Читать книгу Die Hormon-Balance-Diät - Rabea Kieß - Страница 8
Das bringt uns aus der Balance
ОглавлениеUnser Nerven- und Hormonsystem ist äußerst sensibel und lässt sich schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Dabei können viele Faktoren eine Rolle spielen. Das Gute: Wir haben es durch unsere Ernährung und unser Verhalten selbst in der Hand, ausgleichend auf den Körper einzuwirken.
Einen besonders weitreichenden Einfluss auf unser Hormongleichgewicht hat Dauerstress. Das liegt vor allem daran, dass sich die Stressbelastung, der wir heute ausgesetzt sind, deutlich von der unserer Vorfahren unterscheidet. In unserer Gesellschaft ist Dauerstress zum Normalzustand geworden. Unser Alltag besteht heute oftmals aus unzähligen Stress-situationen, die sich aneinanderreihen und übereinanderstapeln. Viele Frauen verausgaben sich bei dem Versuch, endlose To-do-Listen, viele Termine, Job, Haushalt, Kochen, Kindererziehung, WhatsApp-Gruppen, Partnerschaft, Diät und Fitnesskurse unter einen Hut zu bringen.
Wenn es nicht der Stress von außen ist, machen wir uns selbst Stress: Wir spielen immer wieder gedanklich den Streit mit dem Partner durch, regen uns jeden Tag aufs Neue über die Arbeitskollegin auf. Das schlechte Gewissen beim Pasta-Essen, der überkritische Blick auf den Bauch, das Gefühl, es allen recht machen zu müssen, Schuldgefühle, Ängste, Einsamkeit, überzogener Perfektionismus, Selbstzweifel, der Druck, immer gut aussehen zu müssen, und noch vieles mehr stressen uns tagtäglich. Oft stecken wir unbewusst in ne-gativen Gedankenschleifen fest. Dann liegen wir nachts wach und grübeln, um am nächsten Tag müde, verspannt und alles andere als erholt aufzuwachen. Daueranspannung kann sich durch viele Beschwerden bemerkbar machen: Nacken-, Rücken- und Kopfschmerzen, Bluthochdruck, innere Unruhe, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, häufige Infekte und schließlich hormonelle Beschwerden.
Gründe für ein Hormonchaos
Unser Körper reagiert auf alles, was auf ihn einprasselt, und passt die Hormonproduktion entsprechend an. Indem wir uns bewusst werden, welche Faktoren sich wie auf unseren Körper auswirken, können wir gezielt gegensteuern.
DAUERSTRESS
Hält der Stress über längere Zeit an, kompensiert der Körper die Belastung, indem er kontinuierlich mehr von unserem Stresshormon Cortisol über die Nebennieren ausschüttet. Das steht in der Hormonhierarchie ganz oben, da es uns in schwierigen Zeiten das Überleben sichern soll. Lebensbedrohlicher Stress war für unsere Urahnen vor allem Hunger. Aus diesem Grund reagiert unser Körper auch heute noch bei anhaltendem Stress mit dem Herunterfahren aller nicht lebenswichtigen Vorgänge. Er versucht, möglichst effizient zu arbeiten, Energie zu sparen und schnelle Energiereserven anzuzapfen. Die Folgen: Der Blutzucker- und Insulinspiegel erhöhen sich, es werden weniger Hormone in den Eierstöcken produziert, die Schilddrüsenfunktion wird gedrosselt und der Stoffwechsel wird langsamer. All diese Vorgänge führen dazu, dass der Körper gezwungenermaßen Fett einlagert und wir zunehmen.
ENERGIEMANGEL
Die Makronährstoffe Eiweiß, Fett und vor allem Kohlenhydrate sind unsere wichtigsten Energielieferanten. Da der Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen wir sie durch Nahrung aufnehmen. Viele herkömmliche Diäten schränken die Zufuhr von Fetten oder Kohlenhydraten stark ein. Bei einer veganen Ernährung kommt es nicht selten zu Eiweißmangel. Unser Körper braucht aber alle drei essenziellen Makronährstoffe, um optimal zu funktionieren. Sie sind wichtig für die Hormonproduktion, für einen stabilen Blutzuckerspiegel, anhaltende Energie und Leistungsfähigkeit sowie eine hohe Stoffwechselaktivität, die entscheidend ist, wenn wir Körperfett verbrennen wollen.
NÄHRSTOFFMANGEL
Immer wieder stelle ich in meinen Coachings fest, dass viele Frauen zu wenig essen, Mahlzeiten auslassen oder sehr einseitig essen – entweder weil sie Angst haben zuzunehmen oder weil sie sich im Alltagsstress keine Zeit für ausgewogene Mahlzeiten nehmen. Daher fehlt es ihnen an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, die für die optimale Hormonproduktion gebraucht werden. Hinzu kommt, dass wir durch industriell verarbeitete Lebensmittel viele körperfremde Substanzen wie Farbstoffe, Konservierungsmittel oder künstliche Süßungsmittel aufnehmen, die unser Hormonsystem verwirren. Auch chronischer Stress, Medikamente, die Antibabypille, Rauchen, eine gestörte Darmflora oder regelmäßiger Alkohol- und Kaffeekonsum können die Nährstoffaufnahme stören oder den Bedarf an bestimmten Nährstoffen erhöhen.
CHRONISCHE ENTZÜNDUNGEN
Neben akuten Entzündungen, z.B. in der Haut, die man spüren und von außen sehen kann, können in unserem Körper auch Entzündungen entstehen, die man weder spürt noch sieht. Halten solche Entzündungsreaktionen länger an, spricht man von chronischen Entzündungen. Sie versetzen das Immunsystem in einen dauerhaften Alarmzustand und bringen unsere Hormone gewaltig aus der Balance: Sie führen zu chronisch erhöhten Cortisolspiegeln, Insulinresistenz, Schilddrüsenunterfunktion und stören das Gleichgewicht der weiblichen Hormone.
Darüber hinaus können sie die Hormonwirksamkeit stark einschränken. Ich habe Ihnen bereits das Schlüssel-Schloss-Prinzip zwischen Hormon und Hormonrezeptor erklärt. Chronische Entzündungen wirken wie ein Kaugummi, der im Schlüsselloch klebt. Vielleicht bekommt man den Schlüssel gerade so ins Loch und schafft es auch, ihn etwas zu drehen. Aber wenn überhaupt, gelangt die Information nur sehr langsam und ineffizient zur Zelle. Chronische Entzündungen können ein Grund sein, warum eine Frau Beschwerden hat, obwohl die Hormonwerte bei Blutuntersuchungen unauffällig sind. Sie sind auch die Hauptursache für die meisten chronischen Erkrankungen. Da sich über 80 Prozent unseres Immunsystems im Darm befinden, geht man heute davon aus, dass die Ursache vieler chronischer Entzündungen in einer gestörten Darmflora liegt, die vor allem durch unsere Ernährung beeinflusst wird.
Hormone kennen keine Diäten
Wenn Sie Ihre Kalorienzufuhr stark reduzieren oder Mahlzeiten auslassen, signalisiert das Ihrem Körper, dass er nicht in Sicherheit ist. Er kennt keinen Unterschied zwischen ,,Ich esse wenig, weil es nichts zu essen gibt“ und ,,Ich esse wenig, weil ich abnehmen will“. Also startet er über die Ausschüttung von Stresshormonen sein jahrtausendealtes Überlebensprogramm und schaltet den Stoffwechsel und den Kalorienverbrauch auf Sparmodus um. Dies ist auch der Grund, warum laut Studien fast 80 Prozent der Menschen nach einer Diät wieder zu ihrem Ausgangsgewicht zurück-kehren oder sogar schwerer werden: Der Körper will nach der „Hungersnot“ vorsorgen für den nächsten Notfall und hortet jede Kalorie, die wir ihm zuführen.
GESTÖRTER TAG-NACHT-RHYTHMUS
Wussten Sie, dass mehr als 50 Prozent des täglichen Fettabbaus im Schlaf passieren? Unsere Hormonausschüttungen folgen einem ungefähren 24-Stunden-Rhythmus, den man zirkadianen Rhythmus bzw. Tag-Nacht-Zyklus nennt. Dieser Rhythmus wird von äußeren Zeitgebern aus unserem Lebensumfeld beeinflusst. Den größten Einfluss hat natürlich das Licht, aber auch unsere Lebensgewohnheiten und unsere Ernährung sind entscheidend. Bei vielen Menschen besteht ein Konflikt zwischen der inneren biologischen Uhr und den äußeren Zeitgebern. Statt früh schlafen zu gehen und über Nacht zu fasten, wie es der natürliche Zyklus vorsieht, setzen wir uns bis spät nachts künstlichem oder blauem Licht von Fernseh- und Handybildschirmen aus, snacken zu später Stunde oder trinken vor dem Zubettgehen ein Gläschen Wein. All das verhindert die Ausschüttung unseres Schlafhormons Melatonin und erhöht die Insulin- und Cortisolspiegel, die nachts eigentlich auf ihrem Tiefststand sein sollten. Das blockiert die Fettverbrennung.
UMWELTHORMONE
Wir sind tagtäglich umgeben von sogenannten Umwelt- bzw. Xenohormonen wie z.B. Bisphenol A (BPA), Phthalaten oder Parabenen. Das sind synthetisch veränderte körperfremde Hormone, die meistens östrogenartig wirken und in Verdacht stehen, eine der Hauptursachen für Übergewicht und hormonelle Störungen zu sein. Sie stecken z.B. in hormonellen Verhütungsmitteln, als Weichmacher in Verpackungen, in Kosmetikprodukten, Weichspülern, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, in Pflanzenschutzmitteln oder Düngern. Da sie nicht die gleiche Molekülstruktur haben wie unsere körpereigenen Hormone, bringen sie unser Hormonsystem gewaltig durcheinander. Sie sind für den Körper schwer abbaubar und belasten unsere Entgiftungs- und Verdauungsorgane, insbesondere Leber und Darm. Sind diese überlastet, können Giftstoffe und Fremdhormone nicht ausgeschieden werden, reichern sich im Körper an und werden ins Fettgewebe eingelagert. Hartnäckiges Körperfett kann demnach auch das Ergebnis einer überlasteten Leber sein.
BEWEGUNGSMANGEL ODER ÜBERTRAINING
Bewegungsmangel führt zu einem hohen Blutzucker- und Insulinspiegel und versetzt den Körper in einen Stresszustand. Außer-dem fehlt Bewegungsmuffeln Muskulatur, die verhindert, dass überschüssige Kalorien im Fettgewebe eingelagert werden. Regelmäßige Bewegung und moderates Training sind wichtig, um Stresshormone abzubauen. Allerdings kann Sport auch den gegenteiligen Effekt haben: Trainieren wir zu oft und zu intensiv, werden Stresshormone ausgeschüttet.