da draußen stehen 50.000 Männer, Don Hernando! Sie leben, sie haben Träume, Wünsche, Hoffnungen. Sie haben irgendwo Eltern, eine Frau oder ein Mädchen, die sie lieben und die um sie zittern! Morgen oder übermorgen abend werden viele von ihnen tot sein, andere werden bis an ihr Lebensende grauenvoll verstümmelt dahinsiechen. Davor habe ich Angst, denn die Entscheidung, ob sie leben oder sterben, ob wir kämpfen oder weglaufen, fälle ich ganz alleine! Und wenn alles vorbei ist, dann bin ich wieder ganz alleine – mit den Gespenstern der Toten. Und das alles nur, weil ein einzelner Mann beschlossen hat, die Welt zu erobern! Bonaparte ist ein Monster! Wie bringt dieser Mann es nur fertig, so gnadenlos und kaltblütig Krieg um Krieg zu führen?”

„So ist eben der Lauf der Welt, mein Sohn! Der Mensch ist das einzige Geschöpf unter diesem Himmel, das aus Lust und Gier tötet. Trotzdem! Irgend jemand muß den französischen Kaiser aufhalten, ansonsten wird unsere alte Welt nie wieder Frieden finden.”

„Ja, irgend jemand muß versuchen, ihn zur Raison zu bringen. Die Politiker haben alle versagt. Auf Gewalt kann man eben nur mit Gewalt antworten. Doch es wird noch lange Jahre dauern, bevor der Korse endgültig besiegt ist, und auf dem Weg dorthin werden noch Hunderttausende Franzosen, Spanier, Portugiesen, Deutsche, Österreicher, Russen und Briten ihr Leben lassen. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ist, in einer Welt im Frieden zu leben!” Er lächelte den Karmeliter traurig an: „Frieden! Und um dieser wunderbaren Illusion Willen werden wir kämpfen. Vielleicht kommt irgendwann wirklich der Tag ...”

Der Prior stand auf: „Sie müssen nur ganz fest daran glauben, mein Sohn! Versprechen Sie mir, daß Sie mich wissen lassen, wenn Sie Ihr Schwert zerbrochen haben?”

„Ich verspreche es, Don Hernando!“ Der riesige, imaginäre Stein hörte auf, Arthur zu erdrücken. Er spürte, daß seine Gespenster ihn in dieser Nacht nicht quälen würden.

Der Herr des Krieges Gesamtausgabe

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