Читать книгу Savers - und es gibt sie doch - Rabea Blue - Страница 7

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Die Frau auf dem Stuhl ganz links verdrehte die Augen und gab Geräusche von sich, als hätte sie Atemnot. Irritiert sah David zwischen ihr und Jakob hin und her, doch die Ältesten schienen nicht beunruhigt zu sein. Ganz im Gegenteil – sie rückten auf ihren Stühlen herum, sodass sie ihre Kollegin besser sehen konnten, und wirkten fast schon erleichtert aufgrund dieses Ereignisses.

»Mathilda hat immer die jungen Neuankömmlinge«, raunte der dunkelhäutige Mann auf der anderen Seite der Stuhlreihe seiner Sitznachbarin zu. Diese nickte zustimmend.

Langsam erhob sich die Frau ganz links. Sie schien eine der Jüngsten in der Runde zu sein. Ihre Augen waren nach wie vor verdreht, doch sie wandte ihren Kopf in Davids Richtung, als wolle sie ihn ansehen. Ihre dunkelblonden Locken wippten bei jeder Bewegung. Dann begann sie in verschwörerischem Ton zu sprechen.

»Ich sehe Unruhe in deiner Zukunft. Deine Emotionen können dir zum Verhängnis werden. Halte dich von deiner Familie fern!«

Dann hörte das ungewöhnliche Schauspiel so plötzlich wieder auf, wie es begonnen hatte. Als sie geendet hatte, blinzelte sie heftig, schüttelte den Kopf und schaute sich verwirrt um, als wisse sie nicht, wo sie sei. Jakob erhob sich und ging auf sie zu. Behutsam legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Die Frau sah zu ihm hinauf.

»Schon wieder ich?«, fragte sie mit zittriger Stimme.

Jakob nickte. »Ja. Wir reden nachher darüber, Mathilda. Setz dich bitte wieder hin.«

Dann wandte er sich an David. »Das war soweit alles. Ephraim wird dir erklären, was eben passiert ist. Ich hoffe du schlägst dich gut bei uns.« Kurz zögerte er, dann setzte er zwinkernd hinzu: »Ich habe ein gutes Gefühl bei dir.«

Nach diesen Worten drehte sich Jakob um und ging zu Mathilda hinüber.

David drehte sich ebenfalls um. Obwohl ihn das eben Geschehene verwirrte, merkte er an Jakobs Worten, das nun keine Zeit für weitere Fragen an den Rat war. Er beeilte sich, die Tür zu erreichen und kaum dass er sie hinter sich geschlossen hatte und vor Ephraim stand, sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus.

Ephraim lächelte und hob abwehrend die Hände. »Langsam, langsam. Lass uns erst einmal woanders hingehen, dann werde ich dir alles in Ruhe erklären.«

Schweigend gingen sie hintereinander die Wendeltreppe hinunter. David war deutlich anzusehen, dass er auf Ephraims Erklärungen brannte. Den ganzen Weg bis vor das Gebäude über knetete er nervös seine Finger. Während sie vor der Tür die breite Treppe hinuntergingen, erklärte Ephraim das weitere Vorgehen.

»Als nächstes werde ich dir die Akademie zeigen. Dort gibt es eine weitläufige Parkanlage, in der wir Spazierengehen können, während ich dir erzähle, was dort drin bei dem Ältestenrat passiert ist.«

Er legte David erneut eine Hand auf die Schulter und sofort verdichtete sich der Nebel um sie herum. Nach nur wenigen Sekunden lichtete sich der Nebel wieder, und sie befanden sich auf einer Wiese, die sich über eine breite Fläche bis hin zu einem riesigen Gebäude erstreckte, das wie eine Universität aussah. Rechts von ihnen waren ein paar Bäume, Gehwege und Sitzbänke.

Erstaunt schaute sich David um. Diese Fortbewegungsmethode war für ihn absolut faszinierend. Um das Gelände herum war nur Nebel zu erkennen, genau wie gerade um das Haus, in dem der Ältestenrat tagte. Er wusste nicht, wie weit diese beiden Orte voneinander entfernt waren, doch an Schnelligkeit war diese Form der Bewegung kaum zu übertreffen. Gerade wollte er genaueres darüber wissen, als Ephraim Luft holte und begann von dem Ältestenrat zu erzählen. Dabei wollte David ihn nicht unterbrechen, und so hörte er aufmerksam zu und vergaß vorerst die eigenartige Fortbewegungsart.

»Die Fragen, die Jakob dir gestellt hat, waren im Grunde genommen unwichtig. Zu jedem Neuankömmling gibt es eine Prophezeiung, die etwas über eure Zeit hier in Euphoria voraussagt. Deswegen müsst ihr alle dort hin, sobald ihr aufgeweckt wurdet. Was du sicherlich erlebt hast war, dass einer der zehn Ältesten urplötzlich aufstand und etwas rief, das nichts mit den vorher an dich gestellten Fragen zu tun hatte, stimmt's?«

David nickte. »Ja, die Frau ganz links in der Reihe.«

Sofort wurde Erkenntnis in Ephraims Gesichtszügen sichtbar. »Ah, Mathilda. Sie hat öfter die Eingebungen zu euch jüngeren Neuankömmlingen. Vorher weiß man nicht, durch wen die Prophezeiung mitgeteilt wird. Es wurde mir nie genau erklärt, aber es kann offenbar jeden der zehn Mitgliedern treffen. Auch Jakob, den Vorsitzenden, der übrigens mein Mentor ist. Was hat Mathilda über dich gesagt?«

Theatralisch blies David etwas Luft hervor und schaute auf den Boden. »Den genauen Wortlaut kann ich nicht mehr wiedergeben, aber es war etwas wie ›Du hast eine unruhige Zukunft‹ und ›wenn du dich nicht von deiner Familie fern hältst, werden dir deine Emotionen zum Verhängnis werden‹. Weißt du, was das zu bedeuten hat?«

Nachdenklich kratzte sich Ephraim am Kinn. »Um ehrlich zu sein klingt das zuerst einmal nicht positiv. Als Saver muss man lernen, seine Gefühle unter Kontrolle zu haben. Es scheint als könnte dir das schwerer fallen als anderen. Das mit der unruhigen Zukunft muss nicht unbedingt mit dir zusammenhängen. Es kann auch bedeuten, dass es für dich viel zu tun geben wird.«

»Und was bedeutet das mit meiner Familie? Kann ich meine Familie von hier aus sehen?«, bohrte David weiter. Diese Vorstellung erzeugte in ihm ein kribbeliges Gefühl in der Magengegend.

Ephraim wandte sich nach rechts in Richtung des Parks und bedeutete David, ein Stückchen mit ihm zu laufen.

»Unsere Welt, Euphoria, ist in Regionen aufgeteilt. Unsere Region, Nummer Dreizehn, umfasst den ganzen Nordosten der Vereinigten Staaten. Gerade, wenn du später einen Schützling in der Nähe deiner früheren Heimat zugeteilt bekommst, wirst du oft die Gelegenheit haben, deine Familie zu sehen, während du mit Beschützen beschäftigt bist. Eventuell werden sie sogar mit deinem Schützling zu tun haben. In deinem Falle gehe ich davon aus, dass sie dir einen Schützling in etwas weiterer Entfernung zuteilen. Bei einer solchen Prophezeiung sollte man nichts riskieren und es den Neuankömmlingen etwas leichter machen, sich von der Familie fernzuhalten. Aber theoretisch kannst du in jeder Pause, das heißt wenn dein Schützling schläft oder sich in einer sehr ungefährlichen Situation befindet, deine Familie beobachten oder sie sogar besuchen.«

David ließ das eben gehörte auf sich wirken. Er atmete tief ein und aus, betrachtete sich die Parkanlage, durch die sie liefen. Ihm fiel auf, dass keine Vögel oder Insekten umherflogen. Ein leichter Wind ließ die Blätter der Bäume rascheln, ansonsten war es still. In der Ferne sah er zwei andere Personen laufen. Er vermutete, dass es sich bei ihnen ebenfalls um einen Neuankömmling und seinen Mentor handelte.

»Wie funktioniert das mit dem Beobachten und Besuchen?«, fragte er und wandte den Kopf zu Ephraim. »Läuft man wirklich permanent neben seinem Schützling her und passt auf, dass er nicht vor ein Auto läuft oder ihm ein Ast auf den Kopf fällt?«

Ephraim schmunzelte. »Manchmal ist das tatsächlich so. Aber die meiste Zeit beobachtet man seinen Schützling von hier oben aus, auf sogenannten Sichtwiesen. Ich zeige dir schon bald, wie das funktioniert. Wenn es kritisch wird, können wir zur Erde hinab und eingreifen. So lange die Gefahr besteht, laufen wir auch mal eine Weile neben unserem Schützling her oder fliegen über ihm.«

»Hinab? Das heißt wir befinden uns wirklich genau über der Erde? So, wie man es sich immer als Kind vorstellt, wenn jemand gestorben ist und die Erwachsenen erklären, dass derjenige nun von oben auf einen herunterschaut?«

»Ganz genau so kann man es sich vorstellen, ja«, bestätigte Ephraim.

Nun wurde David misstrauisch. »Woher kommt diese Vorstellung der Menschen? Ist das Zufall oder kann man auch mit den Menschen kommunizieren?«

»Es ist in der Tat interessant, dass sich viele Menschen bei dem Gedanken an Engel vorstellen, dass wir über den Wolken sitzen und zu ihnen herabschauen – genau so wie es auch der Fall ist. Ich selbst habe es noch nie erlebt, aber manchmal können Kleinkinder uns sehen. Auch Menschen, die man allgemein wohl als geistig verwirrt beschreiben würde, sehen uns teilweise. Natürlich glaubt ihnen auf der Erde niemand, weil das nicht die Norm ist, aber ich denke jemand aus dieser Personengruppe hat mal einen Saver fliegen oder aus den Wolken kommen gesehen. Oder es ist so eine Art Eingebung«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.

»Da muss ich gleich noch etwas fragen«, fuhr David wissbegierig fort. »Ihr könnt wirklich fliegen?«

Anstatt einer Antwort ließ Ephraim zwei große Schwingen auf seinem Rücken erscheinen, breitete sie kurz aus und faltete sie dann wieder zusammen. Sie ragten über seinen Kopf hinaus und die unteren Spitzen berührten beinahe den Boden. Ausgebreitet reichten sie weit über Ephraims Armspanne und die Farbe der unzähligen Federn, aus denen die Flügel bestanden, war Gold. David klappte vor Erstaunen der Kiefer herunter.

»Ich denke das beantwortet deine Frage«, sagte Ephraim lächelnd. »Dir werden in ein paar Tagen Flügelstummel wachsen, danach dauert es eine Weile bis dein Federkleid so dicht ist wie meines, aber bis du deinen ersten Schützling erhältst, werden deine Flügel ausgewachsen sein. Allerdings wird die Farbe der Federn vorerst Weiß sein.«

»Wieso sind mir die Flügel vorher nicht aufgefallen? Man müsste sie doch eigentlich unter deinem Umhang sehen«, wunderte sich David.

»Das gehört zu unserer Tarnung. Ebenso wie die Starre, die du vorhin erlebt hast, tarnen wir Mentoren uns, um unsere Lehrlinge nicht gleich nach dem Aufwachen zu sehr zu erschrecken. Prinzipiell können wir uns mit einer guten Tarnung auch den Menschen zeigen. Sie sehen uns dann wie irgendeinen Passanten. Reden können wir allerdings nicht mit den Erdenbewohnern.«

Kurz hielt er inne, dann fügte er hinzu: »Das könnte übrigens ebenfalls eine Möglichkeit sein, wie hin und wieder ein Mensch von uns erfährt – indem sich ein Saver mit schlechter Tarnung zeigt. Allerdings kenne ich niemanden hier in Euphoria, der sich schon einmal gezeigt hat. Wir alle wissen, dass es theoretisch geht, aber die Gefahr, dass einer unserer Schützlinge misstrauisch werden könnte, ist uns allen zu groß.«

David betrachtete sich noch eine Weile die Flügel von Ephraim, dann wandte er sich wieder um und ging weiter den schmalen Weg entlang.

»Du siehst nachdenklich aus. Was geht nun in dir vor?«, fragte Ephraim vorsichtig, als er zu ihm aufgeschlossen hatte.

»Puh, ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Es wirkt noch extrem unwirklich auf mich. Aber auf der anderen Seite finde ich alles so interessant, dass ich am liebsten ganz Euphoria sofort kennenlernen möchte.«

Ephraim nickte. «Ich muss allerdings noch einmal wiederholen, dass du sehr gefasst bist für einen frischen Neuankömmling. Ich denke für heute reicht es mit den Erklärungen. Zum Abschluss des Tages zeige ich dir noch die Akademie. Dort wirst du in den nächsten Monaten sehr viel Zeit verbringen.«

Bei der nächsten Gabelung bogen sie ab, sodass sie zurück in Richtung des großen Gebäudes liefen.

Als sie auf die Rasenfläche gelangten, auf der sie durch den Nebel angekommen waren, sah David eine dunkelhaarige Frau mit Flügeln, ebenfalls Gold, und einen verwirrt wirkenden jungen Mann, der zwei Schritte hinter ihr lief. Die Frau drehte sich immer wieder beim Gehen um und redete unaufhörlich. Der junge Mann, offenbar ihr Lehrling, reagierte nicht, sondern schaute sich mit offenem Mund um und trottete einfach vor sich hin.

»Elaine«, rief Ephraim und winkte. Die Savers-Frau ließ suchend ihren Blick über das Gelände schweifen und winkte dann ebenfalls, als sie Ephraim erkannte. Sie packte ihren Lehrling am Arm und zog ihn hinter sich her in Richtung David und Ephraim.

»Hallo Ephraim«, sagte sie strahlend, als sie in Hörweite war. Dann musterte sie David und stellte sich lächelnd vor. »Hi, mein Name ist Elaine. Ich war zu der gleichen Zeit Neuankömmling als auch Ephraim angefangen hatte. Das heißt ich kenne deinen Mentor schon so lange er hier in Euphoria ist.« Dabei sah sie wieder zu Ephraim und grinste ihn an. Ephraim strahlte. Er schien fast in Elaines Augen zu versinken, fand David und musste schmunzeln.

»Hallo, ich bin David. Es freut mich dich kennenzulernen«, antwortete er. Dann fiel sein Blick auf Elaines Lehrling.

»Hi. Du bist bestimmt auch ein Neuankömmling, oder?«,fragte er den sich immer noch verwirrt umschauenden Mann. Erst jetzt schien er zu bemerken, dass er nicht mehr mit Elaine alleine war. Seine Augen weiteten sich, als er David sah, und erst recht als er Ephraim mit seinen Schwingen erblickte. Er brachte kein Wort heraus.

Elaine schaute ihn mitleidig an und setzte zu einer Erklärung an. »Das ist mein neuer Lehrling Adrian. Wir sind gerade von dem Ältestenrat wieder zurück gekommen. Ich musste ihn regelrecht hinein- und vor die Ältesten schieben. Er ist so, seit er aufgewacht ist und ich gesagt habe, dass er gestorben und nicht mehr auf der Erde sei. Manchmal brabbelt er zusammenhanglose Sachen vor sich hin, jedoch keine Fragen, keine Reaktion wenn ich ihn anspreche – nichts.«

David trat einen Schritt näher an Adrian heran und versuchte ihm ein paar Worte zu entlocken.

»Hey, ich bin auch neu hier. Ganz schön heftig, die ganze Sache, oder? Mein Verstand sagt mir eigentlich, dass das gar nicht sein kann, aber für einen Traum ist es zu real. Und ich kann mich sogar daran erinnern, dass ich einen Autounfall hatte – also der Teil stimmt zumindest. Dass ich dabei gestorben bin habe ich noch nicht realisiert, denke ich. Aber man kann sich ja mal drauf einlassen. Wenn es doch ein Traum ist, wachen wir irgendwann auf. Wenn nicht, gammeln wir wenigstens nicht in einem Sarg unter der Erde 'rum.« Er redete ohne Punkt und Komma, doch Adrian schien ihn gar nicht zu hören. Fast schon verstört sah er zu dem großen Gebäude vor ihnen und wieder zu dem Nebel zurück. Er sah nur ein paar Jahre älter aus als David, hatte hellbraune Haare und grüne Augen.

»Da fällt mir aber noch eine Frage ein«, sagte David und drehte sich zu Ephraim um. Wie ist das mit unseren sterblichen Überresten? Liegt mein altes Ich noch unten auf der Erde, oder wurde ich herauftransportiert und wiederbelebt?«

Elaine staunte. »Wow«, sagte sie an Ephraim gewandt. »Dein Neuankömmling kommt echt super mit Euphoria zurecht. Bis mir solche Fragen eingefallen sind, war ich schon mehrere Wochen hier.«

Stolz betrachtete Ephraim seinen Lehrling und setzte zu einer Antwort an. »Das ist in der Tat eine sehr fortgeschrittene Frage. Wie es genau gemacht wird, ist das Geheimnis des Ältestenrats. Ich kann nur so viel verraten, dass du, also derjenige David, der all die Jahre auf der Erde gelebt hat, jetzt hier bist. Wenn allerdings jemand deinen Sarg exhumieren würde, dann würde man deine Leiche noch sehen. Ich nehme an es funktioniert ähnlich wie die Tarnung unserer Flügel. So, jetzt wollen wir uns aber die Eingangshalle des Hauptflügels ansehen«, schloss er und drehte sich zu der Akademie um. Elaine tat es ihm gleich, jedoch nicht ohne noch einen letzten besorgten Blick auf Adrian zu werfen.

»Ich kann mein Glück ja noch einmal versuchen«, schlug David vor und packte Adrian sanft am Arm. Er redete einfach los, darüber, was ihm momentan durch den Kopf ging, und zog Adrian dabei hinter sich her, während er wie die beiden Savers in Richtung des Gebäudes lief. Doch plötzlich spürte er einen Widerstand. Adrian bedeutete David, dass er anhalten solle. Als David sich überrascht umdrehte, stand Adrian ihm näher als er erwartet hatte. Im Flüsterton fragte er: »Ich weiß, dass das kein Traum ist. Aber was sind das hier für Leute? Glaubst du denen wirklich, dass sie Schutzengel sind?«

Ängstlich schaute er an David vorbei in Richtung Ephraim und Elaine. Die beiden schienen nicht bemerkt zu haben, dass ihre Lehrlinge stehen geblieben waren. Fast waren sie an der Treppe zu dem Eingang der Akademie angelangt.

»Ich habe furchtbare Angst davor, was sie mit uns machen werden. Was ist, wenn wir gar nicht tot sind, sondern sie uns entführt haben und jetzt davon ablenken wollen, dass sie grausame Experimente mit uns vorhaben? So wie bei den Schweinen, weißt du? Bevor die geschlachtet werden, betäuben sie sie erst, damit sie nicht panisch werden. Das würde man später an dem Fleisch merken.«

Irritiert blickte David ihn an. Solch ein Gedanke war ihm noch gar nicht gekommen. Misstrauisch sah er sich zu Ephraim und Elaine um. Nun bemerkten auch sie, dass Adrian und David die Köpfe zusammengesteckt hatten. Doch es schien sie nicht zu beunruhigen, denn sie unterhielten sich einfach weiter.

»Das glaube ich nicht. Das wäre doch viel zu aufwendig, auch mit diesem Ältestenrat und dieser Prophezeiung. Komm, wir schauen uns mal diese Akademie an, und danach sehen wir weiter. Mein Mentor hat mir gesagt, man könne sich auch gegen die Aufgabe als Schutzengel entscheiden.«

Mit diesen Worten wollte David Adrian weiterziehen, doch dieser hielt dagegen.

»Aber was, wenn sie das wollen? Wenn sie uns in dieses Gebäude locken wollen, um uns dann zu überwältigen?«

David biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz. Eigentlich war ihm mehr zum Lachen zu Mute, doch er wollte nicht dass Adrian dachte, er mache sich über ihn lustig. »Sie hätten uns doch gar nicht erst aufwecken müssen, wenn sie Experimente mit uns machen wollen würden. Und auch wenn es eine komische Vorstellung ist, nach dem Tod noch einmal zu leben – war die letzte Situation, an die du dich vor dem hier erinnern kannst, nicht auch etwas lebensbedrohliches?«

Adrian ließ David los und zuckte mit den Schultern. »Eigentlich hatte ich nur eine simple Blinddarm-Entfernung. Doch aufgewacht bin ich nicht in einem Krankenzimmer, sondern hier. Da ist wohl irgendetwas schief gelaufen...«

Elaine und Ephraim hatten inzwischen bemerkt, dass sich ihre Lehrlinge angeregt unterhielten.

»Alles in Ordnung?«, rief Ephraim herüber.

David zeigte einen nach oben gestreckten Daumen.

»Los, wir sehen uns das mal an. Oder zumindest ich werde das jetzt tun. Du kannst ja hier stehen bleiben, wenn du nicht willst.«

Mit diesen Worten setzte sich David in Bewegung. Nur kurz darauf hörte er ein Schnaufen und Adrian schloss zu ihm auf.

»Aber wunder' dich dann nicht, wenn wir uns als Nächstes in Käfigen gegenüber sitzen und unsere Köpfe mit Dioden übersät sind«, setzte er beleidigt hinzu.

Savers - und es gibt sie doch

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