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05 Covid-19 - eine Pensionärskrankheit?

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Es geht um Leben und Tod, so einfach ist das und auch so schlimm“

(Armin Laschet, *18.02.1961, Ministerpräsident Nordrhein- Westfalen, im März 2020 )

Im letzten Kapitel haben wir erfahren, dass es sich bei einer Infektion mit Covid-19 um eine durchaus gefährliche Erkrankung handelt.

Aber gefährdet die Pandemie wirklich alle Menschen in unserem Lande? Muss sich die jüngere Generation überhaupt vor dem Virus fürchten?

Sind nicht nur ältere Menschen in bedrohlicher Weise betroffen?

Die Infektion mit dem Corona-Virus wird nicht selten als „Rentner-Krankheit“ bezeichnet. Stimmt das?

Schauen wir uns die demografische Verteilung der bekannten Corona-Fälle in Deutschland bezüglich des Sterbealters doch einmal genauer an.


https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104173/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland-nach-geschlecht/

Betrachtet man die Grafik, so fällt auf, dass alte Menschen, was die Gesamtzahl der Sterbefälle betrifft, deutlich überrepräsentiert sind (27).

Die Grafik scheint also auf den ersten Blick Entwarnung für die „jüngere Generation“ zu geben.

Auch die Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) bestätigen, dass vornehmlich Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen von schweren Krankheitsverläufen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 betroffen sind.

Allerdings zeigt sich im Verlauf der Pandemie immer wieder: Auch junge Menschen ohne (bekannte) Vorerkrankung können schwer am Corona-Virus erkranken, ja, daran sterben.

In London verschied ein 13-jähriger Junge namens Ismail an Corona, die jüngste Tote in Frankreich war 16 Jahre alt. Das bisher jüngste Todesopfer der Corona-Krise in Europa war ein 12-jähriges Mädchen aus Belgien (28).

. Und wenn Sie jetzt denken, in Deutschland kann so etwas nicht passieren: Ein erst 26-Jähriger ist in unserem Lande an den Folgen seiner Coronavirus-Infektion gestorben. Der junge Mann war anlässlich einer bestätigten Infektion mit Sars-CoV-2 ins Uniklinikum Essen eingeliefert worden. Wie es weiter heißt, habe der Mann "keine nennenswerten Vorerkrankungen" gehabt (29).

Wissenschaftler und Mediziner weltweit versuchen nun zu erklären, warum auch junge Menschen ohne sichtbare Vorerkrankungen an Corona sterben können.

Einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Virologie in Deutschland ist der mittlerweile durch seine medialen Auftritte im Lande bestens bekannte Professor Christian Drosten, seines Zeichens Institutsdirektor an der Charité in Berlin.

In seinem NDR-Podcast stellt er die Vermutung an, dass auch jüngere Menschen dann eine schweren Krankheits-verlauf zeigen und an Corona sterben können, wenn die Viren beim Einatmen direkt in die Lunge geraten. Im Normalfall befällt das Virus nämlich zunächst den Rachen, wo es sich vermehrt – in dieser Zeit bildet das Immunsystem bereits Antikörper, um Covid-19 zu bekämpfen. Gelangt das Corona-Virus aber direkt in die Lunge, fehlen diese Antikörper, der oder die Betroffene erkrankt.

Eine zweite Theorie Drostens besagt, dass gewisse Menschen zum Zeitpunkt ihrer Ansteckung einer höheren Dosis Corona-Viren ausgesetzt seien als andere, was dann zu einem ungünstigen Covid-19-Verlauf führen kann. Ähnliche Beobachtungen konnten Wissenschaftler bereits beim Ebola-Virus machen: Je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher war ein schwerer bis tödlicher Krankheitsverlauf.

Drosten vermutet weiter, dass sich jüngere Menschen bisweilen bestimmter Vorerkrankungen nicht bewusst seien und sich deswegen in Sicherheit wiegen.

Der Arzt Georg-Christian Zinn bestätigt diese Theorie gegenüber "n-tv" und nennt als Beispiel den Fall eines Fußballtrainers in Spanien, der mit 21 Jahren an Corona gestorben ist. Die Ärzte stellten im Nachhinein fest, dass er unwissend an Leukämie gelitten hatte.

Vorerkrankungen sind wohl der größte Risikofaktor für junge Menschen, an Corona zu sterben (30).

Tatsächlich jedoch beobachten Ärzte immer öfter ein schweres Krankheitsbild bei jungen Menschen ohne Vorerkrankung.

Leider sind sich viele unserer jüngeren Mitbürger dessen nicht bewusst oder, schlimmer noch, sie ignorieren entsprechende Warnungen.

Vielleicht hilft es in Zeiten von Reality-TV, von Casting-Shows, Bloggern und Influencern daran zu erinnern, dass covid-19 durchaus auch Prominente und solche, die es einmal werden wollen, dahinzuraffen in der Lage ist.

Im Alter von 41 Jahren ist Broadway-Star Nick Cordero nach einer Corona-Virus-Infektion gestorben. Cordero erleidet eine septische Infektion, muss einmal wiederbelebt werden. Es folgen eine Reihe kleinerer Schlaganfälle und Blutgerinnsel. Cordero braucht einen Luftröhrenschnitt und zeitweise einen Herzschrittmacher. Wochen liegt er auch in einem künstlichen Koma. Sein rechtes Bein muss amputiert werden, eine Lungentransplantation wird erwogen.

Nach 95 Tagen in der Notaufnahme ist der junge Schauspieler tot. Cordero hatte keine Vorerkrankungen, wie seine Ehefrau mehrfach betont. Es war ein monatelanger Kampf. Am Ende verlor der Broadway-Star Nick Cordero sein Leben im Ringen mit Covid-19 (31).

Weitere keineswegs betagte Corona-Opfer aus dem öffentlichen Leben, die es zu beklagen gilt: Fred the Godson, US-amerikanscher Rapper (35), Caio Narcio(33), brasilia-nischer Politiker, Nashom Wooden (50), US-amerikansiche Dragqueen, Chris Tousdale (34), US-amerikanischer Schauspieler. Zororo Makamba (30), Journalist aus Simbabwe, Li Wenliang (33), chinesischer Mediziner, Danil Chalimow (42), kasachischer Ringer, Adam Alsing (51), schwedischer Rund-funk- und Fernsehmoderator (32).

Fälle wie die erwähnten zeigen die Unberechenbarkeit des Corona-Virus. Sie machen deutlich, dass auch jüngere Menschen schwere Komplikationen nach einer Infektion mit dem Virus erleiden können.

Die Sterblichkeit gemessen an allen Infizierten kann nur annähernd bestimmt werden. Sie liegt bei Menschen über 80 Jahren bei etwa 10 Prozent. Pro 20 Lebensjahre weniger sinkt vermutlich auch die Sterblichkeit um den Faktor10 (33).

Da auch junge Menschen an Sars-CoV-19 erkranken und sogar sterben, warnen Experten weltweit mit zunehmendem Nachdruck davor, Covid-19 als junger, gesunder Mensch zu unterschätzen: Ein schwerer Krankheitsverlauf ist nach aktuellen Erkenntnissen zwar unwahrscheinlicher als bei älteren Erkrankten, aber keineswegs unmöglich.

Leider, so hat man im März 2021 den Eindruck, ist diese unbestrittene Tatsache jedoch bei vielen von uns noch nicht angekommen

Ich kann mich da zunächst nicht ausnehmen. Obwohl ich mittlerweile ein Alter erreicht habe, in dem ich mich schon beinahe der „Corona-Hochrisikogruppe“ zugehörig fühlen kann.

Zwar beobachte ich das Corona-Geschehen kontinuierlich und überaus interessiert, aber lange auch mit einer gewissen Distanz.

Die nackten Zahlen der Infizierten und Toten, die schrecklichen Bilder aus Italien, die nicht enden wollenden Warnungen der Virologen und Politiker vor dem Virus, nehme ich zwar wahr, aber wirkliche Furcht vor Covid-19, Angst vor einer möglichen Infektion, löst all' dies in mir nicht aus.

Das ändert sich erst, als die Einschläge näherkommen. Innerhalb kürzester Zeit erkranken zunächst eine mir dem Namen nach bekannte langjährige Kollegin meiner Frau, dann ein Herr in den 60ern aus dem Freundeskreis an Corona.

Und plötzlich ist sie da, die Angst, mich selbst zu infizieren. Die Bedrohung ist realer geworden, sie ist nunmehr greifbar für mich, kann ich die Seuche doch nun mit mir bekannten Personen assoziieren.

Es ist schon eine seltsame Laune der menschlichen Natur, dass man eine Gefahr meist weit weg wähnt, wenn sie nicht bereits im unmittelbaren Umfeld Opfer gefordert hat.

Was dieses Empfinden betrifft, ärgere ich mich doch ein wenig über mich selbst, bin ich doch in dieser Hinsicht Serientäter.

Mit dem Begriff Demenz konnte ich kaum etwas anfangen, bis meine Mutter urplötzlich an der unheilbaren Störung der Gehirnfunktionen erkrankte.

Krebs bleibt für mich ein Abstraktum, eine „Krankheit der Anderen“, bis in mir selbst Zellen mutieren.

Und Corona? Alles scheint so weit weg, wenn es nicht einen selbst oder das unmittelbare Umfeld betrifft.

An diesem Punkt scheint die Lernfähigkeit des Menschen begrenzt.

Corona ist nicht ausnahmslos eine „Krankheit der Alten“. Das Virus bedroht uns alle, zumindest mittelbar. Und so sollte jeder von uns alles dafür tun, die Ausbreitung der Pandemie nach besten Kräften zu verhindern. Nicht erst WENN, sondern BEVOR man selbst oder das persönliche Umfeld unmittelbar betroffen sind.


Im Bann von covid-19

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