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Kollektive Angst bei einer Pandemie

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In der Coronakrise wurde für viele von uns die Angst zum Alltag. Es kam eine Hiobsbotschaft nach der anderen und kaum einer wusste noch, was jetzt zu tun war.

Einige hatten Angst davor ihren Job zu verlieren, während andere sich davor fürchteten selbst angesteckt zu werden oder andere anzustecken, die dann ihretwegen sterben könnten.

Doch auch die Angst vor Veränderungen spielte eine große Rolle. Plötzlich war von einer neuen Normalität die Rede.

Ein Leben, das vielleicht nie wieder so sein würde wie es mal war. Uns blieb nichts anderes übrig als hilflos dazustehen und zuzuschauen, wie sich von einem Tag auf den anderen alles änderte. Und genau diese Hilflosigkeit ist es, die Angst auslösen kann. Oft versteckt sie sich unter Wut, Angst oder Depression.

In solchen Momenten werden wir dazu gezwungen, die Kontrolle abzugeben und können oftmals nicht mehr tun als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Dass uns Veränderungen Angst machen, ist ganz normal, denn immerhin wissen wir sehr oft nicht was diese Veränderung mit sich bringen wird. Das bedeutet aber nicht, dass Veränderungen generell schlecht sind. Sie können auch durchaus etwas Gutes mit sich bringen.

Nach den ersten Monaten der Coronakrise sagte eine Freundin mal zu mir:

»Mir ist aufgefallen, dass ich keine Angst vor dem Virus habe aber mir ist bewusst geworden, dass ich mich von der Angst anderer habe anstecken lassen.« Ihre Worte stimmten mich nachdenklich und auch ich spürte einmal in mich hinein und stellte fest, dass es einige Momente in der Coronakrise gab, in denen auch ich mich habe anstecken lassen. Die kollektive Angst in der Coronakrise hatte auch vor mir nicht Halt gemacht. Es gab eine Situation, in der mein Patenkind bei mir zu Besuch war und, wie Kinder so sind, hat er nicht ständig auf den Mindestabstand von 1,50 Meter geachtet. Ich ertappte mich immer wieder beim Zurückweichen. Am Ende des Besuches legte er seine Hand auf meine und bedankte sich bei mir für den tollen Nachmittag. Ein Teil in mir schrie hysterisch auf, dass Körperkontakt gefährlich sei und ich war kurz davor meine Hand wegzuziehen. Nachdem er gegangen war, dachte ich über das Geschehene nach und erkannte erschrocken, dass es nicht meine individuelle Angst war, die so hysterisch in mir geschrien hatte, sondern die Angst der anderen. Obwohl ich immer darauf geachtet hatte, mich nicht von der Angst anstecken zu lassen, konnte ich der Massenhysterie wohl doch nicht gänzlich entrinnen. Sich der Fremdangst bewusst zu sein, ist der erste Schritt, um sich von der Angst zu lösen. Nachdem ich mir das bewusst gemacht hatte, wurde ich viel entspannter und habe darauf geachtet, dass mich die Angst der anderen nicht mehr mitreißt.

 Nur allzu oft lassen wir uns von Dingen mitreißen, die uns nicht guttun. Und die auch nicht unsere eigene individuelle Angst widerspiegelt.

Auch die neuen Regeln wie: Hände waschen, Abstandsregel und Maskenpflicht erfüllten einige Menschen mit Angst. Von einem Tag auf den anderen sollten wir unser Verhalten ändern. Das löste in vielen von uns Unsicherheit aus. Was wiederum Ängste auslösen kann.

Ist das jetzt die neue Normalität?

Der Mensch ist nicht dazu gemacht sich von seiner eigenen Art abzuwenden und Abstand zu halten. Doch plötzlich wurde genau das von uns erwartet. Und auch hier konnten wir nur hilflos danebenstehen und zuschauen, wie sich alles um uns herum veränderte.

Durch die Quarantäne lernten besonders Singles die Einsamkeit kennen. Andere konnten ihre Familien nicht mehr besuchen. Und auch das Leben, wie wir es vorher kannten, gab es in dieser Zeit nicht mehr. Keine Partys, keine Treffen mit Freunden und auch mal eben so ins Kino zu gehen, war nicht mehr möglich.

Dass solche starken Veränderungen Ängste auslösen, ist also mehr als verständlich.

Darum ist es besonders in solchen Zeiten wichtig, sich seinen Ängsten zu stellen.

 Warum habe ich Angst?

 Wovor habe ich Angst?

 Habe ich überhaupt Angst oder fühle ich mich nur hilflos?

 Ist meine Angst berechtigt?

 Was kann ich gegen meine Angst tun?

 Welche Möglichkeiten habe ich, mich meiner Angst zu stellen?

 Wie viel von der Angst ist meine und wie viel Angst habe ich von den anderen übernommen?

In Zeiten der Angst ist es durchaus möglich, sich dieser zu stellen und die Angstkurve runterzubekommen. Um das zu schaffen, müssen wir uns unserer Angst bewusst sein und schauen, welche Möglichkeiten wir haben, uns dieser zu stellen.

Wenn es zum Beispiel die Angst vor der Veränderung ist, müssen wir uns fragen:

 Warum habe ich Angst vor der Veränderung?

 Warum wehre ich mich so dagegen?

 Ist es das neue Unbekannte?

 Oder habe ich Angst davor mein altes Leben zu verlieren?

Beantworte diese Fragen für Dich und finde heraus, wovor Du wirklich Angst hast. Gehe dann in den Dialog mit Dir und überlege, was Du gegen diese Angst tun kannst.

Hast Du vielleicht Angst davor Dein altes Leben zu verlieren? Dann frage Dich:

 Verliere ich mein altes Leben denn wirklich?

 Kann ich nicht trotzdem noch einige Dinge tun, die ich vorher gerne getan habe?

 Ist es wirklich so schlimm, sich auf was Neues einzulassen?

 Werde ich dadurch vielleicht sogar ganz neue Erfahrungen sammeln können?

 Kann es nicht sogar sein, dass etwas Neues auch etwas Gutes mit sich bringt?

Diskutiere dies solange mit Dir aus, bis Du zum Kern vorgedrungen bist. Mit jeder weiteren Frage, die Du stellst und jeder Antwort, die Du darauf bekommst, erfährst Du mehr über Dich und kommst so der Ursache Deiner Angst immer näher.

Zu Anfang können die Dialoge mit Dir selbst noch etwas holprig sein, doch mit der Zeit wirst Du lernen immer besser in Kontakt mit Dir zu treten und Deine Angst aufzuspüren.

Wenn es die Angst vor der Veränderung ist, kannst Du Dich ihr stellen, indem Du die Veränderung einfach zulässt oder, wenn es Dir möglich ist, Du selbst die Dinge änderst. In beiden Fällen musst Du Dich aber auf eine Veränderung einlassen.

Denke immer daran:

Veränderungen können auch etwas Gutes bedeuten.

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