Читать книгу Verschollen am Nahanni - Rainer Hamberger - Страница 13

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Uwe Breuer schiebt den Gashebel voll hinein, als er mit dem Wasserflugzeug in niedriger Höhe über das Motel donnert. Er lacht, als er Mabel dort unten aus dem Coffee Shop stürzen sieht. Sie winkt herauf, als er in einer großen Kurve zum See hinüber gleitet und das Gas zum Landeanflug zurücknimmt.

Mabel Benson springt entschlossen in den offenen Jeep und fährt wie eine Besessene zum Landesteg hinunter, eine dichte Staubwolke aufwirbelnd. Sie mag die Vierzig überschritten haben. Schlank, aber nicht mager, mit braunem Haar, macht sie mit ihren entschiedenen Bewegungen am Steuer des spritzigen Geländewagens einen zupackenden Eindruck. Ihre Züge sind ebenmäßig, wenngleich ihr Gesicht durch eine tiefe Stirnfalte beherrscht wird. Modisch kann man ihr T-Shirt und die ziemlich groben Jeans nicht nennen. Aber hier oben im Norden sind Modepuppen ohnehin nicht gefragt.

Uwe hat gerade die Maschine vertäut, als Mabel aus dem Wagen springt.

„Du meine Güte, Uwe, habe ich mir vielleicht Sorgen gemacht! Einfach drei Tage ohne Nachricht wegzubleiben! Hättest du mich denn nicht durch die Flugsicherung verständigen lassen können?“

Für einen Augenblick hat sie sich in seiner Umarmung völlig verloren. Aber jetzt kommt der scheue Ausdruck einer fast mädchenhaften Verlegenheit in ihre Miene zurück. Uwe löst sich von ihr.

„Nein, da war keine Chance. Ich hatte die beiden Yankees mit ihrem Jagdführer gerade auf dem See abgesetzt, als plötzlich das Wetter zumachte. Da wollte ich nichts riskieren und bin dort geblieben. Keine Chance, über VHF-Radio durchzukommen. Es war eine richtige Waschküche. Fürs Jagen war die Sicht zu schlecht. War ganz schön langweilig, aber ausgeschlafen bin ich wenigstens.“

„Hier war allerhand los“, sagt Mabel, während sie ihm hilft, seine Ausrüstung aus dem Flugzeug in den Jeep umzuladen.

„Wir haben ein Menge Benzin verkauft und alle Cabins bis auf zwei sind besetzt. Einer von den Gästen hat offenbar einen Vergaserschaden an seinem Wagen, der wartet ziemlich verzweifelt auf dich. Ja und richtig, vor einer knappen halben Stunde ist Bill Collins hereingeschneit und hat nach dir gefragt. Er ist nochmals weggefahren, aber er will gegen Abend hier anrufen. Sobald du zurück seist, wolle er sich mit drei anderen Männern hier treffen, die alle mit dir sprechen möchten. Ich weiß nicht, um was es sich handelt, aber Bill tut so geheimnisvoll. Wenn die dann nicht mehr heimfahren wollen, – ich meine, die trinken dann ja meist ziemlich viel! – dann sollen sie meinetwegen in einer der leeren Cabins schlafen, hab ich Bill gesagt. Ist dir doch recht, oder?“

„Natürlich.“ Aber er schüttelt den Kopf, weil er sich beim besten Willen nicht denken kann, was die Männer von ihm wollen.

„Ja und, das hätte ich beinahe vergessen, Bruce hat angerufen, dass er sich heute mit dem Geologen und den beiden Indianer-Scouts auf den Weg mache, den Liard River hinunter. Du wüsstest Bescheid, dass du ihn morgen an der Cabin abholen sollst. Was ist denn das?“

„Na ja, die wollen das Flussbett des Liard vermessen, weil sich mit dem Hochwasser nach dem letzten Winter ziemliche Veränderungen ergeben hätten. Die Kanus lassen sie an der Cabin unterhalb des Hell Gate, weil sie später noch weiter herunterfahren wollen.“ Uwe klärt Mabel über das Vorhaben genauestens auf.

Ein letzter Blick auf die Vertäuung der Maschine am Landesteg. Uwe setzt sich ohne Umstände ans Steuer des Jeeps und lässt den Motor an.

„Oder wolltest du fahren?“, fragt er noch.

Mabel lacht. „Das hättest du früher fragen müssen, du alter Chauvinist!“

Uwe grinst. Sie fahren hinüber zum Motel. Mabel mustert Uwe während der Fahrt von der Seite. Man sieht ihr an, dass sie mit dem Ergebnis der Prüfung zufrieden ist. Er sieht gut und gestrafft aus, braungebrannt und selbstsicher. Die vier Jahre hier oben mit ihr haben ihm offensichtlich gut getan. Ein feines Lächeln geht über ihr Gesicht, wie es nur eine glückliche Frau zieren kann.

Verschollen am Nahanni

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