Читать книгу Urbex-Fotografie - Philippe Sergent - Страница 17

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Das war der Auslöser. Dieser Ort, der mir damals unglaublich erschien, war dennoch nichts im Vergleich zu dem, was ich später entdecken sollte. Ich hatte gerade erst an der Oberfläche dessen gekratzt, was die Urban Exploration bedeutet.

Als ich nach Hause kam und die Geschichte dieses Sanatoriums erforschte, entdeckte ich den Begriff »Urbex«, zu dem die Suchmaschinen so viele Webseiten anzeigen, so viele Orte – vom einfachen, völlig zerstörten Gebäude bis zu einem riesigen Hochofen oder einem Schloss »mit originaler Einrichtung« –, dass kaum zu leugnen war: Hier gab es eine echte Bewegung. Mit Geduld gewappnet verbrachte ich die folgenden Monate damit, nach bekannten und leicht lokalisierbaren Orten in der Region Paris zu suchen und diese zu erkunden. Sie erlaubten es mir, meine eigenen Erfahrungen mit der Erkundung und mit meiner Auffassung von den Orten, vor allem aber mit der Fototechnik zu machen. Insbesondere verstand ich, dass ich mit lichtstärkeren Objektiven arbeiten musste, als ich es gewohnt war (wir werden diesen Punkt im 2. Kapitel betrachten). Und ich lernte, das Trio aus Lichtempfindlichkeit, Verschlusszeit und Blendenöffnung bei schwachem Licht bestens zu beherrschen.


Urbex bringt Sie dazu, die Geschichte von Orten zu entdecken, Geschichten von Menschen, die vor allem aus sozialen Kämpfen bestanden, um ihre Arbeit zu verteidigen.

Urban Exploration bedeutet, Schönheit in der Zerstörung zu erfassen, im Vergessenen eine Spur der Vergangenheit zu bewahren. Eine Stimmung, eine Atmosphäre wahrzunehmen, die durch das Auge des Fotografen sublimiert wird. Es geht nicht darum, sich über die Schließung einer Fabrik zu freuen, wie die Aasgeier, die schon bereit sind, sich auf ihre Beute zu stürzen. Sondern es geht darum, die von unseren Politikern nicht gehaltenen Versprechen zu bezeugen, die reiche industrielle Vergangenheit unserer Regionen zu zeigen und den Menschen, die dort gearbeitet haben, Tribut zu zollen – den Bergarbeitern, den »Kumpeln« (frz.: gueules noires).

Der Urbexer, ein Draufgänger wie Indiana Jones?

Es gibt keinen speziellen Typus für diese Art von Entdecker: Einige widmen sich der Urbex, um Orte zu entdecken, die für die Öffentlichkeit unzugänglich sind oder eine besondere Atmosphäre bieten. Andere tragen zur Erhaltung des kulturellen Erbes und zur Instandsetzung von verfallenden Objekten bei. Diese ziemlich diskrete »Community« agiert eher inoffiziell und ist nicht in einem Verein oder Klub organisiert. Auch wenn es daher schwierig ist, eine genaue Anzahl von Entdeckern in Frankreich festzulegen, werden sie auf etwa 10.000 Personen geschätzt. Überall in Europa wie in der übrigen Welt erfreut sich diese Disziplin eines von Jahr zu Jahr wachsenden Erfolges. Während das Forum CK Zone einer der ersten Treffpunkte für französische Entdecker im Web war, widmet sich heute eine Vielzahl von Facebook- und YouTube-Seiten dieser Disziplin.

Die meisten Urbex-Anhänger sind Fotografen. Die Erkundung ist die Disziplin, die Fotografie ist ihre Erweiterung. Sie ist nur das Mittel, um über das erkundete Gelände zu berichten und dazu eine Art Erinnerung an die Orte zu erzeugen. Fotografen stellen sich Fragen zur Zukunft dieser verfallenen Gebäude, die nutzlos geworden, in Vergessenheit geraten und teils zum Abriss bestimmt sind, zum Schaden des kulturellen Erbes.

Natürlich sorgen die ersten Ausflüge für Adrenalinstöße, alle Sinne sind hellwach. Die Dunkelheit, die Türen und Fenster, die zuschlagen und aufschrecken lassen, die Angst vor dem Wachmann, vor der Polizei … Aber die Urbexer sind nicht nur dort, um die kindliche Aufregung des Verbotenen zu spüren. Während der Ausflüge lernen wir zu hören, zu schweigen, das geringste Geräusch zu vermeiden, einen Ort besser zu verstehen, indem wir nur seine Schönheit inmitten des Verfalls wahrnehmen.

Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, muss der Entdecker seine Ausflüge sorgfältig vorbereiten. Ein besseres Verständnis für die Orte und die möglichen Schwierigkeiten, denen er begegnen wird, ist oft das Ergebnis ausgiebiger historischer und geografischer Recherchen. Eine Vorbereitungsarbeit, die wir im 3. Kapitel vermitteln werden.

Grundsätze, die zu beachten sind

Diese Disziplin des Schattens, die von der Öffentlichkeit noch immer verkannt wird, beunruhigt. Silhouetten von Personen, die oft unauffällige dunkle Kleidung tragen und verlassene Orte betreten, können Angst machen. Es handelt sich jedoch in der überwiegenden Mehrzahl um wohlmeinende, nicht aggressive Menschen, die zwar verbotene Räume betreten, dabei aber von drei Hauptprinzipien geleitet werden:


Dieser Tank gibt der alten Textilfabrik, von der kaum noch etwas übrig ist außer den Wänden, einen gewissen Charakter zurück.


Hinterlasse nichts als Fußspuren …


Die Graffiti-Künstler sind unbeliebt bei den Entdeckern, die die Orte in ihrer Authentizität entdecken möchten.

Urbex-Fotografie

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