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BACK ON THE TRACK!

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Das Vorgängerbuch Running wild endet zum Jahreswechsel 2014/2015 nach einer langen Laufpause. Ich hatte eine Operation am Knie, die mich sechs Monate aus der Bahn warf. Es war eine harte Zeit, da die Ansagen vorher anders waren. Was im Mai begann, zog sich bis zu meinem ersten richtigen Lauf am Eibsee am Fuß der Zugspitze im Dezember. Wir hatten diese irrsinnige Show mit Ed Sheeran auf dem Gipfel der Zugspitze, und es war der Tag vor dem Aufbau zu diesem Konzert. Erst ab diesem Tag wusste ich, dass die Lauferei weitergehen wird. Seit Jahren hatte ich dieses 520 km lange Rennen The Track in Australien auf meiner Agenda, und der Start im folgenden Jahr fiel genau auf den Tag, an dem ich operiert wurde. Quasi das Comeback nach genau 365 Tagen. Das war’s für mich! Fünf Monate Zeit – eigentlich zu kurz nach langer Pause. Und das Rennen ein bisschen lang für den Wiedereinstieg, aber Glaube und Symbolik gehen öfter mal vor Vernunft bei mir, und so stehe ich Anfang Mai um drei Uhr morgens in Dubai am Airport und bekomme zu hören: »Hey Alda: was machst du denn hier?« Neben mir am Security-Check steht grinsend Markus Mockenhaupt, den ich Jahre zuvor über seine Schwester Sabrina kennengelernt hatte. Er ist ebenfalls auf dem Weg nach Melbourne, um als deutscher Vorjahressieger der Wings for Life World Run in Australien zu starten. Geht ja schon mal gut los. Wir treffen uns nach gemeinsamem Flug von Dubai nach Melbourne für ein paar Laufrunden am Indischen Ozean. Nach drei Tagen Akklimatisierung und Einrichtung der inneren Uhr auf Down-Under-Zeit geht es weiter nach Alice Springs. Hier treffen sich die 22 Starter zu The Track, dem weltweit längsten Etappenlauf, bei dem Equipment und Verpflegung im Rucksack getragen werden. Der Ablauf ist wie immer: Der Veranstalter stellt die Zelte und zwölf Liter Wasser pro Tag. Die Dimensionen sind gewaltig – Hitze, Sand, Trails. Wir werden 527 km in 9 Etappen hinter uns bringen. Allein die letzte – die Königsetappe – wird knapp 130 km, zu diesem Zeitpunkt werden wir bereits 400 km in den Beinen haben. Daraus ergibt sich die übersichtliche Teilnehmerzahl. Es sind ausnahmslos erfahrene Ultraläufer am Start – und somit viele Freunde aus meinen zurückliegenden zehn Wüstenrennen – launiges Klassentreffen.

ES WIRD EIN LEGENDÄRES RENNEN

Noch nie ist einer von uns 520 km gelaufen – warum auch? Es gibt keine wirklichen Strategien dafür. Wir bekommen ein Roadbook vom Veranstalter, die Strecken sind mit Pfeilen oder Flatterband markiert. Jeweils 15 km voneinander entfernt befinden sich Checkpoints, an denen ein Arzt oder Betreuer postiert ist, der auf den Zustand der Läufer achtet und auf Probleme eingehen kann. Zudem bekommen wir an diesen Punkten jeweils zwei Liter Wasser für den Weg zum nächsten Checkpoint. Die Rucksäcke mit Food, Isomatte, Schlafsack, Klamotten, Stirnlampen etc. wiegen zwischen 8 bis 10 kg. Lebensmittel für den zweiten Teil des Rennens können wir im Dropbag hinterlegen und bekommen diesen am fünften Tag ausgehändigt. Anders wären die Rucksäcke zum Laufen zu schwer geworden. Die beiden ersten Tagesetappen durch den West-MacDonnells-Nationalpark sind je 30 bis 40 km lang, wir müssen mehr als 1.000 hm pro Tag absolvieren. Hier merke ich das Knie nach einem Jahr doch wieder und muss kleine Brötchen backen, aber auch, wenn ich noch nicht wieder ganz fit bin, kann ich in den Bergen Platz neun halten. Das Knie tut es auch – halten.

Sensationell das Treffen mit meinen Spezies aus dem Outdoor Fashionstore am zweiten Tag: Auf den höchsten Bergen der Region treffen wir einige von diesen coolen Wanderern. Vorher mit dem SUV durch den Outdoorstore und für 2.000 Euro Klamotten kaufen. Damit dann am Berg chic im Weg stehen, Fotos machen und immer schön den Thermobecher in der Hand halten. Ich würde mich ja zanken, aber mir bleibt kurz die Sprache weg, als ich hinter dem dicken Wandermonster auf meinem Trailpfad drei Helikopter stehen sehe. Ordentlich abgeparkt auf dem Gipfel. Die »lassen« hier oben wandern – find’ ich vernünftig. Das schont die Rettungskräfte, die heutzutage mit an Selbstüberschätzung leidenden Outdoor-Opfern viel Arbeit haben. Für viele dieser Kollegen wäre der Anstieg zum Heidelberger Schloss schon ein Abenteuer. Die kommen mir gerade recht. Da kann ich mich aufregen und vergesse mein Knie. Vollkommen unüberheblich – wie das so meine Art ist (grins!) – fühle ich mich heute überlegen.

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