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Und wie steht es mit der Liebe?

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Ohne positive Gefühle kein Sex und keine Vermehrung – das sollte auch für viele Tierarten feststehen. Wie aber sieht es mit der »höherwertigen« Emotion aus, die für uns Menschen vielfach dazugehört – der Liebe? Sie ist wie die meisten Gefühle schwer zu definieren. Wikipedia gibt an, es sei die stärkste Zuneigungsform, die ein Mensch für einen anderen oder auch für ein Tier empfinden könne; sie bedürfe keiner Erwiderung und müsse keinen »Nutzen« haben. Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Familie, und Ihr Mann / Ihre Frau würde bedroht. Wären Sie bereit, Ihr Leben für Ihren Partner zu riskieren? Und vorausgesetzt, die Antwort lautete: »Ja!«, wäre das nicht absolut uneigennützig? Man könnte zwar argumentieren, dass der Schutz des Lebensgefährten auch dem Erhalt der eigenen Kinder und damit der eigenen Gene gelte. Somit wäre bedingungslose Liebe ein erfolgreiches Programm der Evolution. Speziell in unserem konstruierten Fall, bei der Wahl also, ob der Partner oder Sie sich opfern sollten, greift es aber nicht. Denn zum Überleben der Kinder ist es völlig egal, welcher Elternteil übrig bleibt. Rein evolutionär müsste eigentlich Ihr Egoismus siegen, denn abhängig von Alter und Geschlecht könnten Sie künftig mit einem neuen Partner erneut Nachwuchs haben.

Können Tiere so ein uneigennütziges Gefühl ebenfalls haben? Und wenn ja, wie soll man das beweisen? Lassen Sie uns nach Beispielen für die stärkste Zuneigungsform suchen. Wie wäre es mit Mutterliebe? Auch hier hilft mir ein Blick in unseren häuslichen Zoo. Alljährlich im Spätwinter klingt zaghaftes Gemecker aus dem Ziegengehege: Die Lämmchen sind geboren. Die Antwort der Mutterziege fällt um Oktaven tiefer aus, fast schon brummelnd, und scheint zu bedeuten: »Alles in Ordnung, Kleines, ich bin bei Dir!« Übertrieben? In diesem Fall wohl nicht, denn die »Worte« der Ziegenmutter scheinen beruhigend auf ihr Kind zu wirken. Gegen fremde Lämmer sind die Mamas regelrecht aggressiv, stoßen und schubsen sie mit ihren Hörnern von sich weg, um Versuche von Milchraub zu unterbinden. Ihren eigenen Nachwuchs schieben sie zärtlich mit der Schnauze zum Euter und schnuppern, um sich endgültig zu vergewissern, schnell noch am Hinterteil der quirligen Kobolde. Gerät später auf der Weide eines der Kleinen einmal hinter einem Hügel außer Sichtweite, so hebt ein fast flehendes, lautes Meckern an, welches sich deutlich von den Wohlfühllauten unterscheidet. Die Ziegenmutter macht sich rufend auf die Suche, bis sie den Ausreißer gefunden hat. Dieser nimmt, egal, ob satt oder hungrig, ein paar Schlucke Milch aus dem Euter, bis sich beide wieder beruhigt haben. Mutterliebe? Sicher, das kennen Tiere! Tiermütter würden alles für ihren Nachwuchs tun, stellen sich sogar ihren Todfeinden, nur um ihr Kind wohlauf zu wissen. Es gibt in freier Wildbahn nichts Gefährlicheres als Tiermütter, die keine Fluchtmöglichkeit für die Kleinen sehen: Egal, ob Wildschwein, Elch oder Bär, solche Begegnungen können für den unbedarften Wanderer tödlich ausgehen.

Die Gefühle der Tiere

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