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Segen, die zurückkommen
ОглавлениеDank dieser sanften Kunst begann ich, ziemlich erstaunliche Erfahrungen zu machen. Ein solches Erlebnis hatte ich, während ich als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einer weltweiten Kampagne gegen die Hungersnot ein Benefizkonzert am Welternährungstag (dem 16. Oktober) organisierte. Die Einnahmen sollten mehreren Bauernvereinigungen im Süden Senegals zugutekommen. Ein afrikanisch-karibisches Orchester, das ein Freund von mir leitete, bot uns an, beim Konzert kostenlos mitzuspielen. Lokale Radiosender und Lokalzeitungen warben für das Konzert. Der Techniker der großen College-Halle, in der das Konzert stattfinden sollte, kämpfte aus unersichtlichen Gründen von Anfang an gegen unser Projekt. Er wollte nichts damit zu tun haben. Wir mussten sogar einen zweiten Techniker beauftragen, für Klang und Beleuchtung zu sorgen.
Zwei Stunden vor Konzertbeginn schraubte der erste Techniker fast alle Mikrofone auf der Bühne ab. Mein Freund winkte kategorisch ab: Unmöglich, mit nur zwei Mikros für ein zehnköpfiges Orchester und mehrere Sänger auszukommen! Also gingen wir zum Techniker, um mit ihm zu reden. Er zeigte von Anfang an seine starke feindselige Einstellung. Meine erste Reaktion war Wut, doch mir wurde sofort klar, dass Wut die Situation nicht besser machen würde. Und das Publikum würde in weniger als zwei Stunden eintreffen! Während der Techniker sich mit meinem Freund herumstritt, fing ich schweigend an, ihn zu segnen: seine Güte, seinen Überfluss, seine menschliche Integrität, seine Gesundheit – einfach alles, was mir einfiel. Plötzlich änderte sich innerhalb von zwei Sätzen seine Einstellung vollkommen. Auf seinem Gesicht, das ein paar Sekunden vorher noch vor Hass verzerrt gewesen war, machte sich nun ein wunderschönes Lächeln breit. Er ging in sein Labor und kam mit einer Handvoll Mikros zurück, empfahl meinem Freund das geeignetste Mikrofon und wünschte uns einen schönen Abend.
Ein anderes Mal beendete ich ein Buch über meine Untersuchungen zur grassroot Entwicklung in Afrika, für die ich über einhundert Dörfer, über den ganzen Kontinent verstreut, aufgesucht hatte. Ich hatte die Recherchen auf eigenes Risiko durchgeführt, weil ich das falsche und negative Bild über Afrika korrigieren wollte, das die meisten Menschen haben. Ich vertraute darauf, dass ich einen Verlag finden würde, wenn mein Buch gut wurde.
Während das Manuskript in den letzten Zügen lag, lernte ich jemanden kennen, der Erfahrungen mit französischen Verlagen hatte. Wir freundeten uns sofort an, und er schlug vor, ich sollte ihm das fertige Manuskript zuschicken. Er bot mir an, es an einen Bekannten weiterzuleiten, der in einem renommierten Verlag tätig war. Sobald ich mit dem Buch fertig war, rief ich ihn an und sagte ihm, dass ich es ihm nun zusenden würde. Dabei erwähnte ich, dass ich eine Literaturagentin hatte, weil ich hoffte, das Buch auch in anderen Sprachen zu veröffentlichen. Sobald ich das Wort Literaturagentin ausgesprochen hatte, beschimpfte er mich auf das Übelste. »Wenn du eine Literaturagentin hast, brauchst du nicht auf mich zu zählen«, sagte er und knallte den Hörer auf. Perplex dachte ich, dass er wohl schon einmal eine schmerzhafte Erfahrung mit einem Literaturagenten gemacht haben musste.
Da ich kein negatives Bild von meinem neuen Freund in Erinnerung behalten wollte, segnete ich ihn jedes Mal, wenn ich in den nächsten Tagen an ihn dachte. Ungefähr zehn Tage später rief er mich an, als sei nichts passiert, und schlug mir vor, meiner Agentin zu sagen, sie solle das Manuskript an seinen Freund schicken, der ein Verlagshaus führte. Er würde ihm schreiben und mein Buch empfehlen.
Daraufhin wurde das Buch sofort zur Veröffentlichung in einem hervorragenden Verlag angenommen. Wie meine Literaturagentin mir sagte, hatte sie in den zwanzig Jahren, in denen sie auf diesem Gebiet tätig war, noch nie erlebt, dass ein Buch so schnell herausgegeben wurde. In letzter Minute verlegte das Verlagshaus die Veröffentlichung sogar auf ein früheres Datum, damit das Buch rechtzeitig zu einer internationalen Buchmesse erscheinen würde. Mein Freund konnte einen führenden europäischen Politiker, der für seine Afrikakenntnisse bekannt war, dafür gewinnen, ein Vorwort für das Buch zu schreiben. Etwas Besseres hätte ich mir nie träumen lassen!