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»Die Anspannung unter den Savers lässt sich von Tag zu Tag stärker spüren, seit die Unverstandenen Euphoria verlassen haben.« David sah sich auf der Sichtwiese in alle Richtungen um. Neben ihm saß sein Mentor Ephraim und hob ebenfalls den Blick.

»Allerdings. Auch beim Retten auf der Erde merkt man, dass sich etwas verändert hat. Die meisten sind vorsichtiger, vermuten hinter jeder Bewegung und hinter jedem Unfall eine Sabotage.«

Auf der Oberfläche des Sichtungssees war Ephraims Schützling Simon zu sehen, der gerade beim Kinderturnen an der Sprossenwand anstand und wartete, bis er mit Hinaufklettern an der Reihe war.

»Noch vor ein paar Tagen hat man sich bei Rettungsaktionen auch mal auf Kollegen verlassen«, fuhr Ephraim fort. »Doch von Elaine weiß ich, dass sich dies nun drastisch geändert hat. Sie hat es erst gestern selbst erlebt. Wenn möglich machen die Savers alles selbst, auch dann, wenn es eine noch so kleine Bewegung ist. Die Unruhe steigt mit jedem Tag. Aber sie kommt auch nicht von ungefähr – täglich verschwinden weitere Savers. Julius hat es mir erzählt. Sie registrieren einen anhaltenden Strom an Savers, die Euphoria verlassen. Viele melden sich offiziell bei dem Ältestenrat ab und stellen klar, dass sie dem neuen Druck nicht gewachsen sind. Diejenigen, die still und heimlich gehen, könnten zu ihm übergelaufen sein. Doch natürlich wissen wir das nicht sicher.«

Ephraim wirkte auf einmal abwesend. Simon war nun an der Reihe und begann, die Sprossenwand hinaufzuklettern. Oben angelangt, drehte er sich um und sah in Richtung Matte hinab. Er holte Luft – und sprang ab.

Im nächsten Moment war Ephraim verschwunden und David sah ihn nun auf dem Bild, das der See ihm zeigte. Simon war zwar auf dem Weichboden gelandet, jedoch war er danach so ungeschickt seitlich umgekippt, dass er mit seinem Knie in Richtung Hallenboden fiel. Im letzten Augenblick war Ephraim erschienen und hatte seine Hand dazwischengeschoben. Nur wenige Sekunden später landete er wieder neben David in Euphoria.

»Tja«, seufzte er. »Ich schließe mich da keinesfalls aus. Auch bei einer noch so kleinen Gefahr für meinen Schützling bin ich sofort alarmiert. Ich denke zwar nicht, dass Simon die typische Zielgruppe der Unverstandenen wäre, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber man weiß ja nie.«

Er ließ sich erneut neben David nieder und schlang die Arme um seine angewinkelten Knie.

David strich sich durch die braunen Haare und lächelte seinen Mentor an. Gerade als er etwas entgegnen wollte, entdeckte er zwei Personen an der Nebelwand.

»Da kommt meine Schwester mit Amanda«, erklärte er.

Ephraim warf einen Blick über die Schulter. »Also wenn ich nicht wüsste, dass ihr Zwillinge seid, würde ich das niemals vermuten.«

»Das haben schon viele gesagt«, kicherte David. »Als Babys sahen wir uns sehr ähnlich. Wenn unsere Mutter uns gleich angezogen hat, konnte ein Außenstehender uns nicht auseinanderhalten.«

Sally hatte ihren Zwilling schnell entdeckt und eilte auf ihn zu. David erhob sich und als sie ihn erreicht hatte, fiel sie ihm um den Hals.

»In dieser seltsamen Zeit bin ich jedes Mal heilfroh, wenn ich dich wiedersehe«, murmelte sie, als sie sich von ihrem Bruder löste. »Wer weiß, auf welche Idee dieser Verrückte als Nächstes kommt. Hi Ephraim.«

»Hallo ihr beiden«, antwortete Davids Mentor und erhob sich nun ebenfalls. »Alles ruhig bei euch?«

Amanda nickte. »Seit ihrem Zusammenbruch auf dem Volksfest hat sich mein Schützling wieder gut erholt. Ich dachte erst, sie würde es nicht schaffen. Ich denke, es war mehr die Aufregung als etwas Körperliches.«

»Ist euch ein weiterer Saver aufgefallen, der länger nicht mehr in Euphoria aufgetaucht ist?«, wollte David wissen.

»Bisher nicht«, entgegnete Amanda. »Zum Glück. Auf der Konferenz in der Trainingsarena hat man die Anspannung deutlich gemerkt. Aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie man als überzeugter Saver bei der kleinsten Unregelmäßigkeit gleich die Fahnen streichen kann. Aber apropos Unregelmäßigkeiten: Habt ihr auch gehört, dass einige der Unverstandenen in Euphoria gesichtet worden sind?«

Ephraim öffnete den Mund, hielt jedoch abrupt inne und sah wieder auf den Sichtungssee. »Tut mir leid – ich glaube, ich muss noch einmal runter«, brachte er noch heraus, und war im nächsten Augenblick verschwunden.

Amanda zuckte mit den Schultern. Ihre braunen Locken wippten dabei auf und ab. »Ich muss mich ebenfalls um meinen Schützling kümmern. Es bringt ja ohnehin nichts, sich darüber aufzuregen, was hier gerade los ist.« Sie winkte Sally und David zu, bevor sie sich einen Platz am Ufer suchte. »Wir sehen uns morgen, Sally!«

Savers - Revolution

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