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Mit dem Arzt auf Augenhöhe

Ärzte und Physiotherapeuten suchen nach den für Sie geeigneten Maßnahmen, um Ihre Schmerzen zu lindern. Sie können dazu beitragen, dass der richtige Weg schnell gefunden wird.

Nach der Lektüre des ersten Kapitels kennen Sie schon einige der Fachbegriffe, die Ihr Arzt vermutlich verwenden wird. Sich ein wenig in die Fachsprache einzulesen ist sinnvoll, denn je seltener Sie in der Praxis um Erklärungen bitten müssen, desto mehr Zeit bleibt für Ihre Fragen und Wünsche.

Wo Sie weitere Informationen finden

Im Internet finden Sie seriöse Arthrose-Informationen bei gemeinnützigen Organisationen wie der Deutschen Arthrose-Hilfe e. V. oder der Deutschen Rheuma-Liga e. V. (Adressen und Kontakte siehe Service S. 170). Beide Institutionen versenden auch Broschüren. Die Rheuma-Liga bietet Hintergrundinfos und Foren zu vielen der rund 400 rheumatischen Erkrankungen, zu denen auch die Arthrose gezählt wird.

Wenn Verdacht auf eine Arthrose der Hüfte (Coxarthrose) oder des Knies (Gonarthrose) besteht – oder diese Diagnose bereits gesichert ist – und Sie keine Fachwörter scheuen, bieten Ihnen die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) wertvolle Informationen. Für diese Leitlinien recherchieren Experten aus verschiedenen Fachgesellschaften über lange Zeit, tauschen Erfahrungen aus und stimmen sich ab. Dort können Sie nachlesen, welche Behandlungsansätze sich in wissenschaftlichen Studien bewährt haben und welche nicht. Auch Untersuchungsmethoden sowie Angebote für Selbstzahler (z.B. Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel) werden hinterfragt. Die Qualität solcher Leitlinien, vor allem jener mit dem Zusatz S3 oder S2k, ist sehr hoch, sodass sich die Behandlung in vielen Arztpraxen und Kliniken an ihnen orientiert. Aktuelle Leitlinien zu vielerlei Erkrankungen sind unter www.awmf.org kostenlos abrufbar.

Kritischer Umgang mit Patientenforen

Das frei verfügbare Wissen in Patientenforen im Internet ist verlockend, birgt allerdings Risiken: Oft finden sich überproportional viele Geschichten mit schlechtem Ausgang. Wer schlechte Erfahrungen gemacht hat, neigt dazu, seinem – verständlichen – Frust Luft zu machen. Patienten, denen es besser geht, verhalten sich in der Regel leise. Denn je schneller die Beschwerden nachlassen, desto eher stehen sie wieder aktiv im Leben und lassen die Beschwerden hinter sich. Hinterfragen Sie solche Inhalte immer kritisch und besprechen Sie diese Informationen auch mit Ihren behandelnden Ärzten.

Den richtigen Facharzt finden

Ihre erste Anlaufstelle für Beschwerden an jedem Gelenk – außer dem Kiefergelenk – ist Ihre Hausarztpraxis. Von dort aus werden weitere Facharzttermine koordiniert. Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen des Kiefergelenks werden in erster Instanz zahnärztlich diagnostiziert.

Beim Hausarzt sollten Sie Ihre Beschwerden so detailliert wie möglich beschreiben. Er wird sich das Gelenk anschauen, es abtasten und Sie nach Ihrem allgemeinen Befinden fragen. Wenn er annimmt, dass eine andere Erkrankung – wie zum Beispiel die rheumatoide Arthritis – Ihre Beschwerden verursacht haben könnte, wird Ihr Arzt eine Laboruntersuchung Ihres Blutes veranlassen und nach bestimmten Markern suchen. Bei Arthrose fallen diese Tests negativ aus.

Mit Überweisung oder direkt?

Bei Gelenkbeschwerden wird Ihre Hausärztin Ihnen in der Regel den Rat geben, eine Orthopädiepraxis aufzusuchen – oder Sie direkt dorthin überweisen. Wenn Ihre Hausärztin hinter Ihren Symptomen eher eine entzündlich-rheumatische Erkrankung vermutet, bekommen Sie (alternativ oder zusätzlich) die Empfehlung, eine rheumatologische Schwerpunktpraxis aufzusuchen. Dieser Verdacht kommt auf, wenn im Blut erhöhte Entzündungswerte gemessen werden (allen voran das C-reaktive Protein bzw. eine erhöhte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) sowie wenn bestimmte Antikörper, wie die sogenannten Rheumafaktoren, zu finden sind. Aber auch, wenn die Ärztin aufgrund Ihrer Schilderungen davon ausgeht, es könnte sich um mehr als nur Verschleißerscheinungen handeln, denkt sie womöglich an rheumatoide Arthritis, die ankylosierende Spondylitis oder etwas anderes. Fragen Sie nach, von welcher Erkrankung Ihre Ärztin genau ausgeht.

Viele wählen den direkten Weg zum Orthopäden und rufen die nächstgelegene Praxis direkt an. Es gibt jedoch auch gute Gründe, sich überweisen zu lassen: Für gesetzlich Versicherte kommt die hausarztzentrierte Versorgung (im Volksmund: das Hausarztmodell) infrage. Wer daran teilnimmt, muss fast immer vom Hausarzt zu anderen (Fach-)Ärzten überwiesen werden. Dies gilt auch für Privatversicherte, die einen Primärarzttarif bei ihrer Krankenkasse nutzen. Diese Tarife bieten Versicherten besonders günstige Konditionen. Unabhängig vom Versicherungstarif kann sich jeder gesetzlich Versicherte mit einem Überweisungsschein über die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung einen Facharzttermin sichern (siehe unten).

Es gibt zweierlei Rheumatologen, die rheumatologischen Internisten und die rheumatologischen Orthopäden. Beide sind umfassend weiterqualifizierte Fachärzte. Früher war die rheumatologische Internistin auf rheumatologisch-entzündliche Erkrankungen spezialisiert, der rheumatologische Orthopäde unter anderem auf Orthesen und Operationen. Heute kennen die meisten Rheumatologen sich mit allen rheumatischen Krankheitsbildern und Therapien gut aus.

Nicht zu lange warten!

In Deutschland herrscht Fachärztemangel – vor allem in ländlichen Regionen. Rheumatologen sind zudem besonders rar. Damit Patienten nicht mehr monatelang auf einen Termin warten müssen, hat die Kassenärztliche Vereinigung die regionalen Terminservicestellen (TSS) eingerichtet. Gesetzlich Versicherte können sich jederzeit unter der zentralen Rufnummer 116117 einen Orthopädie- oder Rheumatologietermin vermitteln lassen.

Geht es Ihnen sehr schlecht, kann Ihr Hausarzt auf der Überweisung eine besondere Dringlichkeit vermerken. Aber auch ohne diesen Vermerk warten Sie auf Ihren Termin lediglich bis zu vier Wochen. Bei diesem Service dürfen Sie die Facharztpraxis allerdings nicht selbst aussuchen. Für Ihren Termin müssen Sie eine Fahrtstrecke von bis zu 90 Kilometern in Kauf nehmen. Die Vermittlung selbst kann (für alle Nicht-Notfälle) bis zu einer Woche dauern.

Empfehlungen sind Gold wert

Sie können Ihren Hausarzt natürlich jederzeit um eine Facharztempfehlung bitten. Fragen Sie am besten auch, warum Ihr Arzt der Meinung ist, dass ein bestimmter Rheumatologe oder genau diese Orthopädin sich für Ihre Erkrankung und Sie als Menschen besonders gut eignet. Sollte Ihr Hausarzt der Meinung sein, Sie brauchen keinen Facharzt, Ihre Meinung weicht davon jedoch ab, haben Sie natürlich die Möglichkeit, sich direkt bei einer Facharztpraxis anzumelden. Für Empfehlungen sind dann eventuell Selbsthilfeorganisationen (siehe S. 170) die richtige Anlaufstelle.

Doch keine Arthrose? Mögliche Differenzialdiagnosen

Manchmal steckt hinter dem dicken, heißen Gelenk etwas anderes als Arthrose. Der Verdacht auf eine bakterielle oder septische Arthritis liegt nahe, wenn Sie kurz zuvor eine Injektion, Operation oder tiefgehende Verletzung im Bereich eines Gelenks hatten, von einer Zecke gebissen wurden oder auf sonstigem Wege eine Infektion entstanden sein könnte. Eine bakterielle Arthritis macht sich sehr plötzlich bemerkbar, mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Oft kommt es zudem zu einem eitrigen Gelenkerguss. Meist ist nur ein Gelenk betroffen. Wenn Ihr Arzt die darauf hinweisende Schwellung bemerkt, kann er Ihr Gelenk punktieren und an der Gelenkflüssigkeit erkennen, ob sein Verdacht sich bestätigt. Ist das der Fall, sollte er Sie schnell in eine Klinik überweisen.

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die sich anfangs manchmal ähnlich äußern wie Arthrose, ist zwar kein sofortiges, aber ein baldiges Handeln wichtig. Bei der häufigsten dieser Krankheiten, der rheumatoiden Arthritis (kurz: RA), sollten nicht mehr als drei Monate zwischen Symptombeginn und Behandlungsbeginn verstreichen. Darum empfiehlt es sich, dass Sie mit entsprechenden Beschwerden bald eine rheumatologische Praxis aufsuchen. Die Rheumatologie ist auch eine wichtige Anlaufstelle bei Verdacht auf eine andere rheumatische Erkrankung.

Verbreitete rheumatische Erkrankungen und ihre Symptome sind:

Rheumatoide Arthritis (kurz RA): Schmerzen in mehreren Gelenken, in Schüben auftretende Morgensteifigkeit, Appetitlosigkeit, Erschöpfung, Fieber. Sie ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung: Mehr als eine halbe Million Menschen jeden Alters sind in Deutschland davon betroffen. Wird die RA früh intensiv behandelt, können viele Folgeschäden verhindert werden.

Ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew): Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, nächtliche heftige Schmerzen und Morgensteifigkeit; dazu können Gewichtsverlust und Müdigkeit kommen. Eine früh einsetzende Behandlung mit einer neuen Generation von Medikamenten sowie Bewegung und oft auch Wärme verbessern die Prognose erheblich.

Fibromyalgie (multilokuläres Schmerzsyndrom): Gleichzeitig auftretende Schmerzen an vielen Körperstellen; kann mit Morgensteifigkeit und Schmerzen in Gelenknähe einhergehen, sodass sie nicht immer sofort eindeutig von einer Arthrose abzugrenzen ist. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer.

Gicht (Urikopathie): Anfallartige, starke Schmerzen (besonders in der Nacht), Beginn häufig im Großzehengrundgelenk. Es handelt sich um eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich übermäßig viel Harnsäure im Blut ansammelt. Gicht verläuft ebenfalls chronisch, eine Ernährungsumstellung kann jedoch nahezu Symptomfreiheit bringen.

Aktiv leben mit Arthrose

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