Читать книгу Miss Laurels magische Mode - Pharah Seutter von Lötzen - Страница 8

Оглавление

Eine spanische Hochzeit


Als Luise zu Hause ankam, war ihre Mutter noch nicht da.

Luise rief sie von ihrem Handy aus an und stellte dabei fest, dass der Akku plötzlich fast voll war.

Wie konnte das sein?, fragte sie sich. Aber andererseits waren schon rätselhaftere Dinge an diesem Tag passiert.

Luise öffnete ihre Schultasche und nahm kopfschüttelnd das Silberputzmittel heraus, um es auf den Esstisch zu stellen.

Da fiel ihr der Brief ein. Den hatte sie schon wieder ganz vergessen. Sie sah prüfend nach und ja, er war noch da.

„Onya“, murmelte Luise vor sich hin. „Den Namen habe ich noch nie gehört.“

Ob der Brief wohl von den Pollini Schwestern mit ihren magischen Fähigkeiten stammte?

In diesem Moment hörte Luise jemanden an der Tür und ließ den Brief schnell wieder in der Tasche verschwinden.

Es war Mrs Morton. Sie hatte im Stau gestanden und deshalb so lange vom Einkauf nach Hause gebraucht.

Luise schien darüber ganz froh. Schließlich hatte sie eine halbe Ewigkeit bei den Pollini Schwestern verbracht.

„Hallo Luise“, grüßte Mrs Morton voll bepackt mit Einkaufstüten, die sie in der Küche abstellte.

Sie bemerkte das Silberputzmittel.

„Ich habe ganz vergessen, dir heute Morgen Geld dafür mitzugeben. Wie viel schulde ich dir noch von deinem Pausengeld?“

„Das passt schon“, grinste Luise. „Zum ersten Mal habe ich Geld verdient, obwohl ich etwas ausgeben sollte.“

Ihre Mutter sah sie verdutzt an. „Zwei Pfund lagen in meinem Tee“, erklärte Luise.

Mrs Morton begann, den Kühlschrank einzuräumen.

„Ich sag’s ja“, meinte sie. „Die alten Tanten waren schon immer ein kleines bisschen verrückt.“

Das Abendessen fand wie gewöhnlich um halb sieben statt. Normalerweise kochte Mrs Morton immer ausgefallene Gerichte, aber weil sie heute nicht viel Zeit gehabt hatte, gab es nur Nudeln mit grüner Soße.

Mr Morton war eben gekommen und auch Tina schwirrte mit einem riesigen Handtuchturban auf dem Kopf ins Zimmer. Sie hatte sich gerade ihre Haare gewaschen und nasse Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Schon seit längerer Zeit hatte Mrs Morton es aufgegeben Tina zu sagen, sie solle damit bis nach dem Essen warten.

„Ich habe eine Ankündigung zu machen“, sagte Mr Morton feierlich.

Er holte einen rosa Briefumschlag hervor.

„Das ist eine Einladung zur Hochzeit einer Verwandten.“ Tina verdrehte gelangweilt die Augen.

„Ist es eine nahe Verwandte und müssen wir da unbedingt hin?“, fragte sie genervt.

„Sie ist meine Cousine dritten Grades“, antwortete Mr Morton. „Und ja, wir müssen hin.“

Tina ließ ihre Gabel in die halb gegessenen Nudeln fallen, verschwand im Nebenzimmer und begann sich die Nägel pink zu lackieren.

„Mach das Fenster auf, es riecht furchtbar“, rief ihr Mrs Morton nach.

„Jedenfalls kannst du leider nicht mitkommen“, meinte Mr Morton im selben Augenblick zu Luise.

„Die Hochzeit ist nächsten Samstag. Wir fliegen schon am Freitag dorthin und du hast Schule an diesem Tag. Nur bei Tina entfällt der Unterricht. Wir haben eine Mitteilung bekommen, dass die Oberstufe an diesem Tag ein Sprachenprojekt für alle Deutschkurse organisiert und jetzt ist die Lehrerin krank und sie müssen das Projekt verschieben.“

„Wir fliegen?“, kreischte Tina aus dem Nebenzimmer, ließ sofort ihren Nagellack stehen und kam zurück zum Esstisch.

„Ja“, erwiderte Mrs Morton. „Die Hochzeit findet in Madrid statt. Die Cousine eures Vaters hat spanische Verwandte. Sie heißt Marita Alvarez.“

„Das wird genial“, rief Tina und grinste übers ganze Gesicht. „Tut mir leid, dass du nicht mitfahren darfst, kleine Schwester.“

Luise schnitt eine Grimasse in Tinas Richtung.

„Plötzlich bist du ganz begeistert von der Hochzeit“, meinte sie schnippisch.

„Beruhigt euch, ihr beiden“, sagte Mrs Morton sanft. „Du wirst es auch schön haben, Luise. Am Freitag kommt Tante Laurel und holt dich übers Wochenende zu sich nach Hause. Ist das nicht toll? Dann kannst du ihr ein bisschen in ihrem Laden helfen.“

Tina verdrehte die Augen und lehnte sich zu Luise hinüber.

„Ganz toll“, formte sie mit den Lippen und schaute Luise herausfordernd an.

Mr Morton bemerkte es.

„Wie läuft es eigentlich mit deinem Deutschprojekt, Tina?“, fragte er ganz beiläufig. „Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.“

Tina murmelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und räumte ihren Teller in die Küche.

„Bis wir fliegen, will ich da Ergebnisse sehen“, fügte er hinzu.

Nach dem Abendessen ging Luise in ihr Zimmer. Vor dem Spiegel auf dem Gang stand ihre Schwester, die andächtig ihr Haar kämmte und föhnte.

„Ich habe keine Lust auf das Projekt“, teilte Tina ihr mit.

„Wenn ich es wenigstens mit Cathleen zusammen machen könnte – ich hätte auch Französisch wählen sollen.“

„Du hättest eine andere Sprache gewählt, nur um mit deiner besten Freundin in einem Kurs zu sein?“, fragte Luise erstaunt.

„Was denkst du denn?“, gab Tina zur Antwort und löste einen Haarknoten aus ihrer Bürste. „Diese Abigail, mit der ich das Projekt mache, bekommt irgendwie gar nichts auf die Reihe und sie ist genau so langweilig wie die anderen in meinem Kurs.“

Luise ließ sich auf den Teppichboden neben Tina sinken.

„Und ich habe keine Lust auf Tante Laurel. Unter uns gesagt: Sie ist verrückt.“

Das war sie in der Tat ein wenig. Sie trug stets Kleidung in schrillen Farben und ausgefallenen Kombinationen und Schuhe mit viel zu hohen Absätzen, in denen sie kaum laufen konnte.

„Am schlimmsten ist ihr rotes Kostüm“, grinste Tina. „Mit dem schwarzen Pelzschal, den sie dazu trägt. Und nicht irgendein Pelz. Es ist das Fell einer toten Katze.“

„Das ist echt abartig“, stimmte Luise ihr zu und wunderte sich gleichzeitig, dass ihre Schwester plötzlich so ein großes Herz für Tiere hatte. Immerhin besaß sie eine sündhaftteure Markenjacke von Yakenato mit Echtpelzkragen.

„Na ja, aber London ist auch nicht schlecht“, meinte Tina dann. „So lernst du mal Laurels Laden kennen.“

Mit diesen Worten verschwand sie in ihr Zimmer und kurze Zeit später hörte man sie mit ihrer besten Freundin Cathleen telefonieren.

Luise musste beim Klang ihrer aufgeregten Stimmen an Hundewelpen denken, die im Winter mit viel zu kaltem Wasser nass gespritzt worden waren.

Miss Laurels magische Mode

Подняться наверх