Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 75

Оглавление

2



Bill Warbow hockte sich zwei Stunden später auf einen Steinbrocken und streckte die schmerzenden Füße weit von sich.

Die Löcher in den Socken waren noch größer geworden. Bill hatte sich einige Blasen gelaufen, und seine Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt.

Er befand sich inmitten der Black Hills. Sein Ziel, Golden Creek, war mindestens noch zehn Meilen entfernt.

Die Sonne brannte heiß vom wolkenlosen Himmel. Kein Lüftchen regte sich. Bills nackter Oberkörper glänzte vor Schweiß.

„Heiliger Rauch“, ächzte er. „So'ne Pleite habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Jetzt kann ’s aber nur noch aufwärtsgehen.“

Bill Warbow erhob sich und wollte weiterlaufen, als er hämmernden Hufschlag vernahm, der rasch lauter wurde.

Er huschte hinter einen Felsen und blickte auf den schmalen Trail, der sich zwischen Felsriffen und Bäumen hindurchschlängelte.

Kurze Zeit später tauchten drei Reiter hinter der Wegkrümmung auf, denen drei Packpferde folgten.

Bei dem vordersten Reiter handelte es sich um eine junge Frau. Lange kupferfarbene Haare quollen unter einem flachkronigen Stetson hervor und reichten bis auf die Schultern. Was sich unter der Bluse verbarg, konnte sich sehen lassen.

Hinter der rothaarigen Schönen ritten zwei Männer mittleren Alters. Sie wirkten wachsam und hielten Gewehre in den Händen. Sie waren wie Cowboys gekleidet und machten einen harten und kompromisslosen Eindruck.

Bill Warbow blickte an sich herunter. In der langen Armeeunterhose kam er sich lächerlich vor. Und doch blieb ihm keine andere Wahl, als sich zu zeigen und um Hilfe zu bitten.

Er trat hinter dem Felsen hervor, als sich die Reiter bis auf einen Steinwurf genähert hatten.

Die Frau starrte ihn aus großen Augen an und parierte die zierliche Fuchsstute. Die beiden Begleiter schlossen auf und richteten die Läufe der Gewehre auf den Fremden.

Bill hob beide Hände in Schulterhöhe und lief langsam auf die Reiter zu. Und er fühlte sich gar nicht wohl in der Haut. Die rothaarige Lady begann unverschämt zu lächeln.

„Wen haben wir denn da?“, sagte das Girl spöttisch. „Wenn das ein Überfall sei sein soll, dann ist das endlich mal ein origineller Einfall, Mister. Du willst wohl, dass wir uns totlachen, was ...?“

Bill Warbow sah, dass die beiden Begleiter der schönen Frau wachsam blieben. Sie ließen die Umgebung nicht aus den Augen und rechneten wohl damit, dass es wirklich eine Falle sein könnte.

„Ich wurde ausgeraubt“, sagte Bill und zwang sich zur Ruhe. „Die verdammten Outlaws haben mir alles genommen. Das geschah vor über zwei Stunden. Es wäre schön, wenn Sie mir helfen könnten, Ma'am. Ich bin auf dem Weg nach Golden Creek.“

Das Girl lachte glockenhell.

Dabei musterte sie den Fremden von oben bis unten, der am liebsten in den Erdboden versunken wäre.

Dann aber verwischte ihr Lächeln. Sie nickte Bill Warbow zu. In ihren schönen Augen stand aber nach wie vor ein belustigendes Funkeln.

Sie wandte sich an einem ihrer Begleiter.

"Sieh doch mal zu, Fred, ob du Klamotten für den Heldensohn findest. Außerdem verteilst du die Packlasten eines Pferdes auf die anderen beiden Vierbeiner. Hoffentlich schafft er es, sich ohne Sattel auf dem Pferderücken zu halten.“

Bill Warbow schluckte mehrmals.

„Danke, Ma'am“, antwortete er.

„Mein Name ist Gloria Baker“, sagte das Girl. “Und wie darf ich dich nennen, Mister?“

Bill stellte sich vor, und Gloria sah den großgewachsenen Mann verblüfft an.

„Bill 'Tiger' Warbow?“

Bill zögerte, ehe er nickte.

„Es spricht wohl einiges gegen mich, doch ich kann es nicht leugnen, Gloria.

„Ich hoffe, dass ihr mein Pech nicht groß weitererzählt. Das würde ziemlich stark an meinem Ruf kratzen.“

„Bill Warbow“, meinte das Girl. „Der schon fast legendäre Revolvermann läuft uns in den Black Hills über den Weg. Das ist ja nicht zu fassen. Und er hat sich wie ein Greenhorn ausplündern lassen.“

„Es ist nun mal passiert“, antwortete Bill Warbow ruhig und fing die alte Hose auf, die ihm Gloria Bakers Begleiter zuwarf. Eine altes Hemd und eine vergammelte Lederjacke folgten.

Die Stiefel hatten auch schon bessere Tage gesehen, doch Bill Warbow war heilfroh, überhaupt etwas zum Anziehen zu bekommen.

Er zog sich an und schwang sich auf den Rücken des Packpferdes.

„Dann wollen wir mal weiter reiten“, sagte das Girl. „Unser Ziel ist ebenfalls Golden Creek. Die Klamotten kannst du behalten, Bill. Sie sind nicht mehr viel wert und gehörten meinem Vater. Er braucht sie nicht mehr.“

Gloria Baker trieb ihr Pferd an. Die beiden Begleiter folgten dem Girl. Bill aber war heilfroh, dass er den Trail in Richtung der Goldgräbertown nicht zu Fuß fortsetzen brauchte.

Eine Stunde später mündete der Trail in eine riesige Schlucht, die bestimmt über eine Meile breit und mehr als fünf Meilen lang war.

Gloria Baker zügelte ihr Pferd und wandte sich Bill Warbow zu.

„Unser Ziel ist nicht mehr fern“, sagte die rothaarige Schöne. „Ungefähr in der Mitte der Gulch liegt Golden Creek. Ich habe hier in der Nähe noch etwas zu erledigen. Du kannst das Pferd im Mietstall der Town unterstellen. Ich hole es dort ab. Vielleicht sehen wir uns später, Bill. Und pass gut auf, dass du nicht erneut unter die Räuber fällst.“

Der Revolvermann grinste bitter.

„Das passiert mir nicht noch einmal“, antwortete er. „Und den drei Outlaws

ziehe ich schon bald das Fell über die Ohren. Ich werde die Halunken wiedererkennen, sobald sie mir über den Weg laufen.“

„Viel Glück“, sagte Gloria Baker und zog ihr Pferd zur Seite. Sie hielt auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht zu, während Bill Warbow in Richtung der Diggerstadt weiter ritt.

Bill sah immer wieder Goldgräber, die an den steil emporragenden Felswänden der Schlucht ihre Claims abgesteckt hatten und dort nach dem gelben Metall suchten.

Einige Digger hatten dunkel gähnende Stollen in die Bergwände getrieben, andere suchten in einem Bach, der mitten durch die Gulch floss, nach Nuggets, die sie mühsam aus dem Sand des Creeks wuschen.

Mancher Goldgräber griff nach dem Gewehr, als er den Reiter sah, doch Bill hielt sich auf dem Weg. Hin und wieder begegnete er Reiter, die aus dem Diggercamp kamen.

Die Goldgräber musterten ihn forschend, und bestimmt hielten ihn viele für einen Outlaw. Bill Warbow konnte es den Männer nicht verdenken, da er in den alten Klamotten wie ein Satteltramp wirkte.

Nach ungefähr einer halben Stunde sah Bill die ersten Häuser, Blockhütten und Zelte der wilden Goldgräberstadt vor sich. Er parierte das Pferd, um sich zu orientieren. Dann ritt er auf eine breite Felsspalte zu, die sich wie ein Axthieb in die Felswand grub.

Dumpf takten die Hufe des Vierbeiners auf dem steinigen Boden, als Bill in die Felsklamm hineinritt. Sie wurde schon bald breiter und führte in einen Talkessel, dessen Felswände sich über fünfzig Yards hoch gegen den wolkenlosen Himmel reckten.

Hundert Yards entfernt sah er zwei Männer, die aus einem Stollen traten und zu ihm herüberblickten. Die Goldgräber mussten den Hufschlag gehört haben und griffen zu ihren Gewehren, die gegen einen Steinbrocken lehnten.

Bill Warbow sah sich erneut um, ritt dann aber auf die beiden Digger zu, die ihn erwarteten und die Gewehrläufe anhoben, als er sich bis auf zwei Pferdelängen genähert hatte.

„Was wollen du, Mister?“, stieß einer der Goldsucher unfreundlich hervor.

„Ich möchte nur eine Auskunft, Gents“, antwortete der Revolvermann. „In diesem Talkessel muss sich irgendwo das Claim meines Freundes Hal Walker befinden. Vielleicht könnt ihr mir eine längere Sucherei ersparen.“

Die Goldgräber senkten die Gewehrläufe, blieben aber nach wie vor sehr wachsam.

„Wer bist du, Mister?“

„Bill Warbow ist mein Name.“

Die beiden Männer sahen sich kurz an, ehe sie nickten und die Winchester gegen den Steinklotz lehnten.

„Kann ich absteigen?“

Die Digger nickten erneut.

„Mein Name ist Jerry Benson, und das ist mein Partner Mike Randall. Du kannst dir Kaffee aus dem Kessel nehmen, der über dem Feuer hängt.“

Bill Warbow bediente sich und blickte dann die bärtigen Männer nachdenklich an, deren Gesichter einen ernsten Ausdruck angenommen hatten.

„Wir haben dich schon erwartet, Warbow“, sagte Jerry Benson. "Hal hat uns erzählt, dass du kommen würdest. Leider kommst du zu spät."

Bill runzelte die Stirn und verspürte einen dumpfen Druck im Magen, der nichts Gutes verhieß.

„Dein Freund Hal Walker ist tot“, sagte der andere Goldsucher. „Er wurde vor acht Tagen erschossen, als Banditen seine Claim überfielen. Wir fanden Hal am nächsten morgen. Sorry, doch das ist die Lage. Wir haben den Toten in der Nähe seiner Goldmine beerdigt. Mehr konnten wir nicht für ihn tun. Seine Habseligkeiten haben wir drüben in der Hütte aufbewahrt.“

Bill Warbow stand lange Sekunden wie erstarrt. Es fiel im schwer, die Worte der Digger zu verdauen. Dann setzte er sich und stellte den geleerten Kaffeebecher auf die Erde. Er dachte an Hal Walker, den Freund und Partner, der vor einem halben Jahr in die Schwarzen Berge gezogen war, um nach Gold zu schürfen.

Er selbst war nicht mitgeritten, da er den Stern eines Townmarshals trug und alle Hände voll zu tun hatte, um in einer wilden Grenzstadt für Recht und Ordnung zu sorgen.

Hal Walkers Nachricht hatte ihn vor vier Wochen erreicht. Der Freund hatte

von einem größeren Goldfund berichtet.

Bill schluckte schwer und blickte die beiden Goldgräber an, die sich ihm gegenüber gesetzt hatten.

„Es tut uns wirklich leid, Warbow“, sagte Mike Randall. „Wir haben uns mit Hal gut verstanden, doch gegen die Goldbanditen ist kein Kraut gewachsen. Sie schlagen immer wieder erbarmungslos zu. Kaum einem Digger gelingt es noch, mit der Ausbeute die Berge zu verlassen.“

„Die Höllenhunde sind gut organisiert und wissen anscheinend immer Bescheid, wo Gold gefunden wurde“, fuhr Jerry Benson fort. „Wir hörten zwar die Schüsse, doch als wir zur Mine kamen, fanden wir Hal sterbend vor. Natürlich haben die Goldhyänen die gesamte Ausbeute mitgehen lassen.“

„Habt Ihr die Strolche verfolgt?“, fragte Bill.

„Nur bis zum Trail, der in die Town führt“, antwortete Mike Randall. „Dort haben wir die Fährten verloren. Wir sind aber sicher, dass die Kerle zu Tom Prescotts Bande gehören.“

„Tom Prescott?“

Die Digger nickten.

„Er und seine Halunkenbrut kontrollieren diesen Teil der Schwarzen Berge. Bis jetzt ist keiner mit den Höllenhunden fertig geworden. Mehr als tausend Goldgräber leiden unter dem Terror dieser Hundesöhne.“

„Dann ist es wohl langsam an der Zelt, dass jemand den Kampf gegen die Goldwölfe aufnimmt“, sagte Bill Warbow mit heißem Zorn in der Stimme. „Ich werde meinen Freund rächen!“

Seine Worte klangen wie ein Schwur.


Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western

Подняться наверх