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TEIL EINS: FALLBEISPIELE

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Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.“

Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain zu einer Zeit, als fast die ganze Welt noch allein von Männern regiert wurde

Es war ein sonniger Vormittag auf dem Schulhof der Raabeschule in Braunschweig, als die Bombe hochging. Nicht sprichwörtlich, sondern ganz real. Glücklicherweise kamen die Schülerin und der Schüler, die just in dem Moment auf der solide gemauerten Bank saßen, unter der der Sprengsatz deponiert worden war, mit dem Schrecken und einem veritablen Knallschaden davon.

Ein, zwei Tage später fand eine außerplanmäßige Lehrerkonferenz statt, in der es um die Bestrafung der jungen Delinquenten ging: ausnahmslos Schüler, keine einzige SchülerIN dabei!

Selbstverständlich musste ich als frisch gebackener Studienreferendar für Mathematik und Physik unbedingt an dieser wichtigen Versammlung teilnehmen. Nur kurz wurde darüber diskutiert, wie es angehen könne, dass minderjährige Jugendliche alle für den Bombenbau erforderlichen Zutaten einfach so in einer stinknormalen Chemikalienhandlung kaufen konnten. Einfach so — ohne jede kritische Rückfrage.

Komischerweise äußerte sich aber niemand aus der großen Runde kritisch oder auch nur verwundert darüber, dass denselben Jugendlichen das Rezept und damit quasi die Bauanleitung für ihren famosen Sprengsatz am gleichen Tag vom Chemie-Lehrer einfach so im Schulunterricht verraten worden war. (Ein allgemein zugängliches Internet, in dem man solche Informationen noch schneller und einfacher hätte finden können, gab es damals noch nicht!) Stattdessen wurde über eine angemessene Strafe für die reumütigen Bombenleger diskutiert.

Damals wie heute unterrichteten auch Lehrerinnen an diesem öffentlichen, allgemeinbildenden Gymnasium, aber die Wortführer in der sich über viele Stunden hinziehenden Aussprache waren ohne jeden Zweifel ihre männlichen Kollegen. Und so formte sich schon damals vor meinem geistigen Auge das erste genderbezogene Vorurteil:

—> Männern geht es nicht um die Sache, sie wollen sich in erster Linie präsentieren!

(Als Wissender, als Logik-Genie, als Obermotz — wie auch immer...)

Durch diese männliche Unart wäre die nervig lange Diskussion am Ende fast so ausgegangen wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen, denn die Testosteron-befeuerten Streithähne hatten allergrößte Mühe damit, sich auf die eine, pädagogisch einzig richtige Strafmaßnahme zu einigen: Den Pädagogen unter ihnen war die eine Hälfte der rechtlich zulässigen Strafen zu streng, den Hartlinern war die andere Hälfte zu lax. Ein Wunder, dass am Ende doch noch eine Einigung dabei herauskam. (Mehr darüber in: „Wir haben alle mal klein angefangen“, eBook vom gleichen Autor.)

Mag es an der spezifischen Vorliebe meiner Geschlechtsgenossen für jede Art von Wettkampfsport liegen oder nicht, gleiches erlebte ich danach auch als technischer Angestellter in einem mittelständischen Traditionsunternehmen der gehobenen Messtechnik-Branche:

Weiblich, kompetent, FÜHRUNGSKRAFT

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