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Jugoslawien wird nach Kriegsende als sozialistischer und föderaler Staat neu gegründet. Die jugoslawischen Kommunisten errichten 1945 sechs eigenständige Teilrepubliken: Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina.

Wie in allen kommunistischen Ländern, wird das Wirtschaftssystem nach 1945 völlig umgestaltet. Industrie und Banken werden verstaatlicht, der Großgrundbesitz aufgeteilt.

Am 7.April 1963 wird Josip Broz, besser bekannt als Tito, zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt (07). Dem neuen Staatschef gelingt es, seinen Staat vom Einfluss der stalinistischen Sowjetunion zu lösen.

Weil sich Jugoslawien von der Sowjetunion losgesagt hat, erhält das Land auch massive Wirtschaftshilfe des Westens, wobei es gleichzeitig enge Handelsbeziehungen zum RGW, einer internationalen Organisation der sozialistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion, unterhält. So scheint das sozialistische Wirtschaftssystem Jugoslawiens zunächst erfolgreich zu sein, die Lebensverhältnisse im Land bessern sich.

Tito glaubt an den "dritten Weg", einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Er revolutioniert die Gesellschaft nach sozialistischem Vorbild, die Landwirtschaft wird kollektiviert, die Industrie verstaatlicht.

Marktwirtschaftliche Ansätze sowie der Tourismus kurbeln die Wirtschaft des Landes an, dank der Reisefreiheit fließen viele Devisen von Gastarbeitern nach Jugoslawien zurück. Jugoslawien ist das Freieste der sozialistischen Länder (08).

Jedoch gelingt es nicht, die südlichen Republiken wirtschaftlich zu entwickeln, hier herrschen weiterhin Arbeitslosigkeit beziehungsweise Unterbeschäftigung vor. Es fehlt an der Infrastruktur und an Investoren, um den wirtschaftlichen Aufschwung in Gang zu setzen. So kommt es, dass Zehntausende Jugoslawen als Gastarbeiter nach Westeuropa gehen (09).

Enver Krupcic lebt mit seiner Frau Vesna in der Nähe von Novisad. Die Kinder Dragica und Davor wohnen noch im Elternhaus, der älteste Sohn Borna nur wenige Kilometer entfernt. Enver betreibt eine kleine Schmiederei, die nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht wird.

Enver Krupcic hat einen Freund in Deutschland, Filip Krastic, der in Köln in einer großen Automobilfirma arbeitet und sich schon ein gutes Stück bis zum Vorarbeiter emporgearbeitet hat. Er verfügt über entsprechende Kontakte und kann Envers Sohn Borna einen Arbeitsplatz in der Fertigung von Automobilen beschaffen.

Familie Krupcic sitzt beim Abendessen.

„Borna, das ist eine große Chance für Dich.“

„Ich weiß, Papa. Aber ich möchte lieber hierbleiben, in meiner Heimat etwas aufbauen und die Familie unterstützen.“

„Und eben das kannst Du am besten, in dem Du nach Deutschland gehst und dort gutes Geld verdienst.“

„Und meine Familie lasse ich hier zurück? Ich habe zwei kleine Kinder und eine Ehefrau, die Unterstützung braucht.“

„Du weißt genau, dass es Deiner Familie an nichts fehlen wird. Wir kümmern uns jeden Tag um sie.“

Bornas Frau Ana ergreift das Wort. „Borna, Dein Vater hat recht. So schwer es uns allen auch fällt, Du solltest gehen.“

„Das sagst Du so einfach?“

„Borna!“, mischt sich sein Vater ein. „Mach' Deiner Frau das Herz nicht unnötig schwer.“

„Sobald Du Dich eingelebt hast, kannst Du Deine Familie nachholen.“

„Ich würde lieber wieder zurückkehren, sobald ich in der Heimat eine Perspektive habe.“

„Wir werden sehen. Also. Darf ich Filip sagen, dass Du kommst?“

„Habe ich eine Wahl?“, fragt Borna mit gesenktem Haupt.

„Du tust das Richtige, glaub' es mir, mein Junge.“


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