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So arbeitet unser Hormonsystem

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Warum es sinnvoller ist, beim Abnehmen bei der Entspannung statt beim Kalorienzählen anzusetzen, hängt damit zusammen, wie unsere Hormone und unser Nervensystem verknüpft sind.

Dass wir uns jederzeit an unsere Lebensbedingungen anpassen können, verdanken wir unseren Hormonen. Sie arbeiten eng mit unserem Nervensystem zusammen und steuern fast alles in unserem Körper. Mit ihrer Hilfe erzeugt der Körper Wärme, wenn uns kalt ist, lässt uns einschlafen, wenn wir müde sind, oder schickt uns auf Nahrungssuche, wenn wir Hunger haben. Hormone steuern unsere Libido, Energie, Konzentrationsfähigkeit und Verdauung, die Beschaffenheit von Haut, Nägeln und Haaren, unsere Stimmung und unsere Emotionen, unseren Appetit und unser Sättigungsempfinden, unsere Stresstoleranz, unseren Stoffwechsel, unsere Figur und unser Körpergewicht.

Hormone sind Teamworker

Diese genialen Alleskönner sind chemische Botenstoffe, die in unseren endokrinen Drü-sen produziert werden: z.B. im Hypothalamus, in der Hypophyse, der Zirbeldrüse, der Schilddrüse, den Nebennieren und der Bauchspeicheldrüse, bei Frauen in den Eierstöcken und bei Männern in den Hoden. Von dort werden sie über das Blut im Körper verteilt, bis sie an die Rezeptoren ihrer Zielzellen andocken. Man spricht von einem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Jedes Hormon, der Schlüssel, hat an der Zielzelle seinen eigenen Rezeptor, das Schloss, in den es hineinpasst und so eine Reaktion auslösen kann. Unsere Hormone sind dabei keine Einzelakteure – sie arbeiten mit-, aber auch gegeneinander. Viele Hormone haben einen Gegenspieler, sodass ihre Wirkung fein geregelt werden kann. Es reicht also nicht aus, dass unser Körper Hormone produziert. Wichtig ist vor allem, dass er sie in genau den richtigen Mengen herstellt. Dafür ist es notwendig, dass alle Hormondrüsen eng miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Dennoch ist die Ausschüttung von Hormonen hierarchisch organisiert. Die hormonelle Kommandozentrale ist der im Zwischenhirn sitzende Hypothalamus. Er erteilt der darunter liegenden Hypophyse Aufträge, die diese wiederum an die Hormondrüsen weitergibt. Schließlich geben unsere Hormondrüsen über eine Antwortschleife dem Hypothalamus permanent Rückmeldung über den aktuellen Hormonspiegel. So kann der Bedarf ständig angepasst werden. Die meisten Hormone werden in bestimmten Rhythmen ausgeschüttet, manche unterliegen auch einem Tag-Nacht-Rhythmus. Der Hypothalamus überwacht aber nicht nur die körperinternen hormonellen Regelkreise, er reguliert auch das Nervensystem. Permanent prüft er unsere Lebensumgebung und reagiert darauf, indem er ganz spezielle Hormone in bestimmten Mengen auf den Weg durch den Körper schickt.


Wie Schlafmangel unsere Hormone beeinflusst

Schlaf ist essenziell für unser Wohlbefinden. Denn unruhige oder zu kurze Nächte können unser Hormongleichgewicht empfindlich stören.

CORTISOL

Schon eine einzige Nacht mit Schlafstörungen oder zu wenig Schlaf verhindert, dass das Tagescortisol vollständig abgebaut wird. Ein hoher Cortisolspiegel verhindert die Ausschüttung unseres Schlafhormons Melatonin. In der Nacht wird normalerweise Körperfett abgebaut. Ein erhöhter Cortisolspiegel bewirkt das Gegenteil: Fett wird nicht verbrannt, sondern gespeichert.

MELATONIN

Das Schlafhormon Melatonin spielt auch eine große Rolle bei den Entgiftungsvorgängen, die eigentlich in der Nacht stattfinden sollten, während wir schlafen. Eine gestörte Nachtruhe bedeutet, dass toxische Stoffe, chemische Verbindungen und Hormone nicht ausreichend abgebaut werden. Wenn Hormone aber nicht abgebaut werden, bleiben sie im Körper und führen zu hormonellen Ungleichgewichten.

INSULIN

Schlafmangel erhöht den Blutzucker- und Insulinspiegel, begünstigt eine Insulinresistenz und steigert das Risiko für Diabetes Typ 2. Hohe nächtliche Insulinspiegel fördern außerdem Entzündungsprozesse im Körper und blockieren die nächtliche Fettverbrennung.

SCHILDDRÜSENHORMONE

Schlafmangel erhöht auch das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH. Das kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen, den Stoffwechsel bremsen und das Abnehmen erschweren.

HUNGER- UND SÄTTIGUNGSHORMONE

Schlafentzug senkt den Spiegel des Sättigungshormons Leptin und lässt dafür den Blutspiegel des Hungerhormons Ghrelin ansteigen. Die Folge: Man fühlt sich noch hungriger. Wer zu wenig schläft, neigt dazu, hungriger zu sein und mehr zu essen.

SEXUALHORMONE

Auch die Sexualhormone können durch Schlafentzug beeinflusst werden. Wenn der Körper gestresst ist und das Cortisol steigt, werden weniger Sexualhormone hergestellt – einschließlich Testosteron, Östrogen und Progesteron. Ganz besonders schwierig ist es für Frauen, die im Nachtdienst tätig sind. Durch die Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus kommt es zum Anstieg der Hormone LH und FSH, was einen negativen Einfluss auf die Produktion unserer Sexualhormone hat und z.B. mit Zyklusbeschwerden in Zusammenhang gebracht werden kann.

Das Nervensystem entscheidet über An- und Entspannung

Das Hormonsystem und das vegetative Nervensystem arbeiten Hand in Hand, um den Körper im Gleichgewicht, in der Homöostase, zu halten. Während wir unseren täglichen Aufgaben nachgehen, reguliert das Nervensystem unter der Regie des Hypothalamus Herzschlag, Atmung, Nahrungsaufnahme und Verdauung, Fortpflanzung, Körpertemperatur, Tag-Nacht-Rhythmus, Immun- und Hormonsystem. Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei gleichberechtigten Gegenspielern: dem Sympathikus, zuständig für Aktivität und Stressreaktion, und dem Parasympathikus, der für Beruhigung sorgt.

Stress aktiviert unseren Überlebensmodus

Befinden wir uns in einer bedrohlichen Situation und sind angespannt, ist der Sympathikus aktiv. Er löst eine Stressreaktion aus, die ich als Überlebensmodus bezeichne. Um sofort ein Maximum an Energie verfügbar zu machen, schütten die Nebennieren die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus.

Die Folgen: Der Blutfluss wird weg von den Verdauungs- und Fortpflanzungsorganen hin zu Armen und Beinen umgelenkt. Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen, das Herz schlägt schneller, die Pupillen weiten sich, die Atmung wird schneller, die Verdauung gedrosselt. Wir sind jetzt hoch konzentriert und körperlich extrem leistungsfähig, um es mit unserem Gegner aufzunehmen (Fight) oder zu fliehen (Flight). Diese durch den Sympathikus ausgelöste Stressreaktion ist die natürliche Erwiederung des Körpers auf Situationen, in denen unsere Existenz auf dem Spiel steht. Der Sympathikus kann nicht unterscheiden, ob wir gestresst sind, weil uns ein wildes Tier angreift, weil wir Streit mit dem Partner oder einfach nur Hunger haben. Die körperliche Reaktion auf Stress jeglicher Art ist identisch mit der unserer Vorfahren vor 200000 Jahren. Diese akute Stressantwort hält nur etwa zehn Minuten an – länger reichen die Energiereserven nicht, die durch den hohen Adrenalinausstoß angezapft werden. Spätestens nach zehn Minuten sollten wir also unser Problem aus der Welt geschafft haben: dem Tiger entkommen sein, den Rivalen besiegt oder - übertragen auf unsere heutige Welt - uns mit dem Partner versöhnt, den Zug in letzter Sekunde erreicht, die mündliche Prüfung bestanden haben. Erleichterung! Die Muskeln entspannen sich, Glückshormone werden ausgeschüttet. Wir atmen tief durch und könnten die ganze Welt umarmen.

Entspannung ist wichtig für einen gesunden Körper

Für das entspannte friedliche Gefühl nach einer akuten Stressbelastung sorgt der Parasympathikus - der Teil unseres Nervensystems, der für Erholung, Entspannung und Regeneration zuständig ist. Wir sind jetzt in Sicherheit. Stresshormone werden abgebaut, Blutdruck, Blutzucker, Atmung und Herzschlag normalisieren sich. Endlich kann der Körper sich wieder um Reparatur- und Wachstumsprozesse kümmern und Energie investieren in Nährstoffaufnahme, Verdauungsprozesse und Fortpflanzung.

Wir wechseln vom Überlebensmodus „Fight or Flight“ in den ,,Feed and Breed“- bzw. ,,Rest and Digest“-Modus. Wir können uns entspannen und uns um uns selbst und unseren Nachwuchs kümmern. Dauert die Stressbelastung allerdings länger als zehn Minuten an, vielleicht sogar Wochen oder Monate, reagiert unser Körper mit völlig anderen Mechanismen. Und die können unser Hormonsystem empfindlich stören, wie Sie auf den folgenden Seiten sehen werden.

Die Hormon-Balance-Diät

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